SAP Analytics Cloud: Wie sinnvoll ist das Analytics-Angebot?

SAP Analytics Cloud lässt sich für Predictive Analytics, Finanzplanung und andere Aufgaben von Business-Analysten eingesetzt. Doch ist der Service sinnvoll?

SAP Analytics Cloud ist eine End-to-End-Analyseplattform für Unternehmen. Sie bietet Funktionen für Echtzeitanalysen, Collaboration und Predictive Analytics. Allerdings hat die Plattform kein Alleinstellungsmerkmal im SAP-Portfolio. Der Service konkurriert direkt mit anderen SAP-Produkten, darunter SAP BusinessObjects Business Intelligence, SAP Predictive Analytics sowie den in die S/4HANA ERP-Plattform integrierten Analysefunktionen.

Diese Konkurrenz mit der SAP-eigenen Produktlinie macht für Anwender die Entscheidung für eines der Produkte schwierig. Bevor Sie sich für ein bestimmtes Produkt entscheiden, sollten Sie deshalb wissen, wo und wie die SAP Analytics Cloud in Ihre Produktlinie und Roadmap passt.

Der Ratschlag vieler Experten ist relativ eindeutig: Sie empfehlen, SAP Analytics Cloud eher für strategische Entscheidungen zu nutzen. Mit S/4HANA sei dies nicht so gut möglich. Diese Meinung steht allerdings in Kontrast zur Auffassung von SAP: Das Unternehmen ist davon überzeugt, dass das Produkt für alle Analytics-Anwendungen ideal geeignet ist.

Grundsätzlich ist SAP Analytics Cloud ganzheitlich orientiert, und stellt nicht nur Berichte oder Erkenntnisse bereit, sagt Brad Shimmin, Service Director of Global IT Technology and Software beim Forschungsunternehmen Global Data. Das Produkt ordnet sich sinnvoll in die Strategie von SAP ein. Es spiegelt wider, wie SAP den Lebenszyklus eines Problems sieht, und findet im Kontext eines Geschäftsergebnisses nicht nur heraus, wie viele Widgets am Ende des Monats gekauft werden sollten, so Shimmin.

Laut Shimmin sind die Funktionen von SAP Analytics Cloud am besten für ausgewiesene Analysten und Planer geeignet, da Finanzplanung und Budgetierung Teil des SAP Analytics Cloud-Portfolios sind. Für diese Anwendungen bietet es mehr Flexibilität und Funktionalität als andere Werkzeuge, sagt Dan Vesset, Group Vice President beim Marktforschungsunternehmen IDC.

Benutzer können damit Szenarien bewerten, Variablen ändern, auf komplexere Predictive Analytics zugreifen und prädiktive Modelle erstellen. Das alles ist in S/4HANA nicht möglich.

Branding kann SAP Analytics Cloud behindern

Dennoch hat SAP Analytics Cloud einige Hindernisse zu überwinden. Die größte Barriere laut Vesset: Der SAP-Service hat für viele in Bezug auf Advanced und Predictive Analytics nicht die Top-Priorität. „SAP ist bekannt für sein BusinessObjects-Portfolio. Das ist der Name und die Marke, die die Menschen kennen“, sagt er und ergänzt, dass SAP nicht als Unternehmen bekannt ist, das sich mit Advanced Analystics großes Renommee aufgebaut hat. Andere Anbieter sind hier besser positioniert.

Shimmin von Global Data stimmt zu, dass SAP über die Markenbildung und Positionierung seines Portfolios mehrfach gestolpert ist. „Es ist noch nicht einmal ein Jahr her, seit SAP einen fixen Cloud-First-Analytics-Ansatz in Angriff genommen hat“, sagt er. Die Strategie für die Analytik hat sich inzwischen vom Warten auf BusinessObjects auf die Entwicklung und Verschmelzung verschoben. Diese Go-to-Market-Strategie ist sinnvoller. Allerdings können die Wettbewerber von SAP von den Fehlschritten beim Branding profitieren.

„Wenn man so oft und über einen so langen Zeitraum bei der Positionierung und Markenbildung auf dem Markt gestolpert ist, dann ist es für die Konkurrenz einfach zu sagen: Wir haben das gleiche Produkt seit sieben Jahren und wir haben nicht das Bedürfnis verspürt, alles gleich in den Papierkorb zu werfen und neu zu beginnen“, sagt Shimmin.

SAP Analytics Cloud muss stärker differenziert werden

„Wir sind zunehmend mit einer Welt konfrontiert, in der es darum geht, wie Sie Daten nutzen und wie ein Unternehmen Entscheidungen trifft, die sich von Mitbewerbern unterscheiden“, sagt Vesset. Analytics muss von der Datenintegration bis zur Analyse ein Kernstück der Technologie jedes Unternehmens werden.

Im Moment spielt SAP in einem hart umkämpften Umfeld, da immer mehr große und mittelständische Anbieter Analytics- und Business-Intelligence-Funktionen mit derselben Idee in ihr Portfolio integriert haben. Andere Anbieter bieten ebenfalls andere Optionen an, aber zu niedrigeren Preisen als SAP Analytics Cloud. SAP muss sich von ihnen unterscheiden, sagt Vesset. Eine der Möglichkeiten, wie SAP dies umsetzen kann, ist, mehr automatisierte Funktionen in SAP Analytics Cloud einzubinden. Das wäre ein Sprungbrett für eine langfristige Strategie, sagt er.

SAP plant weitere Investitionen in SAP Analytics Cloud

SAP zeigt keine Anzeichen einer Verlangsamung des Engagements bei SAP Analytics Cloud. Im Gegenteil: Laut Gerrit Kazmaier, Senior Vice President und Head of Development für SAP Analytics, plant das Unternehmen, mehr Funktionen für Machine Learning und Predictive Analytics einzuführen. Außerdem will SAP Natural Language Processing (NLP) als Mittel zur Erstellung von Abfragen integrieren.

SAP möchte laut Kazmaier auch Smart Insights einführen und damit der Confirmation Bias (Bestätigungsverzerrung) entgegenwirken. Diese Erkenntnisse nutzen das maschinelle Lernen, um einen konsistenten Einstiegspunkt für das Identifizieren von Ausreißern zu bieten. Dafür werden Zusammenhänge aufgedeckt, die für Benutzer, die Analytik zur Bestätigung einer Theorie einsetzen, möglicherweise nicht klar sind.

Wie für den Rest des Analytics-Portfolios hat SAP nicht vor, die anderen BI-Systeme zu vernachlässigen oder gar untergehen zu lassen. Sie sind nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der Analytics-Strategie von SAP. „Hier haben die Kunden in den letzten Jahren viel Geld für die Entwicklung investiert“, sagt er.

Verbessern möchte sich SAP bei der Erfüllung der Bedürfnisse mobiler Anwender auf den Plattformen Apple iOS und Google Android, so Shimmin. Aber das ist eine Herausforderung für viele Anbieter. Der Kauf der Mobile-BI-Plattform Roambi durch SAP im Jahr 2016 könnte helfen, diese Schwachstelle in Zukunft zu beheben.

Insgesamt scheint Analytics Cloud immer noch in Arbeit zu sein. Wenn maschinelles Lernen und natürliche Sprachfähigkeiten in das Produkt integriert sind, kann es sich als ein leistungsstarkes Werkzeug für Geschäftsanwender und Data Scientists erweisen. Vorerst allerdings sind sich die Experten einig, dass sich SAP Analytics Cloud immer noch in erster Linie an Analysten richtet.

Nächste Schritte

Kostenloser E-Guide: In-Memory Analytics mit SAP HANA.

Neuer E-Guide: BI- und Predictive-Analytics-Tools von SAP.

Welche Analysefunktionen bietet SAP Predictive Analytics?

Erfahren Sie mehr über Datenanalyse

ComputerWeekly.de
Close