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Ratgeber zum Management von Netzwerkkabeln
Strukturiert statt chaotisch: Kabel sauber bündeln, Biegeradien und Kabelgewichte beachten, farblich markieren und in der Doku pflegen. Rightsizing und Prüfungen sichern Effizienz.
Jedes wirklich erfolgreiche Verkabelungsprojekt beginnt damit, die Anforderungen an das benötigte Kabel zu kennen. Die erforderlichen Geschwindigkeiten, die zu überbrückenden Entfernungen und der Strombedarf bestimmen, welcher Kabeltyp – Cat 5e, Cat 6A, Cat 7 oder Cat8 – verwendet werden muss oder wo Glasfaser-, Kupfer- oder sogar Spezialkabel verlegt werden müssen.
Die Spezifikationen jedes Kabeltyps bestimmen dessen Leistungsfähigkeit. Netzwerkfachleute müssen die Kabelspezifikationen beachten, um größere Fehler zu vermeiden, wie zum Beispiel das Wickeln von Kabeln um einen elektrischen Transformator oder scharfe Knicke oder zu enge Biegungen von Kabeln (Hairpin-Turns). Zu den wichtigen Kabelspezifikationen, auf die Sie achten sollten, gehören:
- Die maximale Kabellänge für eine zuverlässige Datenübertragung.
- Der Biegeradius des Kabels, das heißt, wie stark es um eine Ecke gebogen werden kann, ohne die Leistung oder Zuverlässigkeit zu beeinträchtigen.
- Die Spezifikationen des Patchfelds.
Bewährte Verfahren für das Management von Netzwerkkabeln
Netzwerktechniker sollten bewährte Prnzipien für die Verkabelung beachten, um die Verwaltung nach der Installation zu vereinfachen. Die Befolgung dieser Schritte erleichtert die Netzwerkwartung und Fehlerbehebung und vereinfacht die Implementierung von Infrastruktur-Upgrades in der Zukunft.
1. Kabel zusammenfassen
In einem Rechenzentrum sollten Sie Kabel aus dem Verkehrsbereich, also vom Boden bis zur Kopfhöhe, sowie aus den Arbeitsbereichen hinter den Rack-Geräten entfernt halten. Verwenden Sie Kabelkanäle über Kopf oder unter einem Doppelboden, um von Reihe zu Reihe oder von einem Rack zu einem nicht benachbarten Rack zu gelangen. Für benachbarte Racks verwenden Sie Kabelhalterungen und -organisatoren an den Seiten- und Rückseiten der Racks.
Lassen Sie bei Geräten, egal ob Server oder Switch, etwas Spielraum in den Patchkabeln, damit diese leicht angeschlossen und wieder abgezogen werden können. Der gleiche Ratschlag gilt für Patchfelder.
Sichern Sie Kabel außerhalb von Rechenzentren in Schränken, bei Durchgängen durch Wände sowie über abgehängten Decken mithilfe von Metallbändern, Kunststoffkabelbindern oder Klettverschlüssen. Kabelkanäle, -rinnen oder -rohre sind ebenfalls hilfreich, um zu verhindern, dass sich Kabel an anderen Infrastrukturelementen verfangen und umgekehrt. Dies erleichtert die Verfolgung eines Kabels durch die physische Umgebung bei der Fehlerbehebung und für Reparaturen.
2. Achten Sie auf das Gewicht.
Bündel von Netzwerkkabeln können sehr schwer sein. Wenn die Kabel nicht auf dem Boden liegen, sorgen Sie immer für eine ausreichende Stütze. In einigen Fällen kann diese auch als Kabelorganisator dienen. Planen Sie eine Stütze mit einer erheblichen Sicherheitsmarge ein, mehr als für den aktuellen Kabelsatz erforderlich, um das Hinzufügen weiterer oder schwererer Kabel zu berücksichtigen.
Das Gewicht kann bei der Aufrüstung älterer Kabel ein dringendes Problem darstellen. Moderne Kabel, die Power over Ethernet (PoE) unterstützen, sind oft deutlich schwerer als die älteren Kabel, die sie ersetzen. Dies kann bei Überkopf-Kabelkanälen (Raceway) und Kabelstützen in Rechenzentren, Verteilerschränken oder über erhöhten Decken zum Problem werden.
3. Unterscheiden Sie anhand von Farben und Beschriftungen.
Jedes Kabel hat zwei Enden, und es ist wichtig, dass beide Enden gleichbehandelt werden. Um dies zu vereinfachen, kennzeichnen Sie beide Enden mit einer Nummer oder einem alphanumerischen Code, der Informationen über die Verlegung enthält, zum Beispiel den Schrank, aus dem das Kabel stammt. Die Kabelcodes müssen nicht insgesamt eindeutig sein, aber sie sollten in Bezug auf die Orte eindeutig gehalten werden, an denen die Verlegung endet, wie zum Beispiel ein Schrank oder das Rechenzentrum.
Es ist oft nicht sinnvoll, Kabelenden mit etwas Spezifischerem als einer Schrankkennung im Kabelkennzeichnungscode zu kennzeichnen. Einige Netzwerkprofis möchten Hardware- oder Portkennungen einbetten, aber diese Komponenten können sich ändern und würden eine Neukennzeichnung erfordern. Es ist besser, eine Komponente zu verwenden, die sich weniger wahrscheinlich ändert, wie beispielsweise den Verteilerschrank, in dem ein Kabel endet.
Die Farbcodierung ist eine weitere Möglichkeit für das Netzwerkpersonal, ein Kabel während der Fehlerbehebung oder bei Umzügen, Ergänzungen und Änderungen leicht zu identifizieren – insbesondere in einem Rechenzentrum. So können Kabel für Datenverbindungen eine Farbe haben, Speicher-Netzwerkverbindungen eine andere und KVM-Verbindungen eine dritte.
Der Nachteil der Farbcodierung ist jedoch, dass es schwieriger ist, ein Patchkabel wiederzuverwenden. Um dies zu vermeiden, können Sie farbiges Klebeband in der Nähe der Kabelenden verwenden, anstatt farbige Kabel. Eine weitere Möglichkeit ist die Kombination aus Kennzeichnung und Farbcodierung, indem Sie den Kabelcode auf ein farbiges Etikett drucken.
4. Dokumentieren Sie alles
Es ist schwierig, Kabel zu verwalten, wenn ihre Lage unbekannt ist. Unabhängig davon, für welches Beschriftungs- und Farbcodierungssystem sich ein Team entscheidet, sollte es die Standards in zentralen, gemeinsam genutzten Räumen zusammen mit anderen organisatorischen Standards und Praxisdokumentationen klar formulieren und pflegen.
In Bereichen, in denen Kabel außer Sichtweite verlaufen, zum Beispiel unter einem Doppelboden, sollte das Team auch sicherstellen, dass es über Karten oder Diagramme verfügt, aus denen klar hervorgeht, wo die Kabel verlaufen. Manchmal ist es schwierig, Kabel zu finden oder unter voll beladenen Geräteracks etwas zu erkennen. Daher ist eine Dokumentation, die auf Beschriftungen und Farben verweist, sehr wichtig. Dies gilt auch für Kabel, die durch einen Kabelkanal zwischen Etagen oder in einem unterirdischen Kabelkanal zwischen Gebäuden verlaufen.
Um sicherzustellen, dass die Dokumentation auf dem neuesten Stand bleibt, sollten sowohl IT- als auch Facility-Teams die Aktualisierung von Verkabelungsplänen und -dokumentationen in ihre Änderungsmanagement-, Bau- und Renovierungsprozesse einbeziehen.
Zu vermeidende Praktiken beim Kabelmanagement
Schlechte Praktiken sind das Gegenteil von bewährten Verfahren. Netzwerkfachleute sollten bei der Verwaltung von Netzwerkkabeln Folgendes vermeiden:
- Mangelnde Kenntnisse über Anwendungsfälle für Kabel: Wenn Netzwerkfachleute die Anwendungsfälle für einen bestimmten Kabeltyp nicht verstehen, fällt es ihnen schwer, die für verschiedene Situationen am besten geeigneten Kabel zu identifizieren.
- Unsachgemäße Kabelführung: Eine unsachgemäße Platzierung oder Führung von Kabeln kann das Kabelmanagement erschweren und Sicherheitsrisiken verursachen. Verlegen Sie Kabel nicht lose von Reihe zu Reihe oder von Rack zu Rack, da dies die Kabel zusätzlich belastet und zu Fehlfunktionen führen kann. Stark geknickte Kabel können auch ausfallen. Verlegen Sie Kabel außerdem nicht über die Vorder- und Rückseiten von Geräten in Racks. Verwenden Sie stattdessen die Kabelkanäle an den Seiten.
- Nichtbefolgung von Plänen: Es reicht nicht aus, einen Plan für Beschriftungen und Farbcodierungen zu haben. Netzwerkprofis müssen diesen auch befolgen.
- Veraltete Dokumentation: Netzwerkprofis müssen die Dokumentation bei Umzügen, Erweiterungen, Änderungen, Bau- und Renovierungsarbeiten aktualisieren.
- Überfüllte Kabelkanäle oder -trassen: Der Zugriff auf Kabel in überfüllten Kabelkanälen und -trassen kann schwierig sein. Darüber hinaus können Kabelkanäle, die nicht ausreichend abgestützt sind, unter Belastung verrutschen.
- Unzureichende Kabelverlegung: Wenn nicht nachverfolgt wird, wo Kabel in langen Verdindungen enden oder ihren Ursprung haben, kann dies zu Problemen beim Netzwerkmanagement und bei der Wartung führen. Achten Sie darauf, dass die Kabel nicht geknickt sind, da dies zu Fehlfunktionen führen kann. Wickeln Sie die Kabel außerdem nicht um Quellen mit elektromagnetischen Störungen, wie zum Beispiel Aufzugsmotoren.

Strategien zur Optimierung des Kabelmanagements
Neben der Befolgung von Best Practices sollten sich Netzwerkteams auch auf andere Strategien konzentrieren, um ihre Ansätze zum Kabelmanagement zu verbessern. Beispielsweise können Rightsizing sowie routinemäßige Stichproben und Audits dabei helfen, Netzwerke proaktiv zu verwalten, zu überwachen und zu administrieren.
Rightsizing
Zwar geben Kabelspezifikationen die maximale Länge eines bestimmten Kabeltyps vor, jedoch können sie nicht die optimale Länge für die spezifischen Anforderungen eines Netzwerks angeben. Beim Rightsizing werden Daten erfasst und Infrastrukturkomponenten auf der Grundlage des erwarteten Bedarfs angepasst. Das hilft Administratoren, Leistungsanforderungen zu identifizieren, zukünftige Skalierbarkeitsmaßnahmen und Upgrades zu planen und die Kosten zu berücksichtigen.
Ein erfolgreiches Netzwerkdesign, das von einem geeigneten Rightsizing-Ansatz beeinflusst wird, schafft das richtige Gleichgewicht zwischen Materialersparnis und Flexibilität. Wenn die Kabel beispielsweise nur so lang wie nötig ausgelegt werden, haben Netzwerkteams genügend Spielraum, um im Laufe der Zeit kleinere Änderungen am Netzwerk vorzunehmen.
Beispiele für Rightsizing-Praktiken sind unter anderem:
- Verlagern eines Kabelendes, um Platz für ein weiteres Rack zu schaffen.
- Verlegen von Kabeln von einer Seite einer Wand zur anderen.
- Umlegen von Kabeln, um Platz für neue Installationen wie Rohre, Lüftungskanäle oder Sprinkleranlagen zu schaffen.
Wenn Netzwerkteams Kabel installieren, ist es wichtig, dass sie etwas Spielraum für eine Neupositionierung lassen. So wird vermieden, dass sie ein Kabel erneut ziehen oder einen Switch oder Repeater in die Leitung einfügen müssen.
Stichproben und Audits
Es ist großartig, wenn Netzwerkteams über die gesamte Dokumentation zu ihren Netzwerken verfügen, insbesondere wenn erforderliche Aktualisierungen in Standardprozesse integriert sind. Um die Dokumentation jedoch korrekt und nützlich zu halten, sollten die IT-Mitarbeiter regelmäßig die Verkabelung und die Dokumentation gemeinsam überprüfen.
Wählen Sie einen Bereich aus und stellen Sie sicher, dass die Verkabelung den Standards entspricht und die Dokumentation korrekt ist. Dies kann ein separater Wartungsprozess sein oder an andere Trouble Tickets angehängt werden. Audits sollten regelmäßig durchgeführt werden, können jedoch zufällig oder nach einem Plan und Zeitplan erfolgen.
Drahtlose Verbindungen berücksichtigen
Unternehmen, die die Anzahl und das Gewicht von Kabeln reduzieren möchten, können in Betracht ziehen, ihre Netzwerke auf drahtlose Endpunkte außerhalb des Rechenzentrums umzustellen. Diese Option kann besonders in Standorten mit vielen Endpunkten wie Großraumbüros und Klassenzimmern nützlich sein.
Allerdings ist auch in WLANs eine Verkabelung erforderlich. Drahtlose Endpunkte benötigen weiterhin Konnektivität und PoE. Andere Endpunkte, wie große, gemeinsam genutzte Drucker, bleiben weiterhin verkabelt.
Dieser Artikel wurde im Oktober 2025 aktualisiert und erweitert.