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Rechenzentren für Digital First Communities

Der Bau nachhaltiger Rechenzentren ist entscheidend für die Zukunft, da so Einsparungen im Verbrauch von Strom und Wasser geleistet werden, sondern auch Bürger profitieren.

Unser Leben basiert heutzutage ganz selbstverständlich auf Daten: Egal ob Sie Freunde per Video anrufen, den Kontostand am Smartphone überprüfen, Dateien mit Kollegen teilen oder ihre Bilder in der Cloud speichern. Damit einher geht die Erwartungshaltung, jede Information mit nur einem Swipe über einen Bildschirm verfügbar zu haben. Durch die steigenden Mengen an Daten, steigt auch die Nachfrage nach Rechenzentrumsflächen, die diese Datenmassen verarbeiten.

Schätzungen zufolge werden allein im Jahr 2023 120 Zettabyte an Daten erstellt, erfasst, kopiert und genutzt. Bis 2025 wird diese Zahl laut Statista um über 50 Prozent auf mehr als 181 Zettabyte ansteigen. Rechenzentren stellen daher eine unverzichtbare Infrastruktur für das digitale Zeitalter dar. Dadurch wächst auch deren Energieverbrauch. Bisher wurde die Energie für den Betrieb und die Kühlung von Rechenzentren häufig mit fossilen Brennstoffen erzeugt, was zum CO2-Fußabdruck (CO2) sowohl der digitalen als auch der physischen Welt beitrug. Wie jedes andere Unternehmen haben auch Rechenzentren einen Einfluss auf die örtlichen Gemeinden, etwa durch höheres Verkehrsaufkommen.

Gleichzeitig wird der Markt für Rechenzentren weiter expandieren. FMI prognostiziert ein Wachstum von 7,5 Prozent und einen kumulierten Wert von 200 Milliarden US-Dollar bis 2032. Die Bedeutung von Rechenzentren für unser alltägliches Leben und den wirtschaftlichen Kontext wird nicht geringer. Dementsprechend müssen Maßnahmen ergriffen werden, mit denen die Nachhaltigkeit von Rechenzentren gestärkt werden kann – angefangen bei der Bauweise neuer Rechenzentren.

Bau neuer Rechenzentren: Smartes Design der Zukunft

Betreiber von Rechenzentren haben die Verantwortung und die einmalige Chance, beim Aufbau einer nachhaltigen Infrastruktur für das digitale Zeitalter eine Vorreiterrolle zu spielen. Durch die Planung und den Bau von Rechenzentren unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsstandards, wie BREEAM, können Auswirkungen auf die Umwelt reduziert werden, indem ökologische und soziokulturelle Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigt werden.

Ralf Reich, Iron Mountain Deutschland GmbH

„Betreiber von Rechenzentren haben die einmalige Gelegenheit und Verantwortung, nachhaltige und innovative Rechenzentren zu entwerfen und zu bauen. “

Ralf Reich, Iron Mountain Deutschland GmbH

Die Branche macht in diesem Bezug bereits große Fortschritte: Betreiber konzentrieren sich zunehmend auf den Bau von Einrichtungen, die für unsere Digital First Communities geeignet sind, und haben Aspekte des Umweltschutzes im Blick. Hier spielen auch die Auswirkungen der globalen Energiekrise eine Rolle: Aktuell äußern diverse Betreiber europäischer Rechenzentren Bedenken hinsichtlich eines gesicherten Zugangs zur Netzstromversorgung. Um die Zukunftsfähigkeit des Sektors zu gewährleisten, steht daher ein energieeffizientes Design der Rechenzentren, die Nutzung erneuerbarer Energiequellen und die Verwendung intelligenter Gebäudetechnologie im Fokus.

Wind-, Solar- und Wasserkraft unterstützen Einrichtungen dabei, ihre Abhängigkeit von nicht erneuerbaren Energiequellen zu verringern. Einige Unternehmen, darunter Iron Mountain, decken bereits 100 Prozent ihres Verbrauchs mit erneuerbarer Energie ab. Außerdem kann eine energieeffiziente Bauweise den Energiebedarf für Strom und Kühlung erheblich reduzieren. Die Kalt- und Warmgang-Einhausung oder die freie Luftkühlung verringern den Bedarf an energieintensiven Klimaanlagen.

Dank intelligenter Gebäudetechnologien, einschließlich fortschrittlicher Gebäudemanagementsysteme, kann der Betrieb eines Rechenzentrums bis ins kleinste Detail angepasst werden: Automatisierte Beleuchtungssysteme und Temperaturregelungen können den Energieverbrauch in unkritischen Bereichen senken, während Sensoren und Überwachungsinstrumente Echtzeitdaten über Leistung und Energieverbrauch liefern. Durch diese kontinuierliche Optimierung wird die Energieeffizienz gesteigert und Kohlenstoffemissionen gesenkt. Darüber hinaus kann dank fortschrittlicher Softwareanalysen die Energienutzung in Rechenzentren verfeinert und als Konsequenz auch die Kosten gesenkt werden.

Werden Rechenzentren nach den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft konzipiert, können im nächsten Schritt die Umweltauswirkungen der Anlagen zusätzlich verringert werden. Mittels eines geschlossenen Kreislaufsystems können Abfälle minimiert und Ressourcen wiederverwendet werden. Ein Rechenzentrum in Prineville, Oregon, nutzt beispielsweise eine Wasseraufbereitungsanlage, die 100 Prozent des Abwassers für die Kühltürme der Einrichtung wiederverwendet.

Positive Auswirkungen auf die Bürger vor Ort

Beim Bau nachhaltiger Rechenzentren geht es nicht nur um ökologische Faktoren. Unternehmen müssen auch die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen dieser digitalen Infrastruktur für die lokale Bevölkerung berücksichtigen. Durch Investitionen in Bildung und Schulungsmaßnahmen für Arbeitskräfte sowie durch Unterstützung lokaler Infrastrukturprojekte wird die Entwicklung der lokalen Wirtschaft gefördert und zusätzliche Investitionen angeregt. Wird der Bau durch Unternehmen vor Ort mit lokalen Lieferketten umgesetzt, kann die regionale Wirtschaft ebenfalls profitieren.

Durch die Berücksichtigung lokaler Belange und Bedürfnisse können Rechenzentren so konzipiert und gebaut werden, dass sowohl das Unternehmen als auch die Gemeinde davon profitieren. So hat Apple in Dänemark in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde ein neues Rechenzentrum mit einem Wärmerückgewinnungssystem entworfen. Dieses versorgt nahe gelegene Häuser mit Wärme und reduziert so den CO2-Fußabdruck der Einrichtung und gleichzeitig die Energiekosten für alle. Ein anderes Beispiel findet sich in Schweden: Hier wird die Abwärme der Rechenzentren in großem Umfang in Fernwärmenetzen genutzt, um Schulen, Krankenhäuser, Bibliotheken, Freizeiteinrichtungen und sogar vertikale Bauernhöfe zu beheizen.

Der Bau von Rechenzentren für Digital First Communities und unsere digitale Zukunft erfordert daher, den bereits begonnenen Wandel im Bewusstsein zu beschleunigen: Weg von der Erzeugung übermäßiger Abfälle und hin zu mehr Nachhaltigkeit. Rechenzentren, die früher als rein technische Infrastruktur betrachtet wurden, spielen heute eine weitaus wichtigere Rolle. Die Branche muss jetzt handeln, um einen nachhaltigen Wandel auch auf lokaler Ebene zu bewirken. Betreiber von Rechenzentren haben die einmalige Gelegenheit und Verantwortung, nachhaltige und innovative Rechenzentren zu entwerfen und zu bauen. Diese sollten nicht nur für das eigene Unternehmen von Nutzen sein, sondern auch eine Rolle bei der Verringerung von Kohlenstoffemissionen innerhalb der Lieferkette spielen und für die lokale Bevölkerung positive Impulse und Auswirkungen mit sich bringen.

Durch die Nutzung erneuerbarer Energiequellen und innovativer Kühlmethoden, einem Design entlang der Grundsätze der Kreislaufwirtschaft und durch das Einbeziehen der örtlichen Gemeinden in den Planungsprozess, können Rechenzentren entstehen, die gleichzeitig für unsere Digital First Community geeignet sind und Nachhaltigkeit im Blick behalten.

Über den Autor:
Ralf Reich verantwortet als Commerial Vice President Nordics das Geschäft von Iron Mountain im DACH Raum, den Nordics und Polen. Er hat über 30 Jahre Erfahrung in der IT-Branche. Seine Karriere begann er bei IBM und Hewlett-Packard in den Bereichen IT-Services und strategisches Outsourcing. Später wechselte er zu Wipro und Softserve.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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