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Wie Unternehmen die größten KI-Herausforderungen überwinden
Praktisch alle Unternehmen beschäftigen sich derzeit mit KI, aber nur wenige fühlen sich darauf vorbereitet. Hindernisse sind Fachkräftemangel und unzureichende Infrastrukturen.
Kaum ein technologischer Ansatz hat sich so schnell durchgesetzt wie KI. Nach der Markteinführung von ChatGPT im November 2022 sagten im Herbst 2024 schon 98 Prozent der deutschen Unternehmen: Die Dringlichkeit, KI einzusetzen, hat sich in den letzten sechs Monaten erhöht. 47 Prozent haben ihrer Meinung nach höchstens noch ein Jahr Zeit, um ihre KI-Strategien umzusetzen. Ansonsten erwarten sie erhebliche negative Auswirkungen auf ihr Geschäft, so der Cisco AI Readiness Index 2024.
Und die Begeisterung steigt weiter – vor allem in der Chefetage: Aktuell wollen schon 97 Prozent der europäischen CEOs künstliche Intelligenz (KI) konkret in ihre Geschäftsabläufe einbauen. 87 Prozent glauben, die Vorteile von KI für ihr Unternehmen gut zu kennen. Das Problem: Nur 1 Prozent fühlt sich vollständig für das KI-Zeitalter gerüstet, so die Cisco-CEO-Studie 2025. Mehr als zwei Drittel der Befragten sehen hier mangelndes IT-Know-how und Probleme bei der IT-Infrastruktur als größte Hürden.
KI bringt Wirtschaft voran
Dabei gilt KI als eine der wichtigsten Triebkräfte für wirtschaftliches Wachstum. So wollen die europäischen CEOs damit vor allem die Effizienz erhöhen (61 Prozent), Innovationen beschleunigen (60 Prozent) und Wettbewerbsvorteile erzielen (55 Prozent).
Gesteigerte Effizienz soll dabei Kosten einsparen. Dies ist vor allem in Bereichen möglich, in denen KI die Prozessautomatisierung unterstützt, so das ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft. Damit lassen sich etwa Produktion und Logistik, Cybersicherheit, aber auch das Marketing und die Kreation von Bildern oder Texten optimieren. Zum Beispiel bietet maschinelles Lernen auf Basis automatisierter Datenanalysen tiefere und schnellere Einblicke in Markttrends und Kundenpräferenzen. Zudem kann KI Routinetätigkeiten übernehmen, Routen planen oder Vorschläge für kreative Ideen liefern.
Maßnahmen für die Weiterbildung
Insbesondere die Schulung von IT-Fachleuten ist eine der größten Herausforderungen für den KI-Einsatz. Schon jetzt sind rund 150.000 IT-Stellen in deutschen Unternehmen laut BITKOM nicht besetzt. Bis zum Jahr 2040 werden sogar 663.000 IT-Fachkräfte fehlen. Daher sind strategische Ansätze und gezielte Maßnahmen zur Weiterbildung von Mitarbeitenden notwendig.
Im ersten Schritt sind hier die notwendige Sensibilisierung und ein gewisses Grundverständnis zu schaffen. Dazu dienen Einführungsseminare, weiterführende Online-Kurse sowie Live-Demos von Best-Practice-Beispielen. Im nächsten Schritt sollten technische Schulungen und praxisnahe Trainings die Möglichkeiten von KI für die jeweilige Rolle der Mitarbeitenden aufzeigen. Dabei sind begleitende Workshops zu Ethik und Compliance nötig. Gerade in der Anfangsphase fördern interne KI-Botschafter und Kommunikationsplattformen den Informationsaustausch und die Akzeptanz.
Für die nachhaltige Nutzung von KI empfehlen sich dann Pilotprojekte, Ideenwettbewerbe und Hackathons. Hier können Mitarbeitende praktische Erfahrungen sammeln sowie eigene KI-Anwendungsfälle entwickeln und mit Low-Code-/No-Code-Plattformen umsetzen. Dazu müssen Unternehmen geeignete Tools und Infrastruktur bieten. Beim produktiven Einsatz sind die Datenquellen zu prüfen, die Datenschutzrichtlinien zu beachten sowie Automatisierungs- und Analyse-Tools bereitzustellen. Eine solche Arbeitsumgebung mit einer modernen Unternehmenskultur erhöht auch die Attraktivität als Arbeitgeber.
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„Insbesondere die Schulung von IT-Fachleuten ist eine der größten Herausforderungen für den KI-Einsatz. Schon jetzt sind rund 150.000 IT-Stellen in deutschen Unternehmen laut BITKOM nicht besetzt.“
Christian Korff, Cisco Deutschland
Unterstützt werden Unternehmen dabei von branchenübergreifenden Initiativen wie dem AI-Enabled ICT Workforce Consortium, zu dem unter anderem Cisco, SAP, Accenture, Google, IBM, Intel und Microsoft gehören. Die Mitglieder wollen in den nächsten Jahren weltweit 95 Millionen Menschen in den Bereich IT und KI weiterbilden.
Die richtigen Technologien
Fachleute sind nötig, um die aktuellen IT-Infrastrukturen in Unternehmen auf das KI-Zeitalter vorzubereiten. Diese müssen zum Beispiel hochskalierbar sein, um die steigenden Anforderungen der KI-Workloads zu erfüllen. Gleichzeitig müssen in etwa 80 Prozent der Unternehmensnetzwerke die Latenz reduziert und der Durchsatz erhöht werden, damit sie KI-Workloads vollständig unterstützen. Dabei wird sich die Geschwindigkeit der Veränderungen durch immer neue KI-Workloads ständig erhöhen. So muss die Infrastruktur auch flexibel auf neue Anforderungen reagieren. Dies gelingt mit einer modernen Rechenzentrumsinfrastruktur auf Basis vollständig integrierter Systeme.
KI führt aber auch zu neuen Herausforderungen in puncto IT-Sicherheit, worauf Unternehmen bei der Implementierung besonders achten müssen. So benötigen sie idealerweise Lösungen, um den gesamten KI-Stack aus einer Hand zu schützen. Nur so erhalten sie differenzierte Einblicke zu Netzwerk, Sicherheit und Applikationen sowie automatisierte Erkennungs- und Abwehrfunktionen, auch für neuartige Angriffe.
So kann KI-gestützte Software für höhere Sicherheit sorgen, durch schnellere und einfachere Abläufe die Produktivität steigern und die Wertschöpfung beschleunigen. Mit solchen technologischen Lösungen und den richtigen Fachkräften sind Unternehmen für das KI-Zeitalter vorbereitet.
Über den Autor:
Christian Korff ist seit Mai 2019 als Managing Director Enterprise bei Cisco für internationale Großkunden in Deutschland verantwortlich. Korff ist seit 2001 bei Cisco, seit 2012 war er als Vertriebsdirektor verantwortlich für die Öffentliche Hand und ist seitdem auch Mitglied der Geschäftsleitung für Cisco Deutschland. Korff ist weiterhin Leiter der Bundesfachkommission „Künstliche Intelligenz und Wertschöpfung 4.0“ im Wirtschaftsrat der CDU.
Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.