metamorworks - stock.adobe.com

Warum unternehmerisches Denken Projektmanagement transformiert

Geschäftssinn hat sich als entscheidendes Unterscheidungsmerkmal für Projektmanagementprofis erwiesen. Unternehmen sollten daher in entsprechende Fähigkeiten investieren.

Projektmanagement befindet sich im Wandel: Neben Fachkompetenz und so genannten Power Skills wie Kommunikationsfähigkeit und Problemlösungskompetenz rückt eine weitere Schlüsselkompetenz in den Fokus: unternehmerisches Denken.

Der Pulse of the Profession Report 2025 des Project Management Institute (PMI) zeigt, dass unternehmerisches Denken entscheidend ist, um Projekte nicht nur erfolgreich abzuschließen, sondern auch einen nachhaltigen Wert für Unternehmen zu schaffen. Dennoch investieren viele Organisationen noch zu wenig in dessen gezielte Entwicklung. Dem PMI-Report zufolge entfallen nur 25 Prozent der Weiterbildungsressourcen auf unternehmerisches Denken, während 64 Prozent der Unternehmen stark in technische Weiterbildung investieren.

Pulse of the Profession Report 2025
Abbildung 1: Trotz der hohen Bedeutung von Business Acumen (Geschäftssinn) erhalten Trainings in diesem Bereich lediglich 25  Prozent der Weiterbildungsressourcen – deutlich weniger als technische Kompetenzen oder Power Skills.

Wer strategisch denkt, misst Erfolg anders

Der Begriff Geschäftssinn (Business Acumen) beschreibt eine Kombination aus betriebswirtschaftlichem Wissen, strategischem Denken und praktischer Erfahrung. Dazu gehören insbesondere Kenntnisse im Finanzmanagement, in der strategischen Entscheidungsfindung, in der Marktanalyse und im Umgang mit Stakeholdern. Projektfachleute mit ausgeprägtem Geschäftssinn verstehen die Mechanismen ihres Unternehmens, erkennen strategische Prioritäten und können ihre Projekte entsprechend ausrichten. Dem PMI-Bericht zufolge verfügen jedoch nur 18 Prozent der Projektfachkräfte über ein hohes Maß an Geschäftssinn, während 66 Prozent ein mittleres Maß aufweisen.

Projektfachleute mit einer hohen unternehmerischen Orientierung ziehen im Durchschnitt 9,1 Faktoren zur Bewertung eines Projekterfolgs heran. Bei weniger unternehmerisch orientierten Personen sind es nur 6,3 Faktoren. Besonders ausgeprägt ist dieser Unterschied bei Aspekten wie Kundenzufriedenheit (83 versus 66 Prozent), Arbeitsqualität (78 versus 61 Prozent) und strategischer Zielorientierung (65 versus 48 Prozent).

PMI Pulse of the Profession 2025
Abbildung 2: Personen mit ausgeprägtem Geschäftssinn berücksichtigen im Durchschnitt drei zusätzliche Erfolgsfaktoren – darunter Kundenzufriedenheit, strategische Zielerreichung und Qualität der Arbeit.

Eine detaillierte Analyse der Erfolgsfaktoren, die von unternehmerisch denkenden Projektfachleuten am häufigsten genannt werden, zeigt zudem Folgendes: Während die finanzielle Performance (89 versus 73 Prozent) und die strategische Zielorientierung (65 versus 48 Prozent) bereits signifikante Unterschiede aufweisen, fällt insbesondere die stärkere Gewichtung der Kunden- und Stakeholder-Zufriedenheit auf. 83 Prozent der unternehmerisch denkenden Projektfachkräfte messen den Projekterfolg an der Kundenzufriedenheit, während dies nur 66 Prozent der Personen ohne Geschäftssinn tun. Dies unterstreicht, dass unternehmerisch denkende Projektfachleute den Projekterfolg nicht isoliert betrachten, sondern eine breitere Perspektive einnehmen, die den langfristigen Unternehmenswert einschließt.

Unternehmerisches Denken verbessert Projektergebnisse

Die Analyse zeigt, dass Projektfachleute mit hohem Geschäftssinn signifikant bessere Ergebnisse erzielen. Sie erreichen eine um fünf Prozentpunkte höhere Erfolgsquote bei der Erreichung der Unternehmensziele (83 versus 78 Prozent). Sie sind auch erfolgreicher bei der Einhaltung von Budgets (73 versus 68 Prozent) und Zeitplänen (63 versus 59 Prozent) und ihre Projekte weisen eine geringere Fehlerquote auf (8 versus 11 Prozent).

PMI Pulse of the Profession 2025
Abbildung 3: Projektfachleute mit hohem Business Acumen erreichen überdurchschnittliche Ergebnisse bei Zielerreichung, Budget- und Termineinhaltung – und verzeichnen gleichzeitig deutlich weniger Projektfehlschläge.

Während Erfolgsfaktoren die grundlegenden Bedingungen beschreiben, die ein Projekt erfolgreich machen, sind Leistungsindikatoren die konkreten Messgrößen, die den Erfolg sichtbar machen. Unternehmerisch denkende Projektfachleute nutzen nicht nur klassische Leistungsindikatoren wie Budget, Zeitplan und Umfang, sondern bewerten den Projekterfolg auch anhand von Innovationsgrad, langfristiger Wertschöpfung und strategischen Auswirkungen auf das Unternehmen.

Der Bericht zeigt außerdem, dass Projektfachleute mit ausgeprägtem Geschäftssinn eher in der Lage sind, ihre Projekte flexibel an neue wirtschaftliche Bedingungen oder technologische Entwicklungen anzupassen. So geben 77 Prozent der Befragten an, dass ihre Fähigkeit, strategische Entscheidungen zu treffen, ihnen hilft, frühzeitig auf sich verändernde Marktbedingungen zu reagieren

Organisationen unterschätzen die Bedeutung von Geschäftssinn

Obwohl 54 Prozent des Managements erkennen, dass ihre Teams unternehmerisches Denken entwickeln müssen, investieren sie immer noch mehr in technisches Training (64 Prozent) und Power Skills (61 Prozent). Der Bericht zeigt, dass Unternehmen nur 25 Prozent ihrer Weiterbildungsressourcen in unternehmerisches Denken investieren, was eine erhebliche Lücke in der strategischen Kompetenzentwicklung darstellt.

Gleichzeitig zeigt sich eine deutliche Diskrepanz zwischen Führungskräften und Projektteams. Während 87 Prozent der Führungskräfte angeben, über fundierte betriebswirtschaftliche Kenntnisse zu verfügen, trifft dies nur auf 55 Prozent der Projektleitenden zu. Darüber hinaus zeigen die Einstellungsprioritäten, dass nur 36 Prozent der Unternehmen bei der Auswahl neuer Projektfachleute explizit auf Branchenkenntnisse und nur 23 Prozent auf Finanzexpertise achten.

PMI Pulse of the Profession 2025
Abbildung 4: Während Führungskräfte ihre betriebswirtschaftlichen Kompetenzen hoch einschätzen, zeigen Projektfachleute signifikant niedrigere Werte – besonders bei Finanzwissen und Branchenkenntnissen.

Ein strukturiertes Mentoring-Programm oder gezielte Entwicklungsinitiativen können diese Lücke schließen und langfristig dazu beitragen, eine Generation von Projektfachleuten mit ausgeprägtem Geschäftssinn hervorzubringen.

Unternehmen müssen handeln: Projektmanagement als strategische Disziplin

Indem Unternehmen gezielt in die Entwicklung von Geschäftssinn investieren, steigern sie nicht nur die Erfolgsquote ihrer Projekte, sondern auch ihre Widerstandsfähigkeit und Marktposition. Denn Projektfachleute mit ausgeprägtem Geschäftssinn erzielen nicht nur bessere Ergebnisse in Bezug auf Zeit, Budget und Zielerealisierung, sondern tragen auch maßgeblich dazu bei, Projekte mit der übergeordneten Unternehmensstrategie zu verknüpfen. So geben 71 Prozent der befragten Projektfachleute an, dass Business Acumen ihnen hilft, die Erwartungen der Stakeholder effektiver zu managen und Konflikte frühzeitig zu entschärfen. Dies verdeutlicht, dass sich ihre Rolle zunehmend von einer operativen hin zu einer strategischen Funktion entwickelt.

Lysan Drabon, PMI

„Projektfachleute mit ausgeprägtem Geschäftssinn erzielen nicht nur bessere Ergebnisse in Bezug auf Zeit, Budget und Zielerealisierung, sondern tragen auch maßgeblich dazu bei, Projekte mit der übergeordneten Unternehmensstrategie zu verknüpfen.“

Lysan Drabon, PMI

Geschäftssinn hat sich als entscheidendes Unterscheidungsmerkmal des Projektmanagementberufs erwiesen. Fachleute, die einen ausgeprägten Geschäftssinn entwickeln, sind besser in der Lage, komplexe Herausforderungen zu meistern, strategische Entscheidungen voranzutreiben und wertorientierte Ergebnisse zu liefern. Indem Organisationen der Entwicklung unternehmerischen Denkens auf individueller und organisatorischer Ebene Priorität einräumen, können sie die Rolle des Projektberufs bei der Erreichung strategischer Geschäftsziele und der Erzielung erfolgreicher Ergebnisse stärken.

Über die Autorin:
Lysan Drabon ist Regional Managing Director für Europa bei Project Management Institute (PMI). Sie begann ihre Karriere im öffentlichen Bankensektor, unter anderem bei der Deutschen Bundesbank, bevor sie ins Verbandsmanagement wechselte. 2010 kam sie zu PMI, zunächst als Beraterin, später als Head of Operations für Europa. Mit ihrer internationalen Erfahrung und ihrem Fokus auf Community-Building gestaltet sie die strategische Entwicklung von PMI in der Region.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

Erfahren Sie mehr über IT-Berufe und Weiterbildung