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Mit Datenklassifizierung Daten sicher und effizient verwalten
Unkontrolliertes Datenwachstum gefährdet Sicherheit und Compliance. Durch präzise Klassifizierung lassen sich sensible Inhalte erkennen, schützen und gezielt nutzen.
Datenklassifizierung ist eine der zentralen Grundlagen in der Informationssicherheit. Mit der stetig wachsenden Menge unstrukturierter Daten in Unternehmen entsteht ein immer größeres Risiko, dass sensible Informationen unentdeckt bleiben und in falsche Hände geraten. Dabei geht es um personenbezogene Daten, geistiges Eigentum, Geschäftsgeheimnisse oder technische Zugangsdaten wie API-Schlüssel und Passwörter. Ohne eine klare Strukturierung und Einordnung dieser Inhalte verlieren Unternehmen den Überblick, was im Ernstfall nicht nur finanzielle Schäden, sondern auch Reputationsverluste und Bußgelder nach sich zieht. Datenklassifizierung schafft Transparenz, legt Verantwortlichkeiten offen und macht Datenbestände zu steuerbaren Ressourcen.
Herausforderungen bei der Umsetzung
Die größte Hürde für viele Organisationen ist der Verzicht auf manuelle Klassifizierung. Mitarbeiter können Daten nicht in der erforderlichen Präzision und Geschwindigkeit bewerten. Zudem entstehen Inkonsistenzen, die Sicherheitsmaßnahmen und Compliance-Prüfungen untergraben. Automatisierte Klassifizierungslösungen greifen hier auf reguläre Ausdrücke, Schlüsselwortabgleiche, semantische Analysen und statistische Verfahren zurück. Dadurch sinkt die Zahl der Fehlklassifikationen, während gleichzeitig die Relevanz der Ergebnisse steigt. Ergänzend müssen Unternehmen Taxonomien verwalten, also Kategorien und Klassifikationsregeln pflegen. Komplexe Terminologiespeicher erfordern normalerweise Experten, weshalb Lösungen mit einfachen Benutzeroberflächen zur Taxonomiepflege inzwischen unverzichtbar sind.
Ein weiteres Problem ist das unkontrollierte Datenwachstum. Daten verteilen sich auf Postfächer, Netzlaufwerke, Cloud-Speicher und Kollaborationsplattformen wie SharePoint oder Microsoft 365. Hinzu kommt, dass Zugriffsrechte oft zu weit gefasst sind und Gruppen wie Jeder auf vertrauliche Dokumente zugreifen können. Damit steigt die Gefahr, dass sensible Informationen versehentlich offengelegt oder bewusst abgegriffen werden. Unternehmen benötigen daher Klassifizierungslösungen, die über reine Identifikation hinausgehen und auch automatische Workflows zur Behebung von Datenproblemen bereitstellen.

Varonis und Secrets-Discovery
Varonis adressiert mit seinen aktuellen Funktionen zur Secrets Discovery ein besonders kritisches Szenario. Beim Secrets Discovery handelt es sich um die Klassifizierung spezifischer Daten wie Metadaten und Quellcode und nicht reine Inhalte. Dies ist ein Teil der Datenklassifizierung, der seine eigene Methode erfordert und hier der Vollständigkeit wegen erwähnt werden soll.
Durch die beschleunigte Cloud-Nutzung und der damit verbundenen ansteigenden App-Entwicklung können vertrauliche Informationen wie API-Keys, Passwörter oder private Schlüssel unbeabsichtigt in Quellcode, Logdateien oder falsch konfigurierten Speicherorten landen. Diese exponierten Secrets sind ein direkter Angriffsvektor auf geschäftskritische Systeme und können massive Datenschutzverletzungen nach sich ziehen.
Varonis identifiziert solche Secrets in Plattformen wie Windows, Microsoft 365, Box, AWS, Google Drive oder Salesforce. Automatisierte Scans spüren unsachgemäß gespeicherte Zugangsdaten auf, klassifizieren sie als hochsensibel und ermöglichen Maßnahmen zur Risikobeseitigung. Gleichzeitig überwacht die Lösung anomales Zugriffsverhalten und stoppt Auffälligkeiten in Echtzeit. Damit geht Varonis über reine Klassifizierung hinaus und etabliert ein enges Zusammenspiel zwischen Datenklassifizierung und Threat Detection.
Netwrix Data Classification für Windows File Server
Für klassische Dateiserver-Umgebungen bietet Netwrix eine umfassende Plattform zur automatischen Klassifizierung. Mit vordefinierten Regeln für regulierte Daten wie personenbezogene Informationen (PII) oder geschützte Gesundheitsdaten erhalten Unternehmen sofortige Ergebnisse und können Datenrisiken schneller adressieren. Die Lösung kombiniert reguläre Ausdrücke, Schlüsselwortsuche und semantische Analysen, um präzisere Klassifizierungsergebnisse zu erzielen und falsche Positivergebnisse zu reduzieren.
Eine wichtige Funktion bei Netwrix ist die Möglichkeit, Klassifizierungsergebnisse direkt in die Metadaten von Dateien einzubetten. Dadurch lassen sich DLP-, IRM- oder Dokumentenmanagement-Lösungen mit präzisen Informationen versorgen und ihre Effektivität steigern. Ergänzend können Workflows implementiert werden, die übermäßig weit gefasste Berechtigungen aufheben, exponierte Dokumente in sichere Verzeichnisse verschieben oder vertrauliche Inhalte aus Dateien entfernen.
Data Classification für SharePoint und Microsoft 365
Neben Dateiservern ist auch SharePoint ein Schwerpunkt. Hier sorgt Netwrix zum Beispiel dafür, dass Daten in lokalen, Cloud-basierten oder hybriden SharePoint-Umgebungen automatisch identifiziert und klassifiziert werden. Vordefinierte Klassifizierungsregeln für DSGVO, PCI DSS oder andere Compliance-Standards liefern sofort verwertbare Ergebnisse. Anwender können über die Oberfläche eigene Taxonomien erstellen, ohne auf die IT-Abteilung angewiesen zu sein.
Relevant ist die Delegation der Verantwortung für Taxonomien an Fachabteilungen. So wird sichergestellt, dass Klassifikationsmodelle geschäftsnah entwickelt werden. Klassifizierungs-Tags werden direkt in Dokumente eingebettet, wodurch sich Zugriffsrechte und Datenflüsse präzise steuern lassen. Sensible Inhalte, die an ungeeigneten Speicherorten auftauchen, können automatisiert in Quarantäne verschoben werden, bis über ihren weiteren Verbleib entschieden ist.
Einsatz in Exchange-Umgebungen
Auch E-Mails enthalten eine hohe Dichte an sensiblen Daten. Hier setzen Lösungen an, die Inhalte und Anhänge automatisiert prüfen und klassifizieren. Mit inkrementeller Indizierung bleibt das Klassifizierungsergebnis aktuell, da auch neue Nachrichten sofort berücksichtigt werden. Dadurch erhalten Unternehmen ein vollständiges Bild über die Verteilung vertraulicher Informationen in Postfächern und können unbefugte Weitergaben verhindern.
Neben Varonis und Netwrix existieren weitere Anbieter, die sich auf unterschiedliche Schwerpunkte konzentrieren. Microsoft Purview bietet integrierte Klassifizierung und Data-Loss-Prevention-Funktionen für Microsoft-365-Umgebungen. Symantec Data Loss Prevention von Broadcom setzt auf vordefinierte Richtlinien, die zahlreiche Compliance-Vorgaben abdecken, und bindet Klassifizierungsinformationen in ein umfassendes Schutzkonzept ein. Forcepoint kombiniert Klassifizierung mit Verhaltensanalysen, um nicht nur Inhalte, sondern auch Nutzeraktionen in die Bewertung einzubeziehen.
Eine weitere Entwicklung ist die Integration von Klassifizierung in Cloud Access Security Broker (CASB)-Plattformen. Diese Systeme erkennen sensible Daten auch in SaaS-Anwendungen und ermöglichen die Durchsetzung von Richtlinien in Echtzeit. Damit verschiebt sich Datenklassifizierung von einer reinen Archivierungs- und Compliance-Aufgabe zu einem aktiven Element der Sicherheitsarchitektur.
Fazit
Datenklassifizierung ist mittlerweile kein optionaler Zusatz mehr, sondern eine Grundvoraussetzung für Informationssicherheit und Compliance. Unternehmen müssen sich der Herausforderungen bewusst sein, die mit unkontrolliertem Datenwachstum, komplexen Plattformumgebungen und der Gefahr offener Secrets verbunden sind. Lösungen wie Varonis mit Secrets Discovery oder Netwrix mit ihren File-Server- und SharePoint-Integrationen zeigen, wie sich automatisierte Klassifizierung, präzise Taxonomien und Workflows zur Risikobehebung kombinieren lassen. Ergänzt durch weitere Plattformen entsteht ein Ökosystem, das Daten nicht nur schützt, sondern auch geschäftlich nutzbar macht. Wer Datenklassifizierung konsequent umsetzt, schafft damit die Grundlage für eine belastbare, zukunftsfähige IT-Sicherheitsstrategie.
Auf einen Blick: Datenklassifizierung
Ziel: Sensible Informationen wie personenbezogene Daten, Geschäftsgeheimnisse oder Zugangsdaten erkennen, einordnen und schützen.
Nutzen: Transparenz über Datenbestände, geringeres Risiko für Datenlecks, bessere Compliance und höhere IT-Sicherheit.
Herausforderungen: Unstrukturiertes Datenwachstum, manuelle Fehler, zu weit gefasste Zugriffsrechte.
Lösungen: Automatisierte Klassifizierung mit Regeln, semantischer Analyse und Workflows zur Risikobehebung.
Anbieter: Varonis (Secrets Discovery), Netwrix (File Server, SharePoint, M365), Microsoft Purview, Broadcom/Symantec, Forcepoint.
Fazit: Datenklassifizierung ist heute Pflicht – sie schafft Sicherheit, Compliance und geschäftlichen Mehrwert.