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Windows Server 2016: Vor dem Supportende beizeiten migrieren

Der Support für Windows Server 2016 läuft 2027 aus. Firmen sollten rechtzeitig auf Windows Server 2025 umstellen, um Sicherheit, Kompatibilität und Azure-Integration zu sichern.

Die Unterstützung älterer Windows-Server-Versionen läuft schrittweise aus, was Unternehmen zwingt, ihre Systeme auf aktuelle Plattformen zu migrieren. Windows Server 2016 erreicht am 12.01.2027 das Ende des Extended Supports. Danach entfallen Sicherheitsupdates, Hotfixes und technische Unterstützung, sofern keine kostenpflichtigen Extended Security Updates (ESU) über Azure Arc aktiviert sind.

Diese Zusatzoption verlängert den Schutz um bis zu drei Jahre, verursacht aber monatlich rund 70 Euro für einen physischen Server mit 16 Kernen. Über drei Jahre summiert sich das auf etwa 2500 Euro und liegt damit auf dem Niveau einer neuen Lizenz, ohne die Vorteile neuer Hardware und Funktionen. Die Verlängerung lohnt sich daher nur, wenn zwingende Abhängigkeiten eine sofortige Migration verhindern.

Lebenszyklus und Supportphasen von Windows Server

Der Support von Windows Server folgt der festen Microsoft Fixed Lifecycle Policy mit einer Laufzeit von insgesamt zehn Jahren. Sie teilt sich in zwei Phasen. Der Mainstream Support beginnt mit der allgemeinen Verfügbarkeit und läuft in der Regel fünf Jahre. Er umfasst Funktionsupdates, Sicherheitskorrekturen und Hardwarekompatibilität. Der Extended Support schließt sich für weitere fünf Jahre an, konzentriert sich ausschließlich auf Sicherheitsupdates und endet bei Windows Server 2025 am 14.11.2034. Der Mainstream Support endet bereits am 13.11.2029. Der offizielle Start der Supportphase war der 1.11.2024, womit sich ein klarer Zeitrahmen für Planung und Beschaffung ergibt.

Für ältere Generationen gilt: Windows Server 2012 R2 ist seit Oktober 2023 vollständig aus dem Support, Windows Server 2016 verbleibt bis Januar 2027 im Extended Support, während Version 2019 bis Januar 2029 aktiv gepflegt bleibt. Windows Server 2022 wird bis Oktober 2026 regulär unterstützt, danach beginnt der Extended Support, der wiederum im Oktober 2031 endet. Systeme, die bis dahin aktualisiert sind, profitieren von neuen Funktionen wie DTrace, verbessertem Clustering, erweiterten Sicherheitsoptionen und nativer Integration mit Azure Arc.

Windows Server Editionen und Einsatzgrenzen

Windows Server 2025 steht in den Editionen Essentials, Standard und Datacenter bereit. Essentials adressiert kleine Umgebungen mit bis zu 25 Benutzern und 50 Geräten, ist technisch identisch mit der Standard-Edition, aber auf einen Sockel und zehn physische Kerne begrenzt. CALs sind hier nicht erforderlich, Hyper-V ist enthalten, jedoch nur für eine Instanz. Die früheren Verwaltungstools der Essentials-Rolle existieren nicht mehr, wodurch das System nun wie ein vollwertiger Server verwaltet wird.

Standard und Datacenter folgen weiterhin der kernbasierten Lizenzierung mit Mindestwerten von 16 physischen Kernen pro Host und acht Kernen pro Sockel. Hyper-Threading bleibt lizenzneutral. Bei vollständiger Lizenzierung erlaubt Standard zwei virtuelle Instanzen, Datacenter bietet unbegrenzte Virtualisierungsrechte. Für alle Szenarien gilt der Erwerb entsprechender Client Access Licenses (CAL), deren Version mindestens der des Zielservers entsprechen muss. Die neuen Windows Server 2025-CALs sind abwärtskompatibel bis 2012 R2. Für Remote Desktop Services gelten separate RDS-CALs, die über den Lizenzserver aktiviert werden müssen. Wird ein älterer Lizenzserver eingesetzt, lässt sich über das Microsoft Clearing House eine temporäre Downgrade-Freischaltung veranlassen.

Downgrade-Rechte und Lizenzübertragbarkeit bei Windows Server

OEM-Lizenzen enthalten ein Downgrade-Recht auf ältere Versionen, solange diese offiziell unterstützt sind. Damit lassen sich neue Systeme mit Windows Server 2025 Lizenz temporär als 2022- oder 2019-Server betreiben. In Deutschland ist die OEM-Lizenz laut Microsoft-Vertrag nicht an die Hardware gebunden, was einen späteren Transfer auf andere Systeme erlaubt. Diese Regelung gilt ausschließlich für Deutschland und nicht für den restlichen EU-Raum.

Abbildung 1: Windows Server 2025 unterstützt weiterhin Benutzer-CALs und Geräte-CALs.
Windows Server 2025 unterstützt weiterhin Benutzer-CALs und Geräte-CALs.

Für Virtualisierungsumgebungen bietet Microsoft mit dem Flexible Virtualization Benefit eine erweiterte Option. Wird einer OEM- oder Volumenlizenz eine Software Assurance hinzugefügt, darf die Lizenz auf VMs angewendet werden. Jede virtuelle Maschine wird dabei mit mindestens acht vCPUs bewertet, unabhängig von der tatsächlichen Anzahl. Erst bei größeren VMs mit mehr als acht vCPUs entsteht ein rechnerischer Vorteil. In der Praxis bleibt die Lizenzierung des physischen Hosts meist effizienter, weil sie automatisch zwei virtuelle Nutzungsrechte (Standard) oder unbegrenzte Rechte (Datacenter) enthält.

Technische Migrationspfade für Windows Server

Microsoft unterstützt zwei grundlegende Wege: das In-Place-Upgrade und die Side-by-Side-Migration. Das In-Place-Upgrade erfolgt direkt auf dem bestehenden System und erhält Rollen, Daten und Einstellungen. Es eignet sich vor allem für virtuelle Maschinen. Windows Server 2025 erweitert den Upgrade-Pfad erstmals auf vier Vorgängergenerationen. Migrationen sind damit von 2012 R2, 2016, 2019 und 2022 direkt möglich. Ein Upgrade von Windows Server 2012 oder älter wird nicht unterstützt. Selbst innerhalb derselben Version ist ein In-Place-Upgrade etwa von Standard auf Datacenter oder zur Azure Edition zulässig.

Windows Server 2025 ist flexibel, was die Möglichkeit zum Inplace-Upgrade betrifft.
Abbildung 2: Windows Server 2025 ist flexibel, was die Möglichkeit zum Inplace-Upgrade betrifft.

Das Verfahren bleibt komfortabel, erfordert aber ein stabiles System. Fehlerhafte oder übermäßig veränderte Konfigurationen werden unverändert übernommen. Bei problematischen Umgebungen empfiehlt sich daher die Side-by-Side-Migration, bei der ein neuer Server aufgesetzt und Rollen sowie Daten manuell oder per Skript übertragen werden. Sie erlaubt den Wechsel auf neue Hardware und beseitigt Altlasten. Besonders bei Hyper-V-Hosts bietet sich dieser Weg an, da Live-Migration und Replikation eine nahezu unterbrechungsfreie Übertragung ermöglichen.

Domänencontroller lassen sich auf beide Weisen migrieren. Nach Abschluss sollte der Forest Functional Level auf Windows Server 2025 angehoben werden, ältere DCs dürfen danach nicht mehr aktiv sein. Während der Migration ist es erforderlich, die Replikation mit PowerShell-Befehlen wie Repadmin /ReplSummary zu prüfen, um Synchronisationsprobleme zu vermeiden. DHCP- und DNS-Server unterstützen ebenfalls beide Verfahren, wobei beim DNS-Dienst eine kurze Unterbrechung auftritt. Für File-Server gilt das Gleiche.

Ein reines Upgrade alter physischer Systeme bleibt wegen der Leistungsentwicklung wenig sinnvoll. Prozessoren aus 2016 liefern nur etwa die halbe Rechenleistung moderner Generationen. Aktuelle Plattformen bieten PCI Express 5, DDR5-Speicher und NVMe-Laufwerke mit deutlich höheren Durchsatzraten. Der Wechsel auf neue Hardware verbessert Performance, Energieeffizienz und Kompatibilität zugleich. Die Mindestanforderungen von Windows Server 2025 liegen bei einem 64-Bit-Prozessor mit mindestens 1,4 GHz, 2 GByte RAM für die GUI-Variante und 32 GByte Speicherplatz.

Veränderungen und Funktionsstand bei Windows Server 2025

Windows Server 2025 führt eine Reihe technischer Neuerungen ein. Die Active-Directory-Datenbank nutzt nun eine Seiten­größe von 32 KByte, was die Effizienz bei großen Umgebungen verbessert. DTrace steht als native Diagnosetechnologie bereit und erweitert die Analysewerkzeuge für Kernel- und Anwendungsebene. Die Hyper-V-Umgebung erhielt Optimierungen für Speicherverwaltung, Netzwerkvirtualisierung und dynamische Ressourcenzuteilung.

Windows Server 2025 kommt mit einer neuen Version von Active Directory.
Abbildung 3: Windows Server 2025 kommt mit einer neuen Version von Active Directory.

Entfernt wurden PowerShell 2.0, WordPad, der alte SMTP-Server sowie die frühere IIS-Verwaltungskonsole. Der Windows Server Update Service (WSUS) bleibt enthalten, wird aber nicht mehr aktiv weiterentwickelt. Administratoren können alternativ Azure Update Manager oder Arc-basierte Verwaltung einsetzen. Die Integration mit Azure Arc ist ein zentrales Merkmal der neuen Version, da sie hybride Szenarien unterstützt, Server zentral registriert und Update-, Policy- und Sicherheitsmanagement konsolidiert.

Zu den nicht mehr fortentwickelten, aber weiterhin unterstützten Komponenten zählen Cluster Sets, die Windows Internal Database und Remote Mail Slots. Diese Funktionen erhalten weiterhin Sicherheitsupdates, jedoch keine funktionalen Erweiterungen. Für RDS-Hosts gilt, dass Microsoft 365 Apps und Volumenlizenz-Office bis zum Ende des Mainstream Supports unterstützt sind, also bis November 2029.

Lizenz- und Kostenaspekte

Unternehmen mit noch produktiv eingesetzten 2012 R2- oder 2016-Servern sollten die verbleibende Zeit bis 2026 nutzen, um eine strukturierte Migration zu planen. Extended Security Updates sind teuer und nur über Azure Arc buchbar. Die erste Abrechnung enthält rückwirkende Gebühren (Back Billing Costs) für alle Monate, in denen ESU noch nicht aktiviert war. Damit steigen die effektiven Kosten weiter an.

Azure Local-Deployments bilden eine Ausnahme. Dort sind die ESU-Leistungen ohne Aufpreis inbegriffen, sofern die Server über Azure Arc verwaltet werden. In allen anderen Szenarien ist der direkte Umstieg auf Windows Server 2025 langfristig günstiger und reduziert Sicherheitsrisiken.

Empfohlene Migrationsstrategie

Für eine stabile Übergangsphase sollten Unternehmen bis spätestens 2026 alle produktiven Server auf Windows Server 2022 oder 2025 anheben. Der 12.01.2027 markiert den Stichtag für Windows Server 2016, und die Migration erfordert Vorlaufzeit. Sinnvoll ist ein gestuftes Vorgehe, zuerst Domänencontroller, dann Hyper-V-Hosts, anschließend File-Server und Cluster-Rollen. Eine zentrale Testumgebung validiert Inkompatibilitäten, insbesondere bei Drittanwendungen oder älteren SQL- und Exchange-Versionen.

Die Vereinheitlichung auf aktuelle Versionen verbessert die Verwaltung, das Lizenzmanagement und die Integration in hybride Umgebungen. Sie schafft zugleich die Grundlage für neue Sicherheitsfunktionen wie Credential Guard, Secure Boot und SMB over QUIC.

Fazit

Der Supportzyklus von Windows Server verlangt ein proaktives Handeln. Mit Windows Server 2025 steht eine langfristig unterstützte Plattform bereit, deren Mainstream-Support bis 13.11.2029 und Extended Support bis 14.11.2034 reicht. Sie bringt moderne Hardwarekompatibilität, neue Diagnosewerkzeuge, verbesserte Virtualisierung und tiefe Azure-Integration. Die Migration auf diese Version vermeidet hohe Kosten für ESUs und gewährleistet Betriebssicherheit über das kommende Jahrzehnt. Unternehmen sollten den Umstieg jetzt vorbereiten, um ihre Infrastruktur rechtzeitig auf den neuen Standard zu heben.

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