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Die beliebtesten SAP S/4HANA-Deployment-Optionen

SAP S/4HANA Cloud stellt nicht die gleichen Funktionen wie die lokale Version zur Verfügung. Es gibt aber noch andere Gründe, S/4HANA lokal zu halten.

Die Optionen für die Bereitstellung von SAP S/4HANA sorgen für viel Verwirrung. Der Grund liegt zum Teil im Cloud-Marketing-Hype. Zum anderen Teil liegt es aber auch daran, dass Anbieter und Dienstleister kaum einheitliche Begriffe verwenden.

Tatsache ist: Wenn die Implementierung der ERP-Plattform von SAP geplant wird, gibt es für den Einsatz von S/4HANA nur drei Optionen: On-Premises, Private Cloud (oder Hosted) und Public Cloud. Hier beginnt die Verwirrung bereits: Einige Experten, einschließlich SAP selbst, sagen nämlich, dass es tatsächlich vier S/4HANA-Bereitstellungsmethoden gibt - sie rechnen die Hybrid-Bereitstellung hinzu. Dies ist allerdings nur eine Kombination der ersten drei, so dass diese Option hier weggelassen wird. Es gibt drei Möglichkeiten:

  • Ein SAP-Kunde kann die lokale Version On-Premises in seinem Rechenzentrum hosten. Er ist selbst für Wartung und Betrieb verantwortlich. Für das lokale Produkt folgt SAP einem jährlichen Innovationszyklus, wobei kein Kunde gezwungen ist, tatsächlich ein Upgrade zu machen.
  • Bei der Private-Cloud-Option wird S/4HANA grundsätzlich lokal bereitgestellt und in der sicheren Private Cloud gehostet.
  • Schließlich bietet SAP noch eine reine Public-Cloud-Option: Software as a Service (SaaS), die SAP oder ein Drittanbieter wie AWS oder Microsoft Azure hostet und verwaltet, einschließlich vierteljährlicher Upgrades.

Wie beliebt die S/4HANA-Optionen sind

Anfang 2018 gab SAP bekannt, dass fast 1.500 Kunden live auf S/4HANA waren - das sind 19 Prozent der 7.900 Unternehmen, die bis dahin S/4HANA-Lizenzen oder -Abonnements erworben hatten.

Die Anzahl der Kunden, die die Public-Cloud-Version S/4HANA Cloud einsetzen, gibt SAP nicht bekannt. Das dürfte vermutlich daran liegen, dass die Public-Cloud-Ausgabe nicht so beliebt ist.

Sven Denecken, Senior Vice President of Product Management and Co-Innovation bei S/4HANA, sagt, dass die meisten S/4HANA-Anwender die Software entweder On-Premises in ihren Rechenzentren betreiben oder als gehostete Version in den Rechenzentren der SAP-Partner.

SAP S/4HANA Cloud versus Hybrid versus On-Premises
Abbildung 1: SAP S/4HANA Cloud versus Hybrid versus On-Premises

Einer der Gründe, warum der Großteil des S/4HANA-Geschäfts von SAP On-Premises stattfindet, ist, dass große Unternehmen noch nicht bereit sind, in die Public Cloud zu wechseln, ist George Lawrie, Vice President und Principal Analyst bei Forrester Research, überzeugt.

„Ich fragte zum Beispiel einen der größten Ölkonzerne der Welt, mit dem ich arbeite, warum sie nicht in eine Public-Cloud-Infrastruktur migrieren“, erläutert Lawrie. „Sie meinten lapidar: ‚Sei nicht albern. Warum sollten wir das tun? Wir sind eine der größten Ölfirmen der Welt; wir machen unser eigenes Ding, vielen Dank.‘ Vor allem europäische Unternehmen glauben, sie müssten ihr IT-Geschäft selbst erledigen, und sie bräuchten niemanden, der ihnen dabei hilft."

Kleinere Unternehmen sind allerdings eher bereit, S/4HANA in der Public Cloud zu betreiben. „Wir haben für unsere eigenen SAP-Anwender ein Webinar veranstaltet und sie gefragt, wie viele in der Public Cloud sind“, sagt der Analyst. „Zwanzig Prozent gaben an, eine Public Cloud zu nutzen, und 20 Prozent gaben an, sowohl S/4HANA Finance als auch S/4HANA Logistics in der Public Cloud zu betreiben. Ich vermute deshalb, es macht Sinn, dass diese kleineren Firmen alles zusammen machen.“

Andere Organisationen - darunter große Unternehmen und solche in stark regulierten Branchen wie der Pharmaindustrie - sind nicht bereit, S/4HANA in der Public Cloud einzusetzen. Sie sind um die Sicherheit und Zuverlässigkeit ihrer Daten besorgt.

„Viele Kunden - besonders solche in Regionen wie Europa - zögern immer noch, die Public Cloud für geschäftskritische Prozesse zu nutzen“, sagt Liz Herbert, Vice President und Principal Analyst bei Forrester Research. „Wenn man bedenkt, in welchen sensiblen Segmenten eines Unternehmens S/4HANA agiert, dann ist das ein limitierender Faktor für diese Unternehmen. Sie glauben, dass das Risiko einfach zu hoch ist.“

Auch wenn diese Ängste oft unbegründet sind: Viele Unternehmen bringen ihre sensiblen Daten lieber in lokalen Rechenzentren oder in gehosteten Private Clouds unter. Hier haben sie das Gefühl, etwas mehr Kontrolle zu haben, sagte sie.

Viele Kunden - besonders solche in Regionen wie Europa - zögern immer noch, die Public Cloud für geschäftskritische Prozesse zu nutzen.
Liz Herbert, Forrester Research

Zusätzlich zu den Sicherheitsproblemen glauben einige Unternehmen, dass die Public Cloud in Hinblick auf Leistung und Verfügbarkeit nicht so zuverlässig ist.

„In einigen Branchen greift dieses Argument mehr als in anderen“, sagt Herbert. „Wir hatten hier vor kurzem einen Kunden, der mit uns darüber sprach, wie er an entlegenen Orten in den Vereinigten Staaten arbeitet. In diesen Gegenden ist das Internet nicht zuverlässig verfügbar. Und das ist kein exotisches Beispiel. Sie haben überall auf der Welt Orte, wo die Verbindung nicht stabil ist. Und es gibt andere Orte, wo es möglicherweise teuer ist. Solche Faktoren wirken sich gegen die Entscheidung, S/4HANA in der Public Cloud laufen zu lassen, aus.“

Entscheidung von breiteren Zielen getrieben

Bevor sie sich überhaupt mit den Einsatzmöglichkeiten von S/4HANA beschäftigen, versuchen viele Unternehmen immer noch, erst einmal ihre grundsätzliche Cloud-Strategie zu finden. Folglich werden sie zuerst mit den Bereichen beginnen, die von der Flexibilität und Agilität der Public Cloud profitieren können, sagt Herbert.

Unternehmen erkennen beispielsweise langsam deutlicher, dass sie durch die Verlagerung von CRM oder HR in die Public Cloud von regelmäßigen Upgrades profitieren können. Sie ermöglichen es ihnen, flexibler und agiler zu werden, ist Herbert überzeugt.

„Aktuell sind On-Premises und Hosted die S/4HANA-Deployment-Optionen, die am häufigsten gewählt werden. Das ist deshalb so, da diese Optionen den Kunden vertraut sind“, sagt Michael Jolton, Vice President of Service Delivery bei Nimbl, einem SAP-Partner mit Sitz in Denver.

Das muss aber nicht immer so bleiben: „Ich glaube, dass sich dieser Trend komplett umkehren wird“, sagt Jolton. „Und ich denke, die Cloud wird im Laufe der Zeit überwiegen. Aber wenn man sich heute die Lizenzierung ansieht, ist die korrekte Antwort auf die Frage nach der beliebtesten Deployment-Option, dass es derzeit mehr lokale und gehostete S/4HANA-Implementierungen als S/4HANA-Cloud-Implementierungen gibt.“

Der Trend bei den S/4HANA-Einsatzoptionen dürfte sich künftig ändern. Analysten machen dafür auch einen handfesten Grund aus: Die meisten zukunftsorientierten CIOs und Unternehmen möchten im Allgemeinen aus dem Software-Business aussteigen und sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.

„Die fortschrittlichen Anwender möchten Software als Dienstleistung haben, die sie einschalten, und die einfach funktioniert“, erläutert Jolton. „Sie wollen nicht alle Updates und Code-Änderungen, die im Laufe der Jahre gebaut wurden, warten müssen, von denen die meisten nicht einmal mehr benutzt werden. Und dennoch möchten sie die Vorteile neuer Technologien wie S/4HANA weiterhin nutzen.“

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