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Was Sie beim IT-Refurbishing beachten sollten

Ressourcen schonen, ESG-Rating verbessern, Daten schützen: Unternehmen können vielfältig von IT-Refurbishing profitieren, wenn sie einige wichtige Dinge dabei beachten.

IT-Refurbishing wirkt: Die Wiederverwertung gebrauchter Hardware spart nachweislich Ressourcen und reduziert den Ausstoß von Schadstoffen. Wirkungsanalysen wie die der Klimaschutzorganisation myclimate belegen einen positiven Effekt auf die Umwelt und Konsumenten interessieren sich zunehmend für Gebrauchtgeräte, die meist deutlich günstiger sind als Neuware. Auch für Unternehmen, die ihre gut erhaltenen PCs, Laptops und Smartphones an einen Refurbisher geben, ergeben sich viele Vorteile: Neben Einnahmen durch den Verkauf können sie ihr IT-Management nachhaltiger gestalten und – bei nachgewiesener ökologischer Wirkung – damit auch ihr ESG-Rating verbessern. Doch wie sicher ist Refurbishing und was ist beim Datenschutz zu beachten? 

Sicherheit über alle Prozessstufen – von der Abholung bis zum Wiederverkauf

Ausgemusterte Hardware wie Dienst-Notebooks, Smartphones, Multifunktionsdrucker oder Server enthalten sensible Firmendaten, weshalb bereits die Sammlung und Abholung der Geräte sicherheitsrelevant sind. Daher holt das IT-Unternehmen AfB social & green IT die gebrauchten Geräte bei Unternehmen und Behörden mit eigenem Fuhrpark ab. Dabei sorgen abschließbare Rollgitterwagen und aus Rezyklat gefertigte Notebook-Boxen für eine sichere Verwahrung von Laptop und Co. Die Hardware wird anschließend direkt im videoüberwachten Sperrlager der nächstgelegenen Niederlassung unter höchsten Sicherheitsanforderungen eingelagert. Dabei wird jedes Gerät im Detail erfasst (zum Beispiel Hersteller, Modell, Seriennummer, Anlagennummer), sodass es eindeutig identifizierbar ist. 

Nach Wareneingang und Detailerfassung müssen alle Daten auf den Geräten revisionssicher und unwiderruflich gelöscht werden. AfB hat sich bereits vor 19 Jahren auf Refurbishing spezialisiert und arbeitet seit langem eng mit Blancco zusammen, einer der weltweit meist-zertifizierten Löschsoftware. Der Datenvernichtungsprozess ist die Grundvoraussetzung, um IT-Geräte von Unternehmen und Behörden wiederaufbereitet in die Zweitnutzung zu bringen und so die Kreislaufwirtschaft in der IT voranzutreiben.

Vor der Löschung überprüft ein Techniker, ob alle Datenträger angeschlossen sind. Bei der softwarebasierten Methode von Blancco werden die Daten auf allen Bereichen und Sektoren des Speichergeräts überschrieben und können somit nicht mehr wiederhergestellt werden. Dabei erkennt die Software jede Komponente und Datenträgerart, sie ist revisionssicher und konform nach BSIDSGVO und international gültigen Löschstandards. Zudem stehen verschiedene Methoden für die unterschiedliche Hardware zur Verfügung. Die Unternehmen entscheiden dabei selbst, welches Verfahren eingesetzt werden soll. AfB berät und spricht Empfehlungen aus.

Beispielsweise werden magnetische Datenträger, ob in PCs und Notebooks eingebaut oder lose, nach der Blancco-Löschmethode BSI-GS (BSI Grundschutz) gelöscht, elektronische Datenträger wie SSDseMMC und NVMe mit Blancco SSD Erasure. Alternativ können die Standards NIST 800-88 Purge oder NIST 800-88 Clear verwendet werden. Für Geräte mit iOS steht eine eigene Löschmethode zur Verfügung, genauso wie für Android-Geräte. Alle weiteren mobilen Endgeräte wie beispielsweise Chromebooks, Drucker und Wearables werden per Reset nach Herstellerangaben gelöscht. Müssen Netzwerkkomponenten bearbeitet werden, kommt Blancco Network Device Eraser zum Einsatz, alternativ erfolgt ein manueller Geräte-Reset.

Durch diese Verfahren ist gewährleistet, dass alle Daten auf den IT-Geräten vor der Weiterverarbeitung sicher gelöscht werden. Falls das nicht möglich ist, erhalten die Datenträger eine eigene ID zur Nachverfolgung und werden mit hauseigenen Schreddern nach DIN 66399 zerstört.

Anschließend werden alle Geräte gründlich überprüft und, falls nötig, repariert. Nach der Installation des neuen Betriebssystems und einer finalen gründlichen Reinigung sind sie erneut einsatzbereit. 

Die positive Wirkung von Refurbishing

Wir untersuchen jährlich die sozialen und ökologischen Auswirkungen unserer IT-Aufbereitung auf Basis einer wissenschaftlichen Studie der Klimaschutzorganisation myclimate. Im Jahr 2022 hat AfB durch IT-Refurbishing im Vergleich zur Neuproduktion unter anderem 44.700 Tonnen CO2-äquivalente Treibhausgase, 318 Millionen Liter Wasser, 22.800 Tonnen Eisen-äquivalente Rohstoffe und 170.800 MWh Primärenergie eingespart. Die Produktion von IT-Geräten geht mit einer hohen Belastung an human- und ökotoxischen Stoffen einher – auch diese werden durch eine längere Nutzung im hohen Maße vermieden. Toxizitäten – also schädliche Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit, werden in Paradichlorbenzoläquivalenten gemessen (kurz: 1,4-DB-äqu). Bei der Einsparung von Humantoxizität ergab sich hier im Jahr 2022 ein Wert von 228.600 Tonnen 1,4-DB-äqu, bei der Ökotoxizität waren es 416 Megatonnen 1,4-DB-äqu Einsparungen. Die Emissionen, die durch den Refurbishing-Prozess entstehen, wurden in dieser Analyse bereits gegengerechnet. Unternehmen und Behörden, die ihre Gebrauchtgeräte an uns weitergeben, erhalten eine Wirkungsurkunde über die eingesparten Ressourcen. Diese Urkunde können sie beispielsweise auch einsetzen, um ihr ESG-Rating zu verbessern.

Daniel Büchle, AfB social & green IT

„ Gebrauchte Smartphones, Computer und Co. sind nachhaltiger und günstiger als Neugeräte. So kann der Kauf eines refurbished Gerätes dazu beitragen, Ressourcen zu sparen und die Umwelt zu schützen. Umgekehrt gilt auch: Unternehmen, die ihre Geräte einem Refurbisher überlassen, tragen zur Förderung von IT-Kreislaufwirtschaft bei.“

Daniel Büchle, AfB social & green IT

Besseres ESG-Rating dank IT-Remarketing

Bei der Prüfung potenzieller Investitionen berücksichtigen Anleger häufig die Leistung und den Einfluss eines Unternehmens auf ESG-Themen. ESG steht für Environmental, Social und Governance, also für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Das ESG-Rating gibt dementsprechend Informationen zur Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen. So kann ein positives ESG-Rating vorteilhaft bei Kreditvergaben sein. ESG-Ratings helfen dabei, Kapitalströme in nachhaltige Firmen zu lenken oder von nicht nachhaltig agierenden Unternehmen abzuziehen. Damit sind sie entscheidend für Sustainable Finance. Der Markt für nachhaltige Geldanlagen wird zunehmend relevant. Laut Bloomberg sollen ESG-Anlagen bis 2025 mehr als 53 Billionen US-Dollar wert sein und damit ein Drittel der gesamten verwalteten Vermögenswerte ausmachen. Auch knüpfen große Unternehmen ihr Lieferkettenfinanzierungsprogramm zunehmend an ESG-Kriterien, um Scope3-Emissionen – also solche durch Lieferanten entstandene – zu reduzieren. Die zwischenfinanzierende Bank bewertet Lieferanten nach ihrem jeweiligen ESG-Rating.

Durch die Zusammenarbeit mit einem Refurbisher, der den ökologischen Beitrag von IT-Remarketing anhand von KPIsauswertet, erhalten Unternehmen ein Nachweisdokument für ihr ESG-Reporting. Anhand dessen können sie unter anderem belegen, wie viel Wasser, Energie, CO2 sowie Schad- und Rohstoffe durch die Übergabe von IT und Mobilgeräten an einen Refurbisher eingespart werden. Beim Inklusionsbetrieb AfB wirkt sich zudem das soziale Engagement positiv aus: Hier fließt auch die Anzahl der geschaffenen Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung in die Berechnung mit ein.

Gebrauchte Smartphones, Computer und Co. sind nachhaltiger und günstiger als Neugeräte. So kann der Kauf eines refurbished Gerätes dazu beitragen, Ressourcen zu sparen und die Umwelt zu schützen. Umgekehrt gilt auch: Unternehmen, die ihre Geräte einem Refurbisher überlassen, tragen zur Förderung von IT-Kreislaufwirtschaft bei. Zahlreiche Unternehmen und Behörden, darunter Siemens und das Beschaffungsamt des Bundes, nutzen diese Möglichkeit bereits.

Über den Autor: Daniel Büchle ist Geschäftsführer von AfB social & green IT. Das Inklusionsunternehmen hat sich auf Refurbishing von IT-Geräten spezialisiert und beschäftigt zu 50 Prozent Menschen mit Behinderung.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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