spainter_vfx - stock.adobe.com

40 Jahre Internet: Mit KI gegen die Midlife Crisis

Das Internet wird 40 und kommt in die Midlife Crisis. Was hat es bisher erreicht und wie soll es vor allem weiter gehen? KI wird das Internet zukunftsfähig machen.

Alles ist mit allem vernetzt. Diese Tatsache ist für jeden von uns Teil unserer Lebenswelt – eine Selbstverständlichkeit. Und dennoch: das Internet gibt es noch gar nicht so lange. Seine Taufe war 1983, also vor gerade einmal 40 Jahren. Damals wurde TCP/IP als Kommunikationsprotokoll eingeführt. Es ermöglichte zum ersten Mal, dass sich verschiedene Computer in unterschiedlichen Netzen miteinander verbinden und Daten senden sowie empfangen konnten. Die unterschiedlichen Vorläufertechnologien aus der Ära des Arpanet waren damit Geschichte. Mit der Umstellung auf das Internet-Protokoll, die rund zwei Jahre dauerte, setzte sich auch zunehmend der neue Name durch.

Das Internet: 5 Milliarden Menschen sind vernetzt

Seitdem folgten viele Weiterentwicklungen. Höhepunkte waren etwa das World Wide Web auf Basis von HTML, das Tim Berners-Lee mit seinem Team am CERN entwickelte, der erste grafikfähige Web-Browser Mosaic, soziale Medien oder die Cloud. Heute nutzen laut Cisco Annual Internet Report mit über 5 Milliarden Menschen knapp zwei Drittel der Weltbevölkerung das Internet. Davon gehen mehr als 92 Prozent über ein Mobiltelefon online und können auf Abermillionen Apps und Webseiten zugreifen, egal ob über WLAN oder 5G.

Wie bei jeder Technologie gibt es auch hier Licht und Schatten. Das zeigt der Blick zurück: Im Guten hat das Internet gemeinsam mit GPS dafür gesorgt, dass dank Navigationsdiensten niemand mehr verloren geht. Es entstanden auch unzählige Online-Freundschaften rund um den Globus. Im Schlechten verliert man sich durch das Always-on des Internets häufig genug im unendlichen News- und Datenstrom. Und so mancher Online-Buddy entpuppt sich als Betrüger.

Die Midlife Crisis: besser machen oder neu erfinden?

Mit 40 beginnt für viele Menschen die Midlife Crisis: Was habe ich bisher erreicht? Wie soll es weitergehen und welche Ziele habe ich noch? Auch beim Internet erleben wir heute diese Zäsur. Nicht zuletzt, da es immer stärker unser Leben bestimmt, gerade während und nach der Corona-Pandemie. Wie ist hier der Ausblick für die nächsten Jahre und welche Vorteile kann uns ein Internet jenseits der Midlife-Crisis bringen?

  • Steigende Lebensqualität: Unsere Gesundheitsdaten erfassen und verarbeiten wir per Internet in Echtzeit. Das verlängert unser Leben, lindert Krankheiten und hilft, fit zu bleiben.
  • Eingesparte Ressourcen: Der permanente Informationsaustausch sorgt dafür, dass Ressourcen deutlich bedarfsgerechter eingesetzt werden. Das macht zum Beispiel Bewässerung, Lebensmittelproduktion oder Energieverbrauch nachhaltiger.
  • Demokratisiertes Wissen: Bildung wird für alle zugänglich und immer einfacher zu konsumieren. Sprachbarrieren, Zeitunterschiede oder fehlende Mobilität sind durch automatische Übersetzungen und virtuelle Lösungen kein Hürden mehr.
  • Virtuelle Arbeitswelt: Home-Office, Hybrid Work und Videokonferenzen sind gekommen, um zu bleiben. Dies wird immer deutlicher und durch neue Lösungen weiter verstärkt.
  • Erfolgreiche Industrie: Nur durch vernetzte Konzepte und Lösungen sind künftig Effizienzsteigerungen möglich. Und nur damit kann die deutsche Industrie ihre demografischen und Fachkräfteprobleme lösen.
  • Höhere Sicherheit: Aktuell müssen sich NutzerInnen zig Passwörter merken oder Spam erkennen. Diese Bürde überfordert. Das Internet wird durch intelligente Vernetzung künftig automatisch für hohe Sicherheit und Datenschutz sorgen.

Das Internet neu erfinden – mit KI

Die Unbekannte in der Gleichung: Wir können noch nicht exakt absehen, wie sich diese Umstellung konkret manifestieren wird. Klar ist nur, dass hierzu das Internet – zumindest ein Stück weit – neu erfunden werden muss, um es für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts fit zu machen. Dafür bedarf es einiger substanzieller Änderungen: Anpassungen in den wirtschaftlichen Aspekten des Internets ebenso wie in der Art und Weise, wie wir Netze entwerfen, aufbauen und betreiben. Das schließt das Verständnis ein, dass jede künftige Entwicklungsstufe des Internets auf einem Fundament aus IT-Sicherheit und Nachhaltigkeit aufgebaut sein muss: Denn es gilt Dienste und durch einen geringeren Energiebedarf unseren Planeten zu schützen. Und der gesellschaftliche Bedarf an einem in dieser Weise gestalteten Netz ist vorhanden: Laut Cisco Breitband-Index 2022 erwarten 78 Prozent der Deutschen, dass jeder einen sicheren Zugang zu schnellem und zuverlässigem Internet haben sollte.

Christian Korff, Cisco Deutschland

„Wir brauchen eine neue Ära der Konnektivität. Und in ihr steht künstliche Intelligenz (KI) im Mittelpunkt.“

Christian Korff, Cisco Deutschland

Wir brauchen eine neue Ära der Konnektivität. Und in ihr steht künstliche Intelligenz (KI) im Mittelpunkt. Sie trägt dazu bei, ein sicheres, effizientes und vorausschauendes Internet zu schaffen. Dank KI wird diese nächste Generation auf Basis von Nutzungsmustern Vorhersagen treffen und die Folgeschritte vorbereiten. Die Netze werden Serverprobleme erkennen, bevor sie entstehen, und sich selbst reparieren. So verringern sie Wartezeiten und bieten den Menschen ein reibungsloses Online-Erlebnis – gleich ob beim privaten Surfen, bei Bürgerservices, im Gesundheitsbereich oder in der industriellen Produktion. Denn Fakt ist: Das Internet wird noch mehr zur Lebensader unserer modernen Welt.

Ein vorausschauendes Internet wird dann auch der Grundstein für all die aufregenden neuen Technologien sein, die aktuell die Medienagenda bestimmen: Hologramme, das Metaverse, Quantencomputer. Nichts davon kann realisiert werden, wenn das Internet nicht robust, schnell, widerstandsfähig und vorausschauend ist. Die Lösung dafür lautet: KI.

Über den Autor:
Christian Korff ist seit Mai 2019 als Managing Director EnterpriseOne bei Cisco für internationale Großkunden in Deutschland verantwortlich. In diesem Segment betreut Cisco global agierende Großkonzerne. Korff ist seit 2001 bei Cisco, seit 2012 war er als Vertriebsdirektor verantwortlich für die Öffentliche Hand. Cisco bietet vorausschauende Technologien auf KI-basis mit Lösungen für Observability, Visibilität und Erkennung an.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

Erfahren Sie mehr über LAN-Design und Netzwerkbetrieb

ComputerWeekly.de
Close