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Software-IP verkaufen: strategisch den maximalen Wert erzielen

Der Verkauf von Software Intellectual Property (IP) ist ein sensibler und strategisch bedeutender Vorgang. Doch wie gelingt es, den maximalen Wert von Software-IP zu realisieren?

Software ermöglicht als einer der zentralen Werttreiber im IT-Umfeld Innovation, sichert Wettbewerbsvorteile und eröffnet neue Geschäftsmodelle. Gerade deswegen ist der Verkauf von Software Intellectual Property (IP) ein hochsensibler und strategisch bedeutender Vorgang.

Doch wie gelingt es Unternehmen, den maximalen Wert ihrer Software-IP zu realisieren? Und welche Fehler sollten sie vermeiden? Das Praxisbeispiel eines Spezialisten für Sensordatenfusion im Bereich des autonomen Fahrens zeigt: Der Erfolg liegt in einer intelligent gestalteten Veräußerungsstrategie – und im Verständnis, dass nicht der Verkäufer den Wert bestimmt, sondern der Markt.

Strategisch verhandeln: Der Schlüssel zur Wertmaximierung

Wer seine Software-IP veräußern will, muss vor allem eines verstehen: Der Wert ergibt sich nicht aus Entwicklungsaufwand oder technischer Exzellenz, sondern aus der Zahlungsbereitschaft potenzieller Käufer. Eine sorgfältige Marktanalyse, die gezielte Mobilisierung von Bietern und ein clever strukturierter Verkaufsprozess sind entscheidend.

Der klassische Weg in solchen Fällen ist der Verkauf des gesamten Unternehmens. Im genannten Praxisbeispiel entschied sich das Management allerdings bewusst für eine Trennung und veräußerte die Software-Assets separat und unabhängig. Diese Aufspaltung eröffnete neue strategische Optionen und ermöglichte optimale Ergebnisse.

Eine besondere Herausforderung: Den Wettbewerb zwischen exklusiven Käufern, die alleinige Rechte an der Software wollten, und mehreren nicht-exklusiven Interessenten zu gestalten. Mit einem intelligenten, spieltheoretisch optimierten Verhandlungsdesign gelang es, maximale Wertschöpfung zu erzielen.

Exklusiv oder nicht-exklusiv? Herausforderungen im Verkaufsmodell

Ein Kernthema bei der Veräußerung von Software-IP ist die Wahl zwischen exklusiver und nicht-exklusiver Lizenzierung. Exklusive Käufer zahlen oft deutlich höhere Preise, wollen aber vollständige Kontrolle und gegebenenfalls die Technologie nur für sich selbst nutzen. Nicht-exklusive Käufer sind bereit, Lizenzgebühren zu zahlen, erwarten jedoch, dass auch andere Kunden Zugriff erhalten können.

Im Praxisfall entstanden beide Interessentengruppen parallel und der Verkäufer musste verhindern, dass eine Gruppe auf Kosten der anderen – und zu seinem Nachteil – die Oberhand gewinnt. Durch geschickte Verhandlungsführung und transparente Angebotsformate konnten beide Gruppen erfolgreich in Wettbewerb gesetzt werden. Außerdem umging das Team den drohenden Trittbrettfahrer-Effekt unter den nicht-exklusiven Bietern: Diese spekulieren in der Praxis teilweise darauf, dass der Verkäufer durch den mehrfachen Verkauf ohnehin eine attraktive Summe erhält – und bieten entsprechend niedrige Preise.

Intelligente Auktionsmechanismen: So optimieren Profis den Kaufpreis

Ein klassisches Problem bei IP-Verkäufen besteht darin, Interessenten dazu zu bringen, ihre tatsächliche Zahlungsbereitschaft offen zu legen. Hier helfen Methoden der spieltheoretischen Verhandlungsoptimierung. Im beschriebenen Fall wurde ein mehrstufiger, iterativer Bietprozess aufgesetzt: Zunächst erhielten alle Interessenten ein hohes Preisangebot. In mehreren Runden wurden die Preise schrittweise angepasst. Für nicht-exklusive Bieter wurde zusätzlich ein Close-the-Gap-Mechanismus eingeführt: Wenn nicht alle nicht-exklusiven Interessenten ein Angebot akzeptierten, konnten die verbleibenden durch ein gemeinsames Aufstocken den Abschluss sichern.

Diese Mechanismen erzeugten einen glaubwürdigen Wettbewerbsdruck und sorgten dafür, dass sich niemand auf der Erwartung ausruhen konnte, am Ende ohnehin günstig zum Zuge zu kommen. Das Resultat: Der erzielte Preis lag signifikant über den initialen Einzelangeboten.

Warum bestimmt der Markt und nicht der Verkäufer den wahren Wert?

Viele Technologieunternehmen überschätzen den Einfluss ihrer eigenen Preisvorstellungen. Natürlich spielen Innovationsgrad, Entwicklungskosten oder strategische Bedeutung eine Rolle – doch letztlich zählt allein, was der Markt bereit ist zu zahlen.

Dr. Christoph Pfeiffer, Competitio

„Die Veräußerung von Software-IP ist eine strategische Herausforderung und eine große Chance für IT-Unternehmen. Wer den Verkaufsprozess strukturiert, auf Wettbewerb setzt und die Marktlogik respektiert, kann den wahren Wert seiner Innovation realisieren.“

Dr. Christoph Pfeiffer, Competitio

Im beschriebenen Fall wurde dieser Mechanismus konsequent genutzt: Durch einen strukturierten Prozess wurde ein breites Bieterfeld mobilisiert, und sowohl exklusive als auch nicht-exklusive Kaufangebote wurden systematisch gegeneinander in Stellung gebracht. Entscheidend war, den potenziellen Käufern klarzumachen, dass die exklusiven Bieter der nicht-exklusiven Nutzung ernsthafte Konkurrenz machen können – und umgekehrt. So ergab sich am Ende ein realistischer, durch Wettbewerb getriebener Marktpreis, der die ursprünglichen Erwartungen deutlich übertraf.

Fazit: So veräußern Unternehmen Software-IP optimal

Der hier beschriebene Praxisfall liefert wertvolle Erkenntnisse für alle Unternehmen, die über die Veräußerung von Software-IP nachdenken:

  1. Markt statt Bauchgefühl: Der Wert wird nicht intern kalkuliert, sondern am Markt entdeckt. Breite Bieteransprache und echtes Wettbewerbsdesign sind unverzichtbar.
  2. Prozessdesign entscheidet: Nur strukturierte, professionelle Verkaufsprozesse verhindern Preisverfall und Trittbrettfahrerverhalten.
  3. Exklusivität ist Trumpf: Die Option auf Exklusivrechte schafft zusätzlichen Anreiz und kann – selbst, wenn sie letztlich nicht vergeben wird – die Zahlungsbereitschaft aller Bieter erhöhen.
  4. Kreativität zahlt sich aus: Die Trennung von Software und Unternehmen ermöglichte, unterschiedliche Käufergruppen optimal zu adressieren.
  5. Externe Expertise nutzen: Gerade bei komplexen Auktionsdesigns lohnt sich die Zusammenarbeit mit erfahrenen Beratern.

Die Veräußerung von Software-IP ist eine strategische Herausforderung und eine große Chance für IT-Unternehmen. Wer den Verkaufsprozess strukturiert, auf Wettbewerb setzt und die Marktlogik respektiert, kann den wahren Wert seiner Innovation realisieren. Das Praxisbeispiel zeigt eindrucksvoll: Mit der richtigen Strategie lassen sich selbst in komplexen Märkten außergewöhnliche Ergebnisse erzielen.

Über den Autor:
Dr. Christoph Pfeiffer ist Experte für die spieltheoretische Analyse und Optimierung von Verhandlungs-, Vergabe- und Veräußerungsprozessen. Als Geschäftsführer von Competitio unterstützt er Unternehmen dabei, komplexe Einkaufs- und Vertriebsstrukturen effizient zu gestalten und durch gezielte Anreizmechanismen nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. Besonders bei Restrukturierungen, Transaktionen und der Optimierung der Cost Performance bei hohen Volumina trägt er maßgeblich zum Erfolg bei.

 

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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