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AWS stellt Betriebs-Modell für European Sovereign Cloud vor

Amazon Web Services will 7,8 Milliarden Euro in eine unabhängige EU-Cloud mit eigener Governance, Sicherheitsstruktur und einem europäischen Security Operations Center investieren.

Amazon Web Services (AWS) hat auf dem AWS Summit in Hamburg das Kontroll- und Governance-Framework für seine geplante AWS European Sovereign Cloud vorgestellt. Die neue Cloud­region soll Ende 2025 in Brandenburg an den Start gehen und richtet sich speziell an europäische Behörden und Unternehmen mit hohen Anforderungen an digitale Souveränität.

Für den Betrieb will AWS eine eigenständige Muttergesellschaft in Deutschland gründen, die von EU-Staatsbürgen mit Wohnsitz in der EU geleitet wird. Kathrin Renz, bislang als Vice President AWS Industries in München tätig, übernimmt dabei die Rolle der ersten Geschäftsführerin. Ergänzt wird die Leitung durch einen Datenschutz- und Sicherheitsbeauftragten, der ebenfalls in der EU ansässig ist.

Daneben möchte AWS einen vierköpfigen Beirat einrichten. Mindestens ein Mitglied des Gremiums soll dabei unabhängig von Amazon agieren. Der Beirat erhält unter anderem Einsicht in Berichte zu Sicherheits- und Zugangskontrollen und soll die Fähigkeit des Systems prüfen, auch bei Störungen autark weiterzulaufen.

Die AWS European Sovereign Cloud soll sämtliche Dienste und das Nitro-System bieten, wie sie in bestehenden Regionen verfügbar sind. Das DNS-System basiert auf einer dedizierten Route-53-Instanz mit ausschließlich europäischen Top-Level-Domains. Daneben ist eine eigene Root-Zertifizierungsstelle geplant, die Schlüssel und Zertifikate vollständig in der EU ausgibt und verwaltet.

Ein laut AWS unter europäischer Kontrolle betriebenes Security Operations Center (SOC) soll die Cloud gegen Cyberangriffe absichern und sowohl interne Entscheidungen als auch den Informationsaustausch mit Regulierungsbehörden, wie beispielsweise dem BSI, begleiten.

AWS betont, dass sämtliche für den Betrieb erforderlichen Ressourcen – von Rechenzentren über Mitarbeiter bis hin zur Leitungsebenen – vollständig in der EU verbleiben. Dieses Design ermögliche auch bei Ausfall internationaler Verbindungen einen ununterbrochenen Betrieb. Autorisierte Mitarbeiter in der EU erhalten dazu Zugriff auf den Quellcode, der zum Aufrechterhalten der Dienste nötig ist.

Stefan Höchbauer, Managing Director Germany and Europe Central bei AWS, startete seine Eröffnungsrede des AWS Summits mit Deutschlands Vorreiterrolle bei der Einführung von KI. Er nannte Praxisbeispiele von Siemens und BMW und kündigte Investitionen in Frankfurt sowie die geplante European Sovereign Cloud in Brandenburg an. Kevin Miller, Vice President Global Data Centers bei AWS, stellte anschließend Bausteine wie den globalen Netzwerk-Backbone, EC2-Instanzen mit NVIDIA-GPUs und spezialisierten Chips – beispielsweise Graviton und Tranium – sowie jüngste Optimierungen für S3, TimeSync und serverlose, konsistente Datenbanken vor. Er führte in die generative-KI-Plattform Bedrock ein und erläuterte Funktionen wie Modellwahl, Retrieval-Augmented Generation und KI-Agenten. Zudem präsentierte er SageMaker Unified Studio und Co-Transformation-Agenten für die Modernisierung von Anwendungen. Kunden wie Canva, Hapag-Lloyd und die DFL-Bundesliga berichteten, wie sie AWS für globale Skalierung, Echtzeit-Transparenz und personalisierte Nutzererlebnisse nutzen.

Zum Start will AWS bis Ende 2026 7,8 Milliarden Euro in seine European Sovereign Cloud investieren. Zum AWS Summit am 5. Juni 2025 in Hamburg kamen rund 10 000 Fachbesucher.

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