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Nur wer seinen CO2- Fußabdruck kennt, kann ihn reduzieren

Wollen Unternehmen ihren CO2-Ausstoß reduzieren, müssen sie ihre gesamte Lieferkette in den Blick nehmen. Digitale Lösungen unterstützen bei dieser Mammutaufgabe.

Die Klimakonferenz in Glasgow hat erneut verdeutlicht, dass jedes Land die Messlatte für die Reduktion von Treibhausgasen höher legen muss. Laut Climate Action Tracker steuern wir auf ein 2,5- bis 2,9-Grad-Celsius-Szenario zu. Wir alle müssen uns also ehrgeizigere Ziele setzen, sie schneller realisieren und den Erfolg unserer Maßnahmen minutiös verfolgen.

Das gilt in besonderem Maße für Unternehmen. Sie sollten ihren CO2-Fußabdruck nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus ökonomischen Gründen verkleinern. Denn ihre Reputation hängt zunehmend davon ab, welchen Beitrag sie zum Schutz des Klimas leisten. Daher müssen sie den CO2-Fußabdruck zum Key Performance Indicator (KPI) machen.

Wenn Nachhaltigkeitswerte für den Unternehmenserfolg genauso wichtig werden wie finanzielle Ziele, müssen sich Managerinnen und Manager künftig daran messen lassen, wie gut sie mit ihrem CO2-Budget haushalten. Vage Versprechungen werden ihnen in naher Zukunft weder ihre Kundschaft noch Investoren abkaufen.

Inzwischen gehört laut einer IDC-Studie die Verknüpfung von Finanz- und Umweltkennzahlen zu den wichtigsten Themen für IT-Entscheider. Schließlich kann das Führungspersonal nur managen, was sich auch messen lässt. Daher braucht es digitale Technologien, um den Status quo sichtbar zu machen und den Erwartungen gerecht zu werden.

Transparente Lieferketten schaffen

Bislang überwachen die meisten Unternehmen bestenfalls den CO2-Ausstoß ihrer Produktionsanlagen und die Effizienz gekaufter Energien (ISO 50001). Dabei verbietet sich der begrenzte Blick auf das eigene Firmenareal, wenn sie die Dekarbonisierung ernst nehmen wollen. Unternehmen müssen in Erfahrung bringen, an welcher Stelle der Lieferkette welche Emissionen entstehen.

Das ist nicht trivial, denn viele Wertschöpfungsketten sind komplex, betreffen zahlreiche Lieferanten und Partner, spannen sich über viele Länder. Gleichzeitig wissen wir, dass transparente Lieferketten wichtige Stellschrauben für den Klimaschutz sind. Was Unternehmen künftig brauchen? Lösungen, die den Wandel zum nachhaltigen Unternehmen erleichtern. Kooperationen, aus denen Datennetzwerke erwachsen und Systeme, in deren Datenmodellen Nachhaltigkeitskriterien wie die CO2-Emissionen bereits eingebettet sind.

Im Idealfall können Unternehmen gemeinsam mit starken Partnern ihre Kohlendioxid- und andere Treibhausgasemissionen erfassen und diese Daten in die zugrunde liegenden Geschäftsprozesse einbinden. Mit einer transparenten Lieferkette lässt sich dann für jedes Bauteil der Kohlendioxidausstoß ermitteln, der bei der Herstellung und in den vor- und nachgelagerten Prozessen anfällt. Unternehmen können damit belegen, wie nachhaltig ihre Produkte tatsächlich sind. Vor allem aber ihre Lieferkette auf Nachhaltigkeit abklopfen und bei Bedarf gegensteuern.

Ökologischer Fußabdruck für jedes Produkt

Wie müssen digitale Lösungen aussehen, damit Unternehmen aller Branchen ihre Prozesse an eine Geschäftswelt anpassen können, in der Nachhaltigkeit aus strategischer und wirtschaftlicher Perspektive ein Muss ist? Unternehmen müssen mit ihnen den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte und der gesamten Wertschöpfungskette berechnen können. Nur so lassen sich schon zu Beginn des Produktlebenszyklus die Auswirkungen auf die Umwelt ermitteln.

Christian Mehrtens, SAP

Unternehmen müssen in Erfahrung bringen, an welcher Stelle der Lieferkette welche Emissionen entstehen.“

Christian Mehrtens, SAP

Dazu müssen alle Daten aus sämtlichen Lösungen, die die Produktionsprozesse steuern, zusammengeführt und dann mit den Stammdaten aus Geschäftsanwendungen verknüpft werden. Diese Sichtbarkeit versetzt Verantwortliche in die Lage, Umweltauswirkungen verschiedener Produktionsszenarien zu berechnen: Reifenhersteller beispielsweise können so die Kautschukbezugsquellen hinsichtlich des ökologischen Fußabdrucks vergleichen und bessere Entscheidungen treffen.

Mit Datennetzwerken auf dem Weg zur Klimaneutralität

Nachhaltiges Wirtschaften und Klimaneutralität lassen sich nicht im Alleingang erledigen, sondern setzen die Bereitschaft zur Kooperation voraus. Deshalb sollten Unternehmen darauf achten, dass ihre digitalen Lösungen einen durchgängigen und sicheren Datenaustausch mit Kunden, Lieferanten und Geschäftspartnern bieten. Denn Klimaneutralität lässt sich nur in einer starken Gemeinschaft realisieren.

Im Idealfall lassen sich im engen Schulterschluss mit den Partnern auch die vom GHG Protocol (Treibhausgasprotokoll) definierten Emissionskategorien (Scopes) abdecken. Unternehmen können dann dank der Datenvernetzung nicht nur die Scope-1-Emissionen berechnen, die innerhalb des eigenen Unternehmens in den Betriebsanlagen oder Fahrzeugflotten entstehen. Sondern sehen zum Beispiel auch, wie sich mit Grünstrom die Scope-2-Emissionen verbessern. Diese entweichen bei der Erzeugung der Energie, die von außerhalb bezogen wird.

Datennetzwerke erlauben Unternehmen, sogar die übrigen Emissionen zu berechnen – also jene Ausstöße, die sich ein Betrieb anrechnen muss, aber selbst nicht kontrollieren kann (Scope-3). Hierunter fallen Emissionen, die Zulieferer, Dienstleister sowie Kundinnen und Kunden verursachen beziehungsweise bei der Entsorgung oder dem Recycling anfallen.

Über den Autor:
Christian Mehrtens ist SVP Partner Vertrieb bei SAP und Mitglied der Geschäftsleitung bei SAP Deutschland.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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