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So gelingt der verantwortungsvolle Einsatz von KI

Damit der verantwortungsvolle Einsatz von KI gelingt, sollten Unternehmen den Anwender ins Zentrum ihrer Bemühungen stellen und transparent kommunizieren.

Künstliche Intelligenz (KI) hat sich von einer Innovation zu einem entscheidenden Faktor in der Geschäftswelt entwickelt und verändert heute die Arbeitsweise von Unternehmen weltweit. Immer mehr Unternehmen setzen auf die vielseitige Nutzung von KI, stehen jedoch vor der Herausforderung, sie verantwortungsvoll zu implementieren und einzusetzen.

Obwohl sich ein Großteil der Führungskräfte der Bedeutung einer verantwortungsvollen KI-Nutzung bewusst ist, fühlt sich nur ein kleiner Teil ausreichend vorbereitet, um entsprechende Maßnahmen im Unternehmen umzusetzen. So gaben 85 Prozent der Umfrageteilnehmer einer Studie von HCLTech und MIT Technology Review an, weder über die notwendigen Ressourcen noch über das erforderliche Wissen zu verfügen, um KI verantwortungsvoll zu implementieren. Damit zeigt sich eine deutliche Kluft zwischen dem Bewusstsein und der tatsächlichen Umsetzung. Doch welche Faktoren sind für diese Kluft verantwortlich und wie lässt sie sich schließen?

Hürden bei der Implementierung

Führungskräfte haben bei der Umsetzung verantwortungsvoller KI-Prinzipien einige wesentliche Hürden zu meistern. Einerseits stellt sich die Frage, wie Unternehmen den zunehmenden Bedrohungen im Bereich der Datensicherheit begegnen können, um Vertrauen in KI-Systeme aufzubauen und die Integrität sensibler Daten zu wahren. Nur 58 Prozent der befragten Führungskräfte glauben dies ausreichend beherrschen zu können. Andererseits ist die Einhaltung von Vorschriften und Compliance ein zentrales Thema. Nur 34 Prozent denken, dass sie mit KI-bezogenen regulatorischen Anforderungen umgehen können. Angesichts der stetig wachsenden Anzahl an rechtlichen und ethischen Richtlinien für KI stellt dies ein ernstzunehmendes Risiko dar, das Unternehmen in ihrer KI-Implementierung erheblich einschränken kann.

Gleichzeitig zeigt sich, dass auch die Benutzerakzeptanz von KI eine wesentliche Herausforderung darstellt. Nur 23 Prozent sehen sich in der Lage, die Risiken im Zusammenhang mit der Akzeptanz von KI erfolgreich adressieren zu können. Da die Einführung von KI mit einer Veränderung der Arbeitsweise und der Unternehmenskultur einhergeht, ist es entscheidend, dass Führungskräfte die Mitarbeitenden aktiv in den Prozess einbeziehen und Ängste sowie Widerstände abbauen.

Aus der Perspektive von Chancen und Verantwortung haben sich drei zentrale Prinzipien als entscheidende Faktoren für den erfolgreichen Einsatz von KI erwiesen: Nutzerorientierung, Transparenz und verlässliche Leitplanken.

Nutzerzentrierung: Grundpfeiler für erfolgreiche KI

Der Erfolg von KI hängt maßgeblich davon ab, dass das Wohlbefinden der Nutzer in den Vordergrund gestellt wird. Nutzerzentrierte KI orientiert sich nicht nur an intuitiven Schnittstellen, sondern integriert sich nahtlos in bestehende Arbeitsprozesse. Sie baut über ein ethisches Design und robuste Feedback-Systeme Vertrauen auf. Datenschutz spielt dabei eine entscheidende Rolle, indem er Sicherheit und zugleich personalisierte Dienste schafft. Wird beispielsweise ein KI-System mit gutem Datenschutz eingesetzt, erhalten Nutzer nicht nur Datensicherheit, sondern erfahren auch personalisierte Dienste, da sie sich bei der Weitergabe relevanter Informationen wohl fühlen.

Effiziente KI-Systeme beruhen auf nutzerzentrierten Designprinzipien, die Barrierefreiheit, Zuverlässigkeit und Transparenz sicherstellen. Nutzervertrauen wächst, wenn die KI klare Bedingungen einhält, präzise Ergebnisse liefert und den Schutz der Privatsphäre priorisiert. Die Herausforderung liegt darin, KI so zu implementieren, dass sie von den Nutzern verstanden, akzeptiert und integriert wird. Transparenz, eine schrittweise Offenlegung der KI-Funktionen und kontinuierliche Genauigkeit sind dabei essenziell. Adaptive Interaktionssysteme und eine ethische, kontextbewusste Gestaltung fördern die Akzeptanz, während Feedback-Systeme kontinuierliche Verbesserungen und eine stärkere Nutzerbeteiligung ermöglichen.

Unternehmen sollten zudem diverse Teams für die KI-Entwicklung einsetzen, um Voreingenommenheit zu vermeiden und Lösungen für verschiedene Nutzergruppen zu optimieren. Umfassende Schulungen und Aufklärung sind entscheidend, damit alle Beteiligten die Chancen und Grenzen der KI verstehen. Letztlich zeigt sich der Erfolg einer nutzerzentrierten KI-Einführung daran, wie gut sie akzeptiert wird, wie stark sie Arbeitsabläufe verbessert und wie nachhaltig sie zur Nutzerzufriedenheit beiträgt.

Transparenz: Schlüsselfaktor einer nachhaltigen KI-Einführung

Eine erfolgreiche und nachhaltige Einführung von KI erfordert ein hohes Maß an Transparenz. Unternehmen sollten nicht nur offenlegen, wo und wie KI eingesetzt wird, sondern auch Datenschutz, Compliance und die Kommunikation über den Einsatz personenbezogener Daten klar und verständlich gestalten. Die Umsetzung von KI-Transparenz braucht eine ganzheitliche Strategie, die auf vier zentralen Prinzipien basiert:

  • Klarheit: Eine offene Kommunikation über den Umgang mit Daten und Datenschutz schafft Vertrauen und hilft, die Potenziale und Grenzen von KI besser nachzuvollziehen.
  • Befähigung der Stakeholder: Transparenz ermöglicht eine Zusammenarbeit, in der Nutzer die Kontrolle über KI-Anwendungen behalten, Entwickler ethische, nutzerzentrierte Lösungen schaffen und Regulierungsbehörden Innovation mit Aufsicht in Einklang bringen.
  • Risikomanagement: Transparenz fungiert als Frühwarnsystem. Durch sie lassen sich potenzielle Fehlentwicklungen frühzeitig erkennen und sowohl Missbrauch als auch blindes Vertrauen in KI vermeiden.
  • Nachhaltiges Wachstum: Transparenz beschleunigt die Benutzerakzeptanz durch offene Feedback-Kanäle und treibt kontinuierliche Verbesserung voran.

Unternehmen, die einen transparenten Ansatz für KI-gestützte Tools erfolgreich umsetzen wollen, sollten einen umfassenden Katalog von KI-Modellen und -Daten erstellen, der regelmäßig überprüft wird. Durch Sicherstellung der Beobachtbarkeit wird es den Beteiligten ermöglicht, die Ergebnisse des Modells zu überwachen, wodurch Vertrauen in die Reliabilität, Konsistenz und Fairness der KI gefördert wird.

Dr. Heather Domin, HCLTech

„Eine offene Kommunikation über den Umgang mit Daten und Datenschutz schafft Vertrauen und hilft, die Potenziale und Grenzen von KI besser nachzuvollziehen.“

Dr. Heather Domin, HCLTech

Neben herkömmlichen KI-Implementierungen müssen Unternehmen auch ein neues Gebiet erkunden: KI-Agenten. Diese autonomen Systeme bringen sowohl erweiterte Fähigkeiten als auch eine erhöhte Verantwortung für die Transparenz mit sich. Die Herausforderung geht nun über die bloße Offenlegung der KI-Nutzung hinaus und besteht darin, das Vertrauen in Systeme zu fördern, die immer komplexere Entscheidungen treffen können. Ein transparenter Ansatz ist deshalb unerlässlich, da er das Vertrauen stärkt, die Einhaltung von Vorschriften gewährleistet und die langfristige Akzeptanz von KI fördert.

Leitplanken: Essenziell für sichere und ethische KI-Operationen

Ein verantwortungsvoller Umgang mit KI erfordert weit mehr als die bloße Erfüllung von Compliance-Vorgaben. Ein zentraler Schutzmechanismus sind algorithmische Folgenabschätzungen (AIAs), die potenzielle Risiken – etwa Verzerrungen in Gesundheitsdaten – bereits vor dem Einsatz identifizieren. Ergänzt wird dieser Schutz durch fortschrittliche Systeme zur Vorurteilsbekämpfung, die kontinuierlich nach problematischen Mustern Ausschau halten. Darüber hinaus müssen Unternehmen robuste Eindämmungsprotokolle etablieren, um sicherzustellen, dass KI-Systeme innerhalb definierter ethischer und operativer Grenzen agieren. Diese Protokolle verhindern unzulässige Entscheidungen oder eine ungewollte Überschreitung des Anwendungsbereichs. Ein weiteres essenzielles Werkzeug ist das digitale Wasserzeichen, das KI-generierte Inhalte authentifiziert und ihre Herkunft nachvollziehbar macht. So kann sichergestellt werden, dass die Grenze zwischen menschlichen und KI-generierten Inhalten nicht verschwimmt.

Diese Schutzmaßnahmen müssen durch starke Governance-Strukturen unterstützt werden, einschließlich KI-Ethikgremien und klarer Verantwortung für KI-Entscheidungen. Regelmäßige Tests, Validierungen und die Einhaltung globaler Standards wie dem EU AI Act helfen, die Funktionsfähigkeit und Rechtssicherheit von KI-Systemen zu gewährleisten. Schließlich erfordert die Reaktion auf KI-Vorfälle klare Protokolle und Kommunikationskanäle, um schnell und effektiv Probleme zu beheben.

Da Unternehmen weltweit die Einführung von KI beschleunigen, werden verantwortungsvolle KI-Praktiken immer wichtiger. Die Zukunft der KI liegt in den Händen derjenigen, die sie ethisch und verantwortungsvoll einsetzen. Für Unternehmen ist jetzt der ideale Zeitpunkt, diesen Weg einzuschlagen.

Über die Autorin:
Dr. Heather Domin ist Vice President und Head of Office of Responsible AI and Governance bei HCLTech, wo sie die zentralen Funktionen für verantwortungsvolle KI und Governance anführt. Vor ihrer Tätigkeit bei HCLTech war sie Global Leader of Responsible AI Initiatives bei IBM. Sie ist Co-Vorsitzende des IAPP-Beirats für die Entwicklung der AI Governance Professional-Zertifizierungsprüfung. Außerdem war sie Fellow des World Economic Forum, Associate Director des Notre Dame - IBM Tech Ethics Lab und hat in zahlreichen anderen Arbeitsgruppen und Allianzen der Branche mitgewirkt. Dr. Domin hat einen Doktortitel in Business Analytics und Data Science und verfügt über professionelle Zertifizierungen in AI Governance und mehreren Projektmanagement-Methoden. Ihre Arbeit hat maßgeblich zur Entwicklung und Umsetzung grundlegender Praktiken für verantwortungsvolle KI und Governance weltweit beigetragen.

 

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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