Oleksandr Delyk - stock.adobe.co

Softwarebasiertes Routing auf dem Weg zum neuen Standard

SD-WAN hat die Networking-Welt im Sturm erobert, und softwarebasiertes Routing versucht das Gleiche auf dem Router-Markt. Welche Vorteile bietet der Umstieg auf Software?

Dank gesteigerter Chip-Performance und verbesserter Routing-Software steht der Router-Markt von 14 Milliarden US-Dollar (circa 11,8 Milliarden Euro) vor dem Umbruch.

Unternehmen, Service-Provider und andere Organisationen stellen zunehmend softwarebasiertes Routing für eine Vielzahl von Netzwerkstandorten bereit. Dazu gehören Filialbüros, Data Center, der Netzwerk-Edge, Mobilfunkzellen und der Netzwerk-Core. Doyle Research erwartet in den kommenden fünf Jahren starkes Wachstum beim softwarebasierten Routing zu Lasten des traditionellen Routings.

Softwarebasiertes Routing, auch als virtuelle Router-Software bezeichnet, ist separater Code, der getrennt von der zugrunde liegenden Hardware verkauft wird – typischerweise auf x86-basierten oder von Broadcom stammenden White Boxes.

Dieses Routing bietet ein Geschäftsmodell, das sich von herkömmlichen, boxbasierten Routern mit integrierter Hardware und Software von Anbietern wie Cisco oder Juniper Networks unterscheidet. Der Markt für Software-defined WAN (SD-WAN) von einer Milliarde US-Dollar (circa 846 Millionen Euro) hat bewiesen, dass innovative Software den Branch-Router-Markt umkrempeln kann.

Softwarebasiertes Routing: Vorteile

Softwarebasiertes Routing nutzt den höheren Preis und die gestiegene Performance von kommerziellen Chips und die Preispolitik für White Boxes. Die Performance von softwarebasiertem Routing wird weiter zunehmen. Verantwortlich dafür sind zum einen Softwareinnovationen – zum Beispiel durch neue Anbieter von Routing-Software – und zum anderen Hardwareverbesserungen, wenn Intel und Broadcom neue, schnellere Chip-Plattformen einführen.

Software-Routing ermöglicht Flexibilität und die Durchführung von Remote-Updates. Weitere Vorteile sind unter anderem:

  • IT-Teams können softwarebasiertes Routing überall bereitstellen.
  • Die Teams können die Routing-Funktionalität einfach aktualisieren.
  • Software erlaubt flexible Preismodelle und niedrigere Kosten – Einsparungen von 30 Prozent oder sogar noch mehr.

Softwarebasiertes Routing: Anwendungsfälle

IT-Teams können Software- oder virtuelles Routing überall dort bereitstellen, wo die Organisation Routing oder Router vorschreibt. Innovativer Code für Software-Routing wird entwickelt, um verschiedenste Orte im Netzwerk mit Performance zu versorgen – von Lowend-Anforderungen bei Filialbüros bis zu Highend-Kapazitäten für den Netzwerk-Core oder das Data Center.

Zu den spezifischen Anwendungsfällen für softwarebasiertes Routing zählen:

  • Virtual Customer Premises Equipment (vCPE)
  • Data Center
  • Breitband-Edge
  • Netzwerk-Core
  • Radio Access Network (RAN)

Darüber hinaus erfordert die Migration zu 5G eine signifikante Änderung von Mobilfunknetzen in puncto Performance und Intelligence-Funktionen. So benötigt 5G fünf- bis zehnmal mehr Funkzellen, das Fünffache an Bandbreite und neue QoS-Funktionen (Quality of Service), um eine garantierte Performance beim Network Slicing zu unterstützen.

IT-Teams können Software- oder virtuelles Routing überall dort bereitstellen, wo die Organisation Routing oder Router vorschreibt.

Wenn Mobilfunkbetreiber neue offene RAN-Architekturen evaluieren, werden etliche der Anbieter in der Lage sein, Software auf White-Box-Plattformen bereitzustellen. Die für 5G erforderliche Investition wird das RAN-Sharing fördern, das zusätzliche Routing-Anforderungen mit sich bringt.

Softwarebasiertes Routing: Technologie und Anbieter

Die softwarebasierte Routing-Technologie muss Fortschritte bei Netzwerkchips nutzen – und gleichzeitig davon unabhängig sein. Die Anbieter von softwarebasiertem Routing unterstützen in der Regel entweder Broadcom- oder Intel-x86-Chips, einige aber auch beides. Der Hauptvorteil von Routing-Software ist ihre erhebliche Kostendifferenz gegenüber traditionellen Routern.

Außerdem umfassen die Voraussetzungen für softwarebasiertes Routing – die je nach Anwendungsfall variieren – folgende Punkte:

  • die Möglichkeit, die Performance flexibel vertikal zu skalieren;
  • operative Effizienz durch Automation;
  • offene APIs und die Option, Microservices anzupassen und auszuführen; und
  • Mehrmandantenfähigkeit.

Während es Dutzende von SD-WAN-Anbietern gibt, visieren einige neue, innovative Anbieter von softwarebasiertem Routing unterschiedliche Netzwerkanwendungen an. Beispiele dafür:

  • Volta Networks, das seine virtuelle Routing-Software in Funkzellen als Teil mehrerer RAN-Upgrade-Projekte mit führenden Mobilfunkbetreibern bereitgestellt hat.
  • NetElastic Systems, das sich auf Routing-Anforderungen für Edge-Aggregation konzentriert, einschließlich BNG-Funktionen (Broadband Network Gateway) für den FTTH-Ausbau (Fiber To The Home).

Zu den weiteren Anbietern gehören 128 Technology, Arrcus Inc., AT&T, DriveNets, RtBrick und Stateless. Traditionelle Router-Hersteller, wie Cisco und Juniper Networks, bieten ebenfalls Routing-Code unabhängig von ihrer Hardware.

Wie sieht die Zukunft für Routing aus?

Routing wird eine kritische Netzwerkfunktion bleiben, um disparate Elemente über Zweigstellen, den Netzwerk-Edge, Data Center, Cloud-Umgebungen und den Netzwerk-Core hinweg zu verbinden. Der Erfolg von SD-WAN auf Intel-Hardware hat gezeigt, dass softwarebasiertes Routing das Potenzial besitzt, die Branche grundlegend neu zu gestalten.

Networking-Innovationen beim Code von Routing-Software und permanente Verbesserungen der Chip-Performance werden softwarebasiertes Routing für neue Anwendungen verfügbar machen. Davon profitieren 5G RAN, Netzwerk-Edge, Data Center und die Performance des Netzwerk-Cores.

Netzwerkarchitekten sollten softwarebasiertes Routing auf Commodity-Hardware für neu aufzubauende und die Modernisierung bestehender Netzwerke evaluieren.

Erfahren Sie mehr über WAN und Cloud-Networking

ComputerWeekly.de
Close