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Die 8 häufigsten Ursachen für hohe Netzwerklatenz

Hohe Netzwerklatenz beeinträchtigt die Anwendungen im Unternehmen. Das kann viele Ursachen haben. Dieser Artikel zeigt die acht häufigsten Gründe und konkrete Gegenmaßnahmen.

Eine hohe Netzwerklatenz kann die Performance von Unternehmens-Anwendungen, Video-Streaming und alltäglichen Webanfragen erheblich beeinträchtigen. Doch was sind die häufigsten Gründe für Verzögerungen in der Datenübertragung? In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Ursachen für hohe Latenz und zeigen konkrete Lösungsansätze auf.

Die Ursachen lassen sich grob in vier Themenbereiche einteilen:

  1. Infrastruktur & Hardware: Veraltete Netzwerkgeräte, schwache WLAN-Verbindung, überlastete Server
  2. Netzwerkmanagement & Konfiguration: Fehlende oder falsche QoS-Regeln, ungenügende Lastverteilung, Stoßzeiten mit hoher Auslastung
  3. Datenwege & Routing: Große physische Entfernung, viele Netzwerk-Hops, ineffizientes Routing
  4. Dienste & Anwendungen: Langsame DNS-Server, schlecht optimierte Webseiten, VPNs und Firewalls mit hoher Last

1. Große geografische Entfernungen

Einer der Hauptgründe für hohe Latenz ist die physische Distanz zwischen Client und Server. Datenpakete benötigen Zeit, um über Router und Netzwerkknoten hinweg übertragen zu werden. Je weiter die Strecke, desto höher die Verzögerung.

Lösung

  • Nutzen Sie Content Delivery Networks (CDN), um Inhalte näher an den Nutzer zu bringen.
  • Wählen Sie regionale Serverstandorte.

2. Netzwerküberlastung und Bandbreitenengpässe

Wenn zu viele Nutzer gleichzeitig auf ein Netzwerk zugreifen oder die verfügbare Bandbreite begrenzt ist, kommt es zu Paketverlusten und erhöhter Latenz. Besonders in Spitzenzeiten (zum Beispiel abends) kann dies zu spürbaren Verzögerungen führen. Auch zu bestimmten Tageszeiten, wenn viele Nutzer gleichzeitig online sind, kann die Netzwerklatenz steigen. Ohne richtig eingerichtete QoS-Regeln (Quality of Service) können Echtzeitdaten (zum Beispiel für VoIP oder Spiele) untergehen und Latenzprobleme verursachen.

Lösung

  • Stellen Sie die Quality of Service (QoS) ein, damit wichtiger Datenverkehr priorisiert wird.
  • Setzen Sie Bandbreitenmanagement und Lastverteilung.
  • Vermeiden Sie datenintensive Aktionen zu Stoßzeiten.
  • Richten Sie klare Priorisierungsregeln ein.
  • Überwachen Sie das Netzwerk und justieren Sie bei Bedarf nach.

3. Schlechte WLAN-Verbindungen

Drahtlose Netzwerke sind anfällig für Interferenzen durch andere Geräte, dicke Wände oder elektromagnetische Störungen. Eine schwache Signalstärke führt zu Paketverlusten und erhöhter Latenz.

Lösung

  • Stellen Sie auf eine kabelgebundene (Ethernet-)Verbindung um.
  • Optimieren Sie die WLAN-Einstellungen (zum Beispiel Kanalwechsel, Mesh-Netzwerke).

4. Backend- und Routingprobleme

Nicht immer liegt das Problem beim Netzwerk selbst, manchmal ist der Zielserver überlastet oder verarbeitet Anfragen langsam. Dies führt zu höheren Antwortzeiten, selbst wenn die Netzwerkverbindung stabil ist. Langsame oder fehlerhafte DNS-Server verzögern die Namensauflösung von Domains und führen dadurch zu verlängerten Ladezeiten. Jeder Router, den ein Datenpaket durchläuft (ein Hop), fügt eine kleine Verzögerung hinzu. Bei ineffizienten Routing-Pfaden oder überlasteten Zwischenknoten summiert sich dies zu einer spürbaren Latenz.

Lösung

  • Erhöhen Sie die Serverressourcen (Load Balancer, mehr Rechenleistung).
  • Optimieren Sie die Backend-Prozesse (Caching, Datenbankindizes).
  • Nutzen Sie schnellere DNS-Server (zum Beispiel Google DNS, Cloudflare DNS).
  • Nutzen Sie Traceroute-Tools zur Analyse des Datenwegs.
  • Wechseln Sie zu einem ISP mit besserem Peering.

5. Paketverluste und Retransmissions

Durch fehlerhafte Übertragungen gehen Pakete verloren und müssen erneut gesendet werden. Dies erhöht die Round Trip Time (RTT) und führt zu Stockungen.

Lösung

  • Überprüfen Sie die Netzwerkinfrastruktur (Kabel, Router, Switches).
  • Nutzen Sie Protokolle mit Fehlerkorrektur (zum Beispiel TCP statt UDP, falls möglich)

6. Netzwerkgeräte

Router, Switches und andere Komponenten können selbst Ursache von Verzögerungen sein, insbesondere bei schlechter Konfiguration oder veralteter Firmware. Geräte mit wenig Arbeitspeicher, langsamer CPU oder veralteter Netzwerktechnik können die Datenverarbeitung ausbremsen. Wenn Netzwerkausrüstung zu große Puffer verwendet, staut sich Datenverkehr unnötig, was hohe Verzögerungen trotz stabiler Verbindung verursacht.

Lösung

  • Upgraden Sie die Hardware-Komponenten.
  • Aktualisieren Sie Netzwerktreiber und Firmware.
  • Überprüfen und warten Sie die Geräte regelmäßig.
  • Setzen Sie Smart Queue Management (zum Beispiel fq_codel, Cake) ein.
  • Verwenden Sie Router mit SQM-Unterstützung.

7. Sicherheitslösungen und VPNs

Firewalls mit Deep Packet Inspection (DPI) sowie VPN-Verbindungen fügen zusätzliche Verarbeitungsschritte hinzu. Verschlüsselung und Tunneling erhöhen die Latenz.

Lösung

  • Optimieren Sie Firewall- und VPN-Konfigurationen.
  • Nutzen Sie regionale VPN-Server.

8. Schlecht optimierte Webseiten

Nicht immer ist das eigene Netzwerk die Ursache für vermeintliche Netzwerkprobleme. Große Mediendateien, Tracking-Skripte oder langsames Webhosting können die Latenz deutlich erhöhen. Betroffen kann zum Beispiel das Intranet sein.

Lösung

  • Optimieren Sie die Webseiteninhalte und Hosting-Dienste.
  • Nutzen Sie Bildkomprimierung, Lazy Loading und Caching.

Fazit

Hohe Netzwerklatenz kann viele Ursachen haben, von physischer Entfernung bis zu Hardwareproblemen. Durch gezielte Analyse und Optimierung der Infrastruktur lassen sich die meisten Engpässe beheben. Tools wie Ping, Traceroute oder Netzwerk-Monitoring-Software helfen dabei, die Schwachstellen zu erkennen und Lösungen umzusetzen. Bei anhaltenden Problemen kann auch ein Wechsel des Internetanbieters oder ein Hardware-Upgrade sinnvoll sein.

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