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Self-Service Analytics als Schlüssel zu Entscheidungsfindung

Unternehmen demokratisieren die Datenanalyse durch Self-Service Analytics. Fachabteilungen analysieren eigenständig Daten – brauchen aber Tools, Schulung und Governance.

Immer mehr Unternehmen öffnen den Zugang zu ihren Daten für Fachabteilungen. Damit sollen Daten in Echtzeit nutzbar gemacht und datenbasierte Entscheidungen unabhängig von der IT ermöglicht werden.

Unternehmen erfassen und speichern heute mehr Daten als je zuvor. Doch nicht das Sammeln allein bringt den entscheidenden Vorteil, sondern die Fähigkeit, relevante Informationen gezielt zusammenzuführen und sinnvoll auszuwerten. Daten, die unverbunden in abgeschotteten Systemen liegen oder in unterschiedlichen Formaten über mehrere Plattformen verstreut sind, entfalten kaum ihren tatsächlichen Wert.

Selbst wenn die technischen Voraussetzungen für eine integrierte Datenbasis geschaffen sind, stoßen viele Unternehmen an ihre Grenzen. Denn häufig sind es allein die Data Scientists, Datenanalysten oder spezialisierte IT-Teams, die Analysen durchführen und Berichte erstellen. Dadurch entstehen Engpässe, die Innovationen verzögern und schnelle Entscheidungen ausbremsen.

Self-Service Analytics schafft hier einen grundlegenden Wandel. Es ermöglicht Mitarbeitern aus allen Fachbereichen, eigenständig auf Daten zuzugreifen, Analysen durchzuführen und daraus fundierte Schlüsse zu ziehen – ohne auf technische Unterstützung warten zu müssen. Diese Form der Datendemokratisierung führt zu einem echten Kulturwandel: Entscheidungen können schneller getroffen werden, weil die dafür nötigen Informationen dort verfügbar sind, wo sie gebraucht werden.

Warum es wichtig ist, Self-Service Analytics einzuführen

Self-Service Analytics gibt den Fachabteilungen die Kontrolle über ihre Daten zurück. Wer im Arbeitsalltag fundierte Entscheidungen treffen muss, kann direkt auf die dafür relevanten Informationen zugreifen, ohne Wartezeiten oder Umwege über die IT. Das beschleunigt Prozesse, schafft Transparenz und stärkt das Vertrauen in datenbasierte Entscheidungsfindung.

Zugleich werden interne Ressourcen effizienter eingesetzt. Wenn Data Scientists, Datenanalysten und technische Teams nicht mehr mit Standardauswertungen beschäftigt sind, bleibt mehr Raum für strategische Analysen und anspruchsvolle Projekte, die echten Mehrwert schaffen. Fachabteilungen entwickeln durch die Arbeit mit eigenen Daten zudem ein tieferes Verständnis für betriebliche Zusammenhänge. Das fördert die Eigenverantwortung und schärft den Blick für relevante Kennzahlen.

Auch wirtschaftlich ist der Nutzen klar: Self-Service reduziert die Abhängigkeit von spezialisierten Analyseabteilungen und trägt so dazu bei, personelle und finanzielle Ressourcen besser zu steuern. Gleichzeitig verschafft es Unternehmen einen entscheidenden Vorsprung. Wer in der Lage ist, Markttrends, Kundenverhalten oder operative Abläufe schneller zu analysieren, kann frühzeitig reagieren und Wettbewerbsvorteile realisieren.

Welche Herausforderungen mit Self-Service Analytics verbunden sind

So groß die Chancen auch sind, bringt Self-Service Analytics nicht nur Vorteile mit sich. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, den freien Zugang zu Daten mit einer wirksamen Steuerung in Einklang zu bringen. Ohne klare Prozesse und Regeln entstehen schnell neue Probleme: Fehlauswertungen, Sicherheitsrisiken oder widersprüchliche Berichte sind nur einige der Folgen mangelnder Kontrolle.

Ein zentrales Risiko liegt auch in der Datenqualität. Wenn Informationen veraltet, unvollständig oder nicht sauber gepflegt sind, lassen sich darauf keine verlässlichen Entscheidungen aufbauen. Statt Erkenntnissen verbreiten sich so schlimmstenfalls Missverständnisse.

Auch beim Thema Sicherheit ist Vorsicht geboten. Je mehr Mitarbeiter Zugriff auf sensible Daten erhalten, desto wichtiger ist es, Rollen und Rechte präzise zu definieren und technische Schutzmaßnahmen umzusetzen. Nur so lassen sich Datenschutz und Compliance gewährleisten.

Ein weiteres Hindernis ist der Umgang mit den Analysewerkzeugen selbst. Viele Beschäftigte haben keine tiefergehende Ausbildung im Umgang mit Daten. Ohne gezielte Schulung besteht die Gefahr, dass sie falsche Methoden anwenden oder Ergebnisse missverstehen. Zudem sind manche Tools zu komplex für den alltäglichen Gebrauch — mit dem Resultat, dass Nutzende wieder auf Excel zurückgreifen oder Analysen ganz vermeiden.

Auch organisatorische Probleme können den Erfolg gefährden. Wenn mehrere Personen ihre eigenen Datenversionen erstellen, entstehen widersprüchliche Berichte. Ohne zentrale Versionierung und Governance wird es schwer, eine gemeinsame Datenbasis zu wahren. Gleichzeitig kann ein Anstieg der Systemnutzung zu Lastspitzen führen, wenn die IT-Infrastruktur nicht entsprechend mitwächst.

Self-Service Analytics erfolgreich umsetzen

Damit Self-Service Analytics im Alltag funktioniert, braucht es mehr als den reinen Datenzugang. Entscheidend sind intuitive Werkzeuge, klare Zugriffsrechte, konsistente Datenstrukturen und eine technische Architektur, die sowohl benutzerfreundlich als auch sicher ist. Nur so können auch Nicht-Technikerinnen und -Techniker eigenständig Analysen durchführen, ohne auf zentrale Fachabteilungen angewiesen zu sein.

Wichtig ist dabei, dass sich Daten aus unterschiedlichen Quellen konsolidieren und zentral verfügbar machen lassen. Eine Plattform, die verschiedene Systeme miteinander verbindet, schafft die Grundlage für eine einheitliche Sicht auf das Unternehmensgeschehen. Gelingt das, entstehen neue Möglichkeiten: etwa durch die Kombination von Analysefunktionen mit Automatisierung oder durch intelligente Vorschläge auf Basis bestehender Verbindungen und Muster.

Zugleich müssen Skalierbarkeit und Kontrolle gewährleistet sein. Rollenbasierte Zugriffsmodelle, Datenschutzkonzepte, Echtzeitverarbeitung und eine übersichtliche Benutzerführung gehören zu den technischen Voraussetzungen, damit Self-Service Analytics unternehmensweit genutzt werden kann. Eine flexible Infrastruktur, die mit wachsenden Datenmengen und Nutzerzahlen umgehen kann, bildet das Rückgrat dieser Entwicklung. Nur so lässt sich Datenkompetenz im gesamten Unternehmen verankern.

Eine datenorientierte Unternehmenskultur etablieren

Die Einführung von Self-Service Analytics ist nicht nur ein IT-Projekt, sondern vor allem ein kultureller Wandel. Mitarbeiter müssen befähigt und ermutigt werden, proaktiv mit Daten zu arbeiten. Dazu braucht es Schulungen und Raum zum Austausch mit erfahrenen Kollegen. Wenn Führungskräfte Daten in ihre Entscheidungsprozesse einbeziehen und das auch sichtbar machen, sendet das ein klares Signal: Daten sind kein Expertenthema, sondern Teil des täglichen Handelns.

Markus Müller, Boomi

„Self-Service Analytics entfaltet seinen vollen Nutzen erst dann, wenn Mitarbeiter nicht nur Zugang zu Informationen haben, sondern auch die Fähigkeiten, diese richtig zu nutzen.“

Markus Müller, Boomi

Strukturiertes Lernen ist dabei zentral. Ob durch interne Weiterbildungen, Schulungseinheiten, Mentoring oder Lernformate im Arbeitsalltag – Datenkompetenz muss aktiv gefördert werden. Sichtbare Erfolge aus einzelnen Teams oder Abteilungen schaffen zusätzlich Motivation und zeigen, wie Daten einen Unterschied machen können.

Darüber hinaus lohnt es sich, interne Foren, Peer-Learning oder gemeinsame Analyseprojekte zu starten, Wissen zu teilen und neue Anwendungsfelder zu erschließen. Die kontinuierliche Weiterentwicklung des Programms durch Feedback-Runden und bedarfsgerechte Anpassungen sorgt dafür, dass Self-Service Analytics nicht zur einmaligen Maßnahme, sondern zum dauerhaften Bestandteil der Organisation wird.

Fazit

Wer datenbasierte Entscheidungen auf eine breite Grundlage stellen will, muss technische Lösungen, Governance und Weiterbildung zusammendenken. Self-Service Analytics entfaltet seinen vollen Nutzen erst dann, wenn Mitarbeiter nicht nur Zugang zu Informationen haben, sondern auch die Fähigkeiten, diese richtig zu nutzen. Außerdem muss gleichzeitig sichergestellt werden, dass Datenschutz, Datenqualität und Nachvollziehbarkeit gewahrt bleiben.

Moderne Analyseplattformen unterstützen diesen Wandel mit Funktionen wie integrierter Datenverknüpfung, einfacher Bedienung, intelligenten Auswertungshilfen und skalierbarer Infrastruktur. Entscheidend ist, dass solche Lösungen nicht im stillen Kämmerlein eingeführt werden, sondern eingebettet in eine strategische Initiative zur Förderung datenorientierter Arbeitsweisen. So entsteht eine Unternehmenskultur, in der Daten nicht nur gesammelt, sondern auch verstanden und wirksam eingesetzt werden.

Über den Autor:
Markus Müller ist Global Field CTO für API Management bei Boomi, wo er die strategische Vision und Umsetzung von API-Management-Lösungen weltweit vorantreibt. In dieser Funktion arbeitet er mit Unternehmen zusammen, um API-Strategien zu entwickeln, die hybride IT-Umgebungen verbinden und die Modernisierung von Anwendungen im Rahmen umfassenderer Initiativen zur digitalen Transformation beschleunigen. Bevor er zu Boomi kam, war Markus Mitbegründer und Chief Technology Officer bei APIIDA, wo er die Technologiestrategie und Produktentwicklung des Unternehmens leitete.

 

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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