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Unternehmens-IT in der digitalen Transformation

Fast jedes zweite Unternehmen scheitert bei der ERP-Implementierung. Es fehlt die nötige Agilität, um Prozesse wirklich konsequent in die Unternehmenswelt einzubetten.

Digitalisierung im Unternehmen endet nicht bei Netzausbau und Hardware. Der Übergang ins Informationszeitalter geht auch mit unserem Umgang mit Daten einher – und der läuft vielerorts noch holprig ab. Die Transformation sollte nicht nur aus technischer Sicht gesehen werden.

Da es immer um prozessuale und technische Aspekte geht, sollten spezialisierte Dienste in den Migrationsprozess eingebunden werden, die eine enge Zusammenarbeit zwischen Business und IT möglich machen. Von Transaktionssystemen über Datenmanagement, bekannt aus klassischen ERP-Lösungen (Enterprise Resource Planning), bis hin zu intelligenter Planung und Datenoptimierung, dem sogenannten Connected Planning, umfasst Software bei der Unternehmensplanung deshalb viele Bereiche.

Ein digitales Unternehmen zu sein erweitert Handlungsmöglichkeiten um ein Vielfaches, bedeutet aber noch nicht digitalisiert aufgestellt zu sein: Auf Unternehmensdaten in Echtzeit zuzugreifen und Pläne schnell zusammenzuführen ist hierfür essenziell. Verschiedene Fachabteilungen wie Vertrieb, Personal, Produktion, Einkauf oder Controlling agieren als Silos – sie tragen ihre Zahlen in ihre jeweiligen Speziallösungen ein oder aggregieren Planungen in komplexen Excel-Tabellen. Es fehlt eine interne Vernetzung, die Planungszyklen vereinfacht. Das aufwendige Sammeln von Daten aus verschiedensten Quellen verkompliziert den Prozess.

Weshalb missglücken digitale Transformationsprojekte?

Moderne ERP-Software gilt in Branchenkreisen als ultimative Lösung zum Vorantreiben der Digitalisierung in sämtlichen relevanten Unternehmensbereichen. Die große Herausforderung ist jedoch deren Einführung. Leider herrscht hierbei eine große Diskrepanz zwischen Theorie und wirklicher Umsetzung in der Realität: 70 Prozent aller digitalen Transformationsprojekte kommen laut einer McKinsey-Studie nicht an das ursprünglich angepeilte Ziel. Von den insgesamt angefangenen Projekten enden ganze 40 Prozent erfolglos und werden vorzeitig abgebrochen. Wie können diese Holpersteine vermieden werden? 

Die zwei Hauptaspekte sind der Umfang und die Flexibilität eines unternehmensweiten Transformationsprojektes. Je weitläufiger die Abdeckung der Abteilungen, Anwendungsfälle und Verwendungszwecke, desto mehr Zeit, Aufwand und Kosten sind involviert. Einhergehend mit dem Umfang des Projektes sollte auch die Flexibilität in der Planung wachsen, um mehr Störungen und ungeplante Umstände zu vermeiden, die das Projekt ins Stocken bringen und schließlich den Abschluss verhindern.

Was noch dazu kommt – mit dem Abschluss der ERP-Einführung beginnt die eigentliche Transformation: Die beteiligten Abteilungen müssen sich an das neue System gewöhnen, ihre Arbeitsabläufe entsprechend anpassen und sich bei Fragen und Anlaufschwierigkeiten an eine hemmungslos überforderte IT wenden. Eine große Herausforderung für eine reibungslose, unternehmensweite Vernetzung.

Connected Planning für einen Single-Point of Truth

Hier kommt das sogenannte Connected Planning ins Spiel: Eine Plattform, auf der sich alle Unternehmensdaten zur Planung wiederfinden und wo Auswertungen sowie Reportings automatisiert werden. Das bedeutet, dass Unternehmen traditionelle Silos auflösen und die Daten aus verschiedenen Bereichen in Echtzeit in der Cloud zusammenbringen.

Ein solcher Single Point of Truth, eine zentrale und synchrone Datenquelle, hat das Potential, die gesamten Planungsprozesse für Unternehmen zu optimieren und sich von unhandlichen Excel-Tabellen zu lösen. Anstatt im Falle einer Veränderung Daten aus allen Richtungen zusammenzubringen, sind sie bereits an einem Ort. So verhindern sie, dass Fehler auf Basis von alten oder falsch abgelegten Datensätzen auftreten.

Darüber hinaus erfüllt Connected Planning Aufgaben wie Analyse, Forecasting und Optimierung. Lösungen dieser Art sind in der Cloud angesiedelt und erlauben die Erstellung von Was-Wäre-Wenn-Analysen und Szenarien in Echtzeit. Die Verknüpfung von Daten in der Cloud ist eine perfekte Ergänzung zu ERP-Systemen. Das schafft eine enorme Flexibilität, denn so können die Daten auch abteilungsübergreifend und zukunftsweisend verwertet werden.

Mit dem Honeycomb-Prinzip Schritt für Schritt zur digitalen Unternehmensplanung

Bei der Einführung von Connected Planning wird gegenüber dem herkömmlichen, traditionellen Projektmanagement eine neue Methodik zur Einführung angewandt: Im Rahmen des agilen Projektmanagements werden die Kreisläufe von Planung, Durchführung und Auswertung auf kleine Teilprojekte kondensiert und schrittweise wiederholt. Darauf setzen Anbieter von vernetzten Planungslösungen, indem Anwendungsfälle als ebensolche Teilprojekte wie eine Reihe zusammenhängender Bienenwaben modelliert werden.

Diese Use Cases im Unternehmen hängen durch die gemeinsame Nutzung von Daten aneinander. Wenn eine Planungssoftware eingeführt wird, wird jeweils ein Anwendungsfall modelliert und integriert. Der agile Implementierungsprozess erlaubt Connected Planning von Anfang an die Flexibilität, dort anzusetzen, wo der Bedarf an Modellen und Prognosen am dringendsten ist. Konkrete Fragestellungen können durch Use Cases, wie beim Demand Planning, schneller und zielführender gelöst werden.

Dr. Björn Stauss, Anaplan

„Moderne ERP-Software gilt in Branchenkreisen als ultimative Lösung zum Vorantreiben der Digitalisierung in sämtlichen relevanten Unternehmensbereichen.“

Dr. Björn Stauss, Anaplan

Die dazu notwendigen Datensätze werden unmittelbar aus der Fachabteilung (in diesem Fall Personal und Vertrieb) in das Cloud-System übertragen. Aufgrund der flexiblen Modellierungsmöglichkeiten funktioniert dies auch ohne hohe technische Kenntnisse und Unterstützung durch die IT. Kann nun der Anwendungsfall von der Planungslösung bedient werden, so schließt sich ein Zyklus idealerweise nach wenigen Wochen und es können die nächsten Anwendungsfälle implementiert werden.

Fazit

Connected Planning bedeutet eine enorme Chance für jedes Unternehmen. Eine Software sollte in der Lage sein, den aktuellen Planungsanforderungen der Unternehmen gerecht zu werden. Die Umsetzung einer solchen Lösung ist selbst in schwierigen Umgebungen oft kein Problem, sofern der Ansatz sachgerecht ausgeführt wird: Stufenweise und Zyklus für Zyklus nach dem Honigwaben-Prinzip, anstelle von auf einen Schlag.

Cloud-basierte SaaS-Lösungen ermöglichen aufgrund ihres geringen Wartungsaufwands hohe Agilität. Sie eignen sich damit gut, um langfristige Transformationsprozesse agil zu begleiten und auch während der unternehmensweiten IT-Umstellung die Planung im Blick zu behalten. Das sorgt für eine bessere Akzeptanz der Software und zeigt schnell, wo ein System angepasst werden muss. So kann die Zahl gescheiterter ERP-Projekte reduziert werden.

Über den Autor:
Dr. Björn M. Stauss ist Area Vice President CEE beim Planungssoftware-Anbieter Anaplan, der digitalen Plattform für vernetzte Unternehmensplanung, Geschäftsanalytik und Forecasting.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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