Sergey Nivens - stock.adobe.com

Everything as a Service (XaaS): Alles Service – oder was?

Der Trend geht hin zu Everything as a Service (XaaS). Doch was bedeutet das für Unternehmen? Und was bedeutet das für den IT-Betrieb und die Rolle der IT-Abteilung?

Service ist in – daran haben wir uns im Privatleben schon längst gewöhnt. Schließlich kaufen wir uns kein Flugzeug, um in die USA zu reisen, sondern buchen einen Flug. Das Zimmer für den nächsten Urlaub mieten wir über Airbnb – einen Anbieter, der sich auf „Unterkunft as a Service“ spezialisiert hat, ohne auch nur ein eigenes Hotel zu besitzen. Und für Schönheitsreparaturen am Haus müssen wir uns nicht unbedingt selbst teure Werkzeuge kaufen, sondern leihen sie bei Bedarf im Baumarkt aus – oder beauftragen gleich einen Profi.

Service hat seinen Charme, das haben wir erkannt. Denn wir erhalten damit genau das, was wir brauchen, zu dem Zeitpunkt, an dem wir es brauchen. Und nur dafür bezahlen wir auch.

Service in der IT

Auf die IT-Abteilung übertragen bedeutet das: Eigene Hardware und selbstbetriebene Lösungen sind wie das eigene Flugzeug – in der Anschaffung teuer und wartungsintensiv. Infrastruktur in Stand zu halten kostet Zeit, bindet Ressourcen und erfordert aktuelles Fachwissen.

Doch eigentlich möchte man sich damit gar nicht aufhalten. Denn wie das Flugzeug ist das Rechenzentrum nur das Mittel zum Zweck. Es geht nicht darum, wie es funktioniert, sondern was man damit erreichen kann.

Die IT muss in erster Linie Business Enabler sein. Sie muss Unternehmen dabei unterstützen, die wirklich wichtigen Fragen zu beantworten: Wie mache ich gutes Geschäft und steigere meine Wettbewerbsfähigkeit? Wie kann ich meine Prozesse optimieren, Sicherheit garantieren und gleichzeitig die Kosten reduzieren?

Everything as a Service als Business Enabler

Everything as a Service oder XaaS ist ein klarer Trend. Glaubt man einigen Visionären, dürfte zukünftig für jede Aufgabe ein entsprechender Service angeboten werden. Alle IT-Leistungen als Service zu beziehen, trifft wie kein anderes Modell die aktuellen Anforderungen von IT-Abteilungen, denn Unternehmen brauchen Agilität und Flexibilität. Sie müssen in der Lage sein, schnell auf veränderte Marktanforderungen zu reagieren.

Gleichzeitig brauchen CIOs Freiraum, um die digitale Transformation voranzutreiben, und sie müssen Kosten optimieren. Wer Services bucht, zahlt nur das, was er auch nutzt, und kann Ressourcen jederzeit an den Bedarf anpassen. Er vergeudet keine Zeit damit, sich um Standardaufgaben zu kümmern, sondern überträgt diese an einen Managed Service Provider.

Auch für spezialisierte Anforderungen kann er auf dessen Experten-Know-how vertrauen und dadurch Zeit für sein Kerngeschäft gewinnen. Oder, um auf das Flugzeug-Beispiel zurückzukommen: Wer einen Flug bucht, muss sich nicht selbst um Flugzeug, Kerosin oder den Piloten kümmern, sondern nimmt eine Dienstleistung in Anspruch, die all dies bereits enthält. Und er kann sich in Ruhe überlegen, wohin er einfach und schnell fliegen will.

Passende Services und Dienstleister finden

Wird es also für alles, was man in der IT benötigt, entsprechende Services geben? Welche davon sind sinnvoll für das eigene Unternehmen? Jeder IT-Verantwortliche muss sich heute bereits Gedanken darüber machen, welche Modelle es gibt und welche für das Geschäft förderlich sind. Das Wichtigste aber ist für ihn: Was bedeutet das für meine IT? Je mehr IT-Leistungen Unternehmen als Service beziehen, desto agiler werden sie und umso besser sind sie für die digitale Transformation aufgestellt. Natürlich kann es sich kaum einer leisten, von heute auf morgen komplett auf XaaS umzusteigen. Der Weg dorthin ist ein Prozess.

Zunächst müssen IT-Verantwortliche ihre Rechenzentrumsstrukturen auf den Prüfstand stellen. Es ist anzunehmen, dass es Bereiche gibt, die man bewusst nicht in externe Hände legen möchte – aus welchen Gründen auch immer. Für alles, was ausgelagert werden soll, gilt es die passenden Services und Dienstleister zu finden.

Zukünftig werden die Angebote vermutlich noch viel komplexer sein als heute. Unternehmen müssen sich sicher sein, dass der Partner die Anforderungen versteht, über das nötige Fachwissen verfügt und die Services wie vereinbart laufen. Dafür sollten sie auf entsprechende Referenzen und individuelle Service-Level-Agreements (SLAs) achten. Wichtig sind zudem regelmäßige Reportings, die die erbrachten Leistungen transparent machen. Die Wahl des passenden Dienstleisters und des passenden Services sollte wohl durchdacht werden.

Kosten und Ressourcen sparen

Natürlich kosten auch IT-Services Geld. Die Übernahme (Transition) des gemanagten Betriebs ist oft mit hohem Einsatz verbunden. Anschließend braucht ein ausgelagerter Service in der Regel etwas Zeit, sich einzuspielen. Mittel- bis langfristig rechnet sich dies jedoch. Denn aus Capex werden Opex, die die Bilanz nicht mehr belasten, und man bezahlt nur das, was man auch tatsächlich nutzt.

Ändern Unternehmen ihr Geschäftsmodell oder fusionieren und benötigen dadurch mehr Leistungen, kommen zentrale Vorzüge der Services zum Tragen: Skalierbarkeit und Flexibilität. Dass ein Plus an Leistungen auch höhere Kosten nach sich zieht, liegt in der Natur der Sache. Die Vorteile der schnellen und einfachen Umsetzung überwiegen aber. Ob die Cloud wirklich günstiger ist, hängt vom Einzelfall ab.

Im Falle von Cloud-Services sorgen transparente Verträge dafür, dass die Kosten der Dienste dem entsprechen, was für sie eingeplant ist. Für eine Kostenabschätzung reicht es dann aus, die Preise für benötigte CPU, RAM und Disk zusammenzurechnen. Um zu verhindern, dass Mitarbeiter exzessiv Cloud-Ressourcen buchen und so unvorhergesehene Kosten entstehen, ist es ratsam, einen Rahmen für die Nutzung von Services abzustecken. Dies kann auf Ebene der Unternehmens- oder IT-Organisation erfolgen. Mit Mechanismen, die auch automatisiert werden können, kontrollieren Unternehmen, ob sich die Mitarbeiter an die Vorgaben halten.

Zusätzlich sparen Unternehmen mit Services Hard- und Softwarekosten und setzen im eigenen Haus personelle Ressourcen frei, die sie für wertvollere Aufgaben einsetzen können. Zudem profitieren sie vom fundierten Know-how der Experten, übertragen Verantwortung nach definierten SLAs und können sicher sein, dass rechtliche Anforderungen vollumfänglich erfüllt werden. Es geht darum, ein definiertes Ergebnis mit möglichst wenig Mitteleinsatz zu erzielen oder mit den bestehenden Mitteln das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Im Idealfall müssen sie sich selbst um nichts mehr kümmern.

Vom eigenen Rechenzentrum zum Servicemodell

Der Servicegedanke kommt zunehmend in Unternehmen an. Mit IaaS, SaaS, PaaS und Managed Services ist der Anfang bereits gemacht. Hier zeichnet sich ein klarer Trend ab. Laut der Analysten von Gartner haben die Investitionen in PaaS und SaaS bereits 2016 die Erwartungen übertroffen. Den größten Zuwachs prognostizieren die Marktforscher für den Bereich Infrastrukturservices. Hinzu kommen weitere Cloud Services wie Business Process (BPaaS), Cloud Management und Security sowie Advertising, für die Gartner ebenfalls mit Wachstum rechnet. Und sogar „Fehlervermeidung-as-a-Service“ wird bereits angeboten. Dabei soll künstliche Intelligenz (KI) Fehler im täglichen Betrieb vorhersagen und Wartungskosten sparen.

Zoran Olujic, Axians IT Solutions

„Um zu verhindern, dass Mitarbeiter exzessiv Cloud-Ressourcen buchen und so unvorhergesehene Kosten entstehen, ist es ratsam, einen Rahmen für die Nutzung von Services abzustecken.“

Zoran Olujic, Axians IT Solutions

Schon heute gibt es Unternehmen, die komplett auf ein eigenes Data Center verzichten – und zwar nicht nur Start-ups. IT-Verantwortliche sagen uns immer häufiger, dass sie dies auf ihre Agenda gesetzt haben. Laut einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens IDC werden in drei Jahren nur noch die Hälfte der befragten deutschen Unternehmen eigene Rechenzentren betreiben. Die anderen nehmen Colocation-Services und Public-Cloud-Angebote in Anspruch.

XaaS lohnt sich

Hat das eigene Rechenzentrum also ausgedient? Auch wenn XaaS für viele Unternehmen noch in der Zukunft liegt, sollten IT-Verantwortliche jetzt schon darüber nachdenken. Denn wer so viele IT-Leistungen wie möglich als Service bezieht, gewinnt Agilität, Flexibilität, Effizienz und spart Kosten. Gleichzeitig ändert sich mit XaaS auch die Rolle der IT-Abteilung. Sie gibt operative Aufgaben ab und wird zum strategischen Partner der Geschäftsleitung. All das sind wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche digitale Transformation.

Service bringt keinen unnötigen Ballast mit sich, eigene Anschaffungen dagegen schon. Wer sich ein Flugzeug kauft, statt einen Flug zu buchen, muss es auch in Stand halten und sich um die Ersatzteile kümmern. Er muss es auftanken. Und nicht zuletzt braucht er einen Piloten, der das Flugzeug fliegt – oder muss selbst eine teure Ausbildung machen. Kaum jemand würde diesen Aufwand betreiben, nur um einmal über den Atlantik zu jetten.

Über den Autor:
Zoran Olujic ist Business Unit Manager bei Axians IT Solutions.

Folgen Sie SearchDataCenter.de auch auf Twitter, Google+, Xing und Facebook!

Nächste Schritte

Gartner: Disaster Recovery as a Service (DRaaS) entwickelt sich weiter.

IDC-Studie: Deutsche Unternehmen setzen auf Desktop as a Service.

Vier Situationen für eine Multi-Cloud-Strategie.

Erfahren Sie mehr über Cloud Computing

ComputerWeekly.de
Close