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So steigert Low-Code den ROI von Unternehmenssoftware

Mit Low-Code- und No-Code-Anwendungen ergeben sich für Unternehmen neue Möglichkeiten beim Einsatz von Softwarelösungen. Was Low-Code/No-Code-Tools leisten.

Softwareanbieter setzen zunehmend auf Low-Code- oder No-Code-Plattformen, da es ihren Kunden ermöglicht, in kurzer Zeit mehr aus einer ERP-Lösung herauszuholen und so echten Geschäftsmehrwert zu erhalten.

Low-Code- und No-Code-Plattformen bieten eine visuelle Umgebung, in der nicht-professionelle Anwender Softwarekomponenten, häufig per Drag-and-Drop, ansprechen oder verbinden können, um mobile oder Web-Applikationen zu erstellen. Damit kann auch ein Mitarbeiter mit geringen (Low-Code) oder gar ohne (No-Code) besondere IT-Kenntnisse neue Prozessabläufe und Funktionen in der Unternehmenssoftware strukturieren, ohne Kosten oder Zeitaufwand für externe Entwickler einkalkulieren zu müssen.

Nach Prognosen des Marktforschungsinstituts IDC werden bis 2025 rund 60 Prozent der CIOs weltweit Richtlinien für Low- und No-Code-Tools implementieren, um die Effizienz ihrer IT- und Geschäftsprozesse zu steigern. Laut einer Studie des Analystenhauses Gartner wird bis 2024 mehr als 65 Prozent der gesamten Softwareentwicklung in Low- oder No-Code-Umgebungen stattfinden.

Die richtigen Schnittstellen

Doch erfolgreiche Low-Code- und No-Code-Umgebungen benötigen eine solide Basis. Denn ob sich die Zusammenhänge und Dynamiken zwischen Systemen, Transaktionen und Ereignissen einfach und grafisch darstellen lassen, hängt von der jeweiligen Software ab. Entscheidend ist: Wie gut kann sie mit anderen Systemen interagieren?

Einige Anbieter verweisen an dieser Stelle auf offene Programmierschnittstellen (APIs). Diese sind jedoch immer noch eher selten vorhanden und oft nur für bestimmte, vorher festgelegte Integrationsszenarien konzipiert. Die Kommunikation etwa zwischen der Benutzeroberfläche und der Geschäftslogik erfolgt proprietär und kann von externen Systemen nicht genutzt werden.

Um die Agilität von Low-Code- und No-Code-Tools zu maximieren, sollte daher nicht nur die gesamte Anwendung auf offenen APIs aufgebaut sein. Diese APIs sollten zudem auch intern von der Anwendung genutzt werden. Die dabei eingesetzte Technologie verändert sich mit der Zeit: vor einem Jahrzehnt wäre die Webservice-Technologie zum Einsatz gekommen. Heute jedoch sind RESTful APIs, die auf der REST-Architektur (Representational State Transfer) basieren, am besten geeignet.

Bei Unternehmensanwendungen ergeben sich zudem noch weitere Möglichkeiten: Wenn sich die APIs auf das von ISO/ICE genehmigte OASIS OData (Open Data Protocol) stützen, erhöht sich ihre Interoperabilität. Baut die Anwendung auf demselben Satz von RESTful APIs auf, den sie anderen Systemen zur Verfügung stellt, ist es erheblich einfacher, genau auf die Stelle zuzugreifen, an der die Integration stattfindet.

Schnelle externe Integration

Eine robuste Architektur, die auf RESTful Data APIs basiert und nach den Spezifikationen der OpenAPI Initiative dokumentiert ist, gibt Anwendern die Möglichkeit, mit einer Low-Code-Lösung ihre Unternehmenssoftware zu erweitern. So können sie beispielsweise aufgabenspezifische Apps erstellen oder eine Verbindung zu anderen Systemen herstellen.

Dies kann für verschiedene einfache Aufgaben eingesetzt werden, wie beispielsweise die Automatisierung von Handlungsschritten beim Einstellungsprozess eines neuen Mitarbeiters: So können automatisch eine neuen Personalnummer erstellt, ein neues E-Mail-Konto angelegt und Prozesse zur Gehaltsabrechnung angestoßen werden.

Ein weiteres Beispiel: Um den Wartungsprozess von Maschinen zu automatisieren, kann eine Anwendung automatisch eine serialisierte Teilestruktur in die Software einpflegen, die für die Verwaltung im Rahmen eines jährlichen Wartungsvertrags verwendet wird. Sämtliche Daten, Aktionen oder Ereignisse in einem Softwaresystem sollten dafür in einer übersichtlichen API-Bibliothek zugänglich sein.

Mit einer ausreichenden Anzahl solcher RESTful APIs kann eine beliebige Anzahl von Low-Code- und No-Code-Tools verwendet werden. Diese lassen sich für Apps nutzen, die mit der Unternehmenssoftware und anderen laufenden Systemen interagieren. Kommerzielle Softwareangebote wie Microsoft Power Apps sowie Lösungen von Snaplogic, Mendix und Outsystems können eingesetzt werden, um Prozesse in der Unternehmenssoftware über APIs zu steuern.

In einer Softwarelösung sollten alle Aktionen, die sich in der Software vornehmen lassen, auch über externe Tools zugänglich und automatisierbar sein. Das wird zunehmend wichtig, da Unternehmen, die externe Low-Code- und No-Code-Plattformen nutzen, diese auch für die Orchestrierung von Prozessen über mehrere Anwendungen hinweg einsetzen wollen.

Interne Softwarekonfiguration und -automatisierung

Low-Code- und No-Code-Tools werden häufig auch eingesetzt, um Anwendern mehr Kontrolle über ihre Software zu geben. So können Anwender Prozessschritte oder Benutzeraktionen selbstständig automatisieren. Wenn Funktionen für maschinelles Lernen in die Software integriert werden, kann ein visueller Editor in Kombination mit der Bibliothek von RESTful APIs zahlreiche Möglichkeiten für intelligente Prozessautomatisierung (IPA) bieten.

Verfügt eine Lösung über eingebaute Prozessautomatisierungsfunktionalität, kann jede zusätzlich benötigte Eingabe eines Anwenders als Teil einer bestehenden Geschäftstransaktion erfasst werden. Das entlastet Nutzer insofern, als dass sie entsprechende Aufgaben nicht in anderen Systemen finden und ausführen müssen.

Thomas Knorr, IFS

„Mit Low-Code- und No-Code-Anwendungen können Unternehmen ihre Digitalisierung und die Automatisierung ihrer Geschäftsprozesse beschleunigen, und gleichzeitig ihre IT-Abteilungen entlasten.“

Thomas Knorr, IFS

Mit der Ergänzung durch künstliche Intelligenz entscheiden KI- und Machine-Learning-Modelle über die nächsten Schritte, oder ergänzen automatisch Werte, die ausgefüllt werden müssen. In Zukunft wird es zu einer automatisierten kontinuierlichen Prozessoptimierung kommen. Dann empfiehlt die Machine-Learning-Anwendung Prozessänderungen oder setzt diese direkt um, und verbessert damit signifikant die Ergebnisse.

Schnelle und kosteneffiziente Softwareentwicklung

Die Ausrichtung von Unternehmenssoftware auf RESTful APIs trägt bereits zur Vereinfachung der Low-Code- und No-Code-Entwicklungsprozesse bei. Externe und interne Systeme können Prozesse automatisieren, auf beliebige Daten zugreifen und Erweiterungen der Lösung erstellen. Unabhängig davon, ob ein Anwender die internen IPA-Tools oder externe Orchestrierungssoftware verwendet: Die Software erlaubt einen transparenten Zugriff auf den jeweils relevanten Teil des Systems, um eine Integration oder Prozessautomatisierung zu unterstützen.

Darüber hinaus setzen Anbieter auch bei der Entwicklung gänzlich neuer Funktionen zunehmend auf einen Low-Code- und No-Code-Ansatz. So können neue lösungs- und branchenspezifische Funktionen schneller, kostengünstiger und mit noch höherer Qualität entwickelt werden. Ein zentraler Schritt war die Einführung einer Low-Code Domain-Specific Language (DSL) zur Erstellung der Standardlösung. Die DSL beschreibt die Absicht, was eine Komponente, beispielsweise eine API, in der Anwendung tun soll – und nicht, wie dies technisch umgesetzt werden soll. Dieser Ansatz hilft nicht nur bei der möglichst schnellen Wertgenerierung, sondern sorgt auch für Sicherheit angesichts künftiger technologischer Entwicklungen.

Demokratisierung der Softwareentwicklung

Mit Low-Code- und No-Code-Anwendungen können Unternehmen ihre Digitalisierung und die Automatisierung ihrer Geschäftsprozesse beschleunigen, und gleichzeitig ihre IT-Abteilungen entlasten. Zudem bietet ihnen der Ansatz Flexibilität und Freiheit darin, wie sie die Anwendung nutzen. 

Änderungen und Updates von Low-Code- und No-Code-Software können zudem schneller und mit weniger Unterbrechungen der Geschäftsprozesse vorgenommen werden. Das ermöglicht schnellere Entwicklungszyklen, und Unternehmen profitieren davon, dass die Lösung in kurzer Zeit echten Mehrwert generiert.

Über den Autor:
Thomas Knorr ist CTO und Head of Presales Europe North & Central bei IFS. Er verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung im Bereich ERP, CRM und Commerce sowie über umfangreiche Expertise zu unterschiedlichen Cloud-Softwarelösungen. Gestartet hat er seine Karriere bei IFS, wo er zunächst im Trainee-Programm, später als Applications Consultant und Senior Presales Consultant tätig war. Vor seiner Rückkehr in 2020 war er Director Presales DACH bei Workday und davor bei SAP, wo er zuletzt den Presales-Bereich für S/4HANA Cloud in der MEE-Region verantwortete.

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