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Hyper-V: Lizenzen für Prozessoren, VMs und Betriebssysteme

Bei der Lizenzierung von Hyper-V müssen Unternehmen einiges beachten. Denn falsche Lizenzierung kann schnell teuer werden. Der Beitrag zeigt, wie es richtig geht.

Falsche Lizenzen können schnell zu unnötigen Strafzahlungen führen. Daher sollten sich IT- und Budget-Verantwortliche im Unternehmen damit auseinandersetzen, wie sie Hyper-V richtig lizenzieren, um unnötigen Ärger zu vermeiden. Bei der Lizenzierung von Windows Server 2022 als Hyper-V gelten vier Regeln, mit denen sich die Lizenzierung errechnen lässt:

  • Jeder physische Prozessor muss mindestens mit 8 Kernen lizenziert werden
  • Jeder physische Server wird mit mindestens 16 CPU-Kernen bewertet
  • Alle CPUs und CPU-Kerne müssen lizenziert werden. Abrunden ist nicht erlaubt, es wird mindestens aufgerundet.
  • Um bei Windows Server 2022 Standard zwei weitere VMs installiere zu dürfen, müssen alle CPUs und CPU-Kerne noch einmal lizenziert werden. 

Falsche Lizenzierungen fallen auf und kosten Geld

Im Rahmen der Migration von VMs zu Windows Server 2022 oder bei der Migration von Hyper-V-Hosts auf neue Hardware, kann es durchaus passieren, dass das Betriebssystem neu aktiviert werden muss. Gelingt das nicht, oder kommt es zu Problemen, kann es schnell passieren, dass bei Lizenzkontrollen falsche Lizenzierungen auffallen und Nachzahlungen notwendig sind. Wer Abonnements bei Microsoft abschließt, ist damit einverstanden, dass Microsoft regelmäßig Kontrollen über richtige Lizenzierungen durchführt. Auch dabei fallen fehlerhafte Lizenzierungen schnell auf. 

Dazu kommen Mitarbeiter, die unter Umständen nicht zufrieden mit dem Unternehmen sind und fehlerhafte Lizenzierung zur Anzeige bringen. In jedem Fall ist es sehr sinnvoll und auf Dauer günstiger, die einzelnen Serverlösungen richtig zu lizenzieren. Dabei gilt es bei Hyper-V einige Besonderheiten zu beachten, die wir nachfolgend behandeln.

Betriebssystem richtig lizenzieren: Hyper-V-Hosts benötigen eine vollwertige Betriebssystem-Lizenz

Bei der Installation des Betriebssystems müssen beim Einsatz von Hyper-V-Hosts die Hosts selbst lizenziert werden. Bei Windows Server 2022 sind mindestens 16 CPU-Kerne zu lizenzieren, auch wenn ein Server weniger als 16 CPU-Kerne hat. Wenn er mehr Kerne hat, müssen die zusätzlichen Kerne natürlich ebenfalls lizenziert werden. Basis-Lizenzen von Windows Server 2022 decken daher immer 16 CPU-Kerne ab. Zusätzliche Lizenzen gibt es auch mit 8-CPU-Kernen.

OEM-Lizenzen dürfen in Deutschland unabhängig von der Hardware verkauft werden. Dadurch lassen sich Hyper-V-Hosts als OEM legal lizenzieren. Teilweise gibt es Medien mit BIOS-Lock. Das hat aber nichts mit der Lizenzierung zu tun. Wenn ein Medium die Installation auf anderer Hardware nicht ermöglicht, dürfen Unternehmen auch andere Installationsdatenträger verwenden. Sogar gebrauchte OEM-Lizenzen sind in Deutschland erlaubt. 

Editionen richtig lizenzieren: Datacenter, Standard und Essentials

Wer Windows Server 2022 Datacenter einsetzt, darf auf dem Virtualisierungs-Host eine unbegrenzte Anzahl an VMs betreiben. Die VMs selbst brauchen in diesem Fall keine Betriebssystem-Lizenz, diese ist durch den Host abgedeckt. Das liegt daran, weil beim Einsatz von Hyper-V die Hosts lizenziert werden, nicht die VMs.

Auf der anderen Seite gilt es aber zu beachten, dass auf einem Server mit Windows Server 2022 Standard nur zwei VMs zum Einsatz kommen dürfen. Dabei darf es sich nur um Server mit Windows Server 2022 Standard handeln. Es ist nicht erlaubt VMs mit Windows Server 2022 Datacenter auf Hosts mit Windows Server 2022 Standard zu betreiben. Daher ist es sinnvoll auf VMs möglichst immer Windows Server 2022 Standard zu installieren. Die Funktionen sind bei Standard und Datacenter nahezu identisch, mit kleinen Unterschieden bei Storage-Spaces-Direct. Da diese Speichertechnologie ohnehin meistens auf physische Hardware produktiv zum Einsatz kommt, hat das bei VMs meistens keine Relevanz.

Auf Servern mit Windows Server 2022 Datacenter dürfen VMs mit Windows Server 2022 Standard und Datacenter positioniert werden, und zwar unbegrenzt. Daher sind bei Replikationen von VMs zwischen Hyper-V-Hosts die Editionen nicht wichtig, wenn überall Datacenter als Host zum Einsatz kommt. Es gibt keine Lizenzmobilität für Windows Server 2022. VMs können daher überall hin verschoben werden, solange die Edition der VM der Edition des Hosts entspricht. VMs mit Windows Server 2022 Standard dürfen aber unbegrenzt auf Windows Server 2022 Datacenter-Hosts positioniert werden. Weitere Lizenzierungen sind in diesem Fall nicht notwendig. 

Besonderheit Windows Server 2022 Essentials

Windows Server 2022 Essentials ist generell keine eigene Edition mehr, sondern eine spezielle Lizenz von Windows Server 2022 Standard. Nach der Installation von Windows Server 2022 Essentials meldet sich der Server daher als Standard-Edition im Netzwerk, die lizenztechnischen Einschränkungen für Windows Server 2022 Essentials gelten aber weiter, zum Beispiel die Anbindung von maximal 25 Benutzern mit 50 Geräten und die Verwendung von CPUs mit maximal 10 CPU-Kernen. Wenn Windows Server 2022 Essentials ausschließlich als Hyper-V-Host betrieben wird, darf auf dem Server Windows Server 2022 Essentials als VM betrieben werden. 

Windows Server 2022 Standard als Hyper-V-Host betreiben

Beim Einsatz von Windows Server 2022 Standard ausschließlich aus Hyper-V-Host sind zwei zusätzliche VMs auf dem Server durch die vorhandenen Lizenzen abgedeckt. Kommen auf dem Hyper-V-Host noch andere Serverdienste zum Einsatz, verbraucht er dadurch eine dieser Lizenzen und es ist nur noch eine VM auf dem Server mit dem Betriebssystem lizenziert.

Sollen auf einem Hyper-V-Host mit Windows Server 2022 Standard weitere VMs zum Einsatz kommen, ist für jeweils zwei weitere VMs eine weitere 16-CPU-Kerne-Lizenz von Windows Server 2022 Standard für diese Hardware notwendig. Diese erlaubt die Installation von bis zu zwei weiteren VMs mit Windows Server 2022 Standard (kein Windows Server 2022 Datacenter). Die Lizenzierung von VMs auf Windows Server 2022 erfolgt immer in Zweier-Schritten. 

Clientzugriffslizenzen beachten

Jeder Benutzer und/oder (abhängig von der eingesetzten Lizenz) benötigt eine CAL (Client Access Licence) für den Zugriff auf Windows-Server. Wenn einem Benutzer (Benutzer-Lizenz) oder einem Gerät (Geräte-Lizenz) eine CAL zugewiesen ist, darf dieser Benutzer oder dieses Gerät auf mehrere Windows-Server zugreifen. Die CAL gilt für den Client, nicht für den Server. CALs erlauben den Zugriff auf Server mit der gleichen Version oder älteren Versionen (Downgrade-Recht).

Abbildung 1: Client Access Licences gibt es als Benutzer- und als Geräte-Variante
Abbildung 1: Client Access Licences gibt es als Benutzer- und als Geräte-Variante

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