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Das sollten Sie zu Hyper-V mit Windows Server 2022 wissen

Mit Windows Server 2022 bringt Microsoft mehrere Neuerungen für Hyper-V und stellt andere Funktionen ein. Wir erklären, was Sie beim Umstieg beachten müssen.

In Windows Server 2022 hat Microsoft einige Änderungen an Hyper-V vorgenommen. Wir geben nachfolgend einen Überblick zu den Möglichkeiten, und erklären, welche Funktionen der Anbieter in der neuen Version gestrichen hat.

SMB Direct und RDMA

SMB Direct und RDM sind Funktionen, die eine hohe Bandbreite unterstützen und die Latenz für Workloads wie Storage Spaces Direct, Storage Replica, Hyper-V, Scale-out File Server und SQL Server. Beides war schon seit einiger Zeit Teil von Windows Server.

Mit der neuen Version bietet SMB Direct jetzt auch Verschlüsselung. Dabei werden die Daten vor dem Speichern verschlüsselt. Das reduziert Leistungseinbußen und erhöht gleichzeitig den Schutz der Datenpakete durch AES-128 und AES-256.

Nested Virtualization für AMD-Prozessoren

Mit verschachtelter Virtualisierung (nested Virtualization) lassen sich bestimmte Technologien auch für virtuelle Server nutzen. Sinnvoll ist das für Test- und Entwicklungsumgebungen, aber auch für Container-Hosts und Server, wenn Sie diese auch virtuell mit den neuen Sicherheitsfunktionen von Windows Server 2022 nutzen wollen.

Mit Windows Server 2022 können Sie die Funktion jetzt auch auf Servern mit AMD-Prozessoren anwenden. Das war bisher nicht möglich. Mehr hierzu finden Sie auf der Seite Run Hyper-V in a Virtual Machine with Nested Virtualization.

Verschachtelte Virtualisierung findet übrigens nicht nur in Windows Server 2022 Einzug, sondern es gibt sie auch für Windows 11 Pro und Enterprise. Die virtuelle Maschine (VM) muss dazu in der Version 10 betrieben werden. Für die Aktivierung geben Sie in PowerShell den folgenden Befehl ein:

Set-VMProcessor -VMName <VMName> -ExposeVirtualizationExtensions $true

Um die Funktion wieder zu deaktivieren verwenden Sie:

Set-VMProcessor -VMName <VMName> -ExposeVirtualizationExtensions $false

Verbesserungen für virtuelle Hyper-V-Switches – Receive Segment Coalescing

virtuelle Switches in Hyper-V wurden in Windows Server 2022 mit aktualisiertem Receive Segment Coalescing (RSC) verbessert. Diese Technik ermöglicht es dem virtuellen Netzwerk in Hyper-V, Pakete zusammenzufassen und als ein größeres Segment zu verarbeiten. Das verringert die Zahl der CPU-Zyklen. Die Segmente bleiben über den gesamten Datenpfad zusammengeführt, bis die zugehörige Anwendung sie verarbeitet.

Das erhöht die Leistung beim Netzwerkverkehr auf allen Hosts, welche die Daten verarbeiten müssen. Gleichzeitig wird die CPU des Hosts entlastet. Diese Funktion gibt es in Windows Server schon länger, sie wurde mit Windows Server 2022 aber wesentlich verbessert und ist nun automatisch aktiviert. Die aktuellen Einstellungen lassen sich in PowerShell mit dem folgenden Befehl anzeigen:

Get-VMSwitch -Name vSwitchName | Select-Object *RSC*

Wenn Sie RSC deaktivieren möchten, zum Beispiel, weil es in Ihren VMs Kompatibilitätsprobleme auslöst, dann geben Sie in PowerShell folgendes ein:

Set-VMSwitch -Name vSwitchName -EnableSoftwareRsc $false

Sie können die Funktion jederzeit wieder aktivieren:

Set-VMSwitch -Name vSwitchName -EnableSoftwareRsc $True

Mehr zu diesem Thema ist auf der Seite RSC im vSwitch zu finden.

Shielded-VMs und Hyper-V Server

In Windows Server 2022 sind Shielded-VM und Fabric weiter enthalten, Microsoft entwickelt diese aber nicht weiter und hat sie als veraltet markiert. Wer sichere Virtualisierungsumgebungen betreiben will, sollte in Zukunft nicht auf Windows Server 2022 setzen, sondern auf Azure Stack HCI. Ebenfalls abgekündigt ist der Hyper-V-Server. Die kostenlose Virtualisierungsvariante gibt es zwar noch mit Hyper-V-Server 2019, ein Nachfolger Hyper-V Server 2022 ist jedoch nicht geplant.

Verwaltung mit Windows Admin Center – Affinitätsregeln festlegen

Microsoft verlagert immer mehr Funktionen zur Verwaltung von Clustern und von Hyper-V in Windows Admin Center. Das gilt auch für Windows Server 2022. Es ist daher sinnvoll, wenn sich Admins beim Einsatz von Windows Server 2022 auch die Möglichkeiten des Windows Admin Centers näher anschauen. Daneben finden Sie die Einstellungen auch noch im Failovercluster-Manager; sie sind aber über das Windows Admin Center meistens besser steuerbar.

Dort legen Sie auch sogenannte Affinitätsregeln fest. Sie bestimmen, wie ein Cluster VMs platziert und lassen sich recht granular einstellen. Die Regeln hinterlegt Windows als Clusterobjekt, damit sie immer verfügbar sind.

Wichtig ist vor allem, dass Sie hier Vorgaben dazu machen, welche virtuelle Maschinen auf denselben Hosts laufen dürfen und welche das System voneinander trennen muss. Das Windows Admin Center ist mittlerweile das von Microsoft empfohlene Werkzeug zur Steuerung eines Clusters. Alle Einstellungen aus dem Windows Admin Center können Sie ebenfalls mit PowerShell vornehmen.

Abbildung 1: Verwalten sie Affinitätsregeln im Windows Admin Center
Abbildung 1: Verwalten sie Affinitätsregeln im Windows Admin Center

Hyper-V im Cluster - Bessere Tests und Analysen

Beim Erstellen und Betrieb eines Clusters verwenden Sie auch mit Windows Server 2022 Validation Tests. Diese hat Microsoft mit Windows Server 2022 erweitert, so dass Sie noch mehr Funktionen des Clusters prüfen können, damit dieses optimal mit Windows Server 2022 und Hyper-V zusammenarbeitet. Die Tests umfassen nun beispielsweise die Teaming-Funktionen der Switches und die RDMA-Funktionen überprüft.

Abbildung 2: Microsoft hat mit Windows Server 2022 die Cluster Validation Tests angepasst und für Hyper-V erweitert.
Abbildung 2: Microsoft hat mit Windows Server 2022 die Cluster Validation Tests angepasst und für Hyper-V erweitert.

Switch Embedded Teaming ist die empfohlene Konfiguration bei Windows Server 2022

Erstellen Sie in Windows Server 2022 einen neuen, virtuellen Switch im Windows Admin Center, schlägt das System Ihnen vor, einen SET-Switch einzurichten. Die Teamingfunktion ist zwar bereits seit Windows Server 2016 Bestandteil des Systems, Microsoft hat diese aber jetzt zur empfohlenen Konfiguration erhoben und schlägt die Auswahl der jeweiligen Netzwerkadapter bereits beim Erstellen des neuen Switches vor.

Microsoft rät hingegen davon ab, in Windows Server 2022 ein NIC-Team zu erstellen und dieses einem neuen, virtuellen Switch zuzuweisen. Möchten Sie für Hyper-V ein Team einrichten, empfiehlt der Anbieter die Konfiguration als SET-Switch über das Windows Admin Center. SET-Switches unterstützen in Windows Server 2022 außerdem RDMA. Das ist mit den klassischen Teams nicht möglich.

Abbildung 3: Erstellen eines neuen virtuellen Switches mit Windows Server 2022
Abbildung 3: Erstellen eines neuen virtuellen Switches mit Windows Server 2022

Neue VM-Version 10 in Windows Server 2022 und Windows 11

In Windows Server 2022 und Windows 11 führt Microsoft die neue Version 10 für virtuelle Maschinen ein. Die Betriebssystem sind jedoch weiterhin mit Version 9 kompatibel. Es ist daher problemlos möglich VMs zwischen Windows Server 2019 und Windows Server 2022 zu replizieren, importieren und exportieren. Mit dem CMDlet Get-VMHostSupportedVersion lassen Sie sich anzeigen, welche Versionen Sie auf Ihrem Host verwenden können.

Abbildung 4: Sie können sich die kompatiblen VM-Versionen für den Host anzeigen lassen.
Abbildung 4: Sie können sich die kompatiblen VM-Versionen für den Host anzeigen lassen.

Erfahren Sie mehr über Containervirtualisierung

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