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Datenspeicherung im Rechenzentrum muss nachhaltiger werden

Sparsamkeit mit natürlichen Ressourcen steht auf der politischen Agenda. Doch auf regulatorische Standards für die Speicherbranche sollte man nicht warten.

Das klassische Denken in Kostenstrukturen hat sicherlich noch nicht ausgedient. Doch der sparsame und regenerative Umgang mit den natürlichen Ressourcen wird eine neue Komponente in der Kostenkalkulation werden müssen. Spätestens wenn große Hersteller die politischen Vorgaben erfüllen und ihre Lieferketten nach nachhaltig erwirtschafteten Vorprodukten durchforsten müssen, sollte nicht nur der verantwortungsvolle Mittelständler Antworten parat haben.

Selbst wenn sich die Forderung nach einer nachhaltige Datenspeicherung erst einmal seltsam anhört, so finden sich nach kurzer Überlegung schnell einige Momente, die die Umweltbelastung Daten speichernder Unternehmen deutlich machen. So erfordert das exponentielle Datenwachstum beständig mehr und hochkapazitativere Speichersysteme, die trotz innovativster Technik beständig größere Energiemengen verbrauchen.

Dies ist allen Beteiligten wie CEOs, CTOs, Aktionären, Kunden und auch der Öffentlichkeit sehr bewusst, da die Budgets der betroffenen Unternehmensabteilungen beständig überschritten werden. Glücksfälle wie die kurzzeitig gelungene Einbremsung des Datenwachstums wie die Deduplizierung sind selten und inzwischen wie die technische Konsolidierung von Speichersystemen weitgehend ausgeschöpft, so dass eigentlich nur noch die Offline-Archivierung eine unbeliebte Option bleibt.

Was könnte in Zukunft der Kern einer nachhaltigen Datenspeicherung sein oder genereller, wie könnten IT-Teams mehr Nachhaltigkeit erreichen. Selbst wenn erste Nachhaltigkeitsstudien aufzeigen, welche Schritte wegweisend sein könnten, stehen Unternehmensführungen vor der Herausforderung ein gesellschaftliches Problem in ihre kaufmännischen Überlegungen einfließen zu lassen.

Wie könnte Datenspeicherung nachhaltig werden?

Jede Speicherung eines wachsenden Datenbestands erfordert Strom für den Betrieb der Speichersysteme, für die Weiterleitung der Daten zwischen den Systemen, für die Sicherung und Replikation der Daten, sowie die Bereitstellung einer sicheren und funktionalen Umgebung zur Verwaltung der Daten.

Je mehr Daten gesammelt werden, desto mehr Ressourcen benötigen die Unternehmen, um ihren Speicherbetrieb aufrechtzuerhalten. Dieser Trend müsste bei einer nachhaltigen Datenspeicherung gebrochen werden. IT-Teams stehen hier vor dem Spagat, ein nachhaltigeres Modell für die Datenspeicherung einzuführen und die laufenden geschäftlichen Verpflichtungen zu erfüllen. Dazu kommen die erwartbaren, bislang noch nicht definierten Regularien der Behörden über einen erlaubten Ressourcenverbrauch. In Krisenzeiten gibt es bekanntlich keine ideologischen Schranken.

 

Für Unternehmen, die sich dem Thema Nachhaltigkeit verweigern, steht zu befürchten, dass sich diese Haltung stärker auf das Jahresendergebnis auswirkt als die Investitionen, die für den Start in mehr Nachhaltigkeit erforderlich sind, ist in den Nachhaltigkeitsstudien von Banken und Institutionen zu lesen.

Im weitesten Sinne beeinträchtigt eine nachhaltige Datenspeicherung die Umwelt nur minimal und trägt nicht zur Erschöpfung der natürlichen Ressourcen bei. Generell empfiehlt sich für Organisationen beim Einstieg in den Umweltschutz Folgendes:

  • auf regenerative Energiequellen umsteigen
  • Energie effizienter nutzen
  • ihren Kohlenstoff-Fußabdruck verkleinern
  • Abfall reduzieren und ordnungsgemäß entsorgen
  • Wasser sparen und recyceln
  • Maximierung der Speichernutzung
  • die Optimierung der physischen Umgebung, um den Verbrauch natürlicher Ressourcen zu verringern

Häufig wird davon ausgegangen, dass Konzepte der nachhaltigen Datenspeicherung identisch sind mit einer umweltfreundlichen Speicherung; aber sie unterscheiden sich. Obwohl sich nachhaltige und grüne Bemühungen beide auf den Umweltschutz beziehen, bindet Nachhaltigkeit auch wirtschaftliche und soziale Aspekte ein. Hier werden sowohl die aktuellen Interessen als auch die Bedürfnisse zukünftiger Generationen berücksichtigt. Das heißt, IT-Teams müssen Umweltschutz im Herzen tragen und dürfen die kurz- und langfristigen Geschäftsanforderungen des Unternehmens nicht vernachlässigen.

Viele Rechenzentren gleichen ihren CO2-Ausstoß durch den Erwerb von Gutschriften aus, die ihrem Investment in erneuerbare Energiequellen wie Solar- oder Windenergie entsprechen. So ist mit Energiegutschriften die Kohlenstoffneutralität für das Unternehmen erreichbar, auch wenn weiterhin in hohem Maße Strom aus fossilen Brennstoffen genutzt wird. Der Einsatz von Energiegutschriften sollte Teil eines umfassenderen Nachhaltigkeitskonzepts sein, das auch Energieeinsparungen, Wassereinsparungen, Abfallmanagement und andere Strategien umfasst.

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Zehn Schritte in Richtung nachhaltiger Datenspeicherung

Es gibt einige allgemeine Richtlinien für die Planung einer nachhaltigen Datenspeicherungsinitiative:

  • Wählen Sie die richtigen Geräte. Bandspeicher eignen sich beispielsweise für die Archivierung von Daten, da sie weniger Strom verbrauchen und weniger Wärme erzeugen. All-Flash-Speicher sind eine gute Wahl für datenintensive Workloads, da SSDs weniger Strom verbrauchen und weniger Wärme erzeugen als Festplatten. Achten Sie bei der Anschaffung von Speichersystemen, unabhängig vom Typ, auf die Energieeffizienz. Ersetzen Sie möglicherweise auch ältere Geräte durch solche, die energieeffizienter sind und weniger Platz beanspruchen.
  • Denken Sie direkt bei der Speicherung von Daten über nachhaltige Datenaufbewahrung nach. Analysieren Sie sorgfältig, wo Ihre aktiven Daten gut abrufbar sind und trotzdem dem Umweltgedanken Genüge getan wird. Einige Cloud-Rechenzentren sind beispielsweise sehr energieeffizient und legen Wert auf Nachhaltigkeit. Es könnte sinnvoller sein, lokal erzeugte Daten in einer Edge-Umgebung zu speichern, zum Beispiel bei der Verarbeitung von IoT-Daten. Berücksichtigen Sie den Energie- und Ausrüstungsaufwand, der für das Verschieben und Weiterleiten von Daten zwischen Umgebungen und für die Wartung dieser Umgebungen erforderlich ist. Berücksichtigen Sie auch die für die Sicherung und Archivierung von Daten erforderlichen Ressourcen.
  • Optimieren Sie die Ressourcennutzung. Viele Unternehmen haben Speichersysteme, die sie nicht ausreichend nutzen. Konsolidieren Sie nach Möglichkeit Daten und schalten Sie Geräte ab, die nicht benötigt werden.
  • Vermeiden Sie Datenverschwendung. Bis zu 30 Prozent der unstrukturierten Daten eines Unternehmens sind typischerweise Kopien, veraltete Bedienungsanleitungen oder banale Informationen. Führen Sie eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Daten durch, um festzustellen, um welche Daten es sich handelt, wo sie sich befinden, wem sie gehören, wie lange sie vorhanden sind, wie lange sie rechtlich aufzuheben sind und wer auf sie zugreifen kann. Katalogisieren Sie die Daten, und verwenden Sie eine Taxonomie, um sie zu definieren, zu kennzeichnen und zu gruppieren. Implementieren Sie eine Richtlinie zur Datenaufbewahrung.
  • Verwalten Sie ausrangierte Komponenten und Systeme. Führen Sie ein System für die ordnungsgemäße Entsorgung von defekten Speicherkomponenten und anderem Elektroschrott ein.
  • Modernisieren Sie den Betrieb. IT-Teams verfügen über Tools zur Rationalisierung und Automatisierung von Daten- und Speicheroperationen. Eines davon ist die softwaredefinierte Speicherung, die zu einer effizienteren Nutzung der Speicherressourcen beitragen kann. Setzen Sie fortschrittliche Technologien wie maschinelles Lernenoder extrapolierende Analysen ein, um die Effizienz und Ressourcennutzung zu verbessern.
  • Arbeitsabläufe überarbeiten. Nicht nur technische Systeme veralten, auch Arbeitsabläufe und Anwendungen fallen in der täglichen Benutzung weg oder werden vereinfacht. Implementieren Sie beispielsweise eine flexiblere Umgebung, die besser auf sich ändernde Arbeitslasten und Geschäftsanforderungen reagieren kann. Die Anwendungsentwicklung kann mit Container-Programmierung oder Microservices modularisiert werden. Einführung eines Infrastructure-as-Code-Modells für die Bereitstellung und Provisionierung von Speicher und anderen Ressourcen.
  • Optimieren Sie die physische Umgebung für Speichersysteme. So wirkt sich beispielsweise die Gestaltung der Luftströme darauf aus, wie effizient die Speichergeräte gekühlt werden können. Berücksichtigen Sie auch die HLK-Komponenten (Heizungs-, Lüftungs-, Klimatechnik) selbst, die sich in Bezug auf ihre Energieeffizienz und ihre Fähigkeit, das Umgebungsklima aufrechtzuerhalten, unterscheiden können. Sammeln Sie statistische Daten wie das Unternehmen Wasser verbraucht und wie viel von diesem Wasser für andere Zwecke zurückgewonnen werden kann.
  • Verfolgen Sie kritische Metriken. Tools können den Energieverbrauch eines Gebäudes verfolgen. Verwenden Sie beispielsweise die Metrik zur Effektivität des Stromverbrauchs, um die Energieeffizienz eines Rechenzentrums zu ermitteln. Verwenden Sie die Metrik zur Effektivität des Kohlenstoffverbrauchs, um den Kohlenstoffausstoß zu messen, den ein Rechenzentrum täglich verursacht.
  • Schulung und Weiterbildung. Mitarbeiter sollten wissen, welche Ziele das Unternehmen verfolgt, welche Schritte es unternimmt, um diese Ziele zu erreichen, und wie sie sich in den Nachhaltigkeitsprozess einbringen können.

Viele dieser Schritte sind wahrscheinlich mit größeren Nachhaltigkeitsinitiativen verknüpft. Daher müssen die Speicheradministratoren eng mit dem IT-Personal und den Personen zusammenarbeiten, die sich mit Nachhaltigkeit befassen.

Herausforderungen auf dem Weg zur nachhaltigen Speicherung

Die größten Herausforderungen sind derzeit die Lippenbekenntnisse der oberen Führungsebene. Von Nachhaltigkeit wird viel geredet, doch eine organisatorische Verankerung steht nicht zur Debatte. Finanzielle Mittel und Manpower kommen nicht zum Einsatz. Die Folgen dieser widersprüchlichen Botschaften sorgen für Unsicherheit bei der IT-Abteilung, die keine Vorgaben bekommen, wo die Post abgeht. Ohne die Unterstützung im oberen Management, das immer noch im Shareholder Value verhaftet ist, können IT-Teams trotz viel guten Willens nichts bewegen. Der Konsens für nachhaltige Projekte fehlt.

Das Fehlen von Zielvorgaben der Führungsebene macht es auch wahrscheinlicher, dass die Organisation einen zu eng definierten Weg der Nachhaltigkeit einschlägt und wankelmütig wieder fallen lässt, sobald sie auf Hindernisse stößt. Ohne den Gestaltungswillen der Managementebene, die auch Ressourcen freigibt, wird es für IT-Teams schwierig, selbst naheliegende Ziele für eine nachhaltige Datenspeicherung zu erreichen.

Solange der Stellenwert der Nachhaltigkeit jederzeit geopfert werden kann, wenn es nicht zu neuen Geschäftsanforderungen passt oder sobald unerwartete Krisen die gesamte Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ist die kontinuierliche Umsetzung in den Projekten der Geschäftsbereiche gefährdet. Ein Ransomware-Angriff beispielsweise oder ein unerwarteter Geschäftseinbruch kann die Unternehmensleitung schnell dazu veranlassen, ihre Ziele neu zu priorisieren. Das Unternehmen könnte auch sein Engagement verlieren, wenn es plötzlich mit unerwarteten Kosten konfrontiert wird.

Unternehmen, die eine nachhaltigere Datenspeicherung anstreben, müssen sich darüber im Klaren sein, dass dies mit Kosten verbunden ist, und dass die Umstellung auf neue Systeme und Abläufe einer sorgfältigen Vorbereitung bedürfen. Wenn Unternehmen diesen Weg in ihre Zukunft beschreiten, können sie aber mit Sicherheit auf begeisterungsfähige Mitarbeiter zählen.

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