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Widerstandsfähige IT: Observability ist der Schlüssel

Unternehmen müssen ihre IT widerstandsfähiger machen, um Cyberangriffe zu vermeiden und nachhaltig zu wirtschaften. Observability hilft bei diesen Aufgaben und Herausforderungen.

Cyberkriminalität gehört zu den großen Herausforderungen der Unternehmen, denn sie entwickelt sich stetig weiter. Laut dem aktuellen BSI-Lagebericht gibt es täglich rund 300.000 neue Schadprogrammvarianten und 78 bisher unbekannte Softwareschwachstellen. Eine Bitkom-Studie zum Wirtschaftsschutz zeigt, dass acht von zehn Unternehmen Cyberangriffen ausgesetzt sind – mit einem jährlichen Gesamtschaden von über 266 Milliarden Euro.

Digitale Resilienz als unternehmerische Priorität

Um diesen Bedrohungen standzuhalten, müssen Unternehmen ihre IT-Architektur widerstandsfähiger gestalten und die digitale Resilienz verbessern. Dabei geht es um mehr als nur Cybersecurity. Unternehmen benötigen die Fähigkeit, Störungen schnell zu bewältigen und sich flexibel an neue gesetzliche oder wirtschaftliche Rahmenbedingungen anzupassen. Dazu sind ein strategischer Ansatz und eine enge Verzahnung technologischer, personeller und organisatorischer Maßnahmen erforderlich.

Ein stabiler IT-Betrieb ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Systemausfälle verursachen finanzielle Verluste und schädigen das Vertrauen von Kunden und Geschäftspartnern. Zusätzlicher Druck kommt aus der Politik. EU-Verordnungen wie der Digital Services Act, AI Act (KI-VO) und die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) drängen Unternehmen, ihre IT-Sicherheit und Compliance kontinuierlich zu verbessern. Besonders die NIS2-Richtlinie bringt neue Anforderungen an IT-Sicherheitsmaßnahmen und Risikomanagementprozesse mit sich.

Resiliente Unternehmen setzen deshalb auf umfassende Sicherheitskonzepte, gezielte Mitarbeiterschulungen und ein durchdachtes Krisenmanagement. Dazu gehört ein effektives Incident-Response-Management, das Bedrohungen frühzeitig erkennt und eine schnelle Reaktion ermöglicht. Ergänzend spielen moderne Technologien wie Cloud-Lösungen, Automatisierung und Künstliche Intelligenz eine Schlüsselrolle beim Aufbau einer widerstandsfähigen IT-Infrastruktur. Besonders wichtig ist Observability (Beobachtbarkeit).

Transparenz und Kontrolle für stabile IT

Observability geht über herkömmliches Monitoring hinaus und ermöglicht eine ganzheitliche Echtzeit-Überwachung der gesamten IT-Umgebung. In modernen IT-Landschaften mit Microservices, Multi-Cloud-Lösungen und verteilten Systemen stoßen klassische Überwachungsmethoden schnell an ihre Grenzen.

Moderne Observability-Plattformen erfassen kontinuierlich Metriken, Logs und Traces, um Systemanomalien frühzeitig zu erkennen. Durch die automatisierte Analyse dieser Daten lassen sich Abhängigkeiten verstehen und Fehlerursachen präzise identifizieren. Ein besseres Verständnis für Systemabhängigkeiten ermöglicht IT-Teams, kritische Zusammenhänge innerhalb der Infrastruktur frühzeitig zu erkennen.

Die automatische Analyse beschleunigt die Fehlerbehebung erheblich, sodass sich die Reaktionszeit von mehreren Tagen auf wenige Stunden verkürzt. Darüber hinaus trägt Observability zu einer proaktiven Optimierung der IT bei. Unternehmen können nicht nur bestehende Probleme lösen, sondern auch potenzielle Engpässe frühzeitig erkennen und Risiken gezielt minimieren.

Nachhaltigkeit als strategische Herausforderung

Eine weitere Herausforderung für Unternehmen ist der steigende Energiebedarf von IT-Systemen. Schätzungen zufolge verursacht die IT-Branche bis zu vier Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen – ein Anteil vergleichbar mit dem der Luftfahrt. Besonders der wachsende Einsatz von Cloud-Technologien und Künstlicher Intelligenz verstärkt diesen Trend.

Roman Spitzbart, Dynatrace

„Digitale Resilienz erfordert eine kontinuierliche Anpassung an neue Herausforderungen in der Cybersecurity und Nachhaltigkeit. Unternehmen, die auf Observability setzen, stärken nicht nur ihre IT-Sicherheit, sondern leisten auch einen aktiven Beitrag zur Ressourcenschonung.“

Roman Spitzbart, Dynatrace

Ein nachhaltiger IT-Betrieb beginnt mit der Auswahl energieeffizienter Hardware. Oft gelten Rechenzentren als Hauptquelle der Emissionen. Doch der größte CO₂-Anteil entsteht tatsächlich bei der Herstellung von Endgeräten wie Notebooks, Smartphones und Druckern. Daraus folgt: IT-Entscheider beeinflussen durch ihre Kaufentscheidungen maßgeblich die Umweltbilanz ihres Unternehmens.

Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die Optimierung der IT-Ressourcennutzung. Viele Rechenzentren betreiben Server und Container im Leerlauf, ohne dass diese tatsächlich benötigt werden. Dieser ineffiziente Betrieb verursacht unnötige Kosten und erhöht den ökologischen Fußabdruck. Unternehmen müssen daher Strategien entwickeln, um ihre IT-Ressourcen dynamisch zu skalieren und ungenutzte Kapazitäten konsequent abzubauen.

Observability für nachhaltige IT

Um überflüssige IT-Ressourcen zu identifizieren und zu deaktivieren, bietet Observability wertvolle Einblicke. Die detaillierte Analyse der Systemauslastung zeigt auf, welche Instanzen, Container oder Server optimiert oder stillgelegt werden können. So lassen sich unnötige Energieverbräuche vermeiden.

Ein weiterer Schritt ist das Application Performance Management (APM), welches die Effizienz von Software-Anwendungen optimiert. In Verbindung mit nachhaltiger Softwareentwicklung („Green Coding“) lässt sich so der Energiebedarf weiter senken. Zusätzlich ermöglichen KI-gestützte Optimierungslösungen eine intelligentere Steuerung von Workloads für einen ressourcenschonenden IT-Betrieb.

Neben der technologischen Effizienzsteigerung gewinnt auch die Kreislaufwirtschaft in der IT an Bedeutung. Unternehmen sollten ihre Hardware-Strategie überdenken und auf langlebigere, modular aufgebaute Geräte setzen. Recycling-Initiativen und der verstärkte Einsatz von wiederaufbereiteten IT-Komponenten tragen ebenfalls dazu bei, die Umweltbelastung zu reduzieren.

Fazit

Digitale Resilienz erfordert eine kontinuierliche Anpassung an neue Herausforderungen in der Cybersecurity und Nachhaltigkeit. Unternehmen, die auf Observability setzen, stärken nicht nur ihre IT-Sicherheit, sondern leisten auch einen aktiven Beitrag zur Ressourcenschonung. Die Integration dieser Technologien in Entwicklungs- und Betriebsprozesse schafft eine zukunftssichere IT-Infrastruktur und steigert die Wettbewerbsfähigkeit.

Über den Autor:
Roman Spitzbart ist VP Solutions Engineering EMEA bei Dynatrace.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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