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Wie man auf Azure die richtige SQL-Server-Option auswählt

Es gibt zwei Optionen, SQL Server auf Azure einzusetzen. Wie sich diese unterscheiden und welche Option welche Vorteile bietet, sollte vorher ergründet werden.

Unternehmen, die SQL Server auf Microsoft Azure einsetzen möchten, haben zwei Möglichkeiten: die Installation von SQL Server auf einer virtuellen Maschine von Azure oder die Nutzung von Azure SQL-Datenbank. Obwohl beide Ansätze zum Hosting von SQL Server-Datenbanken in der Azure-Cloud prinzipiell gleichwertig sind, gibt es einige Unterschiede zwischen den Optionen.

Azure SQL-Datenbank ist eine Platform as a Service (PaaS) von Microsoft für SQL-Server-Benutzer. Der Cloud-basierte relationale Datenbankservice basiert auf der SQL-Server-Technologie von Microsoft und wird hochverfügbar sowie skalierbar in den Microsoft-Rechenzentren gehostet. In erster Linie richtet sich dieser Datenbankservice an Unternehmen, die Datenbanken in der Cloud betreiben möchten, ohne sich um all die administrativen Aufgaben kümmern zu müssen, die normalerweise mit der Verwaltung und Wartung eines SQL Servers verbunden sind.

So müssen Datenbank-Administratoren (DBAs) keine Software installieren, konfigurieren oder managen, teure und zeitaufwendige Administration entfällt. Microsoft übernimmt im Rahmen des Cloud-Service alle routinemäßigen Wartungsaufgaben, zum Beispiel die Installation von Updates oder das Patch-Management.

Der Nachteil ist, dass Azure SQL-Datenbank nicht so funktionsreich ist wie SQL Server. Zum Beispiel stellt Microsoft das zugrunde liegende Windows-Server-Betriebssystem oder den SQL Server selbst nicht zur Verfügung. Daher können Datenbank-Administratoren keine Konfigurationsänderungen am Betriebssystem vornehmen, und die Möglichkeiten, SQL Server zu verwalten, sind eingeschränkt.

Potentielle Anwender sollten auch wissen, dass Azure SQL-Datenbank primär von der Kommandozeile aus verwaltet wird – obwohl ein rudimentäres GUI-basiertes Management möglich ist. Microsoft hat Anfang 2017 einen browserbasierten Abfrage-Editor für die Cloud-Plattform veröffentlicht. Mit SQL Server Management Studio (SSMS) können Sie eine Verbindung zu dieser Plattform herstellen und Daten über Transact-SQL-Anweisungen abfragen und verwalten.

Darüber hinaus ist Azure SQL-Datenbank in Bezug auf die maximale Datenbankgröße, die sie unterstützt, begrenzt. Bis vor kurzem lag die Größenbeschränkung bei ein TB – wobei eine größere Datenbank entsprechend partitioniert werden kann, damit sie ausreicht. Im März 2017 hat Microsoft die Größenbeschränkung auf vier TB erhöht. Allerdings ist das immer noch kleiner als die maximale Größe, die der SQL Server unterstützt – und zwar sowohl in der On-Premises- als auch der Cloud-Variante.

Konfiguration und Kostenkalkulation

Die Kosten sind auf den ersten Blick gering. Da die Azure SQL-Datenbank als Service verkauft wird, ist keine herkömmliche Softwarelizenzierung erforderlich. Stattdessen erfolgt die Abrechnung für die Abonnenten zu einem pauschalen Stundensatz – mit einem Aufpreis für die Übertragung von Daten an Azure-Systeme in verschiedenen geografischen Regionen.

Allerdings ist die Abrechnung nicht so einfach, wie es den Anschein hat. Microsoft bietet vier verschiedene Servicestufen an: Basic, Standard, Premium und Premium RS. Um die richtige Stufe und die richtige Konfiguration auszuwählen, muss eine Organisation Speicherkapazität, Systemverfügbarkeit und Performance Level bestimmen, das für die Arbeitslast erforderlich sind.

Die Performance basiert auf der Anzahl der Database Transaction Units (DTUs). Die DTUs ergeben sich aus einer kombinierten Messung für die CPU-, Arbeitsspeicher- und I/O-Nutzung. Verschiedene Kombinationen von DTUs und Speicher sind zu unterschiedlichen Stundenpreisen erhältlich.

Benutzer können auch mehrere Datenbanken zu elastischen Pools zusammenfassen. Elastische Pools umfassen alle Ressourcen und sind eine Lösung zum Verwalten mehrere Datenbanken mit unterschiedlichen und unvorhersehbaren Nutzungsmustern. Diese elastischen Pools werden als elastische DTUs (eDTUs) gemessen. Die Preisgestaltung ist an die Gesamtmessung von eDTUs gekoppelt.

Für die Nutzung eines SQL Servers über die Azure SQL-Datenbank gibt es drei zentrale Anwendungsfälle. Erstens kann sich ein Unternehmen für den Cloud-Service entscheiden, wenn es an IT-Mitarbeitern fehlt, um einen herkömmlichen SQL Server bereitzustellen und zu managen.

Zweitens ist der Cloud-Service eine vernünftige Option, wenn der Verwaltungsaufwand für die Datenbank-Administratoren reduziert werden soll. Und drittens schließlich ist die SQL-Datenbankplattform eine gute Wahl für Unternehmen, die die Entwicklungszeit ihrer Anwendungen verkürzen müssen.

Ein ganz anderer Ansatz im Vergleich zu Database as a Service (DBaaS) ist der Betrieb eines SQL Servers in einer virtuellen Maschine (VM). Die Ausführung von SQL Server in einer virtuellen Maschine von Azure ist vergleichbar mit der lokalen Ausführung von SQL Server. Wie bei jeder anderen VM haben Sie vollen Zugriff auf die Inhalte der virtuellen Maschine, einschließlich des Betriebssystems.

Microsoft stellt SQL Server VM-Images über das Azure-Portal bereit. Dies erfolgt entweder unter einer neuen Pay-per-Minute-Lizenz oder unter der Wiederverwendung einer vorhandenen lokalen Lizenz. Alternativ können Sie SQL Server auch selbst auf einer VM installieren, indem Sie eine Ihrer eigenen Lizenzen verwenden.

Die positive Seite des Einsatzes von VMs

Der Betrieb von SQL Server auf einer Azure-VM ist eindeutig die beste Wahl für Unternehmen, die die volle Kontrolle über die Datenbanksoftware und das zugrunde liegende Betriebssystem behalten möchten. Zudem gibt es noch einige weitere Vorteile, SQL Server innerhalb einer VM zu nutzen.

Der erste Pluspunkt ist die Vertrautheit. Eine SQL-Server-Instanz, die auf einer Azure-VM ausgeführt wird, sieht aus und verhält sich ähnlich wie ein lokales SQL-Server-System. Datenbank-Administratoren können dieselben Verwaltungswerkzeuge verwenden, die sie bereits gewohnt sind.

Ein zweiter Vorteil gegenüber der Ausführung von SQL Server auf Azure-VMs ist, dass dieser Ansatz größere Datenbanken als Azure SQL-Datenbank unterstützen kann. Eine Azure-VM kann mit bis zu 64 TB Datenbankspeicher ausgestattet werden, was einer 16-fachen Steigerung gegenüber dem Maximum von vier TB der Azure SQL-Datenbank entspricht.

Schließlich ist drittens der Betrieb von SQL Server auf einer VM oft die beste Wahl für Unternehmen, die bereits über vorhandene SQL-Server-Datenbanken verfügen, die sie nun aber in die Cloud migrieren möchten. Zwar ist es durchaus möglich, eine On-Premises-Datenbank in die Azure SQL-Datenbank zu migrieren. Aber der Wechsel zu einer SQL-Server-Instanz, die auf einer Azure-VM läuft, ist fast immer die einfachere Option.

Wie Sie sehen, gibt es grundlegende Unterschiede zwischen Azure SQL-Datenbank und SQL Server, der auf einer Azure-VM läuft. Keiner der beiden Ansätze ist dem anderen in jeder Situation überlegen. Sogar innerhalb einer einzelnen Organisation ist es üblich, dass einige Cloud-basierte Workloads auf SQL Server ausgeführt werden, während andere auf Azure SQL-Datenbank laufen.

In jedem Fall gilt: Die Entscheidung, welche Plattform verwendet werden soll, sollte idealerweise auf Grundlage der Anforderungen eines bestimmten Workloads getroffen werden – und nicht auf Basis der Unternehmenspolitik.

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