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Eine grünes Netzwerk ist mehr als geringer Energieverbrauch

Nur weniger weniger als die Hälfte der deutschen IT-Profis ist der Meinung, dass ihre Firma nachhaltige IT-Themen versteht. Dabei geht es nicht nur um Energiesparmaßnahmen.

Den Klimawandel kann heutzutage niemand mehr ignorieren, auch nicht IT-Teams. Die groß angelegte digitale Transformation der letzten Jahre hat zu einer intensiveren Nutzung der Netzwerkinfrastruktur und einem stärkeren Fokus auf nachhaltige Netzwerke geführt. Nach Angaben der Europäischen Kommission wird der Energieverbrauch im IT-Sektor bis 2030 um 28 Prozent steigen. Das zeigt, dass auch Nachhaltigkeit für viele IT-Entscheidungsträger immer wichtiger wird.

Eine Umfrage von Vanson Bourne im Auftrag von Juniper unter 650 IT-Entscheidungsträgern (ITDM, Information Technology Decision Maker) und 1.200 Büroangestellten in der gesamten EMEA-Region zum Vertrauen in eine nachhaltige Netzwerkumstellung in Unternehmen zeigte jedoch, dass das Wissen des Managements oftmals unzureichend ist: Nur 32 Prozent der deutschen Mitarbeiter und 46 Prozent der IT-Entscheider sind der Meinung, dass ihr Unternehmen nachhaltige IT-Themen versteht. Diese Ergebnisse zeigen eine deutliche Wissenslücke beim Verständnis der tatsächlichen Anforderungen, Probleme und Möglichkeiten nachhaltiger IT-Netzwerke auf. Um diese zu schließen, ist es unerlässlich, dass IT-Führungskräfte mehr darüber erfahren, was zu einem nachhaltigen Netzwerk beitragen kann. Denn dazu gehört mehr als nur die Reduzierung des Energieverbrauchs oder eine grüne Verpackung. Doch welche Maßnahmen können IT-Manager ergreifen, um ihr Netzwerk nachhaltiger zu gestalten und seine Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern?

Breites Verständnis von Nachhaltigkeit

Organisationen müssen ein umfassendes und levelübergreifendes Verständnis von Nachhaltigkeit haben. Dabei ist es wichtig, nicht nur auf die Einsparungen zu schauen, die die Netzwerkinfrastruktur bringen kann. Neben einem geringeren Energieverbrauch gibt es viele Faktoren, die die Gesamtumweltbelastung verringern können, beispielsweise Lieferketten und Gerätehersteller, der Produktlebenszyklus und die Gesamtabfallmenge. Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihre Netzanbieter mit ihren Partnern in der Lieferkette zusammenarbeiten, um ein verantwortungsvolles, faires und nachhaltiges Handeln in der gesamten Lieferkette zu gewährleisten. Im Hinblick auf die Abfallreduzierung sollten Organisationen darüber hinaus berücksichtigen, wie viel mit der effektiven Nutzung der verbrauchten Energie, der Zeit für die Behebung von Ineffizienzen, der Verschwendung von Hardware am Ende ihrer Lebensdauer und ungenutzter Bandbreite zusammenhängt.

Wenn man über die Energieeinsparungen hinausblickt, die ein Netzwerk bringen kann, und ein Netz schafft, das zum Beispiel den Pendlerverkehr reduziert, automatisch die Energieverschwendung minimiert, eine umweltfreundlichere Lieferkette hat und weniger Wartung und Techniker erfordert, wird die Umweltbelastung insgesamt verringert. Für den Aufbau eines nachhaltigeren und effizienteren Netzwerks ist ein umfassender Blick auf Nachhaltigkeit unerlässlich.

Automatisierung ist entscheidend

Laut Untersuchungen von Juniper stammt der größte Anteil (ca. 75 bis 95 Prozent) an Emissionen und Energie aus der eigentlichen Nutzung des Netzwerk-Routers oder -Switches. Das Senken der Nutzungsemissionen durch Energieoptimierung mit KI-gestützter Automatisierung kann daher einen enormen Einfluss haben. Netzwerkautomatisierung durch künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) bezeichnet den Automatisierungsprozess von Planung, Implementierung, Betrieb und Optimierung der Netzwerkstrukturen. Dadurch lassen sich manuelle Aufgaben und Prozesse in jeder Phase des Netzwerklebenszyklus von Softwareanwendungen übernehmen, die sie wiederholbar und zuverlässig erledigen. Darüber hinaus liefert die Software prädiktive Analysen, gibt Empfehlungen für die Netzbetriebsteams und agiert selbstständig, so dass Netzprobleme automatisch behoben werden können. Menschliche Fehler werden so verringert, und IT-Teams müssen weniger Zeit für sich wiederholende Arbeiten aufbringen. All dies trägt zu einer insgesamt umweltfreundlicheren Infrastruktur bei, in der weniger Energie für die Fehlerbehebung verbraucht wird.

Darüber hinaus verringert Netzwerkautomatisierung Dienstreisen und damit einhergehende Emissionen, da Netzwerke sich schneller einrichten lassen und nur ein einziger Besuch vor Ort erforderlich ist. Die Juniper-Untersuchungen haben gezeigt, dass IT-Teams, die Netzinfrastrukturen verwalten, oft mehr als 40 Prozent ihrer Zeit mit der Behebung von Problemen verbringen. Diese Zeit kann durch Automatisierung deutlich reduziert werden, denn dies ermöglicht Netzwerktechnikern, häufiger von einem festen Standort aus oder sogar von zu Hause aus zu arbeiten.

Dieter Badmann, Juniper Networks

„Es ist wichtig, nicht nur auf die Einsparungen zu schauen, die die Netzwerkinfrastruktur bringen kann. Neben einem geringeren Energieverbrauch gibt es viele Faktoren, die die Gesamtumweltbelastung verringern können.“

Dieter Badmann, Juniper Networks

Neben den Einsparungen durch verbesserte Effizienz führt Automatisierung auch zu intelligenten, direkten Energieeinsparungen durch automatisches Energiemanagement. Ein Beispiel dafür ist die automatische Abschaltung der Zugangspunkte am Ende des Arbeitstages. Dadurch wird sichergestellt, dass der Stromverbrauch minimiert wird, wenn nur wenige oder keine Personen im Büro sind. Wenn sich jemand wieder an einem der Zugangspunkte anmeldet, schalten sie sich automatisch wieder ein.

Das Unternehmensnetz zu Hause

Home-Office ist nach wie vor die neue Normalität und wird es voraussichtlich auch bleiben. Die Arbeit von zu Hause aus hat nicht nur Vorteile für die Mitarbeiter selbst, sondern reduziert auch den CO2-Ausstoß erheblich. Untersuchungen des Öko-Instituts zeigen, dass mit mehr Home-Office bis zu 3,7 Millionen Tonnen klimaschädliche Treibhausgase pro Jahr eingespart werden können. Ein gutes Home-Office kann jedoch nicht ohne eine gute Internetverbindung existieren.

Durch die Ausweitung des Firmennetzes auf die häusliche Umgebung stellen Unternehmen sicher, dass ihre Mitarbeiter eine optimale Verbindung haben, wenn sie von zu Hause aus arbeiten, was den Pendlerverkehr effektiv reduziert und somit zur Verringerung der gesamten CO2-Emissionen beiträgt. Außerdem steigert ein gutes Heimnetzwerk die Produktivität der Mitarbeiter, die von ihrem Wohnzimmer aus arbeiten. Eine Win-Win-Situation.

Proaktives statt reaktives Management

Ein proaktiver Managementansatz ist eine wichtige Voraussetzung für ein nachhaltiges, funktionierendes Netz – Automatisierung durch KI ist dabei ein wichtiger Faktor. Proaktives Management führt zu weniger IT-Helpdesk-Tickets, höherer Benutzerzufriedenheit und damit zu weniger Ingenieuren und Technikern, die vor Ort Fehler beheben müssen.

Die Unterstützung für Nachhaltigkeit in Unternehmen ist groß. 86 Prozent aller IT-Entscheidungsträger und Mitarbeiter wünschen sich laut der Umfrage von Vanson Bourne in den nächsten zwei bis fünf Jahren mehr Maßnahmen seitens der Unternehmensleitung in Bezug auf nachhaltige IT und Netzwerke. Auch abseits der Standardparameter zur Nachhaltigkeit, wie zum Beispiel Stromverbrauch, gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, Netzwerke nachhaltiger zu gestalten. Dies ermöglicht Unternehmen, nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch effizienter und benutzerfreundlicher zu arbeiten.

Über den Autor:
Dieter Badmann blickt auf 25 Jahre Erfahrung im Netzwerkbereich zurück. Neben Stationen bei der Kroha und Heinze GmbH, Palo Alto Networks und Niksun Inc., arbeitete er bereits von 2008 bis 2011 bei Juniper Networks, bevor er im April 2012 als Senior Commercial Account Manager in das Unternehmen zurückkehrte. Seit Juli 2020 ist er Director Sales und für das Enterprise Business bei Juniper Networks in der DACH-Region verantwortlich.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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