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Colocation-Rechenzentren: die Zukunft liegt am Edge

Colocation-Rechenzentren sind neben der Cloud die wichtigste Infrastruktur, die Unternehmen zur Umsetzung von Edge Computing nutzen. Anbieter reagieren auf diesen Trend.

Es gibt keine Anzeichen dafür, dass der Markt für Colocation-Rechenzentren rückläufig ist. Ein Bericht von Allied Market Research schätzt den weltweiten Colocation-Markt für Rechenzentren im Jahr 2020 auf 46,08 Milliarden US-Dollar. Er könnte bis 2030 202,71 Milliarden US-Dollar erreichen.

Zu den wichtigsten Triebkräften für Colocation-Investitionen gehört, dass Unternehmen der Platz ausgeht oder die Infrastruktur keine weiteren Geräte unterstützen kann, sagt Calvin Nicholson, Senior Director of Product Management Power bei Legrand. Hinzu kommt, dass Colocation-Dienstleistern qualifiziertes Wartungs- und Einrichtungspersonal im Einsatz haben, die heute schwer zu finden sind. Unternehmen können einfach auf ihre Daten zugreifen, ohne selbst Mitarbeiter für die Wartung der Hardware suchen und bezahlen zu müssen.

Der Bau von Rechenzentren wird zudem immer teurer und komplizierter. Colocation hilft Unternehmen dabei, den Zeitraum zu überbrücken, bis sie ihr eigenes Rechenzentrum aufbauen. Es gibt ihnen außerdem die Option, mit weniger Aufwand zu experimentieren.

Disaster Recovery ist ein weiterer wichtiger Anwendungsfall für Colocation, da er bequem ist, aber auch aufgrund der Tatsache, dass Colocation eine Möglichkeit ist, Daten sicher zu speichern, ohne eine Infrastruktur aufbauen oder Anwendungen in die Cloud verschieben zu müssen.

Mit Colocation bringen IT-Teams ihre Rechenleistung näher an die Datenquelle. Der Wunsch, Latenzen zu verkürzen ist ein wichtiger Treiber auf dem Markt – insbesondere da Edge-Computing- und IoT-Anwendungsfälle (Internet der Dinge, Internet of Things) zunehmen. Durch mietbare Rechenzentren müssen Unternehmen für Edge-Anwendungen keine hunderten von räumlich verteilten Rechenpunkten selbst aufbauen und verwalten.

Der Erfolg dieser Strategie hängt jedoch maßgeblich von der Interoperabilität der einzelnen im Einsatz befindlichen Plattformen an den verschiedenen Standorten zusammen. Das gilt für die Software, aber besonders für die Verbindungsqualität – im Idealfall freilich über Glasfaser.

Der Colocation-Rechenzentrumsmarkt und die Cloud

Angesichts der weitreichenden Möglichkeiten in der Cloud und deren Beliebtheit erscheint Colocation gelegentlich im Vergleich als die klobigere und aufwendigere Wahl. Doch obwohl der Cloud-Sektor schnell wächst, gibt es auch Bedenken hinsichtlich Kontrolle, Sicherheit und ob der jeweilige Cloud-Architektur für bestimmte Anwendungen geeignet ist.

Da viele Unternehmen versuchen, sich digital zu diversifizieren, sind einige Experten der Meinung, dass Colocation und Cloud in Zukunft eher gleichzeitig als Teil der Infrastruktur existieren.

Mit einer Kombination aus Public Cloud und Colocation bauen IT-Teams eine spezialisierte Infrastruktur auf, die sie im eigenen Rechenzentrum nicht abbilden können. Auf diese Weise erweitern Unternehmen ihre digitalen Angebote, aber ihre Administratoren haben weiterhin die Kontrolle über die spezialisierte Hardware.

Edge-Anwendungsfälle bringen Hardware voran

Edge Computing ist der nächste große Treiber am Colocation-Rechenzentrumsmarkt, da diese Rechenzentren Infrastruktur und Rechenzentren unterstützen und bereitstellen. Angesichts des Zustroms von Daten und Edge-Computing-Bereitstellungen möchten Unternehmen die Latenz erheblich reduzieren und die Hardware so nah wie möglich an die Daten heranführen.

Um wachsende Edge-Implementierungen zu unterstützen, müssen Colocation-Rechenzentren und -Anbieter in Netzwerkverbindungshardware und Stromversorgungsgeräte investieren, um eine Hochgeschwindigkeits-Datenverarbeitung und konstante Verfügbarkeit zu gewährleisten – und als Datenverteilungspunkte fungieren. Das hilft Organisationen dabei, regionale Anwendungen zu unterstützen und Daten näher an den Kunden zu bringen.

Colocation-Anbieter kennen diese Wünsche ihrer Kunden und kommen dem entgegen, indem sie ihre Einrichtung mit Glasfaserkabeln, softwaredefinierten Netzwerken und drahtlosen Optionen mit hoher Bandbreite ausstatten. Das Überwachen und Verwalten von Netzwerken aus der Ferne ist ein weiterer Vorteil, um Kunden auf dem Markt für Colocation-Rechenzentren zu gewinnen.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Erzielen einer möglichst vorteilhaften Energieeffizienz, insbesondere da Rechenzentren am gleichen Standort die Rackdichte erhöhen und sich der Energiebedarf von Einrichtung zu Einrichtung ändert.

Mikronetze sind außerdem eine Entwicklung, die für Betreiber von Colocation interessant sind. Dabei handelt es sich um eigenständige Stromquellen, die an ein vom öffentlichen Stromnetz getrenntes, eigenes Netzwerk angeschlossen sind. Sie gewinnen im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien und kritischer Infrastruktur an Bedeutung.

Die Möglichkeit, sich vom Hauptnetz zu trennen, bedeutet, dass Rechenzentren am gleichen Standort außerhalb der staatlichen oder staatlich bereitgestellten Infrastruktur existieren könnten, aber auch zu geringeren Kosten oder automatisch über eine Notstromoption jenseits von Generatoren verfügen. Sie sind auch eine Möglichkeit für Rechenzentren, Strom zu beziehen, wenn die öffentliche Netzinfrastruktur unzuverlässig ist.

Diese Microgrids stecken noch in den Kinderschuhen und es ist derzeit reine Spekulation, ob sie sich in Zukunft für Rechenzentrumsbetreiber lohnen werden.

Verwaltung einer diversifizierten digitalen Infrastruktur

Remote-Management und -Automatisierung sind zusätzliche Überlegungen für Colocation-Anbieter, vor allem, weil für Unternehmen Flexibilität immer wichtiger wird.

Interoperabilität und unkomplizierte Verwaltung auf der einen und hohe Wahlfreiheit und Flexibilität auf der anderen Seite sind zwar der Wunsch vieler CIOs, sie sind aber nur schwer unter einen Hut zu bekommen.

Mit den richtigen Toolsets und Konfigurationen können Administratoren die richtigen Informationen an die richtigen Personen innerhalb der Organisation liefern. Diese Programme tragen auch dazu bei, den Umgang eines Unternehmens mit seinen Daten zu optimieren.

Automatisierung ist ein äußerst nützliches Management-Tool, da Unternehmen im Allgemeinen eine Mischung aus Rechenzentren On-Premises, Remote-Standorte und Cloud-Ressourcen verwalten. Automatisierung hilft hier, über diese heterogene Umgebung hinweg Richtlinien konsistent umzusetzen.

Letztendlich wird sich der Colocation-Markt auch weiterhin an die Wünsche von Kunden anpassen, die ihre Daten effektiv speichern und den wachsenden Infrastrukturbedarf decken wollen. Rechenleistung so nah wie möglich an die Datenquelle zu bringen – und das möglichst sicher –, wird in Zukunft ein immer wichtigerer Wunsch von IT-Teams werden.

Das bedeutet, dass sich die Zahl der Standorte erhöhen wird – möglicherweise bei geringerer Größe – und Colocation-Anbieter ihre Sicherheitsinvestitionen erhöhen werden.

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