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Digitale Rechnungen und Reporting sicher steuern mit SAP DRC

E-Invoicing und steuerrechtliche Meldepflichten verändern die Finanzprozesse von Unternehmen. SAP Document and Reporting Compliance (DRC) bündelt die nötigen Funktionen hierfür.

Elektronische Rechnungen und digitale Meldepflichten greifen tief in den operativen Ablauf vieler Unternehmen ein. SAP Document and Reporting Compliance (DRC) integriert Funktionen hierfür in den Kern des SAP-Systems und verbindet E-Invoicing und steuerrechtliches Reporting in einem einheitlichen technischen Rahmen. Entscheider erhalten damit einen konsistenten Mechanismus für regulatorische Anforderungen, Echtzeitvalidierungen und strukturierten Datenaustausch.

Architektur und Grundlagen

SAP Document and Reporting Compliance (DRC) sitzt im Backend des SAP ERP-Systems und steuert alle relevanten Abläufe ab dem Moment der Belegerzeugung. Ein gebuchter SD- (Sales and Distribution) oder FI-Vorgang (Financial Accounting) dient als Ausgangspunkt für ein elektronisches Dokument im vorgegebenen Format. Das Framework erzeugt ein XML-oder JSON-Dokument in der geforderten Struktur und validiert Pflichtfelder, Datentypen und länderspezifische Vorgaben. Fehler erscheinen im eDocument Cockpit und lassen sich dort inhaltlich korrigieren. Jede Änderung aktualisiert die technische Integrität des Dokuments und bildet die Grundlage für den weiteren Ablauf.

Das Zusammenspiel aus Backend-Add-on und Business Technology Platform (BTP) bilden die Grundlage von SAP Document and Reporting Compliance. Die Prüfmechanismen, das Routing und die Übertragung laufen in der Cloud, das Backend stellt die gesetzliche Logik der einzelnen Länder bereit. Zwei Übertragungswege prägen diese Architektur: Integration Suite oder Cloud Edition, wobei der Transport bei letzterem ab der Übergabe in der Business Technology Platform in der Verantwortung von SAP liegt. Beide Modelle greifen auf identische Länderszenarien im Backend zu. Diese Szenarien definieren die strukturellen Vorgaben und steuern die Erstellung der rechtlich verbindlichen Datendateien.

Internationale Abdeckung und gesetzliche Entwicklung

Elektronische Meldestrukturen entwickeln sich weltweit unterschiedlich. Einige Länder setzen auf Echtzeitkontrollen, andere verwenden zentrale Steuerportale oder verlangen Validierungen über staatlich zertifizierte Plattformen. SAP DRC deckt diese Modelle mit verschiedenen Szenarien ab. Die Szenarien reichen von europäischen Vorgaben bis hin zu Märkten wie Mexiko, Brasilien, Chile, Indien oder Malaysia. Jede Version enthält die geltenden Strukturvorgaben und die fachlichen Prüfregeln.

Der Umfang wächst permanent weiter. SAP aktualisiert die Szenarien bei neuen gesetzlichen Anforderungen und liefert Formatänderungen über Notes. Der Aufwand für eigene Anpassungen sinkt dadurch deutlich. Neue Pflichtfelder oder Schemaänderungen werden zentral bereitgestellt. Ein Beispiel zeigt die Anpassung der XRechnung auf Version 3.0.1. Drei zusätzliche Pflichtfelder für Geschäftsprozesskennzeichen und Adressangaben lassen sich nach Einspielen der Notes im Mapping berücksichtigen. Das senkt das Fehlerrisiko und stabilisiert die Abläufe in internationalen Prozessen.

SAP Document and Reporting Compliance Screenshot
Abbildung 1: SAP Document and Reporting Compliance (DRC) lassen sich Rechnungsbelege nach länderspezifischen Vorgaben verarbeiten.

Verarbeitung einer elektronischen Rechnung

Die Verarbeitung beginnt mit der Belegerzeugung im ERP-System. Das Framework erzeugt ein elektronisches Dokument und prüft die Struktur. Das eDocument Cockpit zeigt Status, Fehlermeldungen und den Bezug zum Ursprungsbeleg. Anwender greifen von dort auf den visuellen Beleg zu und prüfen die länderspezifische Konformität.

Für die Übertragung über das Peppol-Netzwerk nutzt das System die Business Technology Platform als Sender-Access-Point. Peppol steht für Pan-European Public Procurement Online und beschreibt ein internationales Netzwerk für strukturierte Geschäftsdaten. Das Netzwerk basiert auf festen Rollen für sendende und empfangende Zugriffspunkte. Ein Unternehmen sendet elektronische Rechnungen an seinen eigenen Zugriffspunkt. Dieser Zugriffspunkt routet die Daten an den Zugriffspunkt des Geschäftspartners. Beide Seiten verwenden definierte Protokolle und einheitliche technische Abläufe. Dieser Aufbau ermöglicht eine nachvollziehbare Zustellung ohne bilaterale Verbindungen zwischen einzelnen Unternehmen.

Die Business Technology Platform kontrolliert an diesem Sender-Access-Point die strukturelle Qualität jeder elektronischen Rechnung und prüft die Übereinstimmung mit den Vorgaben des jeweiligen Landes. Das ERP erzeugt das Dokument, der Validierungsmechanismus der Cloud prüft Format, Pflichtfelder und die länderspezifischen Regeln. Nach erfolgreicher Prüfung reicht der Zugriffspunkt die Daten an den Empfänger-Access-Point weiter. Dieser Zugriffspunkt übernimmt die Zustellung an das Zielsystem des Geschäftspartners. Die Rückmeldungen aus dem Netzwerk erscheinen im eDocument Cockpit und zeigen, ob der Empfänger die Rechnung akzeptiert oder ablehnt.

Für die E-Mail-Übertragung erzeugt das Backend ebenfalls das elektronische Dokument. Auch hier findet die Validierung in der Cloud statt. Erst danach erfolgt der Versand über den angebundenen Mail-Client im ERP. Dadurch erhält das Unternehmen auch im E-Mail-Szenario eine einheitliche Validierungsqualität.

Eingehende elektronische Rechnungen

Eingehende Dateien erscheinen im eDocument Cockpit von SAP Document and Reporting Compliance und durchlaufen dort eine vollständige Prüfung gegen die länderspezifischen Strukturvorgaben. Das System erzeugt einen technisch validierten Datensatz, der alle formalen Kriterien erfüllt. Erst danach gelangen die Inhalte in die internen Abläufe des Unternehmens. Die vorgelagerte Validierung verhindert, dass unvollständige oder fehlerhafte Rechnungen in nachgelagerte Systeme gelangen. Dadurch sinkt der manuelle Korrekturaufwand und der weitere Verarbeitungspfad im ERP bleibt stabil.

Der Reporting-Teil deckt gesetzliche Meldungen ab, die über periodische Bescheide hinausgehen. Viele Länder testen oder betreiben Systeme, die quartalsweise oder halbjährlich Berichte aus Echtzeitdaten erzeugen. SAP DRC stellt hierfür eine Fiori-App bereit. Diese App zeigt alle offenen Meldungen, die Fortschritte in einzelnen Ländern und die Fälligkeiten im Compliance-Kalender. Anwender sehen unmittelbar, ob Berichte erzeugt, geprüft oder übermittelt sind. Das System nutzt die vorhandenen Belegdaten und erzeugt daraus die vorgegebenen Strukturen für die Behörde. Der Zusammenhang zwischen eingereichten Rechnungen und gemeldeten Steuerdaten bleibt konsistent.

Peppol und internationale Anbindung

Peppol dient als Transportnetzwerk für elektronische Dokumente. Unternehmen registrieren sich auf Sender- und Empfängerseite. Die Business Technology Platform bildet den Sender-Access-Point. Dort laufen Validierung, Routing und Übertragung. Der Austausch erfolgt strukturiert und nachvollziehbar. Geschäftspartner lassen sich über Berichte identifizieren, die die Peppol-Registrierung abgleichen. Für nicht-registrierte Partner bleibt die E-Mail-Variante verfügbar. Beide Wege unterliegen denselben Prüfmechanismen.

In internationalen Szenarien kommen weitere Plattformen hinzu. Italien, Chile, Kolumbien und Malaysia verwenden zentrale staatliche Systeme. Das Framework erzeugt jeweils die geforderten Formate und meldet diese über Integration Suite oder Cloud Edition an die Behörde. Das Unternehmen betreibt dabei keine eigene Mapping-Logik, da die Vorgaben über die Länderszenarien abgedeckt sind.

Grenzen und technische Anforderungen

SAP DRC benötigt eine stabile Datenqualität. Fehlerhafte Stammdaten führen zu fehlerhaften Dokumenten. Unternehmen müssen daher ihre Strukturen in FI und SD konsequent pflegen.

Ohne Business Technology Platform ist der Betrieb zudem nicht möglich. Jede Form der Übertragung nutzt die Validierungsmechanismen in der Cloud. Eigene Middleware ist nur bedingt geeignet. Selbst wenn Unternehmen versuchen, die Integration Suite durch alternative Produkte zu ersetzen, scheitern solche Projekte regelmäßig an gesetzlichen Änderungen, da Unternehmen die vollständige Anpassung der Integrationsabläufe übernehmen müssen. Das erhöht den Aufwand und führt zu Verzögerungen bei Mandatsänderungen.

SAP Document and Reporting Compliance bildet keine fachliche Workflow-Logik ab. Eingangsrechnungen benötigen weiterhin ein Workflow-System. Das Framework übernimmt elektronische Erzeugung, Validierung und Übertragung. Die eigentliche Prüfung und Freigabe läuft über Systeme wie Vendor Invoice Management oder vergleichbare Werkzeuge.

Erweiterte Betriebsmodelle und organisatorische Auswirkungen

SAP Document and Reporting Compliance beeinflusst nicht nur die technischen Abläufe, sondern auch die operative Struktur im Unternehmen. Die Länderszenarien im Backend folgen einem Muster und lassen sich um Partnerlösungen erweitern, die als zusätzliche Bausteine in das Framework eingebunden werden. Unternehmen nutzen diesen Ansatz in Regionen mit komplexen Vorgaben, wenn offizielle Inhalte noch nicht bereitstehen. Die Backend-Tabellen bleiben dabei der zentrale Ankerpunkt, da alle Datenpfade auf den einheitlichen Strukturen des Frameworks basieren.

Die Aktualisierung der gesetzlichen Logiken erfolgt durch Szenarioversionen, die sich an den Schritten der jeweiligen Mandate orientieren. Änderungen an gesetzlichen Vorgaben führen zu neuen Versionen einzelner Länderszenarien, die nach dem Einspielen unmittelbar im Ablauf aktiv sind. Dadurch entstehen feste Update-Zyklen, die im Betriebsteam berücksichtigt werden müssen. Der technische Aufwand konzentriert sich auf das Zusammenspiel aus Backend-Struktur, Business Technology Platform und optionaler Integration Suite.

Unternehmen berücksichtigen diese Abhängigkeiten im Applikationsbetrieb, da die Cloud-Mechanismen die Validierung zentral ausführen und dadurch den gesamten Ablauf bestimmen. Die Architektur verlangt somit eine klare Trennung zwischen fachlicher Vorgabe, technischer Formatierung und transportrelevantem Verhalten. Daraus ergibt sich ein Betriebsmodell, das auf regelmäßige Aktualisierungen, stabile Schnittstellenkonfigurationen und eine konsistente Pflege der mandantenbezogenen Parameter ausgelegt ist.

Globale Einführungspfade und Projektcharakteristik

Die Einführung von DRC folgt in multinationalen Strukturen einem abgestuften Ablauf, der sich aus den technischen Abhängigkeiten der Lösung ergibt. Unternehmen beginnen häufig mit einem einzelnen Markt, der ohne hohe Komplexität umgesetzt werden kann, und erweitern den Umfang anschließend um Länder mit anspruchsvolleren regulatorischen Vorgaben. Diese Vorgehensweise reduziert den initialen Aufwand, da die Einrichtung der Business Technology Platform, die Anbindung des Frameworks und die Aktivierung der relevanten Länderszenarien zentrale Grundlagen schaffen, auf denen alle weiteren Rollouts aufbauen.

Projekte konzentrieren sich auf die technische Integration, da die operativen Prozesse im Kern unverändert bleiben und die Fachbereiche ihre gewohnten Buchungsabläufe weiter nutzen. Der Schwerpunkt liegt auf der korrekten Installation der Backend-Komponenten, der Konfiguration der Szenarien und der Einrichtung der Validierungsmechanismen in der Cloud.

Testphasen zeigen, ob die Datenstrukturen der gebuchten Belege den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Anpassungen erfolgen über Mapping-Pfade und länderspezifische Parameter des Frameworks. Sobald diese Architektur stabil ist, lassen sich neue Länder in deutlich kürzeren Intervallen ergänzen, da die technische Grundlage unverändert bleibt. Unternehmen gewinnen dadurch einen planbaren Zeit- und Ressourcenbedarf für die internationale Einführung und können Änderungen durch neue gesetzliche Vorgaben ohne strukturelle Eingriffe in die Betriebsprozesse auffangen.

Einordnung für Entscheider

Elektronische Rechnungen und digitale Meldevorgaben werden in vielen Ländern zu verbindlichen Grundanforderungen. SAP Document and Reporting Compliance reagiert auf diese Entwicklung mit einem technischen Rahmen für E-Invoicing und steuerrechtliche Reports. Das Framework verbindet Backoffice-Prozesse, Validierungsmechanismen und Übertragungswege zu einer einheitlichen Struktur. Unternehmen erhalten damit ein Werkzeug, das internationale Vorgaben, länderspezifische Änderungen und interne Qualitätsanforderungen in einem System bündelt.

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