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Fünf Typen von Netzwerkdiagnose-Tools und was sie können

Anbieter von Analyse-Tools für Netzwerke verbessern ihre Produkte und führen neue Funktionen ein, um alle Informationen für reibungslos funktionierende Netzwerke bereitzustellen.

Die Analyse von Netzwerken liefert den Administratoren eine Fülle von Informationen. Nach Meinung von Analysten benötigen diese aber noch mehr Hilfe bei der Netzwerkdiagnose und dem Auswerten von Daten, damit sie das Netzwerk mit minimaler Unterbrechung am Laufen halten können. Die etablierten und neuen Anbieter verbessern daher ihre bestehenden Produkte und entwickeln neue Funktion für die Analyse in einem breiten Spektrum des Netzwerkmanagements.

Fünf Kategorien: Netzwerkdiagnose-Tools

Gartner-Analyst Sanjit Ganguli unterteilt den Markt für Netzwerkmanagement in fünf Bereiche:

Die erste und einfachste Ebene bilden Tools zur Überwachung der IT-Infrastruktur. Sie prüfen Netzwerke, aber auch Server und Storage, und bewerten diverse Parameter, von der Verfügbarkeit über die Netzwerkqualität bis hin zur Betriebszeit. „Aus Netzwerksicht sind dies die Werkzeuge, die Router und Firewall untersuchen, um zu sehen, ob sie ordnungsgemäß funktionieren“, sagt Ganguli. Es gibt mehrere etablierte Anbieter wie SolarWinds Worldwide, Ipswitch, Nagios und Zenoss, die seit einigen Jahren Tools zur Überwachung der Infrastruktur zur Verfügung stellen.

Die zweite Kategorie bilden Tools für Network Performance Management and Diagnostics (NPMD). Diese Lösungen betrachten die Infrastruktur, konzentrieren sich aber vor allem auf die Überwachung des Netzwerkverkehrs. Sie analysieren die verschiedenen Arten des Datenverkehrs, den Benutzer über das Netzwerk senden, um das Verhalten und die Leistung des Netzwerks zu verstehen. „Eine Abgrenzung fällt hier manchmal schwer, da sich NPMD und andere Arten von Tools in einigen Fällen überschneiden“, meint Ganguli.

Die dritte Kategorie sind Lösungen für Application Performance Management (APM). Sie untersuchen den Traffic der Anwendungen innerhalb von Servern. „APM-Produkte untersuchen die App-Frameworks oder Instrumente auf Code-Ebene mit Hilfe von Agenten, um zu sehen, wer mit wem spricht“, erklärt Ganguli. APM-Tools ergänzen laut Ganguli oft die NPMD-Software.

Die nächsten beiden Kategorien umfassen neuere Entwicklungen, die den Markt für Netzwerk-Performance prägen. Die erste Kategorie davon betrifft hier das digitale Erlebnis der Benutzer und „konzentriert sich nur auf die Leistung, die Nutzer wahrnehmen. Dazu gehört etwa die Ladezeit der Seiten“, sagt Ganguli. Diese Tools umfassen Techniken wie Synthetic Monitoring (Simulation einer Benutzeranfrage, um eine Website auf Verfügbarkeit oder Performance zu testen), die Überwachung von Agenten am Endpunkt und Java Injection.

Die letzte Kategorie ist AI Operational Intelligence, auch bekannt als AIOps. Tools zur Netzwerkdiagnose, die AIOps verwenden, sammeln Leistungs- sowie Betriebsdaten und wenden dann maschinelles Lernen an, um nützliche Erkenntnisse zu gewinnen. Ganguli sieht AIOps vorerst als unreifen Markt, rechnet aber in diesem Bereich mit einer schnellen Entwicklung. „Es gibt hier einige Anbieter, die sich ausschließlich auf AIOps konzentrieren, aber auch andere Mitbewerber investieren in die Analyse-Funktionen ihrer Lösungen“, so Ganguli.

Neue Trends: Ganzheitlicher Ansatz und KI

Obwohl Gartner die Produkte zum Netzwerk-Monitoring schlüssig nach ihrer Funktionalität unterteilt, sehen andere Analysten einige allgemeine Trends, die sich über diese Gruppierungen hinweg erstrecken. Edwin Yuen, Analyst bei der Enterprise Strategy Group, sieht zum Beispiel den größten Trend beim Netzwerkmanagement im Fokus auf ganzheitliche Netzwerkdiagnosen. „Die Administratoren bevorzugen diesen Ansatz wegen der großen Herausforderungen, die durch die Verwaltung der Netzwerke über Rechenzentren, den Unternehmens-Campus, Niederlassungen und Cloud-Rechenzentren hinweg entstehen“, sagt er.

Und Firmen wollen nicht mehrere Tools, die traditionell nach Fachgebieten im Rechenzentrum oder in der Cloud segmentiert sind. Laut Yuen benötigen Kunden Lösungen zur Automatisierung mit Funktionen für die Bereitstellung und Konfiguration sowie künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen. „Wenn ich ein Tool in einem bestimmten Bereich einsetze, sollte es wissen, wie das Netzwerk in der Vergangenheit allgemein konfiguriert war, und dann rechtzeitig eine bessere Konfiguration vorschlagen“, meint er. Er fügt hinzu, dass Automatisierung nicht nur den Einsatz von Templates und Wiederholbarkeit bedeute. „Wenn ich oft ein Netzwerk-Template verwende, sollte das automatisierte System das herausfinden oder selbst bereitstellen.“

Shamus McGillicuddy, Analyst bei Enterprise Management Associates, sieht eine ähnliche Nachfrage im Markt. Die Anwender suchen nach Technologien, die intelligent genug sind, um nicht nur auf das Problem hinzuweisen, „sondern auch die Ursache des Problems herausfinden, zumindest bei einigen Vorfällen, die nicht so komplex sind.“

Administratoren, die mit Warnmeldungen überschwemmt werden, wünschen sich beispielsweise Diagnose-Tools, die ihnen sagen, welche Alerts wirklich für sie relevant sind, und dann einen Bericht zur Verfügung stellen, der beschreibt, wie sie das Problem lösen können. „Das geschieht normalerweise mit statistischer Analyse und maschinellem Lernen. Anbieter ergänzen ihre Tools daher um diese Technologien, um zu lernen, wie normale Umgebungen aussehen und herauszufinden, wer oder was Anomalien verursacht“, sagte McGillicuddy. „Die Netzwerkadmins wollen Tools, die Lösungen vorschlagen, die mit bis zu 90prozentiger Sicherheit zutreffen, und vielleicht sogar mit der Fähigkeit, die Schwellenwerte so festzulegen, dass die Software das Problem selbst beheben kann. Das wäre der Beginn einer geregelten und geschlossenen Automatisierung, erfordert aber komfortable Werkzeuge.“

McGillicuddy zitiert eine aktuelle EMA-Umfrage unter 250 Netzwerkmanagern, die zeige, wie diese fortschrittlichen Funktionen zur Netzwerkdiagnose einsetzen wollen. Das wichtigste Ergebnis: Diese Funktionen sollen in die bestehenden Tools zur Überwachung der Infrastruktur oder des Netzwerks integriert werden. „Mit anderen Worten: Die Netzwerkexperten fordern mehr Analysefunktionen von ihren bestehenden Lösungen, egal ob es sich um Router-Anbieter oder Anbieter von Monitoring-Tools handelt“, sagt er. Manager werfen auch einen Blick auf eine neue Klasse von Analytics-Anbietern wie etwa Nyansa, um die notwendigen Informationen zu erhalten.

Fazit

Wo also soll man anfangen? Administratoren, die gerade erst mit der Evaluierung von Lösungen für das Netzwerk-Monitoring beginnen, empfiehlt Gartner-Analyst Ganguli, mit einer Tracking-Software für die Infrastruktur zu beginnen, um einen gewissen Einblick in das Netzwerk zu erhalten – das sind auch in Bezug auf die Kosten die günstigsten Lösungen. Für eine tiefer gehende Netzwerkdiagnose sind APM- oder NPMD-Tools notwendig.

„Letztendlich hängt es vom individuellen Unternehmen ab, ob es viel Traffic in Richtung Kunden hat oder ob das Netzwerk sehr komplex ist“, sagt McGillicuddy. „Firmen sollten am Ball bleiben, da bei der Automatisierung derzeit viele interessante Entwicklungen passieren.“

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