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Wi-Fi 6E vs. Wi-Fi 6: Das Spektrum macht den Unterschied

Das erweiterte Frequenzspektrum von Wi-Fi 6E klingt vielversprechend. Bei der Bewertung von Wi-Fi 6E sollten Unternehmen jedoch genau auf die Eigenschaften der Funkfrequenz achten.

Wi-Fi 6E stößt zu Recht auf großes Interesse, aber wie bei allen Weiterentwicklungen von Funkstandards sollte man sich vor dem unvermeidlichen Hype in Acht nehmen.

In erster Linie ist Wi-Fi 6E, was die im IEEE-Standard festgelegten Funktionen und Hochfrequenzfähigkeiten betrifft, immer noch 802.11ax - und genau wie Wi-Fi 6 (ohne E).

Was Wi-Fi 6E spannend macht – und vielleicht ein bisschen übertrieben ist – ist die neue Frequenzverfügbarkeit. Seit Jahrzehnten wird Wi-Fi in den unlizenzierten 2,4-GHz- und 5-GHz-Bändern betrieben. Beide Bereiche des Spektrums leiden unter der ständig wachsenden Popularität von Wi-Fi. Aus diesem Grund sagen viele, dass Wi-Fi 6E eine wichtige Rolle bei der Veränderung des gesamten Wi-Fi-Paradigmas spielen wird.

Wi-Fi 6 vs. Wi-Fi 6E: Höhere Frequenz, mehr Spielraum für den Betrieb

Im 2,4-GHz-Band stehen Wi-Fi in Europa vier überlappungsfreie 20-MHz-Kanäle und drei mit 22 MHz Kanalbreite zur Verfügung. Im 5-GHz-Band stehen 27 Kanäle bereit, allerdings gibt es hier, abhängig vom Standort, mögliche Überlagerungen etwa mit Wetterradar.

Diese breiteren Kanäle erfordern Bedingungen, die in der realen Welt normalerweise nicht erreicht werden können, es sei denn, es handelt sich um kleine, isolierte Netzwerke.

Bei 5 GHz erlauben die Funkstandards, dass diese Kanäle zu breiteren Kanälen mit 40, 80 oder 160 MHz zusammengeschaltet werden können, was theoretisch zu den in 802.11n und 802.11ac versprochenen höheren Durchsätzen führt.

Es gibt jedoch kein Geschenk zum Nulltarif. Diese breiteren Kanäle erfordern Bedingungen, die in der realen Welt normalerweise nicht erreicht werden können, es sei denn, es handelt sich um kleine, isolierte Netzwerke. Leider ist der Zustand von Wi-Fi so: viele gemischte Werbebotschaften über riesige Leistungsdaten, die in den meisten Fällen nicht erreicht werden können.

Mit Wi-Fi 6E erhalten wir satte 1.200 MHz in den USA und vorerst immerhin 500 MHz in Europa an neuem Frequenzspektrum. In den USA erstreckt sich das Spektrum von 5,925 GHz bis 7,125 GHz in den UNII-5-, -6-, -7- und -8-Bändern. Dies entspricht 59 neuen Kanälen mit einer Breite von 20 MHz und stellt ein beeindruckendes Potenzial für verschiedene breitere Kanäle dar. In Europa sind es 24 Kanäle mit 20-MHz-Breite im Frequenzbereich von 5,925 GHz bis 6,425 GHz.

Im Gegensatz zu früheren Standards werden zumindest einige dieser breiten Kanäle zuverlässig von Client-Geräten mit Wi-Fi 6E erreicht werden können, die für die Leistungs- und Funkanforderungen dieser gebundenen Kanäle ausgelegt sind – zum Beispiel PCs. Es ist zweifelhaft, dass viele mobile Clients aufgrund von Ressourcenbeschränkungen jemals über 40-MHz-Kanäle hinauskommen werden. Nichtsdestotrotz wird dieser Kapazitätszuwachs eines der wichtigsten Marketingthemen von Wi-Fi 6 gegenüber Wi-Fi 6E sein.

Abbildung 1: Der für Wi-Fi 6E nutzbaren zusätzlichen Kanäle in Europa und den USA.
Abbildung 1: Der für Wi-Fi 6E nutzbaren zusätzlichen Kanäle in Europa und den USA.

Sauberere Luft, mit Vorbehalten

Denken Sie daran, dass Wi-Fi 6 und 6E die gleichen Funktionen aufweisen, die im 802.11ax-Standard beschrieben sind. Wir haben gelernt, dass das 6-GHz-Spektrum, in dem 6E arbeitet, großzügig bemessen ist. Dieser Bereich ist auch weitgehend frei von den Störungen, die in den unlizenzierten 5-GHz- und 2,4-GHz-Bändern auftreten.

Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass mit steigender Frequenz die Reichweite bei gleicher Leistung abnimmt. Das gilt auch für die Fähigkeit der Technologie, Wände und andere Hindernisse zu durchdringen. Das bedeutet, dass die Designer von Wireless LANs (WLAN) die Unterschiede zwischen 2,4, 5 und 6 GHz berücksichtigen müssen, wenn Netzwerke erstellt oder erneuert werden; andernfalls werden wahrscheinlich Lücken in der Abdeckung entstehen.

Fazit

Um es klar zu sagen: Wi-Fi 6E stellt eine riesige Chance für die WLAN-Industrie und ihre Kunden dar. Unter der Voraussetzung, dass die erforderlichen Bedingungen erfüllt werden, können sowohl Wi-Fi 6 als auch 6E eine höhere Kapazität, geringere Latenzzeiten und beschleunigte Datenraten bieten.

Gleichzeitig werden nicht alle Geräte in der Lage sein, die Vorteile der schlagzeilenträchtigen Wide-Channel-Fähigkeiten von 6E zu nutzen. Am wichtigsten ist vielleicht, dass die Entwickler die besonderen HF-Eigenschaften verstehen, die Wi-Fi 6E zugrunde liegen. Wenn sie dies nicht tun, könnte das WLAN-Design verpfuscht werden.

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