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So hilft Azure Advisor bei der Cloud-Optimierung
Azure Advisor bietet KI-gestützte Empfehlungen zur Optimierung von Leistung, Sicherheit, Kosten und Betrieb. Die Nutzung ist direkt im Azure-Portal kostenlos möglich.
Microsoft stellt seinen Azure-Abonnenten mit Azure Advisor und Azure Copilot zwei Dienste zur Verfügung, mit denen sich Ressourcen in der Cloud durch KI-Unterstützung sicherer, schneller, einfacher und effektiver erstellen und betreiben lassen. Der Einsatz ist in großen Teilen kostenlos möglich. Wir haben uns in einem eigenen Beitrag bereits mit den Möglichkeiten von Azure Copilot auseinandergesetzt. Hier zeigen wir die Nutzung von Azure Advisor, der sich parallel mit Azure Copilot nutzen lässt.
Das steckt hinter Azure Advisor
Azure Advisor operiert als metrikbasierte Entscheidungshilfe, die Empfehlungen aus der Laufzeitumgebung aggregiert, priorisiert und entlang fünf betrieblicher Dimensionen operationalisiert: Zuverlässigkeit, Sicherheit, Leistung, Kosten und Betriebsprozesse. Anders als traditionelle Monitoring-Werkzeuge agiert Advisor nicht reaktiv, sondern proaktiv. Die Engine greift auf Telemetrie, Konfiguration und Laufzeitkennzahlen zu, verknüpft sie mit definitorischen Modellen des Azure Well-Architected Frameworks und leitet daraus kontextbezogene Handlungsanweisungen ab.

Advisor agiert nicht als einfacher Katalog, sondern als permanenter Architektur-Auditor im Hintergrund. Die Empfehlungen basieren dabei auf einer kontinuierlichen Analyse sämtliche aktiver Ressourcen, wobei neue Instanzen innerhalb eines maximalen Zeitraums von 24 Stunden erfasst werden.
Empfehlungslogik und Bewertungssystem im Verbund
Zentrales Element ist die Advisor Score Engine. Sie gewichtet Empfehlungen entlang ihrer betriebswirtschaftlichen und technischen Auswirkung. Jede Kategorie, etwa Verfügbarkeitsauslegung, TLS-Konformität, Ressourcendrosselung oder Backup-Hygiene, erhält eine numerisch messbare Bewertung. Die daraus entstehende Gesamtbewertung erlaubt Rückschlüsse auf strukturelle Mängel der Azure-Landschaft und dient als Fortschrittsindikator für architektonische Verbesserungen. Empfehlungen lassen sich direkt aus der Oberfläche umsetzen, zurückstellen oder ignorieren, jeweils dokumentiert und filterbar nach Ressourcengruppe, Typ oder Abonnement. Zurückgestellte oder verworfene Empfehlungen bleiben dabei nachvollziehbar und können bei Bedarf wieder aktiviert werden.
Der Zugriff auf Advisor-Empfehlungen erfolgt über ein zentrales Dashboard, das standardmäßig alle verfügbaren Abonnements konsolidiert. Nutzer sehen auf einen Blick den Zustand ihrer Umgebungen in den fünf Bewertungsfeldern. Innerhalb jeder Kachel lässt sich der Detailgrad anpassen, Empfehlungen können aufgelistet, einzeln geöffnet und nach Auswirkungsgrad sortiert werden. Für jede Empfehlung stellt Advisor eine eigene Aktionsseite bereit. Dort finden sich die betroffenen Ressourcen, die empfohlene Maßnahme, begleitende Dokumentation und, falls vorhanden, direkte Umsetzungsmechanismen per Button. Nicht jede Empfehlung muss sofort übernommen werden. Administratoren können Maßnahmen explizit zurückstellen, verwerfen oder mit anderen Teams teilen. Die Exportfunktion erlaubt das Herunterladen einzelner Empfehlungen im CSV- oder PDF-Format, wobei sämtliche gesetzten Filter erhalten bleiben.
Rechtebasiert, mandantenfähig, automatisierbar
Der Zugriff auf Azure Advisor setzt keine gesonderte Lizenzierung voraus. Der Dienst steht ohne Zusatzkosten bereit, analysiert aber ausschließlich Ressourcen, auf die das Konto mindestens Leserechte besitzt. Die Integration in das Azure-Portal erlaubt eine parallele Nutzung mit Azure Dashboards und Workbooks. Empfehlungen lassen sich als CSV oder PDF exportieren, gezielt nach Typ klassifizieren oder über REST-API und CLI automatisiert verarbeiten. Auch die Steuerung über PowerShell zur Konfiguration benutzerdefinierter VM-Größenfilter basierend auf CPU-Auslastung oder Speicherdurchsatz ist umsetzbar. Zusätzlich stehen Advisor-Daten über die Azure-Mobile-App zur Verfügung, wodurch auch unterwegs ein Zugriff auf den Optimierungsstatus möglich ist.

Dashboards in Azure können angepasst, dupliziert und mit anderen Benutzern geteilt werden. Einzelne Advisor-Kacheln lassen sich an individuelle Dashboards anheften. Administratoren pinnen so zum Beispiel die aktuelle Sicherheitsbewertung, die aktivsten Empfehlungen oder VM-spezifische Kostenvorschläge direkt auf die Startseite. Die Klonfunktion erlaubt das Erstellen identischer Dashboards mit minimalem Aufwand. Neue Ansichten lassen sich in der Folge in Echtzeit aktualisieren, gemeinsam verwalten und zur Visualisierung von Ressourcenzuständen heranziehen. Die Kombination aus Dashboards und Advisor liefert so ein steuerungsfähiges Interface für kontinuierliche Betriebsüberwachung.
Empfehlungskontexte granular konfigurieren
Nicht jede Ressource soll Teil der Bewertung sein. Advisor erlaubt die gezielte Ausgrenzung von Testabonnements, Proof-of-Concept-Infrastruktren oder nicht-relevanten Workloads. Über die Konfigurationsseite lassen sich einzelne VM-Gruppen mit abweichenden Bewertungsschwellen konfigurieren. Für VM-Right-Sizing kann zum Beispiel pro Abonnement ein CPU-Auslastungsintervall definiert werden, unterhalb dessen keine Empfehlungen zur Verkleinerung ausgesprochen werden. Diese Einstellungen greifen jedoch nicht retrospektiv, sondern beeinflussen nur künftige Empfehlungsgenerierungen. Die Konfiguration unterscheidet dabei zwischen allgemeinen Ressourcenfiltern und spezifischen Parametern für die Größenoptimierung von VM-Instanzen und VMSS-Gruppen.
Die Funktion zur granulierten Steuerung von Advisor umfasst zusätzich die Möglichkeit, Empfehlungen für einzelne Ressourcen gezielt zu deaktivieren. So lassen sich Instanzen mit bewusster Überprovisionierung oder anwendungsspezifischen Anforderungen aus der Bewertung ausnehmen. Empfehlungen wie das Abschalten nicht verbundener Datenträger, die Migration veralteter Instanzen oder das Ersetzen nicht redundanter Gateways können auf Ressourcenebene selektiv zurückgewiesen werden. Administratoren behalten so die Kontrolle über den Anwendungskontext, ohne auf die Analyse- und Bewertungsfunktionen verzichten zu müssen.
Das VM-Right-Sizing auf aktuelle Serien erweitern
Im April 2025 wurde die Right-Sizing-Funktion signifikant erweitert. Neue Instanzfamilien, D, E und F, sind nun Teil des Analysemodells. Advisor erkennt über- oder unterdimensionierte Instanzen anhand realer Metriken der letzten 30 Tage, schlägt passgenaue Alternativen vor und kalkuliert deren Auswirkungen auf Kosten, Performance und Energieverbrauch. Die Empfehlung kann über Quick-Fix-Mechanismen direkt umgesetzt oder als Template in Bicep, Arm oder Terraform exportiert werden. Auch die VM-Bereitstellung über Marketplace-Images wird berücksichtigt. So lässt sich zum Beispiel eine Instanz von Red Hat Enterprise Linux direkt aus dem Marketplace heraus erstellen, konfigurieren und anschließend in die laufende Optimierung einbeziehen.
Empfehlungen wie die Analyse der Speicherauslastung, die Bewertung der CPU-Last im Zeitverlauf oder die Identifikation seltener Nutzungsmuster führen zu konkreten Handlungsvorschlägen. Advisor empfiehlt nicht nur Alternativen, sondern kann bei entsprechender Konfiguration auch Vorschläge für geplante Umstellungen liefern. Administratoren können so vordefinierte Grenzwerte für die CPU-Mittelwertbetrachtung einrichten, bei deren Überschreitung eine automatische Empfehlung zur VM-Vergrößerung erfolgt.
Empfehlungsquellen aus dem ganzen Azure-Stack
Advisor beschränkt sich nicht auf native Empfehlungen, sondern aggregiert Hinweise aus Microsoft Defender for Cloud, dem Azure SQL Advisor, App Service, Cost Management und verwandten Diensten. Diese Knotenpunkte liefern zusätzliche Bewertungen, zum Beispiel zu ungeschützten Endpunkten, mangelhafter Datenverschlüsselung oder ineffizienter Workload-Bereitstellung, und werden über das zentrale Advisor-Dashboard visualisiert. Auch Empfehlungen zur Netzwerkstruktur, wie die Verwendung von NAT-Gateways oder Front-Door-Profilen mit Wildcard-Zertifikaten, fließen ein. Die empfohlenen Aktionen reichen vom Abschalten nicht genutzter Disks bis zur Implementierung redundanter Hochverfügbarkeitszonen oder dem Ersatz nicht unterstützter Protokolle.
Der Dienst unterstützt über dreißig Azure-spezifische Ressourcentypen, darunter auch Azure Database for PostgreSQL, Cosmos DB, Azure Front Door, Key Vault, IoT Hub, ExpressRoute, Azure Kubernetes Service und Azure App Gateway. Die Unterstützung dieser Ressourcen ist vollständig in die Empfehlungslogik integriert. Advisor erkennt Konfigurationsabweichungen, Sicherheitsrisiken und ineffiziente Betriebszustände auch in verteilten hybriden Umgebungen.
Verzahnung mit Microsoft Copilot für Azure
Die Empfehlungsebene von Advisor und die Aktionslogik von Azure Copilot bilden ein funktionales Tandem. Copilot greift Advisor-Empfehlungen auf, übersetzt sie in ausführbare Skripte und begleitet deren Umsetzng mit dialoggestützter Interaktion.

Über natürliche Sprache lassen sich Workloads analysieren, VMs skalieren oder Kostenprognosen erstellen. Advisor liefert dabei den Kontext, Copilot übernimmt die Interaktion. Rechteabhängige Ausführungen über RBAC, Zugriff über ARM, Resource Graph und CLI stellen sicher, dass keine unbeabsichtigten Änderungen vorgenommen werden.
Copilot versteht strukturierte Anfragen wie List all VMs and show their power state und erzeugt in Sekunden eine vollständige Analyse aus Resource Graph. Mit Prompts wie Analyze the CPU and memory usage for VM DC1 over the last 30 days and suggest resizing options generiert Copilot präzise Handlungsempfehlungen einschließlich CLI-Befehlen zur direkten Umsetzung. Dabei bleibt jede Aktion kontrolliert nachvollziehbar. Administratoren entscheiden, ob sie Vorschläge automatisiert übernehmen oder manuell validieren.