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Low-Code-Plattformen im Vergleich: Mendix versus OutSystems

Low-Code-Plattformen richten sich an unterschiedliche Zielgruppen. Am Beispiel von Mendix und OutSystems zeigen wir, welches System sich für welche Gruppe eignet.

Low-Code-Plattformen unterstützen einerseits professionelle Entwickler, befähigen andererseits aber auch normale Mitarbeiter, Web- und Mobile-Anwendungen zu erstellen. Wie eine Organisation die professionelle Entwicklung und das Citizen Development in Einklang bringen kann, zeigt dieses Duell zwischen zwei ähnlichen Plattformen: Mendix und OutSystems.

Low-Code ist für viele IT-Experten die optimale Antwort auf den Mangel an professionellen Entwicklern und den wachsenden Bedarf an schnellen technologischen Reaktionen auf Marktveränderungen. Zwar können Unternehmen Low-Code-Tools theoretisch bei jeder Entwicklungsaufgabe einsetzen. Doch speziell die Entwicklung von Web- und Mobilanwendungen ist für diese Art von Plattform besonders geeignet.

Web- und Mobile-Anwendungen sind im digitalen Zeitalter besonders wichtig. Sie sind heute das Gesicht eines jeden Unternehmens gegenüber Kunden, Geschäftspartnern und Interessenten. Die herkömmliche Programmentwicklung hat allerdings Mühe, mit den geschäftlichen und marktbezogenen Veränderungen, der sich entwickelnden Online-Erfahrung und den Erwartungen der Benutzer Schritt zu halten – ganz zu schweigen von der regelmäßigen Erneuerung von Mobilgeräten und Browsern alle paar Monate.

OutSystems und Mendix bieten Low-Code-Plattformen zur Erstellung von Web- und Mobile-Anwendungen, die relativ ähnlich sind. Die beiden Unternehmen erhalten ähnliche Nutzer- und Analystenbewertungen und verfügen über vergleichbare Funktionen und Strategien für ihre Produkte. In diesem Vergleich zwischen Mendix und OutSystems müssen Unternehmen also entscheiden, welches Werkzeug ihren Nutzern die optimalen Möglichkeiten bietet.

Die Entwicklung von Low-Code-Anwendungen scheint für diese Mission perfekt zu sein. Allerdings reicht es nicht aus, nur Low-Code-Funktionen für Geräte und die Benutzeroberfläche bereitzustellen. Entwickler wünschen sich eine Plattform, mit der sie die komplette Benutzererfahrung definieren und Datenbank- und Anwendungskonnektoren zur Vervollständigung des Workflows zusammenstellen können. Mendix und OutSystems konzentrieren sich beide nur auf das User Interface. Keines dieser Produkte ist für die Entwicklung der gesamten Bandbreite von Unternehmensanwendungen vorgesehen.

Mendix wurde 2005 gegründet und hat nach eigenen Angaben über 4.000 Kunden. OutSystems gibt es seit 2001 und verfügt über 1.200 Kunden. Beide Low-Code-Entwicklungsplattformen bieten ähnliche Funktionen, wie zum Beispiel ein Dashboard mit mehreren Tabs, mit denen die Benutzer ihre Arbeit organisieren können. Um einen Sieger zu ermitteln, haben wir uns die Produktdetails genauer angesehen und geprüft, wie sich diese an Geschäftsmissionen ausrichten.

Strategien für Low-Code-Plattformen

Die Mendix-Philosophie ist auf die Entwicklung von Mobile- und Web-Apps abgestimmt. Die Plattform umfasst Low-Code- und No-Code-Funktionen, um sowohl Business-Leute – die Citizen Devoloper – als auch professionelle Entwickler zu unterstützen, sowie ihr Cloud-natives Produkt. Mendix wird in beiden Kategorien von Entwicklern gut bewertet.

Der Innovations- und Kooperationsansatz von OutSystems will mit Low- und No-Code Business-Spezialisten und IT näher zusammenbringen. Dies findet bei beiden Gruppen Anklang. Das Unternehmen legt außerdem Wert auf die Entwicklung von Apps über das gesamte Funktionsspektrum hinweg und beschränkt sich nicht nur auf die Benutzeroberfläche und das Gerät.

Sowohl Mendix als auch OutSystems nutzen die Cloud. Allerdings verfolgt Mendix einen eher Cloud-zentrierten Ansatz für die Installation und Nutzung des Pakets. Die Benutzer stellen Anwendungen für die jeweiligen Cloud-PaaS der Anbieter bereit – beide laufen auf Amazon Web Services (AWS) – mit Optionen zur Bereitstellung in anderen Cloud-Umgebungen.

Abbildung 1: Der Mendix Project Explorer zeigt alle Einstellungen und Dokumente sowie Widgets an, die die Benutzer einfügen können.
Abbildung 1: Der Mendix Project Explorer zeigt alle Einstellungen und Dokumente sowie Widgets an, die die Benutzer einfügen können.

Benutzeroberfläche und App-Erstellung

Business-Nutzer scheinen das visuelle Web-App-UI-Modellierungssystem von Mendix zu bevorzugen. Dieses lässt sich ihrer Meinung nach leichter erlernen als der Ansatz von OutSystems. Professionelle Entwickler bevorzugen hingegen in der Regel das auf unterschiedliche Entwicklererfahrungen abgestimmte OutSystems. Es richtet sich an den Fähigkeiten des Benutzers und sogar Job-Klassifizierungen aus – was mehr Kontrolle über das Entwicklungs-Framework bieten soll.

Entscheidend beim Vergleich der Benutzeroberflächen von Mendix und OutSystems ist wohl, ob die primären Unternehmensnutzer professionelle oder Citizen Devoloper sind – wir bewerten dies als ein Unentschieden.

Ein weiterer Punkt im Showdown von Mendix versus OutSystems ist der eigentliche Prozess der Anwendungserstellung. Der hochgradig visuelle Ansatz von Mendix umfasst eine Reihe von vorgefertigten Anwendungen und Vorlagen, mit denen sich App-Entwickler auf das User Interface konzentrieren können. OutSystems stellt die Benutzer vor die Wahl, ob sie eine Web-, Mobile- oder Unified-Anwendung erstellen möchten. Einige Benutzer kritisieren diesen Ansatz, aber die meisten sind damit zufrieden.

Genau wie bei der gesamten Benutzeroberfläche bevorzugen die Citizen Developer den stark visuellen Mendix-Ansatz. Professionelle Entwickler entscheiden sich hingegen eher für OutSystems.

Abbildung 2: Der Logikfluss einer Anwendung auf der Mendix-Plattform.
Abbildung 2: Der Logikfluss einer Anwendung auf der Mendix-Plattform.

Integration in interne Systeme

Die IT-Integration ist ein entscheidendes Unterscheidungsmerkmal bei UI-zentrierten Low-Code-Plattformen. Viele Produkte bieten keine Tools zur Verknüpfung eines programmierten Mobile- oder Web-Frontends mit den wichtigsten IT-Anwendungen und Datenbanken. Allerdings befinden wir uns in dieser Kategorie leider in einer Sackgasse. Ein Grund ist die unterschiedliche Sichtweise zwischen Citizen Developer und professionellen Entwicklern.

Citizen Developer bevorzugen Mendix, weil es ihnen diese einfache visuelle Erfahrung bietet, während sie OutSystems komplizierter finden. Die Profi-Entwickler glauben, dass OutSystems bessere Möglichkeiten für die Integration von IT-Anwendungen liefert. Außerdem überzeugt sie bei Mendix das gelungenere Projektmanagement und die Möglichkeit zur Kooperation mit Citizen Developer in Situationen, in denen die beiden Entwicklungsgruppen zusammenarbeiten.

Unterstützung und Community-Ressourcen

Community-Ressourcen sind ein wichtiger Faktor für Low-Code-Nutzer. Viele bevorzugen Produkte, die vorgefertigte Anwendungen von der Stange anbieten und den Benutzern helfen, allgemeine Applikationen für spezifische Aufgaben anzupassen. Mendix und OutSystems offerieren beide Community-Support und einen Application Store sowie Benutzerforen. Hier bewerteten Citizen und professionelle Entwickler beide Anbieter gleich.

Preise für kleinere oder größere Organisationen

Auch der Cloud- und Preisvergleich ergibt für alle Nutzergruppen im Grunde ein Unentschieden. Beide Produkte bieten eine kostenlose Nutzung an. OutSystems ist hier allerdings breiter aufgestellt, weil es bis zu 100 Benutzer kostenlos unterstützt – was kleine Organisationen anzieht. Diesen Anwendern mangelt es jedoch im Allgemeinen an professionellen Entwicklungsressourcen und sie würden wahrscheinlich mehr von Mendix profitieren.

Neben den kostenlosen Optionen bietet Mendix drei Preisstufen – von einer einzelnen App bis hin zu vielen Anwendungen. OutSystems bietet zwei Preisstufen an – die teurere mit unbegrenzter Endbenutzerkapazität. Was die reinen Kosten betrifft, so steigen die Preise von OutSystems für Unternehmensanwender schneller und höher.

Abbildung 3: Benutzer von OutSystems können die Prozesse beobachten, denen eine Funktion von Anfang bis Ende folgt.
Abbildung 3: Benutzer von OutSystems können die Prozesse beobachten, denen eine Funktion von Anfang bis Ende folgt.

Tiebreak: Citizen Developer oder Profis?

Die UX-Features generieren im Vergleich von Mendix und OutSystems keinen Gewinner. Um die Low-Code-Entwicklungsplattformen klarer zu differenzieren, wenden wir uns zwei umfassenderen Zielen zu. Erstens: Was genau will ein Unternehmen mit Low-Code-Entwicklung erreichen? Zweitens: Wie könnten sich Unterschiede in der Architektur einer Low-Code-Plattform auf die Entwicklung von Anwendungen auswirken, wenn die Anwender des Tools Erfahrungen sammeln und ihre ursprünglichen Projektziele erweitern? Hier konnten wir endlich einen Gewinner ermitteln.

Die visuelle Orientierung von Mendix ergibt sich aus seiner Basisplattform. Diese funktioniert einheitlich – von der einfachen Benutzeroberfläche bis hin zur Komplexität der Bereitstellung. Das ist genau das, was Citizen Developer wollen: In jeder Kategorie von Funktionen, in der Citizen- und professionelle Entwickler voneinander abweichen, tendieren die ersten in Richtung Mendix.

Die Grundannahme von Mendix ist, dass Unternehmen im Laufe der Zeit zunehmend auf Citizen Developer und Low-Code-Anwendungen setzen werden. Aus diesem Grund positioniert Mendix sein Low-Code-Tool klar in Richtung der Citizen Developer. Wenn ein funktionsübergreifendes Team aus Citizen- und professionellen Entwicklern Low-Code-Plattformen auswählt, bevorzugen Teams, die von Citizen Developer geleitet werden, fast immer Mendix.

OutSystems ist zwar ebenfalls visuell orientiert, aber sein Low-Code-Ansatz knüpft auf subtile Weise an den Ablauf eines Projekts an, das von IT-Experten geleitet wird. Citizen Developer nutzen die Plattform nach einer Einarbeitung ohne größere Probleme, aber sie bewerten diesen Aufwand als Hindernis für eine frühe Low-Code-Produktivität. In Teams zur Produktauswahl stören sich Citizen Developer oft an den Beschreibungen der Funktionen von OutSystems. Professionelle Entwickler hingegen begrüßen den vertrauten Projektansatz, die bekannte Terminologie und die Darstellung von Projekt- und Integrationsfragen.

Abbildung 4: Im Interface Tab sehen Anwender die programmierte Applikation.
Abbildung 4: Im Interface Tab sehen Anwender die programmierte Applikation.

Welche Low-Code-Plattform sollten Sie wählen?

Um das passende System auszuwählen, sollten Sie eine grundlegende Tatsache berücksichtigen: Der Bedarf an Anwendungen und Softwareentwicklung übersteigt bei weitem den Pool an professionellen Entwicklern, der Ihrem Unternehmen zur Verfügung steht. Viele große Unternehmen haben mehr Citizen Developer und geschäftsorientierte Projekte als professionelle Entwickler und traditionelle IT-Projekte. Dadurch werden Low-Code-Plattformen letztlich zur Domäne der Citizen Developer.

In der Low-Code-Perspektive der Citizen Developer schlagen fast alle Vergleichskategorien zum Vorteil von Mendix aus. Partnerschaften zwischen Citizen Developern und IT könnten mit OutSystems möglicherweise leichter aufrechtzuerhalten sein. Aber dieser Vorteil wird durch den Mendix-Ansatz aufgewogen, der mit größerer Wahrscheinlichkeit schnelle und erfolgreiche Ergebnisse für die meisten Low-Code-Missionen erzielt. Dies gilt umso mehr, als Citizen Development immer mehr an Bedeutung gewinnt und noch wenige IT-Fachkräfte mit diesen Plattformen interagieren.

Sollte Ihre Organisation aber mehr auf professionelle Softwareentwicklung als auf Citizen Development setzen, bietet OutSystems eine solide Plattform, von der aus Projekte gestartet werden können. Sie müssen jedoch bedenken, dass der Bias hin zu Profi-Entwicklern die Akzeptanz von Mitarbeitern, denen es an Erfahrung als Programmierer fehlt, behindern wird. Wenn Sie sich dem Citizen Development verschrieben haben, unterstützt Mendix diesen Ansatz.

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