Refurbished IT: Die Alternative zum Neugerät?

Refurbished oder überholte IT-Geräte können eine gute Alternative gegenüber Neukäufen sein. Sie sind nicht nur leistungsfähig, sondern stärken auch die Nachhaltigkeit einer Firma.

Der Markt für Gebrauchtgeräte boomt: So schätzt die International Data Corporation (IDC), dass im Jahr 2022 ca. 282,6 Mio. gebrauchte Smartphones verkauft wurden.  Auch Laptops, PCs, Tablets, Drucker und Co. werden immer häufiger aus zweiter Hand angeboten. Im großen Stil betreiben dies professionelle Refurbishing-Unternehmen. Sie haben sich darauf spezialisiert, Hardware aufzukaufen, Daten zu löschen, neue Betriebssysteme aufzuspielen, Geräte zu reinigen und gegebenenfalls zu reparieren und sie anschließend wieder in den Umlauf zu bringen. Dabei arbeiten sie oft mit Großunternehmen zusammen. Diese nutzen ihre hochwertige Business-Hardware meist nur kurze Zeit, zumal die Abschreibungsdauer derzeit lediglich ein Jahr beträgt. Die Geräte sind daher im Normalfall sehr gut erhalten, aktuell und oft in größeren Chargen erhältlich. Damit sind sie nicht nur für Sparfüchse attraktiv, die für den privaten Einsatz nicht unbedingt die neueste Hardware brauchen. Der Kauf von refurbished IT kann auch für kleine und mittlere Unternehmen interessant sein, die Kosten sparen wollen oder müssen, aber nicht auf eine einheitliche IT-Ausstattung verzichten können. Auch umgekehrt kann es für Unternehmen lohnend sein, ihre gebrauchten IT-Geräte einem Refurbisher zu übergeben. Sie können somit selbst die neueste Hardware nutzen und erhalten für ihre Altgeräte mehr Geld als beim Recycling. 

Die Produktion von IT-Geräten verursacht hohe Emissionen

Nachhaltigkeit wird heutzutage immer wichtiger – ein weiterer Aspekt, der für den verstärkten Einsatz von Gebrauchtgeräten spricht. Die Herstellung von Laptops, Druckern und Co. verschlingt weltweit Unmengen an Ressourcen. Bei einer McKinsey-Studie aus dem Jahr 2022 war die Unternehmens-IT für den Ausstoß von 13 bis 17 Megatonnen Kohlendioxidemissionen in Deutschland verantwortlich. An erster Stelle stehen dabei nicht – wie oft vermutet – die Rechenzentren, sondern Herstellung und Betrieb der Endgeräte von Mitarbeitenden. Vor allem der häufige Austausch und die damit anfallende Neuproduktion machen die Analysten dafür verantwortlich, dass die Endnutzergeräte verglichen mit Rechenzentren das 1,5- bis 2-fache an CO2-Emissionen verursachen.

Mehr Nachhaltigkeit durch längere Nutzung

Im Umkehrschluss gilt daher: Werden IT-Geräte länger genutzt, sinkt auch die CO2-Belastung (CO2) durch die Herstellung von Hardware. In der Studie wurde errechnet, dass Änderungen in der Beschaffung 50 bis 60 Prozent der endgerätebedingten Emissionen einsparen können. Die Forscher von McKinsey hatten dabei in erster Linie den CO2-Ausstoß im Blick. Doch auch Ressourcen wie Wasser, Strom, Energie, seltene Erden und Rohstoffe werden eingespart, wenn IT-Geräte möglichst lange verwendet werden. Dies ergab die Analyse des Refurbishers AfB social & green IT. AfB untersucht jährlich die sozialen und ökologischen Auswirkungen seiner IT-Aufbereitung auf Basis einer wissenschaftlichen Studie der Klimaschutzorganisation myclimate. Im Jahr 2022 hat die Firma AfB durch IT-Refurbishing im Vergleich zur Neuproduktion unter anderem 44.700 Tonnen CO2-äquivalente Treibhausgase, 318 Millionen Liter Wasser, 22.800 Tonnen Rohstoffe und 170.800 MWh Primärenergie eingespart. Auch human- und ökotoxische Stoffe wurden durch die längere Nutzung im hohen Maße vermieden. Toxizitäten – also schädliche Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit – werden in Paradichlorbenzoläquivalenten gemessen (kurz: 1,4-DB-äqu).Bei der Einsparung von Humantoxizität ergab sich hier ein Wert von 228.600 Tonnen 1,4-DB-äqu, bei der Ökotoxizität waren es 416 Megatonnen 1,4-DB-äqu Einsparungen. Die Emissionen, die durch den Refurbishing-Prozess entstehen, wurden in dieser Analyse bereits gegengerechnet. Im Vergleich mit Neugeräten ist refurbished IT somit kostensparend und auch nachhaltig. Doch wie sicher ist der Einsatz von Gebrauchtgeräten und was sollten Interessenten beachten?

Wie sicher sind refurbished IT-Geräte?

Von besonderer Wichtigkeit ist die Datensicherheit. Seriöse Refurbishing-Unternehmen gewährleisten diese während des gesamten Prozesses. Das startet bereits mit der Übergabe der Hardware. So sollte das Personal DSGVO-geschult sein und die Geräte möglichst mit eigenem Fuhrpark in Spezialbehältnissen abholen. Der sensibelste Punkt ist die Datenlöschung: Alle intern gespeicherten Daten müssen vor der Wiederaufbereitung gelöscht werden. Hier ist absolute Verlässlichkeit gefordert, wie sie beispielsweise die weltweit meistzertifizierte Datenlöschsoftware Blancco gewährleistet. Bei dieser softwarebasierten Methode werden die Daten auf allen Bereichen und Sektoren des Speichergeräts überschrieben und können somit nicht mehr wiederhergestellt werden. Diese zertifizierte Datenlöschung erkennt jede Komponente und Datenträgerart, sie ist revisionssicher und konform nach BSI, DSGVO und international gültigen Löschstandards. Auditfähige Löschberichte belegen zudem die Datensicherheit. 

Abbildung 1: Zertifizierte Datenlöschung bei AfB stellt sicher, dass der Datenschutz gewährleistet ist.
Abbildung 1: Zertifizierte Datenlöschung bei AfB stellt sicher, dass der Datenschutz gewährleistet ist.

Sind alle Daten gelöscht, wird die Hardware geprüft und bei Bedarf werden Komponenten wie Festplatten oder Akkus ersetzt, die möglichst aus nicht mehr verwendbaren Geräten stammen. Denn auch dadurch wird Elektroschrott reduziert. Nach gründlicher Reinigung und einem Betriebssystem-Update sind PCs, Tablets, Notebooks und Co. wieder einsatzbereit und können durchschnittlich weitere fünf Jahre genutzt werden. 

Worin unterscheiden sich refurbished von neuen Geräten?

Wiederaufbereitete Geräte sind so funktionstüchtig wie neue, aber bis zu 40 Prozent günstiger als Neuware. Ein weiterer Vorteil ist, dass es sich meistens um Business-Geräte handelt. Diese sind generell hochwertiger als solche, die für den Einsatz in Privathaushalten produziert werden. So sind auch Akkus – häufig eine Schwachstelle bei günstigen Laptops oder Tablets – in Geräten, die für den professionellen Einsatz konzipiert wurden, qualitativ hochwertiger und halten daher deutlich länger. Die Geräte werden mit einem neuen Betriebssystem versehen und sind damit für den Einsatz in Praxen, bei KMUs oder im Privatbereich gut geeignet.

Abbildung 2: Die Geräte müssen gründlich geprüft werden.
Abbildung 2: Die Geräte müssen gründlich geprüft werden.

Wie lässt sich die Qualität eines Refurbishers erkennen?

Auch im Refurbishing-Markt tummeln sich schwarze Schafe. Neben Bewertungsportalen sollten potenzielle Interessenten auch die Website des Dienstleisters überprüfen. Hier sind Zertifikate und Referenzen aufschlussreich. So lässt sich zum Beispiel anhand von ISO-Zertifizierungen erkennen, dass der Refurbisher sorgfältig arbeitet und sich auch regelmäßig überprüfen lässt, beispielsweise vom TÜV. So bestätigt die weltweit anerkannte Norm ISO 27001 die Einhaltung der Informationssicherheit bei der gesamten Dienstleistung. Die TÜV-Zertifizierung wird nur nach strikten Audits vergeben. Bestehende Risiken werden dabei identifiziert, analysiert und durch qualifizierte Maßnahmen behoben.  Refurbisher, die nach ISO 27011 zertifiziert sind, bieten daher extrem hohe Standards, um Daten zu schützen und sicher zu löschen.

Daniel Büchle, AfB social & green IT

„Der Kauf von refurbished IT kann auch für kleine und mittlere Unternehmen interessant sein, die Kosten sparen wollen oder müssen, aber nicht auf eine einheitliche IT-Ausstattung verzichten können. Auch umgekehrt kann es für Unternehmen lohnend sein, ihre gebrauchten IT-Geräte einem Refurbisher zu übergeben.“

Daniel Büchle, AfB social & green IT

Auch die Zahl und Qualität der Partner-Unternehmen, die ihre Geräte zur Verfügung stellen, sind ein Indiz dafür, ob es sich um einen seriösen Anbieter handelt. Anerkannte Awards, Auszeichnungen und Nachhaltigkeitspreise belegen ebenfalls die Seriosität.  

Abbildung 3: Refurbished Geräte sind auch in Shops verfügbar.
Abbildung 3: Refurbished Geräte sind auch in Shops verfügbar.

Über die Qualität eines Geräts geben Zustandsbeschreibungen Auskunft, die jedoch je nach Anbieter unterschiedlich ausfallen.  Daher ist es wichtig, im Kleingedruckten nachzuforschen, was der Zustand bei diesem Anbieter konkret bedeutet: Heißt gut, dass Kratzer auf der Rückseite sind oder auf dem Display? Bei der Auswahl ist dann der eigene Anspruch entscheidend: Muss es ein neuwertiges Gerät sein oder fällt die Wahl auf ein besonders günstiges, das Gebrauchtspuren aufweist? Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Garantie: Sie sollte mindestens 12 Monate betragen. Bei einigen Anbietern sind hier sogar Upgrades auf 24 oder 36 Monate möglich.

Refurbished IT ist eine geldsparende und nachhaltige Alternative für Anwender, die nicht unbedingt das allerneueste Gerät brauchen. Sie sollten aber genau überprüfen, wie seriös der Anbieter arbeitet. Das gilt selbstverständlich auch für Unternehmen, die ihre Gebrauchtgeräte an einen Refurbisher übergeben wollen. Dann steht einem ersten Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft in der IT nichts im Wege.

Über den Autor: Daniel Büchle ist Geschäftsführer von AfB social & green IT. Das Inklusionsunternehmen hat sich auf Refurbishing von IT-Geräten spezialisiert und beschäftigt zu 50 Prozent Menschen mit Behinderung.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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