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Data-Center-Trends 2019: Der Markt gerät stärker unter Druck

Die Rechenzentrumsbranche wird 2019 unter Druck geraten. Machine Learning, künstliche Intelligenz und autonomes Fahren erfordern höhere Kapazitäten und flexible Setups.

Machine Learning und künstliche Intelligenz (KI) sind seit einigen Jahren in aller Munde – und der Hype dieser Themen hält an. Dafür gibt es gute Gründe. Was wir noch vor wenigen Jahren als Science-Fiction angesehen haben, wird plötzlich Realität. Die Geschwindigkeit, mit der Veränderungen passieren, beschleunigt sicher weiter.

Selbstfahrende Autos sind hier ein gutes Beispiel. In Deutschland arbeiten IT-Unternehmen, Autohersteller und Telekommunikationsfirmen seit einigen Jahren an dieser Technologie. Auf mehreren Strecken in Deutschland wird automatisiertes und vernetztes Fahren getestet. In diesem Frühjahr will die Regierung einen Gesetzentwurf vorlegen, mit dem autonomes Fahren auf deutschen Straßen möglich wird. 2019 wird ein entscheidendes Jahr sein, um selbstfahrende Technologien durch Taxidienste an die Öffentlichkeit zu bringen. Diese autonomen Fahrzeuge produzieren große Datenmengen, mindestens vier TB pro Auto und Tag.

Bei allem Hype um diese neuen Technologien steht man in der Realität ganz am Anfang eines digitalen Tsunamis, der die Rechenzentrumsinfrastruktur stark belasten wird, wenn man mit der Nachfrage nach Speicherkapazitäten Schritt halten will.

Das Endergebnis ist, dass die Rechenzentrumsbranche 2019 stärker unter Druck geraten wird, die Zykluszeiten zu verkürzen und Kapazitäten schneller aufzubauen. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, wird sich Planung und Bau von Rechenzentren zunehmend in Richtung einfacherer, effizienterer, minimaler und flexiblerer Einrichtungen bewegen, die schnell betriebsbereit sind.

Das Große wird größer

CyrusOne arbeitet mit neun der zehn weltweit größten Cloud-Provider zusammen. Unser Geschäftsmodell ist eng mit deren Bedarf an erhöhter Datenkapazität verknüpft. Das Wachstum dieser Unternehmen war im Jahr 2018 enorm und es viele Gründe, dass sich dieses 2019 fortsetzen wird. 

Das explosive Wachstum von Cloud Computing führt zu einer langfristigen Nachfrage nach Rechenzentrumskapazitäten. Somit werden Rechenzentren immer größer. Ein durchschnittliches Data Center in Frankfurt hat eine Stromkapazität von zehn MW. Es ist zu erwarten, dass dieser Wert in absehbarer Zeit auf 35 MW ansteigt. Dies wird natürlich nicht über Nacht geschehen, aber alles deutet in diese Richtung.

Unser derzeit im Bau befindliches Rechenzentrum Frankfurt III wird eine Stromkapazität von 22 MW bieten. Unser Rechenzentrum Frankfurt II, das im Sommer 2018 den Betrieb aufnahm, hat mit 8,8 MW weniger als die Hälfte dieser Kapazität.

Der Rechenzentrumsmarkt wird auch 2019 weiterwachsen. Unser Schwerpunkt liegt dabei auf der Bereitstellung großer Data Center in wichtigen Märkten, um die Nachfrage unserer Cloud- und Unternehmenskunden in diesen Märkten zu decken. Es wird sich eine größere Nachfrage nach Edge-Rechenzentren entwickeln. Diese wird auch von den Auswirkungen von 5G abhängen. Edge-Rechenzentren werden notwendig, um Netzüberlastungen auszugleichen.

Die hybride Cloud – die neue Normalität für Unternehmen

Die Zeit ist vorbei, in der Unternehmen über die Vorteile einer Cloud-Migration diskutiert haben. Die Debatte wird jetzt vom Thema bestimmt, wie schnell ein Umzug in die Cloud gelingen kann und wie die Mischung zwischen Public- und Private-Cloud-Infrastruktur aussehen soll.

Laut IDC wanderten 2018 fast die Hälfte aller IT-Ausgaben in Cloud-Technologie. Bis 2020 soll dieser Wert auf 60 Prozent der gesamten IT-Infrastrukturausgaben und 60 bis 70 Prozent der gesamten Software-, Service- und Technologieausgaben ansteigen. Inzwischen prognostiziert Gartner, dass bis 2020 90 Prozent der Unternehmen hybride Infrastrukturmanagementfunktionen einführen.

Matt Pullen, CyrusOne

„Momentan diskutiert die Branche über Technologien, welche die Energieeffizienz in Rechenzentren verbessern sollen. In einigen unserer Data Center setzen wir indirekte adiabatische Luftkühlung ein.“

Matt Pullen, CyrusOne

Der Wechsel in eine Public Cloud ist heute weit verbreitet, aber nur ein kleiner Teil der Kerngeschäftsanwendungen läuft in einer Public oder Private Cloud. Diese Situation wird durch Zahlen bestätigt. Ein Beispiel: es gibt circa 260 Millionen Quadratmeter Bürofläche im Londoner Zentrum. Ungefähr fünf Prozent dieser Bürofläche wird von Servern und der IT-Infrastruktur beansprucht. Das sind 13 Millionen Quadratmeter Rechenzentrumsfläche, die sich in die Cloud bewegen werden.

Ein starker Fokus auf Energieeffizienz

Vor allem große Cloud-Firmen benötigen große Strommengen auf kleinstem Raum. Die Stromdichte übertrifft alles, was wir bisher auf dem Enterprise-Markt gesehen haben. Dies wiederum ist Ansporn, die Energieeffizienz von Rechenzentren durch innovative Kühlsysteme deutlich zu steigern und so sicherzustellen, dass die Energienutzung dieser Gebäude nicht zu kostenintensiv wird.

Momentan diskutiert die Branche über Technologien, welche die Energieeffizienz in Rechenzentren verbessern sollen. In einigen unserer Data Center setzen wir indirekte adiabatische Luftkühlung ein. Andere Betreiber entscheiden sich dafür, diese Herausforderung durch Freiluftkühler zu meistern, während wiederum andere immer noch Glykol-Systeme verwenden, die ohne Wasser auskommen. Ich erwarte eine weitere Verfeinerung dieser Technologien im Jahr 2019 sowie den Beginn einer Konvergenz einiger favorisierter Kühloptionen.

Über den Autor:
Matt Pullen ist Managing Director Europe bei CyrusOne und verantwortet in dieser Position das Europa-Geschäft des auf Rechenzentren spezialisierten texanischen Real Estate Investment Trust (REIT). Davor war er als Global Sales Director für den europäischen Rechenzentrumsbetreiber Zenium tätig, der Ende 2017 von CyrusOne übernommen wurde.

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