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Das Lager der Zukunft setzt auf Analysen und Automatisierung

Unternehmen in Lagerhaltung und Logistik stehen im Transformationsdauerdruck. Viele setzen eher auf kollaborative Automatisierung und nutzen gezielte Datenanalysen zur Optimierung.

Lagerverwaltungssysteme sind zweifellos ein wichtiges Betätigungsfeld für IT-Abteilungen in der Logistik. Aber sie sind bei weitem nicht das einzige. Vor allem gibt es eine Vielzahl von Faktoren, die in diesem Bereich eine Rolle spielen. Warehouse Management hat immer etwas mit Software zu tun. Das allein ist schon eine Mammutaufgabe. Denn es gilt, die betrieblichen Ziele und Anforderungen in eine geeignete Lösung zu gießen. Und genau das setzt immer auch die Kompatibilität mit anderen Systemen wie ERP, CRM oder E-Commerce voraus.

Immer wieder geht es auch um die Integration von Soft- und Hardware. Barcodescanner, RFID-Tags, Sensoren oder Staplerleitsysteme müssen mit der Software verbunden werden. Dabei sind technische Spezifikationen, Standards, aber natürlich auch die Benutzerfreundlichkeit zu beachten. Außerdem muss die Datenübertragung und -speicherung gewährleistet sein.

Die IT-Abteilungen können sich aber natürlich nicht damit begnügen, die entsprechenden Funktionalitäten für die Lagerverwaltung zur Verfügung zu stellen. Sie müssen auch die Leistungsfähigkeit und Effizienz der Prozesse kontinuierlich verbessern. Mitarbeiter-Feedback, papierlose Kommissionierung und vor allem Datenanalyse rücken dabei immer mehr in den Mittelpunkt. Letztere ist gerade bei den immer wieder genannten Schmerzpunkten wie Über- oder Unterbeständen, aber auch bei Sortierung, Lagerung und Transport ein wichtiges Thema.

Kollaborative Ökosysteme liegen im Trend

Das Umfeld ist schwierig. Auf der Suche nach zusätzlicher Effizienz, Produktivität und Profitabilität befasst man sich auch hier mit künstlicher Intelligenz, Robotik und Automatisierung. Der Trend geht derzeit aber vor allem in Richtung kollaborative Ökosysteme, in denen teilautomatisierte Technologien die Arbeit der bestehenden Belegschaft ergänzen.

Dabei kann es sich beispielsweise um Cobots, fahrerlose Transportsysteme (FTS) oder autonome mobile Roboter (AMR) handeln. Cobots können beispielsweise dabei unterstützen, Lebensmittel zu etikettieren, in Kartons zu verpacken und auf Paletten zu stapeln. AMR können als Schlepper eingesetzt werden, um voll beladene Kommissionierwagen zum vorgesehenen Versandbereich zu transportieren. Bei der Kommissionierung können FTS die Mitarbeiter zu den richtigen Regalen führen und ihnen bei der Auswahl der richtigen Produkte helfen.

Zahl der Lagerarbeit steigt – trotz Automatisierung

Vollautomatisierung ist in der Lagerlogistik nur in Teilbereichen möglich. Sie erfordert Prozesse und Arbeitsabläufe, die immer wieder nach demselben Muster ablaufen. Das heißt sie erlaubt keine Abweichungen. Dazu kommt ein extrem hoher Integrationsaufwand so wie eine beträchtliche Investition. Gerade in der Lagerlogistik benötigt man jedoch Lösungen, die Raum für unterschiedliche Formate – etwa bei Sperrgut – oder kurze Produktlebenszyklen und -varietäten geben. Deshalb ist ein vollautomatisiertes Lager ohne menschliche Mitarbeiter auf absehbare Zeit weder möglich noch wünschenswert. Das zeigen auch die Beschäftigungszahlen. Allein in den USA hat sich die Zahl der Lagerarbeiter in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Aus diesem Grund setzen immer mehr Lagerbetreiber auf kollaborative Automatisierungsansätze.

Bei all diesen Tätigkeiten fallen Transaktionsdaten an. Meist dadurch, dass ein Mitarbeiter einen Barcode scannt. Viele Unternehmen benötigen jedoch detailliertere Daten und die Möglichkeit, diese Informationen nach einzelnen Arbeitsplätzen, Prozessen oder Initiativen aufzuschlüsseln. Traditionelle Unternehmenssysteme sind oft nicht in der Lage, diese Details zu liefern, insbesondere wenn es sich um wiederkehrende Probleme handelt. Ihre größte Einschränkung ist die Unfähigkeit, wertvolle Metadaten zu liefern. Dazu gehören Informationen über die Anzahl und Dauer von Scans und Schrittzählerdaten bis hin zu Zeit- und Ortsinformationen.

Genau diese Daten können moderne Wearables liefern. Vorausgesetzt, sie sind mit entsprechenden Sensoren ausgestattet. Das können zum Beispiel tragbare Barcodescanner sein. Laut der ProGlove-Studie Das Lager in 5 Jahren setzen bereits knapp 40 Prozent der befragten Unternehmen solche Scanner ein. Die so gewonnenen Daten sind für die Shopfloor-Analyse von großem Wert, denn sie ermöglichen es Unternehmen, die Qualität und Effizienz von Prozessen zu bewerten und zu optimieren. Sie können helfen, Muster zu erkennen, zum Beispiel zu lange Wege der Mitarbeiter, ineffiziente Arbeitsplätze oder wiederkehrende Probleme mit Produkten eines bestimmten Herstellers. Dies gilt umso mehr, wenn für die Analyse künstliche Intelligenz eingesetzt wird.

Wie APIs die Datenlücke zwischen Unternehmensanwendungen und Fabrikhalle schließen

Für Anwenderunternehmen ist es entscheidend, dass sie diese Daten in ihren gewohnten Anwendungen konsumieren können. Hier können insbesondere APIs eine zentrale Funktion übernehmen und für einen reibungslosen Datenfluss sorgen. Am Ende entsteht ein ganzheitliches Bild, das die Soll-Sicht der Unternehmensanwendungen mit der Ist-Sicht der Fabrikhalle verbindet.

Axel Schmidt, ProGlove

„Letztlich geht es gerade in der Lagerlogistik für die IT darum, Verbindungen zu schaffen. Denn diese sind notwendig, um die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine zu ermöglichen.“

Axel Schmidt, ProGlove

Es geht also nicht darum, ERP-, WMS- oder BI-Anwendungen zu ersetzen, sondern sie um Daten zu ergänzen, die sie bisher nicht haben. Zum Beispiel auch maßgeschneiderte Informationen über Zeit- und Bewegungsabläufe oder Auslastungen. Aber auch die Anzahl der fehlgeschlagenen Scanversuche kann ein wichtiger Parameter sein, den typische Top-Down-Anwendungen nicht erfassen. Solche Analysen ermöglichen es Unternehmen beispielsweise auch, ihr Lagerlayout zu optimieren, um die Wegezeiten für die Mitarbeiter zu verkürzen. Gerade dies spielt für das immer wichtiger werdende Thema Nachhaltigkeit eine Rolle. Denn so lassen sich erhebliche Ressourcen- und Energieeinsparungen erschließen.

Fazit: Mensch-Maschine-Zusammenarbeit ist entscheidend

Letztlich geht es gerade in der Lagerlogistik für die IT darum, Verbindungen zu schaffen. Denn diese sind notwendig, um die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine zu ermöglichen. Dies ist wichtig, da die Automatisierung beziehungsweise Teilautomatisierung in Zukunft zunehmen wird. Gleichwohl gilt in diesem Zusammenhang, dass vollautomatische Lager auf absehbare Zeit nicht möglich und in manchen Bereichen auch nicht wünschenswert sind.

Mit einem Ansatz, der auf kollaborative Automatisierung – kurz CollaboMation – ausgerichtet ist, fahren Unternehmen in der Regel besser. Er schafft neben der wichtigen Entlastung der Mitarbeiter zusätzliche Sicherheit sowie Produktivitätssprünge. Ganz zu schweigen vom kürzeren ROI und der einfacheren Integration.

Über den Autor:
Axel Schmidt ist Principal Communications Manager bei ProGlove.

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