SAP Mobile Apps mit den richtigen Geschäftsprozessen verknüpfen

SAP Mobile Apps sollten mit den richtigen Business-Prozessen verknüpt sein. Unser Experte erläutert, wie Sie SAP Mobile Apps am besten einsetzen.

Viele Geschäftsbereiche rufen mittlerweile lautstark nach mobilen SAP-Anwendungen – und werfen damit eine ganze Reihe von Fragen auf. Wie etwa kann ein Unternehmen herausfinden, welche SAP Mobile Apps es bereitstellen soll? Wie kann eine Firma den Aufwand, der damit verbunden ist, so optimieren, dass alle Interessensgruppen bedient werden? Und noch schwieriger: Wie kann ein Unternehmen sicherstellen, dass ein Mobility-Projekt erfolgreich umgesetzt wird?

Für viele Endanwender scheint eine tolle und intuitive Benutzerschnittstelle der wichtigste Teil einer attraktiven App zu sein. Doch das ist allenfalls ein kleiner Teil einer guten App. Der Weg zu einer erfolgreichen Unternehmens-App beginnt lange vor der Planung für das Design. Tatsächlich startet Mobility mit dem banalen, aber doch so wichtigen Business-Prozess.

Viele Mobile Apps der frühen Generation wurden für die Berichterstattung gebaut, inklusive anschaulicher Dashboards etwa, die Entscheidungsträger unterstützten. Heute werden die besten Enterprise-Anwendungen zunehmend für Endanwender konzipiert – und sie konzentrieren sich auf die Prozesse, die ein Unternehmen antreiben.

„Wir sind heute mit Unternehmen konfrontiert, die sehr traditionell ausgerichtet sind, keine High-Techs also, sondern Unternehmen beispielsweise aus der Möbel- oder Chemiebranche. Sie alle wollen verstehen, wie sie Mobile Apps nutzen und auf einen digitalen Arbeitsplatz umsteigen können. Viele dieser Unternehmen haben auch in Mobile Device Management investiert, um ihre Geräte zu sichern, und jetzt warten sie auf die Amortisierung“, sagt Jason Wong, Principal Research Analyst bei der Mobile and Client Computing Group von Gartner. „Sie wissen nun aber, dass sich ihre Investitionen nicht amortisieren werden, wenn sie nicht tatsächlich auch Anwendungen entwickeln, die das Unternehnen produktiver machen.“

„Mobile Momente“ für Geschäftsanforderungen identifizieren

Doch die Identifizierung von mobilen Anwendungsfällen ist für viele Unternehmen immer noch eine große Herausforderung. Gartner empfiehlt deshalb, dass Unternehmen nach „mobilen Momenten“ suchen sollten, also Business-Situationen, die von Mobility-Anwendungen so bearbeitet werden können, dass ein geschäftlicher Mehrwert entsteht.

„Es geht darum, Ihre Daten nicht einfach nur von einem PC auf ein Smartphone zu bringen, sondern Sie müssen mobile Situation finden, die im Alltag auftreten, abseits des üblichen Computerumfelds – in einem Lagerhaus etwa oder in einem Taxi“, sagt Wong. Einen mobilen Moment zu erfassen heißt auch zu erkennen, dass Sie Daten nicht nur von einem System erhalten können, sondern vielleicht Daten aus mehreren Systemen benötigen.

„In einem bestimmten mobilen Moment kann ein Mitarbeiter zum Beispiel den Zugriff auf ein Service-Management-Tool benötigen, dann seine Daten speichern und aktualisieren, Kundendaten in eine CRM-Lösung eingeben und dann die Kostenabrechnung erledigen. Mitarbeiter müssen also mit mehreren Systemen interagieren“, erklärt Wong. Wenn ein Unternehmen diese mobilen Momente erkennt, wird es sich auch ein Bild davon machen können, was und wie Mobilität zur Verbesserung der Geschäftsprozesse beitragen kann.

Ein weiterer Schlüssel zum Verständnis mobiler Momente sind bestimmte Personen – jene Mitarbeiter, die eine SAP Mobile App kreativ nutzen, sagt Wong. „Dabei geht es nicht darum, zum Beispiel eine SAP-Asset-Management-Anwendung zu nehmen und diese mobil zu machen. Sie müssen auch darüber nachdenken, wo Ihre Außendienstmitarbeiter eingesetzt werden und welche Arbeitsschritte sie zu erledigen haben.“

Mit den heutigen mobilen Geräten können Sie laut Wong mobile Momente sogar erweitern. Dadurch etwa, dass Sie Foto-, Video- oder Spracheingabe-Funktionen nutzen – oder sogar mobile Sensoren zur Datenerfassung. Die breite Funktionsvielfalt mobiler Geräte macht es heute möglich, Geschäftsprozesse viel effizienter und genauer auszuführen, als dies noch vor einigen Jahren möglich war.

Prüfen Sie für SAP Mobile Apps den Geschäftsprozess

Das häufigste Missverständnis ist, dass Mobility allein alle Business-Probleme lösen soll, sagt Greg Palesano, Executive Vice President und Global Head of Application Services bei HCL Technologies. Daher empfiehlt Palesano, dass die Bereitstellung von Mobile Apps immer im Zusammenhang mit der Bewertung und Verbesserung von Geschäftsprozessen erfolgen sollte.

„Wenn ein Business-Prozess nicht funktioniert oder ineffizient ist “, erklärt er, „wird die mobile Umsetzung des gleichen Prozesses in der Regel nicht die gewünschten Ergebnisse erzielen.“

Wie also kann man einen Geschäftsprozess in Bezug auf seine erfolgreiche mobile Umsetzung und seinen ROI prüfen?

„Es gibt zwei Arten von Prozessen, die in der Regel zum besten ROI führen“, sagt Palesano. „Erstens, die mobile Umsetzung von Prozessen, bei denen verschiedene Benutzer beteiligt sind, bringt in der Regel den besten ROI, wenn einige Benutzer entfernt werden. Zweitens: Prozesse, die bei ihrer Ausführung verzögert werden oder Wartezeiten haben – da ein Benutzer beispielsweise eine Aktion ausführen muss – können bei mobiler Umsetzung ebenfalls einen erheblichen ROI bringen, da die Zeit, um den Vorgang auszuführen, verringert werden kann – was dem Unternehmen mehr Business-Effizienz bringt.“

Bedienen Sie Ihren mobilen Mitarbeiter zuerst

Wenn Mitarbeiter bereits Mobile sind, sollte sich ein Unternehmen diese mobilen Mitarbeiter im Detail ansehen – das scheint trivial zu sein, wird aber oft übersehen.

„Wenn zum Beispiel die Arbeit eines Technikers auf Zeit- und Materialbasis bezahlt wird, kann der Prozess enorm verbessert werden, wenn der Techniker alle relevanten Informationen schon in der Zeit eingibt, in der er beim Kunden ist“, sagt Daniel Bauer, leitender Entwickler von mobilen Lösungen bei der PIKON International Consulting Group. „Diese Daten können dann direkt an das ERP-System übertragen werden und beschleunigen nicht nur den Abrechnungsprozess, sondern helfen auch, Fehler und Streitigkeiten zu vermeiden.“

Dennoch: Das Verständnis der Geschäftsprozesse und das Wissen, wie ein Prozess mit einer SAP Mobile App verbessert werden kann, rechtfertigt nicht immer die Kosten und die Mühe, die App zu implementieren.

„Um Gewissheit zu bekommen, muss der Nutzen für den Geschäftsprozess gegen die zusätzlichen Kosten für die Entwicklung und Verwaltung der mobilen Lösung aufgerechnet “, warnt Bauer. „Dies erfordert, dass der Kunde sich wirklich fundiert mit dem Thema mobile Lösungen auseinandersetzt und deren Anforderungen kritisch bewertet. Fragen, die man sich zum Beispiel stellen sollte, sind: Muss die Lösung wirklich offline funktionieren? Ist ein Middleware-Server erforderlich? Wer wird die Wartung der Middleware übernehmen?“

Ist SAP Fiori die Rettung?

SAPs User Experience (UX) für SAP-Software, SAP Fiori, nutzt moderne Design-Prinzipien für eine einfache, rollenbasierte Schnittstelle zu verschiedenen SAP Mobile Apps – egal, welches Gerät ein Mitarbeiter einsetzt. Damit erschließen Unternehmen, die SAP Fiori verwenden, vielen Mitarbeitern mit ihren Mobilgeräten Fiori-fähige Anwendungen. Laut der SAP Fiori Apps Reference Library bietet SAP aktuell mehr als 500 solcher Anwendungen.

„SAP Fiori ist grundsätzlich ein gutes Beispiel dafür, wie SAP die großen monolithischen Apps nimmt und sie in einzelne Transaktionen aufbricht“, sagt John Wargo, Principal Analyst bei Forrester Research. „Wenn man den Nutzern die Möglichkeit bietet, eine Sache wirklich gut, wirklich einfach und sehr schnell zu machen, dann wird es interessant.“ Zudem fügt Wargo hinzu, dass man mit Fiori Apps auch diskrete Prozesse miteinander verbinden, und so deren Fähigkeiten erweitern kann.

„Die neueren Generationen der Fiori Apps sind einander bekannt, so dass Sie von einer App zu einer anderen springen können, anstatt umständlich zu navigieren“, sagt er. Ist Fiori deshalb eine gute mobile Strategie für ein SAP-fokussiertes Unternehmen? Gibt es durch Fiori-basierte mobile Schnittstellen genügend Mehrwert, um zentrale Geschäftsprozesse effizient zu mobilisieren?

Manchmal ja, aber nicht immer. SAP Fiori Apps zielen in der Regel auf breiter verwendete SAP-Funktionen für Einsteiger. Diese sind möglicherweise nicht genug auf eine spezifische mobile Situation fokussiert. Auch haben einige Organisationen ihre SAP-Systeme im Hintergrund angepasst, so dass Fiori Apps hier nicht funktionieren. Zudem haben selbst SAP-fokussierte Unternehmen häufig Geschäftsprozessen, die mit Drittanbieteranwendungen kommunizieren müssen.

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Das heißt aber nicht, dass Fiori aus dem Rennen sein muss. „Sie können das Fiori Design-Paradigma verwenden, um auf SAP-Daten zuzugreifen, aber Sie können Ihre eigenen Apps auch aus anderen Datenquellen bauen“, erläutert Wargo. Außerdem sei Fiori eher eine Anwendung im Rahmen der UX-Strategie. In der Regel wird Fiori dazu verwendet, Anwendungen so zu bauen, dass Benutzern eine konsistente Bedienung sowohl bei Desktop-Umgebungen als auch bei mobilen Umgebungen zur Verfügung gestellt wird. „Fiori ist aber kein Allheilmittel – es gibt keine einheitliche Lösung, die jedermanns Probleme löst“, gibt Wargo zu bedenken.

Gartner sieht einen starken Trend darin, dass mobile Anwendungen mit hybriden, Cross-Plattform-Tools gebaut werden. „Die Prozessoren von Mobilgeräten sind heute sehr leistungsfähig, und als Folge davon bieten Hybrid-Anwendungen heute gute Möglichkeiten, eine Menge von Anwendungsfällen für die Unternehmen zu lösen. Gleichzeitig bieten sie niedrigere Wartungs- und Support-Kosten – denn Sie haben nur einen Code-Set, um viele Plattformen zu verwalten“, erklärt Wong. „Wir haben heute Apps, die mit Xamarin, Titan oder Embarcadero gebaut werden, aber es kommt wirklich auf den Anwendungsfall an.“

Der wichtigere Punkt ist, dass mobile Entwicklungswerkzeuge nicht mehr der limitierende Faktor für SAP-affine Organisationen sind – obwohl Unternehmen immer noch die Kosten für die Entwicklung mobiler Lösungen unterschätzen.

„Ich denke, SAP hat erkannt, dass es beim Bedarf nach Mobile Development Tools und Architekturen für Frontends eine gewisse Vielfalt gibt. Deshalb hat sich das Unternehnen für die Unterstützung anderer Werkzeuge geöffnet, zusätzlich zu dem, was SAP anbietet“, sagt Wong.

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