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Mittelstand: IoT-Lösungen einfach nachrüsten

Mit Plug-and-Play-Lösungen können auch kleine und mittelständische Firmen das Internet der Dinge unkompliziert und kostengünstig nutzen, meint Michael Schneider von der Telekom.

Neue IoT-Experten, große Investitionen oder umfangreiche Installationen sind nicht notwendig, wenn Unternehmen das Internet der Dinge nutzen wollen. Das sagt Michael Schneider, der bei der Telekom Deutschland GmbH das Geschäftskunden-Marketing für die Bereiche M2M und IoT leitet.

Egal ob Handel, Logistik, Transport oder Versorgung: Laut der Studie (PDF) Das Internet der Dinge im deutschen Mittelstand 2019: Bedeutung, Anwendungsfelder und Stand der Umsetzung der Marktforscher von PAC ist die Steigerung der Produktivität für die meisten der 161 befragten Unternehmen der Hauptgrund dafür, IoT-Projekte zu starten. Trotzdem gibt es Zweifel: Mittelständler haben oft Bedenken, dass sie für die Installation von IoT-Anwendungen spezielle IT-Fachkräfte benötigen, die in das gesamte Unternehmensnetz eingreifen.

Aber IoT-Lösungen lassen sich auch ohne spezielle Experten und ohne großen technischen Aufwand in bestehende Prozesse integrieren – als sogenannte Retrofit-Lösung. So lassen sich vernetzte Tracker, Sensoren und smarte Buttons einfach nachrüsten. Die Geräte sind meist mit der Cloud verbunden und übertragen ihre Daten per Mobilfunk oder speziellen Funktechnologien für das Internet der Dinge wie NarrowBand IoT (NB-IoT). „Dank NarrowBand IoT wird es möglich, kostengünstig und zuverlässig Millionen von Gegenständen und Vorgängen in das Internet der Dinge einzubinden, von der einfachen Nachbestellung eines Verbrauchsartikels bis zu digitalisierten Prozessketten“, sagt Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML. So lassen sich auch für den Mittelstand IoT-Lösungen planen, kostengünstig umsetzen und betreiben.

Smarte Tracker überwachen den Transport

Befinden sich die Güter auf dem vorgeschriebenen Transportweg? Ist die Temperatur im Kühlwagen stabil? Gibt es unerwartete Erschütterungen?

IoT als Plug and Play lässt sich beispielsweise einfach für das Management weltweiter Lieferketten nutzen: Das Trackingmodul der Ladung beilegen, an der Palette befestigen oder im Container platzieren, schon lässt sich der Transportweg einer Ware auf der ganzen Welt genau verfolgen. Vernetzte Tracker zeigen nicht nur, wo sich Güter in Echtzeit befinden. Mehrere Sensoren in einem Tracker messen auch die Umgebungstemperatur, erkennen Erschütterungen und registrieren, wenn sich die geplante Route ändert. Wertvolle Informationen für Logistiker in Zeiten, in denen das Auftragsvolumen weltweit stetig wächst.

Laut der Studie Herausforderungen in komplexen Lieferketten der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) hat die Hälfte der befragten Supply Chain Manager regelmäßig Probleme mit unzuverlässigen Lieferanten (51 Prozent). Ebenfalls jeder Zweite (47 Prozent) kann seine Ware auf dem Transportweg nicht lückenlos verfolgen. Retrofit-Tracking-Lösungen sind hier praktische Helfer: Bevor die Tracker mit der Ware reisen, wird ein Sendeintervall über ein Portal in der Cloud festgelegt – von mehrmals am Tag bis einmal in der Woche. Der Tracker kann aber auch außerplanmäßig ein Signal senden, wenn es zu ungeplanten Zwischenfällen wie Erschütterungen, Ausfall der Kühlung oder Änderungen der Route kommt.

Die Daten, die die Tracker auf dem Lieferweg sammeln, können Logistiker nutzen, um ihr Supply Chain Management weiter zu optimieren. Steht ein Lkw auf einer Strecke oft mehrere Stunden lang im Stau, wird die Route umgeleitet. Oder fällt die Kühlung zwei Mal hintereinander in einem Kühltransporter aus, wird dieser so schnell wie möglich gewartet, bevor es zu weiteren Ausfällen kommt.

Vom Gebäude zum Smart Building

Nicht nur Lieferwege, auch das Gebäudemanagement wird mit vernetzten Sensoren optimiert. IoT-Sensoren, im gesamten Gebäude verteilt, unterstützen Facility Manager bei der Überwachung von Schulen, Krankenhäusern, Fabriken oder Bürogebäuden. Funkbasierte Sensoren messen in Räumen beispielsweise Temperatur, Helligkeit, Luftfeuchtigkeit oder CO2-Gehalt der Raumluft und registrieren, wie viele Menschen sich in einem Raum befinden.

Auch diese vernetzten IoT-Sensoren lassen sich als Retrofit-Lösung kostengünstig nachrüsten, ohne Kabel zu verlegen oder aufwendige technische Installationen. Die Sensoren senden ihre Daten über eine verschlüsselte Internetverbindung energiesparend per Mobilfunk in die Cloud. Dort werden sie verarbeitet und können anschließend in eine Gebäudemanagementsoftware übernommen werden. Jeder Sensor lässt sich auf einem Gebäudeplan einzeln auswählen. So kann der Facility Manager alle Daten regelmäßig prüfen und hat jederzeit einen Überblick über das Gebäude.

Für das Senden in die Cloud, aber auch den Datenaustausch untereinander nutzen smarte Lösungen mit Sensoren spezielle Funkstandards für das Internet der Dinge, wie NB-IoT. So sind sie besonders energiesparend und haben eine sehr gute Gebäudedurchdringung. Mit IoT-Sensoren lässt sich nicht nur managen, ob alle Meetingräume regelmäßig genutzt werden oder wie oft Waschräume gereinigt werden müssen. Die kleinen Geräte können auch Leben retten und beispielsweise Sicherheitsbereiche wie Kühlräume oder Lackierkabinen überwachen. Befindet sich ein Mitarbeiter länger als einen festgelegten Zeitraum im Kühlhaus oder steigt der Kohlendioxidgehalt im Chemielabor, senden die Sensoren automatisch einen Alarm per E-Mail oder SMS an einen Servicetechniker.

Nachbestellen auf Knopfdruck

Auch smarte IoT-Buttons übermitteln kurze Nachrichten unmittelbar. Egal ob Dichtungen am Fließband, Druckerpapier im Büro oder Kittel im Labor: Benötigen Mitarbeiter bestimmte Arbeitsmittel genügt lediglich ein Knopfdruck auf einen smarten Button. Der Knopf sendet eine Nachricht an die Cloud. Von dort aus werden per SMS oder E-Mail die Logistikabteilung oder Dienstleister benachrichtigt und beauftragt, die Arbeitsmittel ohne Verzögerungen nachzuliefern.

Michael Schneider, Telekom Deutschland GmbH

„IoT-Lösungen lassen sich auch ohne spezielle Experten und ohne großen technischen Aufwand in bestehende Prozesse integrieren – als sogenannte Retrofit-Lösung.“

Michael Schneider, Telekom Deutschland GmbH

Auch wenn ein Container sicher auf einem Lkw befestigt ist oder Gegenstände am Ende einer Produktionsstraße zum Abholen bereitstehen, senden die intelligenten Knöpfe ein Signal, sodass LKWs sicher das Firmengelände verlassen und es keinen Stau auf der Produktionsstraße gibt. Der Knopf wird einfach dort angeklebt, wo er benötigt wird – ohne Bohren, komplizierte technische Eingriffe und IT-Fachkräfte.

Über den Autor:
Michael Schneider leitet das Geschäftskunden-Marketing für die Bereiche M2M und IoT der Telekom Deutschland GmbH. Er verantwortet dabei das komplette M2M/IoT-Angebotsportfolio und unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen sowie Großkonzerne dabei, ihr digitales Geschäft zu optimieren. Mit Trackern wie Roambee, smarte Lösungen mit Sensoren wie Building Monitoring & Analytics (BMA) und dem IoT Service Button bietet die Telekom entsprechende Retrofit-Lösungen, speziell für kleine Unternehmen und den Mittelstand.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder und entsprechen nicht unbedingt denen von ComputerWeekly.de.

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