proslgn - stock.adobe.com

Acht Best Practices für mehr Nachhaltigkeit im Data Center

Der Klimawandel wird ein immer drängenderes Problem, auch für Rechenzentren. Wir erklären acht Best Practices, die sich auf die Natur und Ihr Business positiv auswirken.

Um ein Rechenzentrum umweltfreundlicher zu gestalten, müssen Sie zunächst einmal den aktuellen Status verschiedener Emissionen kennen – beispielsweise durch Ihre Leistungsaufnahme, Ihr Einkaufsverhalten und Ihre bauliche Situation. Der nächste Schritt ist es, Wege zu finden, diese Emissionen zu verringern.

Strom ist in Rechenzentren meistens der wichtigste Faktor für die Umweltauswirkungen des Betriebs. Nach Angaben des US-Energieministeriums verbrauchen sie 10- bis 50-mal mehr Energie als ein typisches Bürogebäude auf der gleichen Grundfläche und laut einer Studie des Umweltbundesamts Österreich und des Borderstep Instititutes im Auftrag der Europäischen Union wird der Anteil des Strombedarfs der gesamten EU von 2,7 Prozent 2018 auf 3,2 Prozent 2030 steigen. In einem Bericht vom September 2022 schätzte die Internationale Energieagentur (IEA), dass Rechenzentren im Jahr 2021 bis zu 1,3 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs ausmachten. Darüber hinaus erklärte die IEA, dass Rechenzentren und Datenübertragungsnetze im Jahr 2020 zusammen für 0,9 Prozent aller energiebezogenen Treibhausgasemissionen verantwortlich waren.

Die Eigentümer von Rechenzentren stehen unter dem Druck, eine aktive Rolle bei der Verringerung ihres CO2-Fußabdrucks zu übernehmen, da der Klimawandel zu einem immer dringlicheren globalen Thema wird – und da Umwelt-, Sozial- und Governance-Initiativen (ESG) zu einem wichtigen Maßstab für Kunden, Mitarbeiter und Investoren werden. Das Reduzieren der Umweltauswirkungen von Rechenzentren durch Green Computing ist auch aus geschäftlicher Sicht von Vorteil, da sie oft die Ausgaben für Energie und Technologie senken.

Das Einrichten umweltfreundlicher Rechenzentren ist heute für Unternehmen aller Branchen und geografischer Standorte eine Priorität. Im Folgenden finden Sie acht Green-Computing-Praktiken, die Sie umsetzen können, um Ihr Rechenzentrum energieeffizienter und nachhaltiger zu machen, was sowohl für die Umwelt als auch für Ihr Unternehmen von Vorteil ist.

1. Überwachen Sie Ihre Leistungsaufnahme

Zunächst müssen Sie wissen, wie viel Strom Ihr Rechenzentrum derzeit benötigt. Beginnen Sie mit dem Ermitteln der gesamten Leistungsaufnahme. Dann untersuchen Sie die Zahlen genauer, um den künftigen Bedarf zu prognostizieren. Unterteilen Sie den Strom zum Beispiel in HLK, Server, Infrastruktur, Netzwerk und Speicher. Sobald Sie ein Gefühl für Ihren Basisverbrauch haben, suchen Sie nach Möglichkeiten, die Energieeffizienz durch ein besseres Energiemanagement und Änderungen im Rechenzentrum zu verbessern.

2. Richtiges Dimensionierung von Servern und Virtualisierung

Wenn Sie alle Server in Ihrem Rechenzentrum rund um die Uhr betreiben, sind einige davon wahrscheinlich suboptimal ausgelastet. So laufen manche Anwendungen nur zeitweise auf hoher Last und andere nutzen Sie vielleicht sogar gar nicht mehr, aber sie liegen noch auf Servern im Leerlauf. Das Ergebnis: Ihre Server nehmen mehr Leistung auf als nötig. Serverüberwachungs-Tools wie Zabbix, Netreo und Paessler PRTG Network Monitor helfen Systemadministratoren dabei, die Auslastung zu verfolgen und zu identifizieren, wo Sie durch Konsolidierung Server einsparen könnten. Virtualisierung hilft außerdem dabei, Anwendungen sparsamer zu gestalten und mit weniger Hardware auszukommen.

3. Ändern Sie die Temperatur

Die HVAC-Systeme von Rechenzentren sind in der Regel so ausgelegt, dass sie auf höherer Leistung laufen als eigentlich notwendig. Neuere Rechenzentrumsanlagen lassen sich sicher bei höheren Temperaturen betreiben, so dass Sie nicht so oft und intensiv kühlen müssen. Nutzen Sie eine engmaschige Temperaturüberwachung und kennen Sie die Anforderungen Ihrer Systeme genau, um zielgerichtet und sparsam zu klimatisieren.

4. Passen Sie das Layout an

Steigern Sie die Effizienz Ihres Rechenzentrums ohne umfangreiche Neuanschaffungen, indem Sie es entsprechend der Temperaturanforderungen und Leistungsaufnahme neu anordnen. Verwenden Sie intelligente Layouts wie Warm- und Kaltgangkonfigurationen, um Luftströme so energiesparend wie möglich zu lenken.

Solche Layouts setzen voraus, dass Sie die Standorte Ihrer Zu- und Abluftöffnungen in der Anlage kennen, um die Anlagen entsprechend zu platzieren. Sie können dann zusätzliche Geräte in wärmeren Zonen zur zusätzlichen Kühlung aufstellen und so Ihre Gesamtstromkosten und die Anforderungen an Ihr HLK-System senken.

5. Erneuern Sie Technologie – aber nur wenn nötig

Ältere Anlagen liefern oft weniger Rechenleistung für mehr Leistungsaufnahme und sind empfindlicher bei der Temperatur. Neuere Server, Switches, Racks und HVAC-Technologien enthalten in der Regel Prozessoren und andere Komponenten, die energieeffizienter sind. Das hat jedoch einen Pferdefuß, denn neue Hardware erzeugt einen großen CO2-Fußabdruck bei der Herstellung, so dass sich Neuanschaffungen erst nach vielen Jahren rechnen. Die klimafreundlichste Hardware ist meistens die, die Sie schon betreiben. Rechnen Sie sich also nicht den CO2-Ausstoß durch den geringeren Energiebedarf schön, indem Sie die Herstellungsemissionen ignorieren, sondern wägen Sie zwischen den beiden ab. Tauschen Sie Hardware nur aus, wenn sie kaputt ist, sich aus der Nachhaltigkeitsperspektive nicht mehr lohnt oder wenn Sie wirklich mehr Leistung benötigen.

Virtualisierung oder der Wechsel in die Cloud, die meistens wesentlich energieeffizienter betrieben ist, als Ihr On-Premises-Rechenzentrum, sollten hier den Vorrang erhalten.

6. Investieren Sie in intelligente Facility-Management-Tools

IT-Service-Management-Prozesse erfordern das Sammeln und Speichern einer Vielzahl von Informationen über Ihre Rechenzentren, einschließlich der Leistungsaufnahme und der Rechenlast. Durch die Analyse dieser Daten gewinnen Sie Erkenntnisse, die Sie in Ihr Umweltkontrollsystem aufnehmen, um die Auslastung der Anlagen zu optimieren und so den Strombedarf und die HLK-Lasten zu senken.

Zu diesem Zweck analysieren KI-gestützte Überwachungs-Tools mit maschinellem Lernen Energiedaten und ein Prognosemodell für effiziente Energienutzung erstellen. Einige Unternehmen setzen KI auch zur autonomen Verwaltung der HLK-Funktionen in ihren Rechenzentren ein, zusammen mit IoT-Sensoren, die kontinuierlich Temperaturdaten an das System liefern. Die Software analysiert dann die Daten und passt das HLK-System automatisch an, um sicherzustellen, dass die Temperaturen stets auf einem optimalen Niveau bleiben. In einem Beispiel hat Google diese Technologie eingesetzt, um den Energiebedarf der Kühlsysteme in seinen Rechenzentren um 40 Prozent zu senken.

7. Erkundung von Technologien für grüne Energie

Egal, wie niedrig Sie Ihre Leistungsaufnahme drücken, am Ende werden Sie immer noch Strom brauchen. Die resultieren Emissionen verringern Sie weiter, indem Sie auf erneuerbare Quellen, wie Geothermische Kühlung, Wind-, Solar- und Wasserkraft setzen. Der Anbieter von Rechenzentrumsdienstleistungen Verne Global beispielsweise nutzt eine Kombination aus Erdwärme, Wasserkraft, Solar- und Windenergie für die Stromversorgung und Kühlung seiner Einrichtungen in Island und Finnland. Auch eines der Rechenzentren des Dienstleisters TierPoint in Spokane, Washington, wurde mit einem geothermischen Kühlsystem gebaut, das mit Wasser aus einem unterirdischen Grundwasserleiter betrieben wird. Iron Mountain betreibt unterirdische Rechenzentren in Missouri und Pennsylvania, die ebenfalls die Vorteile der natürlichen Kühlung nutzen.

Prüfen Sie, welche Optionen für grüne Energie für Sie verfügbar sind. Das Entwickeln neuer, erneuerbarer Energie- und Kühlmethoden bedeutet, dass Sie wahrscheinlich Wege finden, den CO2-Fußabdruck Ihres Rechenzentrums zu verringern.

8. Schließen Sie Partnerschaften mit Anbietern grüner IT und Organisationen

Entwickeln Sie Geschäftspartnerschaften mit IT-Anbietern, die sich auf grüne Technologien spezialisieren, sowie mit Organisationen, die Sie bei der Suche nach nachhaltigeren IT-Optionen unterstützen.

IT-Teams können zum Beispiel das Energy Star-Zertifizierungsprogramm der US-Regierung, das EU Ecolabel oder den Blauen Engel nutzen, um energieeffiziente Computer, Monitore und andere Produkte zu finden. Außerdem verwaltet der Global Electronics Council ein Verzeichnis von Produkten, die die Kriterien des EPEAT-Standards (Electronic Product Environmental Assessment Tool) erfüllen. Das Register listet Server, Netzwerkgeräte, Endbenutzer-Computer und andere Technologien auf, bessere Umwelteigenschaften aufweisen.

Darüber hinaus überprüfen Sie die Nachhaltigkeit und Energieeffizienz von IT-Anbietern und -Dienstleistern über Organisationen wie CDP (früher bekannt als Carbon Disclosure Project) und die RE100-Initiative für erneuerbare Energien sowie über ESG-Ratingagenturen wie MSCI, Refinitiv und Sustainalytics.

Erfahren Sie mehr über Data-Center-Betrieb

ComputerWeekly.de
Close