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Raus aus der Lizenzfalle: Der Weg zur Java-Unabhängigkeit

Die Lizenzkosten für Oracle Java stellen viele Unternehmen vor Herausforderungen. Immer mehr Organisationen prüfen Alternativen, um Kosten und Risiken zu reduzieren.

Java gehört zu den zentralen Technologien im Unternehmensumfeld. Doch mit der Umstellung auf ein mitarbeiterbasiertes Preismodell hat Oracle Anfang 2023 die Spielregeln für die Java-Nutzung in Unternehmen grundlegend verändert. Firmen zahlen seitdem in Abhängigkeit von der Mitarbeiteranzahl – egal, ob sie nur eine Handvoll Java-Anwendungen betreiben oder eine komplexe Microservices-Landschaft unterhalten.

Unternehmen stehen seither also vor der Entscheidung: Weiter steigende Lizenzkosten in Kauf nehmen oder auf unabhängige, quelloffene Alternativen umsteigen. Dabei geht längst nicht mehr nur um Kostenfragen – sondern um technologische Souveränität, Compliance-Risiken und die strategische Zukunftsfähigkeit von Java-Anwendungen im Zeitalter von Cloud und KI.

Migration auf OpenJDK

Lange galt der Umstieg von Oracle Java auf OpenJDK in vielen Unternehmen als risikobehaftet – aus Sorge vor Kompatibilitätsproblemen, fehlendem kommerziellen Support und mangelnder Transparenz über die eingesetzten Java-Versionen. Doch in den vergangenen Jahren haben sich OpenJDK-basierte Distributionen als vollwertige Alternative zu Oracle Java etabliert. Sie bieten dieselbe technische Grundlage und einige Unternehmen wie Azul bieten professionellen Support und optimierte Laufzeitumgebungen.

Der 2025 State of Java Survey & Report von Azul zeigt außerdem: 84 Prozent der befragten Organisationen bewerten die Migration als einfacher als erwartet oder planmäßig verlaufend. Drei Viertel haben den Wechsel innerhalb eines Jahres abgeschlossen – knapp ein Viertel sogar in weniger als drei Monaten.

Drei Erfolgsfaktoren für die Java-Migration

Wer Oracle Java ablöst, braucht jedoch mehr als eine geeignete technische Lösung – entscheidend ist ein ganzheitlicher Migrationsansatz. Drei Aspekte haben sich in der Praxis als erfolgskritisch erwiesen.

1. Strategische Rückendeckung einholen

Die Migration zu einer OpenJDK-basierten Java-Distribution ist kein reines IT-Projekt – sie betrifft strategische, finanzielle und operative Bereiche gleichermaßen. Entsprechend wichtig ist es, frühzeitig Rückendeckung auf Entscheider- und Vorstandsebene zu gewinnen. Denn ohne klare Zielsetzung, Ressourcenfreigabe und interdisziplinäre Zusammenarbeit lässt sich eine unternehmensweite Umstellung kaum erfolgreich umsetzen. Eine überzeugende Business-Case-Kalkulation – etwa basierend auf Lizenzkosteneinsparungen, Audit-Risiken oder Compliance – hilft dabei, intern Akzeptanz zu schaffen. Ebenso entscheidend ist ein belastbarer Projektplan, der technische Schritte, Testphasen und Governance-Aspekte transparent abbildet.

2. Vollständige Bestandsaufnahme vornehmen

Ein umfassender Überblick über alle im Unternehmen eingesetzten Java-Versionen, -Anwendungen und -Laufzeitumgebungen ist die Grundlage jeder erfolgreichen Migration. In der Praxis zeigt sich, dass viele Unternehmen über Jahre hinweg unterschiedlichste Java-Versionen angesammelt haben – von Legacy-Anwendungen, die auf Java 6 laufen, bis hin zu modernen Microservices auf aktuellen Releases. Diese Heterogenität betrifft nicht nur lokale Systeme, sondern auch Cloud-Deployments und externe Dienstleister.

Die Herausforderung: In vielen Organisationen fehlen zentrale Inventarisierungs-Tools oder ein vollständiges Verzeichnis aller JDK-Instanzen. Hier schaffen spezialisierte IT-Asset-Management-Lösungen oder externe Partner Abhilfe. Spezialisierte Anbieter verfügen außerdem über automatisierte Skripte und Analysewerkzeuge, um sämtliche Java-Komponenten systematisch zu erfassen – inklusive ihrer Abhängigkeiten, Nutzungshäufigkeit und Sicherheitsrelevanz.

3. Governance und Compliance bedenken

Nach der erfolgreichen Umstellung ist eine umfassende Validierung unerlässlich: Alle Anwendungen müssen getestet werden, um sicherzustellen, dass sie unter der neuen OpenJDK-Umgebung stabil und wie erwartet laufen – funktional wie performance-seitig. Eine gute Grundlage sind die etablierten Testverfahren im Rahmen der vierteljährlichen Java-Updates, über die viele Unternehmen bereits verfügen.

Doch damit endet der Prozess nicht: Wer dauerhaft unabhängig von Oracle bleiben will, muss auch langfristig für Kontrolle und Sicherheit sorgen. Zentrale Inventarisierungs-Tools stellen sicher, dass alle eingesetzten JDKs dokumentiert und aktuell sind. Richtlinien für Package Management verhindern, dass nicht autorisierte oder veraltete Java-Versionen unbemerkt ins System gelangen. Ergänzend helfen automatisierte Scans, um etwa versehentlich installierte Oracle JDKs schnell zu identifizieren.

Mehr als Kostenersparnis: Strategische Vorteile für Cloud und KI

Die Ablösung von Oracle Java eröffnet nicht nur finanziellen Spielraum – sie verschafft Unternehmen auch neue technologische Freiheiten. Insbesondere bei der Auswahl einer performanten Java-Plattform können Organisationen Entwicklungszyklen beschleunigen, Systeme effizienter betreiben und ihre IT-Landschaft gezielt optimieren.

Cloud-Kosten senken

Mit der steigenden Verlagerung von Workloads in die Cloud wächst auch der Druck, diese effizient zu betreiben. Gerade bei Java-Anwendungen zeigt sich ein enormes Optimierungspotenzial: Im 2025 State of Java Survey & Report geben 70 Prozent der Befragten an, mehr als 20 Prozent ihrer gebuchten Cloud-Kapazitäten gar nicht zu nutzen – ein klares Indiz für Überprovisionierung.

Ein zentraler Hebel liegt in der Wahl der Java-Laufzeitumgebung. Hochperformante Java-Plattformen verfügen über effizientes Ressourcenmanagement, kürzere Startzeiten und optimierte Garbage Collection, um für stabilere Anwendungen bei gleichzeitig geringerem Infrastrukturbedarf zu sorgen. Unternehmen, die auf solche Lösungen setzen, berichten von Cloud-Kosteneinsparungen von über 20 Prozent – allein durch die bessere Ausnutzung ihrer bestehenden Rechenressourcen.

KI-Initiativen beschleunigen

Auch bei der Entwicklung von KI-Anwendungen spielt Java eine zentrale Rolle. Die Sprache überzeugt durch hohe Rechenleistung, Stabilität und Skalierbarkeit – Eigenschaften, die für produktive KI-Anwendungen entscheidend sind. Laut dem 2025 State of Java Survey & Report bevorzugen 50 Prozent der Unternehmen, die Java bereits einsetzen, die Sprache auch für ihre KI-Projekte. Damit liegt sie noch vor JavaScript (44 Prozent) und sogar vor dem als KI-Standard geltenden Python (41 Prozent). Häufig kommt die Bibliothek JavaML zum Einsatz, die viele gängige Verfahren des maschinellen Lernens unterstützt.

Scott Sellers, Azul Systems

„Immer mehr Unternehmen verabschieden sich von Oracle Java und stellen ihre Java-Strategie zukunftssicher auf. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Lizenzkosten – sondern um technologische Kontrolle, Investitionssicherheit und die Fähigkeit, Innovationen in Cloud und KI flexibel umzusetzen.“

Scott Sellers, Azul Systems

Mit dem Einsatz von KI steigen jedoch auch die Anforderungen an die zugrunde liegende Infrastruktur. 72 Prozent der Unternehmen geben an, ihre Rechenkapazitäten erhöhen zu müssen, um Java-Anwendungen mit KI betreiben zu können. Gerade deshalb gewinnen performante Java-Plattformen an Bedeutung.

2025: Das Jahr der Java-Unabhängigkeit

Die Weichen sind gestellt: Immer mehr Unternehmen verabschieden sich von Oracle Java und stellen ihre Java-Strategie zukunftssicher auf. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Lizenzkosten – sondern um technologische Kontrolle, Investitionssicherheit und die Fähigkeit, Innovationen in Cloud und KI flexibel umzusetzen.

Organisationen, die jetzt handeln, gewinnen nicht nur an wirtschaftlicher Effizienz, sondern sichern sich auch strategische Unabhängigkeit. Java-Freiheit bedeutet: selbstbestimmt entscheiden, wie Anwendungen entwickelt, betrieben und weiterentwickelt werden – ohne Lizenzfallen, Abhängigkeiten oder versteckte Kosten.

Über den Autor:
Scott Sellers, CEO und Co-Founder von Azul Systems, verfügt über mehr als 30 Jahre erfolgreiche Führungserfahrung in der Hightech-Branche.

Vor der Gründung von Azul Systems war Scott Sellers Mitbegründer von 3dfx Interactive, einem Pionier im 3D-Grafikbereich für PCs und Spielekonsolen. Unter seiner Leitung brachte das Unternehmen sieben preisgekrönte Produkte auf den Markt und entwickelte 14 verschiedene Grafikprozessoren. Nach einem erfolgreichen Börsengang wurde 3dfx von NVIDIA übernommen.

Scott Sellers schloss sein Studium an der Princeton University mit magna cum laude und Phi Beta Kappa-Ehren ab. Er hält acht Patente im Bereich High Performance Graphics und Computing und ist ein regelmäßig geladener Keynote-Speaker auf Branchenkonferenzen.

 

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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