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Die Balance zwischen Cloud und lokaler Installation finden

Nicht jeder Workload ist in der Cloud gut aufgehoben und nicht jeder Server muss im eigenen Rechenzentrum laufen. Unternehmen müssen auf Veränderungen aber gut vorbereitet sein.

Für manche Administratoren ist die Cloud fester, unabdingbarer Bestandteil der IT-Infrastruktur und entscheidend für den Geschäftsbetrieb der eigenen Organisation. Und ja, andererseits gibt es auch IT-Abteilungen, die immer noch ausschließlich auf lokale Installationen bei ihrer IT-Umgebung setzen.

Angesichts des Hypes, der um die Cloud gemacht wird, und dem Druck, den Anbieter wie Microsoft ausüben, um die IT dazu zu bewegen, Azure für Dienste und Workloads zu nutzen, sieht es dann schnell so aus, als wäre die Anzahl derer überschaubar, die eine „Cloud vs. lokaler Installation“-Diskussion führen möchten. Und in der Tat ist ja die Cloud nun keineswegs für alles gedacht. Zwar tut man sich inzwischen schwer, einen Workload zu finden, der nicht von der Cloud unterstützt wird. Aber das bedeutet ja nun nicht, dass dort alles besser aufgehoben ist.

Veränderungen werden nun nicht überall willkommen geheißen, und ein Wechsel in die Cloud ist eine große Umstellung. Nun kann man wenig daran ändern, dass viele der großen IT-Anbieter ihrerseits das Angebot Richtung Cloud ausrichten. Daher müssen IT-Abteilungen flexibel genug sein, entsprechenden Optionen richtig zu begegnen. Betrachten und bewerten Sie die Angebote der Hersteller genau, die ihren Fokus zunehmend Richtung Cloud und weg von lokalen Installationen richten.

Wie gut passen die Cloud-Angebote zum eigenen Unternehmen?

Und da will jeder einzelne Fall genau betrachtet werden. Häufig geht es auch schlicht ums Geld und Budget. Natürlich ist beispielsweise problemlos möglich, einen Dateiserver mit großer Kapazität im Bereich von Hunderten von TBytes zu nehmen und diesen auf der Azure-Plattform laufen zu lassen. Die Azure-Cloud von Microsoft unterstützt diesen Workload problemlos. Die Frage ist, ob das eigene IT-Budget dies auch tut.

Wenn man die mögliche Höhe der monatlichen Rechnung verdaut hat, lohnt es sich, im Detail über das Vorhaben nachzudenken. Werden auf dem Dateiserver in erster Linie häufig verwendete Daten gespeichert, kann es durchaus sinnvoll sein, diesen in Azure einzurichten. Handelt es sich jedoch eher um einen traditionellen Dateiserver, auf dem viele ältere Daten im wahrsten Sinne des Wortes schlummern, kann dieses Investment gegenüber einem lokalen Server eher fraglich sein.

Die finanziellen Aspekte sind jedoch immer nur ein Teil der Abwägung zwischen lokalem Betrieb und Cloud-Nutzung. Daneben existiert jeweils noch eine ganze Reihe weiterer Vor- und Nachteile. Diese sind oft durch die Administratoren erklärungsbedürftig, während sich Einkäufer und Geschäftsführung bei der Entscheidung für die Cloud häufig auf den finanziellen Aspekt konzentrieren.

Für Administratoren geht die Entscheidung für die Cloud weiter über die Aspekte der Investitions- und Betriebskosten hinaus. Wird der Gesamtfokus zu sehr auf die Cloud gelegt, bleibt häufig offen, was mit Umgebungen passiert, die man nicht umziehen kann oder darf. Und dabei muss nicht nur der aktuelle Status betrachtet werden, sondern auch an die Zukunft gedacht werden.

Dem Dilemma der Cloud-Orientierung richtig begegnen

Dass sich insbesondere die Softwareanbieter immer mehr Richtung Cloud orientieren und weniger Fokus auf den lokalen Betrieb ihrer Lösungen legen, sollte ein Warnzeichen für Administratoren sein. Die von ihnen eingesetzten Anwendungen und Tools werden sich zweifelsohne verändern, um den Unternehmen gerecht zu werden, die primär in der Cloud arbeiten. Das kann durchaus beinhalten, dass die Entwicklung für Funktionen, die dem lokalen Rechenzentrum zugutekommen, etwas auf der Strecke bleibt.

Ein kritischer Bereich bei dieser Verschiebung hin zur Cloud ist beispielsweise Monitoring-Tools. Da die Cloud immer mehr an Bedeutung gewinnt, wird es schwieriger, Tools zu finden, die weiterhin lokale Windows-Server-Installationen und nicht primär Cloud-basierte Server unterstützen. Dieser Trend ist insbesondere bei Werkzeugen zur Aggregation von Logfiles zu sehen. In der Vergangenheit boten fast alle Lösungen die Möglichkeit, diese im eigenen Rechenzentrum vor Ort zu installieren. Inzwischen handelt es sich bei vielen um ein SaaS-basierte Angebot. Und das ist erst der Anfang.

Wenn ein solches Tool von dem Vor-Ort-Betrieb in die Cloud wechselt, man damit aber weiterhin alle Rechenzentrumsressourcen überwachen kann, ist dies ein wichtiger Aspekt. Will heißen, die Produktions-Workloads für den Geschäftsbetrieb können unter Umständen weiterhin im eigenen Rechenzentrum betrieben werden und mit den Tools diese am Laufen zu halten, kann man in die Cloud umziehen.

Dabei heißt es stets, immer wieder alle Entscheidungen auf den Prüfstand zu stellen und neu zu bewerten. Wenn die Tools in die Cloud wandern und dabei Funktionalitäten für lokale Workloads auf der Strecke bleiben, müssen die Wahlmöglichkeiten neu überdacht werden. Lohnt es sich, auf neue Werkzeuge zu setzen, inklusive der Installation und der Schulung der Mitarbeiter?

Nicht wirklich ideal, aber in der Praxis vermutlich gar nicht so selten eine praktikable Option: Die installierte Lösung solange wie möglich weiter nutzen. Solange man kein Update durchführt, ist dann vielleicht alles in Ordnung. Allerdings sieht es dann mit der Unterstützung für neuere Systeme vermutlich mau aus. Betriebssysteme und Anwendungen werden sich ändern. Wenn die Tools diese neuen Versionen dann nicht mehr unterstützen, ergibt ihr Einsatz vermutlich auch keinen Sinn mehr. Zudem kann sich bei veralteten Lösungen, schneller als einem lieb ist, ein größeres Sicherheitsrisiko einstellen. Stillstand ist meist keine gute langfristige Strategie.

Neue Lösungen berücksichtigen

Die Herausforderungen, die im Bereich Tools zu bewältigen sind, gelten natürlich für alle anderen traditionell lokalen Anwendungen. Lokale Exchange-Server galten mancherorts einst als unerschütterliche Größe im Unternehmen. Seit längerem ist offensichtlich, das Microsofts Schwerpunkt da auf Office 365 und der entsprechenden Exchange-Abbildung liegt.

Softwareanbieter werden sich zweifelsohne weiter Richtung Cloud orientieren, das Angebot für On-Premises-Lösungen wird weiter abnehmen. Ein sich verändernder Markt bringt jedoch auch stets Chancen mit sich. So kann da auch eine Lücke für Drittanbieter entstehen, die diese mit Tools und Anwendungen füllen können, die man bisher vielleicht nicht auf dem Radar hatte. Unter Umständen bieten diese Lösungen nicht den komplexen Funktionsumfang wie die Produkte der großen Anbieter, erfüllen aber vielleicht genau die Anforderungen, die man an sie stellt.

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