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Azure Files oder On-Premises: Dateiserver im Vergleich

Viele Unternehmen betreiben weiterhin klassische Dateiserver On-Premises. Microsofts Angebote für Cloud Storage können jedoch für einige von ihnen eine attraktive Variante sein.

Die Migration von einem File-Server On-Premises zu einem Dateispeicher in der Cloud kann viele der Wartungsprobleme lösen, die in traditionellen Infrastrukturen typischerweise auftreten. Es gibt jedoch einige Herausforderungen und Umstände, die dazu führen, dass der Verbleib On-Premises für Ihr Anwendungsszenario die bessere Wahl ist.

Einen wichtigen Workload in die Cloud zu verschieben erfordert eine ausführliche Vorbereitung. Sie müssen entscheiden, ob sich der Wechsel lohnt, wenn Sie die Kosten, die Auswirkungen auf die Benutzer, die Leistungsverbesserungen und die Sicherheitsfaktoren gegeneinander abwägen. Unabhängig von der Art der Dateien ist zu erwarten, dass der Speicherbedarf in Ihrem Unternehmen eher weiter steigt und viele Objekte nicht gelöscht werden können – so dass IT-Abteilungen sie laufend pflegen müssen. Es kann sein, dass Mitarbeiter eine Tabelle aus dem Jahr 1999 einsehen müssen, ob wohl sie zehn Jahre lang nicht mehr geöffnet worden ist. Neben diesen grundsätzlichen Anforderungen haben Organisation jeweils unterschiedliche Prioritäten, je nach Branche und Unternehmenskultur. Mit Azure Files versucht Microsoft ein Angebot für Unternehmen zu schaffen, die sich die vertraute Funktionsweise eines klassischen Dateiservers wünschen, aber für dessen Wartung nicht die notwendigen Kapazitäten freihaben.

Authentifizierung ist ein wichtiger Aspekt von Azure Files

Zugriffskontrollen sind einer der wichtigsten Unterschiede zwischen einem File-Server On-Premises und Azure Files: Wie gelangen Benutzer innerhalb und außerhalb des Unternehmens an ihre Daten?

Cloud Storage hat die Nase klar vorne, wenn es darum geht Benutzern einen unkomplizierten Zugang zur Plattform zu bieten. Überall, wo es einen Internetzugang gibt, haben Nutzer auch Zugriff auf die Daten. Außerdem bietet Microsoft Redundanz auf einem Level, das die meisten Unternehmen in ihren Rechenzentren nicht umsetzen können. Redundanter Speicher auf Azure erreicht eine Verfügbarkeit von 99,999 Prozent. Dadurch ist gewährleistet, dass die Daten wirklich so gut wie immer zur Nutzung bereitstehen.

Der ständige Onlinezugriff erfordert umfangreiche Authentifizierungsmechanismen, um Freigabe-, Datei- und Ordnerberechtigungen je nach Benutzerkonto zuzuweisen. Azure Files unterstützt die identitätsbasierte Authentifizierung (Identity Access Management, IAM) sowohl für lokale Active-Directory- als auch für Azure-Active-Directory-Domänendienste. In beiden Fällen sollten Sie vorab klären, dass Sie die Voraussetzungen erfüllen, bevor Sie in die Konfigurationsphase wechseln können.

Preise und Einrichtungsprozess von Azure-Dateiservern im Vergleich zu On-Premises

Das Setup von Azure Files hängt davon ab, wie Sie die Authentifizierung umsetzen. Der eigentliche Import der Dateien ist jedoch vergleichsweise einfach, besonders mit PowerShell. Bei großen Datenmengen können Sie die Dateien mit dem Azure-Import-/Exportdienst transferieren. Dafür mieten Sie von Microsoft Massenspeichergeräte für um die 67,50 Euro pro Stück, spielen die Dateien auf und übersenden sie an Microsoft, wobei weitere Gebühren für den Versand und Transaktionen in Azure Storage anfallen.

Wie Sie das Dateisystem und die Dateistruktur wählen, hängt davon ab, wie Sie es verwenden möchten. Die Dateisystemstruktur von Windows-File-Servern On-Premises ist identisch mit der von Azure. Die Daten in die Cloud zu bringen ist selten das Problem. Schwieriger ist es, die Daten wieder aus der Cloud herauszuholen.

Die Gebühren für Azure Files hängen davon ab, wie viele Daten Sie speichern, welches Redundanzlevel Sie wählen und wie oft Sie diese transferieren. Lese- und Schreibvorgänge bewegen sich im Rahmen von um die 0,015 bis 0,029 Euro, doch sie summieren sich schnell. 100 bis 200 Euro sind für große Unternehmen keine Seltenheit und die Kosten werden voraussichtlich eher steigen, weil die Menge der Dateien sich weiter vergrößert.

Ein weiterer Faktor, der die monatlichen Kosten für Azure Files in die Höhe treibt, ist die Gebühr für den Datenspeicher. Er ist in verschiedenen Stufen verfügbar, die von kalt (günstiger Speicher zu Archivzwecken) bis hin zu Premium (für E/A-hungrige Workloads, die eine hohe Leistung und geringe Latenz benötigen) reichen. Für ein Terabyte (TB) können Organisationen mit Kosten zwischen 500 und 1.800 Euro im Monat rechnen, also 6.000 bis 21.600 Euro im Jahr. Microsoft bietet einen Onlinerechner, mit dem Sie Ihre Kosten vorab einschätzen können.

Wenn es um den Preis geht, kann Azure mit dem Server On-Premises nicht mithalten. Ein typischer SSD-basierter (Solid-State Drive) physischer 10-TB-Dateiserver kostet zwischen 7.000 und 10.000 Euro und hält fünf bis acht Jahre. Hinzu kommen allerdings noch die Kosten für Windows-Lizenzen, Stromkosten, Ersatzteile, sowie den Arbeitsaufwand Ihrer Administratoren für die Wartung des Servers.

Das Optimieren von Speicherdaten erfordert Zeit und Mühe

Der große Vorteil von Azure Files ist der Support von Windows. Für einen lokalen Dateiserver müssen Sie alle Verwaltungsaufgaben selbst übernehmen: Überwachung, Sicherheit, Backups und Patches.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Datenmanagement. Daten sind nicht alle gleich. Sie benötigen nicht alle denselben teuren, leistungsstarken Speicher – manch lassen sich auch in langsameren Archiven ablegen. Die eigentliche Herausforderung liegt darin, sie der jeweils richtigen Stufe zuzuordnen. Das Einrichten von Tiered-Storage-Richtlinien in Azure kann eine Sisyphusarbeit sein und erfordert häufig eine benutzerdefinierte Konfiguration. Lohnt es sich für Sie, jeden Monat Arbeit in diese Einstellungen zu stecken, um sich ein paar Hundert Euro zu sparen, oder ist es wahrscheinlicher, dass die überlastete IT-Abteilung einfach alle Daten in einen Topf wirft, um die Aufgabe schnell abzuhaken? Cloud-Storage lohnt sich besonders dann, wenn Sie einen Prozess für das Datenmanagement implementieren können, bei dem Sie Daten scannen und ihnen Speicherstufen zuweisen.

Support gibt es auch außerhalb der Cloud

Der Wechsel zu Azure bedeutet nicht, dass Sie sich nicht mehr mit der Verwaltung Ihrer Dateien auseinandersetzen müssen, sondern dass Sie die Kontrolle über die Infrastruktur abgeben. Kommt es zu einem Ausfall hängen mit Microsoft an der Strippe.

Wenn Sie zu Azure Files migrieren, steigen Sie auf ein bedarfsorientiertes Nutzungsmodell um, denn die Art, wie Sie Ihre Infrastruktur nutzen bestimmt deren Preis, Leistung, und Lebensdauer. Wenn Ihr Dateiserver nur eine Sammelstelle ist, an der Ihre Mitarbeiter Dateien verwahren, dann verwaltet Ihre IT-Abteilung ihn nicht aktiv, sondern hält ihn lediglich am Laufen. In diesem Szenario ist es wahrscheinlich lohnender für Sie, ihn On-Premises zu behalten. Das ist ideal, da Sie eine Hardwareplattform immer noch schnell genug skalieren können, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, doch Sie haben die laufenden Ausgaben stets im Griff, ohne die Dateien kleinteilig zu verwalten.

Wenn Sie Ihren Dateiserver jetzt schon streng kontrollieren und bereits Pläne für die Weiterverwendung und das Tiering Ihrer Dateien haben, ist die Cloud möglicherweise die bessere Option, weil sie Ihnen die Möglichkeiten dafür an die Hand gibt.

Was für Sie am besten funktioniert, hängt letztendlich von den gewünschten Funktionen ab und davon, wie viel Sie bereit sind, dafür zu zahlen.

 

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