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VMware Explore 2025: Ära der Private Cloud?
Auf der Konferenz VMware Explore hat der Hersteller eine Reihe von Neuerungen vorgestellt. Und die Positionierung als Anbieter für sichere, skalierbare Private Clouds untermauert.
Wie die Jahre zuvor auch hatte VMware Ende August 2025 seine jährliche Hausmesse VMware Explore in Las Vegas abgehalten – wie bereits letztes Jahr mit einer rückläufigen Besucherzahl – aus Deutschland waren nur rund 100 Teilnehmer angereist, insgesamt sollen es zwischen 2500 und 5000 Teilnehmer gewesen sein – eine genaue Zahl hat der VMware-Eigentümer Broadcom nicht vermeldet.
Der europäische Ableger der VMware Explore findet dieses Jahr erstmalig nach vielen Jahren nicht mehr statt, an seine Stelle treten kleinere ein- bis zweitägige Veranstaltungen (VMware Explore on Tour) in ausgewählten europäischen Städten, die deutsche Variante findet am 11. und 12. November in Frankfurt statt, VMware ruft einen Eintrittspreis von 295 Euro zzgl. Mehrwertsteuer auf –vergleichbare Veranstaltungen von konkurrierenden Anbietern wie Nutanix und Red Hat sind hingegen kostenfrei.
Rückkehr zur Private Cloud
Inhaltlich stand die Veranstaltung unter dem Motto einer Rückkehr zur Private Cloud, was die strategische Ausrichtung des Herstellers dominiert, denn Broadcom will VMware primär als Alternative zur Public Cloud für mittlere bis große Kunden positionieren, die sich mit VMwares Flaggschiffprodukt VMware Cloud Foundation (VCF) eine eigene private Cloud bauen möchten – ab ca. zehn physischen Servern ein durchaus realistisches und möglicherweise auch wirtschaftlich sinnvolles Unterfangen.
Die momentan aktuelle Version 9 von VCF hatte VMware bereits im Juni vorgestellt. In der Keynote der Hausmesse lag daher der Fokus auf demnächst kommenden Neuerungen. Die wichtigsten Ankündigungen umfassten eine verstärkte Integration von Private AI Services direkt in VCF, Updates für Tanzu zur Unterstützung von AI- und Dateninnovationen sowie neue Partnerschaften mit Nvidia und Canonical, um skalierbare Hybrid-Cloud-Plattformen zu ermöglichen. Darüber hinaus wurden Innovationen im Avi Load Balancer vorgestellt, einschließlich einer integrierten Web Application Firewall (WAF), die die Sicherheit in privaten Clouds verbessert.
Technische Neuerungen in Produkten
In den technischen Sessions gingen die Experten vom Eigentümer Broadcom intensiv auf die Neuerungen in den Produkten ein. Die technisch wohl spannendste Neuigkeit in vSphere 9, das die technische Basis für die Private Cloud Plattform VCF darstellt, ist das „NVMe Memory Tiering“ getaufte Feature, das es erlaubt, NVMe-basierten Speicher als kostengünstige Erweiterung des Hauptspeichers zu nutzen. Dies ermöglicht eine effiziente Skalierung von Speicherressourcen, indem schnelle NVMe-SSDs als zusätzliche Speicherebene genutzt werden, was die Performance für anspruchsvolle Workloads wie AI-Modelle steigert, ohne den RAM massiv aufzurüsten. In der Netzwerk- und Sicherheitsplattform NSX, die ebenfalls eine wichtige technische Grundlage für die Private Cloud darstellt, ist nun ein nativer VPC Support direkt aus dem vCenter heraus neu möglich. Was genau bedeutet dies? Es erlaubt Administratoren, Virtual Private Clouds (VPCs) nahtlos zu erstellen, zu managen und zu isolieren, ohne zusätzliche Tools oder Konsolen zu benötigen – eine Vereinfachung, die die Komplexität in Multi-Tenant-Umgebungen reduziert und die Integration mit bestehenden vCenter-Workflows verbessert. vMotion unterstützt nun eine Übertragung des Zustandes von virtuellen Maschinen mit null Downtime auch für virtuelle Maschinen, die eine virtualisierte GPU nutzen – eine wichtige Neuerung für Maschinen, in denen AI-Anwendungen laufen – diese können nun den Ausführungsort wechseln.
Weitere Highlights im Überblick
Zu den bemerkenswerten Informationen aus den Sessions gehörten unter anderem folgende:
- Live Patching Enhancements: Verbesserte Funktionen für das Anwenden von Sicherheits- und Wartungs-Patches ohne Neustart des Hosts, was die Verfügbarkeit in produktiven Umgebungen weiter steigert und Downtimes minimiert.
- RDU Updates: Hierbei handelt es sich um Updates zum vSphere Resource Director (RDU), die eine dynamischere Ressourcenverteilung ermöglichen, insbesondere für containerisierte Anwendungen in Tanzu-Umgebungen. Dies optimiert die Nutzung von CPU, Speicher und Netzwerkressourcen in Echtzeit und unterstützt automatisierte Skalierungen für KI-gestützte Workloads.
- Monster Scale für SAP HANA (Beispiel): vSphere 9 erweitert die Skalierbarkeit für große SAP HANA-Instanzierungen, mit Unterstützung für bis zu 768 vCPUs und 24 TByte RAM pro VM – ein Monster-Scale-Szenario, das speziell für Enterprise-Anwendungen wie ERP-Systeme optimiert ist und in der Keynote als reales Kundenbeispiel hervorgehoben wurde.
- Minimal Supervisor Configuration: Eine neue, vereinfachte Konfigurationsoption für den ESXi Supervisor in vSphere with Tanzu, die den Einstieg in Kubernetes-basierte Umgebungen erleichtert. Sie reduziert die notwendigen Schritte auf ein Minimum, ideal für kleinere Teams oder Testumgebungen, ohne Kompromisse bei der Sicherheit einzugehen.
- Minimal Supervisor Configuration: Eine neue, vereinfachte Konfigurationsoption für den ESXi Supervisor in vSphere with Tanzu, die den Einstieg in Kubernetes-basierte Umgebungen erleichtert. Sie reduziert die notwendigen Schritte auf ein Minimum, ideal für kleinere Teams oder Testumgebungen, ohne Kompromisse bei der Sicherheit einzugehen.
Zusätzlich betonte Broadcom in den Keynotes die Integration von Private AI as a Service, die es Unternehmen ermöglicht, KI-Modelle sicher in der eigenen Infrastruktur zu betreiben, sowie cyber-resiliente Datenlösungen, die gegen Ransomware und andere Bedrohungen schützen. Die Veranstaltung unterstrich Broadcoms Vision, VMware als zentralen Player für sichere, skalierbare Private Clouds zu positionieren, mit einem klaren Fokus auf Kosteneffizienz und Innovationen für den gehobenen Mittelstand. Leider fallen kleinere Unternehmen, die die “nackte” vSphere Umgebung benötigen, etwas durch den Filter – an diesen scheint der neue Eigentümer Broadcom nicht mehr sonderlich interessiert zu sein und treibt diese damit in die Arme von anderen Herstellern, die seit der Übernahme von VMware durch Broadcom starken Zulauf erfahren.
Lizenziert wird VCF und sein kleinerer Ableger VVF auf Subscription-Basis per CPU-Core, VMware hat auch eine Mindestbestellmenge eingebaut – typischerweise ab 16 Cores pro Bestellung, um den Einstieg für kleinere Implementierungen zu erschweren und den Fokus auf Enterprise-Kunden zu legen. Kritiker sehen darin eine weitere Verschärfung der Preispolitik unter Broadcom, die den Wechsel zu Alternativen wie OpenStack oder Nutanix fördern könnte. Insgesamt markiert VMware Explore 2025 einen weiteren Schritt in der Konsolidierung der Produktpalette, mit einem starken Bekenntnis zur Private Cloud als Gegenmodell zur Public-Cloud-Dominanz. Für deutsche IT-Entscheider lohnt sich ein Blick auf die bevorstehende Explore-on-Tour in Frankfurt, um die Neuerungen hands-on zu erleben.
Ein Überblick aller Sessions der VMware Explore sowie deren Folien kann hier abgerufen werden. Die Folien können aktuell ohne Login geladen werden, die Videoaufzeichnungen sind aktuell nur für registrierte Teilnehmer der Veranstaltung verfügbar, Broadcom will diese demnächst aber frei zur Verfügung stellen.