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Hitachi möchte Data Center intelligent und autonom machen

Hitachi ist ein Konglomerat, dessen ingenieurlastiger IT-Bereich derzeit umgekrempelt wird. Das ist im Zeitalter von Cloud, IoT und Automatisierung auch nötig.

Der japanische Konzern Hitachi beschäftigt über 300.000 Mitarbeiter. Er ist ähnlich breit strukturiert wie Siemens oder General Electric. Der Konzern stellt Baumaschinen her, genauso wie Kernkraftwerke, Industrieanlagen und Autoteile. Rund 72 Milliarden Euro wurden damit im jüngsten Geschäftsjahr umgesetzt.

Das Unternehmen ist aber auch ein Player in der IT-Welt. Am bekanntesten ist HDS, dessen Name vor wenigen Monaten einer Umorganisation zum Opfer fiel. Insgesamt hat Hitachi mit seiner IT im vorigen Geschäftsjahr 15 Milliarden Euro umgesetzt. Das entspricht rund 21 Prozent vom Gesamtumsatz.

Viel Know-how in vielen Silos

Hitachis IT-Produktpalette für Data Center reicht von Computern und Storage über Data-Center-Management-Software, Daten-Management und Analytics-Tools bis hin zu IoT-Komponenten und Edge Computing.

Viele diese Bereiche waren über Jahre hinweg isoliert. Erst seit kurzem arbeitet Hitachi an einer engen Integration – vor allem deshalb, weil IoT und Data-Center-Automatisierung holistische Ansätze erfordern. Insbesondere IoT hat eine Integrationswelle ausgelöst.

Im Jahr 2016 schaute sich Hitachi Dutzende von hausinternen IoT-Lösungen an. Mehr als 16.000 Mitarbeiter waren involviert. Dies wurde alles in eine Dachorganisation namens Insight Group zusammengefasst. Die Umorganisierung geschah nur wenige Monate nachdem HDS bekannt gegeben hatte, dass man gemeinsam mit der Hitachi-Tochter Pentaho an der Entwicklung der einer hyper-converged Infrastructure (HCI) Hyper Scale-Out Platform 400 arbeitet.

Im September 2017 formte Hitachi dann aus HDS, Pentaho und der Insight Group das neue Tochterunternehmen Vantara. Hierin sind nun alle operativen Technologien gebündelt. Hitachi Vantara konkurriert nun mit Dell, HPE, Fujitsu und IBM. Gegenüber der Konkurrenz will man sich durch ein breit gefächertes Angebot an Systemen, Storage und Software abheben.

Top-down Strategie für neue Märkte

In der Vergangenheit war HDS vor allem im oberen Leistungsbereich der IT-Welt angesiedelt. Die Ingenieure von Hitachi wollten stets die bestmögliche Performance auf den Markt bringen. Inzwischen hat eine deutliche Öffnung nach unten stattgefunden, zu der auch eine Kommerzialisierung des Leistungsspektrums gehört.

Dies soll massiv ausgebaut werden. So plant Hitachi, Flash- und die Hybrid-Storage-Systeme sowie seine KI-Tools auszuweiten. Bei der Virtual Storage Platform (VSP) sind die All-Flash Enterprise-Level-Systeme F700 und F900 sowie die Midrange-Systeme F350 und F370 neu. Bei der Hybrid-G-Serie sind die Systeme G700 und G900 im oberen Bereich angesiedelt und im Midrange-Bereich die Systeme G350 und G370.

Die neuen Arrays können auf mehr als 2,4 Millionen IOPS und 41 GB/s Bandbreite skaliert werden. Das ist fast doppelt so viel wie die Leistung der Vorgängermodelle. Die Öffnung nach unten ist vor allem eine Reaktion auf den Druck von außen, da Kunden und Partner Hitachi darauf drängten, einen Teil des Highend-Angebotes für die unteren Marktsegmente bereitzustellen.

Auf den Storage-Bereich ist man bei Vantara besonders stolz. Was unter anderem daran liegt, dass Gartner die Solid-State-Arrays als führend im Magic Quadrant platziert. Außerdem verfolgt Vantara eine NVMe-Strategie, so hat man Non-Volatile Memory Express (NVMe) in den HCI-Systemen integriert. Als nächstes sollen Rack-basierte Flash-Speicher damit ausgestattet werden.

IT-Management-Software als Abgrenzungsfaktor

Neben den Hardwaresystemen ist es aber vor allem die IT-Management-Software, mit der sich das Unternehmen abgrenzen will. So setzt man zum Beispiel eine eigene integrierte Steuerungssoftware ein, in der Analytics, Monitoring und KI-basierte Data-Center-Automatisierung enthalten sind.

Unser Ziel ist es, CIOs bei der Modernisierung des gesamten Data-Center-Betriebs zu helfen, also nicht nur unserer Systeme.
Nathan Moffitt Hitachi

Das Modul Infrastructure Analytics Advisor verfügt über eine Predictive-Analytics-Komponente, in der die Telemetriedaten von Servern, Storage, Netzwerkkomponenten und virtuellen Maschinen extrahiert werden. Damit lässt sich Load Balancing erzielen, es dient der Problemfindung sowie -behebung und erstellt Prognosen über die zu erwartende Systemleistung.

Der Automation Director koordiniert das Deployment und die Verwaltung aller IT-Ressourcen. Zur Software gehört außerdem die Integration mit IT-Service-Management-Tools (ITSM) einschließlich der ServiceNow-Plattform sowie eine verbesserte REST-API-Integration für die Anbindung von Drittanbietersystemen.

Mehr Koop-Konkurrenz

Gerade die Kooperation mit Drittanbietern, also die sogenannte Koop-Konkurrenz, ist für Hitachi neu, obwohl sie von allen namhaften IT-Anbietern seit langem praktiziert wird. Zu den Hitachi-Partnern gehören unter anderen VMware, Cisco, Brocade, HPE, IBM, Dell und NetApp.

„Wir verfolgen heute eine herstellerneutrale Strategie, das ist für uns revolutionär. Wir haben erkannt, dass die Integration mit Partnern, und auch mit Konkurrenten, für alle Beteiligten große Chancen bietet. Unser Ziel ist es, CIOs bei der Modernisierung des gesamten Data-Center-Betriebs zu helfen, also nicht nur unserer Systeme“, sagt Nathan Moffitt, Senior Director Marketing Infrastructure Solutions bei Vantara, über die neue Strategie des Unternehmens.

Sein Chef, Iri Trashanski, Vice President für Infrastructure und Edge Products, sieht sogar noch einen größeren Zusammenhang: „Unsere Systeme, vor allem aber unsere umfangreichen Software-Tools und die API-gesteuerte Infrastruktur helfen Unternehmen, ihre Rechenzentren zu modernisieren sowie sie intelligenter und autonomer zu machen. Das schafft die Agilität und Skalierbarkeit, die heute von den IT-Chefs verlangt werden.“

Der Weg ist noch lang

Das IT-Angebot von Hitachis durchlebt derzeit eine tiefgreifende Strukturreform. Ziel ist es, sich besser auf die dramatisch geänderten Data-Center- und Anwendungs-Anforderungen einzustellen.

Das beinhaltet zwar die Gefahr, ein Mee-too-Anbieter zu werden, doch mit den umfangreichen Erfahrungen in der Industrie-IT und im Highend-Bereich der klassischen IT, sollte es dem Unternehmen nicht schwer fallen, sich in der neuen IT-Welt mit IoT, Edge Computing, Hybrid Cloud und Data-Center-Automatisierung zu behaupten.

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