
Romolo Tavani - stock.adobe.com
So können sich DR-Teams auf Klimarisiken vorbereiten
Disaster Recovery umfasst mehr als nur Datenwiederherstellung, es muss auch auf Klimarisiken vorbereitet sein. Der Beitrag erklärt die sinnvolle DR-Planung für diese Risiken.
Ein Disaster Recovery (DR) ist mittlerweile auch mit dem Klimawandel verbunden. Unternehmen müssen ihre Disaster-Recovery-Teams frühzeitig in die Lage versetzen, Klimarisiken wirksam zu bewältigen.
Mit dem globalen Temperaturanstieg und der Zunahme extremer Wetterereignisse wird das Potenzial für negative Auswirkungen auf ein Unternehmen immer größer. Unternehmen müssen dieses Risiko einschätzen, um sich auf die damit verbundenen potenziellen Folgen vorzubereiten.
Erfahren Sie mehr darüber, was ein Klimarisiko ist, welche Arten von Klimarisiken es gibt, wie man das Risiko bewertet und welche Strategien zur Risikominderung IT-Teams und Führungskräfte anwenden können, um ihr Unternehmen auf plötzlich auftretende Klimaereignisse vorzubereiten.
Was ist ein Klimarisiko?
Im Kontext des Disaster Recovery bezieht sich ein Klimarisiko auf die möglichen negativen Folgen des Klimawandels für Unternehmen und deren Infrastruktur. Es beschreibt die Gefahr, dass extreme Wetterereignisse oder langfristige klimatische Veränderungen die Geschäftstätigkeit und technischen Systeme einer Organisation beeinträchtigen oder sogar lahmlegen können. Daher ist es für Unternehmen zunehmend wichtig, Klimarisiken in ihre Disaster-Recovery-Planung einzubeziehen, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber klimabedingten Störungen zu erhöhen und die Kontinuität des Geschäftsbetriebs (Business Continuity) sicherzustellen.
Das Klimarisiko kann auch die potenziellen negativen Auswirkungen menschlicher Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels umfassen. So kann beispielsweise der Übergang zu einer kohlenstofffreien Energieerzeugung – eine Maßnahme zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen – gewisse Risiken mit sich bringen. Eine mögliche Folge der Rodung von Land für den Bau eines Windparks könnte etwa die Zerstörung oder Verdrängung von Wildtierhabitaten in diesem Gebiet sein.
Disaster-Recovery-Teams müssen sich der verschiedenen Arten von Klimarisiken bewusst sein und das Potenzial für negative Folgen in ihre DR-Planung einbeziehen.

Arten von Klimarisiken
Da das Klimarisiko ein großer Überbegriff ist, kann es hilfreich sein, es in zwei Haupttypen zu unterteilen: physisches Risiko und vorübergehendes Risiko (transitorisch).
Physisches Risiko
Gemäß den Richtlinien des Carbon Disclosure Project (CDP) bezeichnet das physische Klimarisiko die möglichen negativen Konsequenzen, die durch die direkten Auswirkungen des Klimawandels entstehen können. Diese Risiken lassen sich in akute und chronische Kategorien unterteilen. Ein konkretes Beispiel für ein akutes physisches Risiko wäre der potenzielle Verlust wichtiger Unternehmensdaten durch die Zerstörung von Serveranlagen infolge klimawandelbedingter Überschwemmungen in der Region
Akute Risiken sind ereignisabhängige Risiken. Diese umfassen plötzlich auftretende Extremwetterereignisse wie Stürme, Hagel oder Überschwemmungen, die unmittelbare Schäden an Infrastruktur und Betriebsabläufen verursachen können. Bestimmte Gebiete können anfälliger für akute Ereignisse sein als andere.
Zu den akuten Ereignissen gehören die folgenden:
- Wirbelstürme.
- Zyklone.
- Tornados.
- Hagel.
- Staubstürme.
- Hitzewellen.
- Waldbrände.
- Überschwemmungen.
- Dürren.
Chronische Risiken sind Risiken, die durch langfristige Verschiebungen der Klimamuster verursacht werden, wie beispielsweise steigende Durchschnittstemperaturen oder veränderte Niederschlagsmuster. Ein Anstieg des Meeresspiegels im Jahresvergleich könnte zum Beispiel dazu führen, dass extreme Überschwemmungen häufiger auftreten.
Ein Rechenzentrum, das alle Geräte kühl halten muss, könnte zudem bei steigenden Temperaturen im Laufe der Zeit steigende Energiekosten haben, weil die Außentemperaturen ständig steigen und die Kühlsysteme immer stärker belastet werden.
Zu den chronischen Problemen gehören die folgenden:
- Veränderungen der Niederschlagsmuster.
- Stetig steigende globale Temperaturen.
- Wasserstress (unzureichende Süßwasserversorgung).
- Eisschmelze.
- Landverödung.
- Veränderungen des Meeresspiegels.
- Versauerung der Meere.
- Klimamigration.
Akute und chronische physische Risiken können miteinander verbunden sein, aber es ist sinnvoll, sie getrennt zu betrachten. Beide Arten von physischen Risiken können unterschiedliche Ansätze erfordern, um sie wirksam anzugehen.
Transitorisches Risiko
Das Übergangsrisiko beschreibt die potenziellen negativen Auswirkungen, denen Organisationen bei der Anpassung an die Herausforderungen des Klimawandels ausgesetzt sein können. Es bezieht sich insbesondere auf Risiken, die mit dem Übergang zu einem nachhaltigeren Wirtschaftssystem verbunden sind, das darauf abzielt, die Folgen des Klimawandels zu mindern, zu reduzieren oder zu vermeiden.
Ein Beispiel hierfür ist die Umstellung auf ein kohlenstofffreies Energienetz. Obwohl diese Transformation erhebliche Vorteile für die Umwelt mit sich bringt, kann sie gleichzeitig wirtschaftliche oder operative Herausforderungen für Unternehmen verursachen, etwa durch steigende Kosten, regulatorische Anforderungen oder notwendige Investitionen in neue Technologien.
Um langfristig widerstandsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen das Übergangsrisiko ebenso sorgfältig analysieren und managen wie physische Klimarisiken. Nur so können sie sicherstellen, dass ihre Geschäftsmodelle auch in einer sich wandelnden Wirtschaft stabil bleiben.
Das Übergangsrisiko lässt sich weiter untergliedern in Marktrisiko, politisches/rechtliches Risiko, Reputationsrisiko und technologisches Risiko.
Marktrisiko. Dieses misst die Art und Weise, in der der Markt durch die Auswirkungen des Klimawandels beeinträchtigt werden könnte. Beispielsweise könnten die Auswirkungen des Klimawandels die Beschaffung bestimmter Materialien erschweren, was sich negativ auf Angebot und Nachfrage auswirken könnte.
Politisches/rechtliches Risiko. Hier wird gemessen, wie sich politische Maßnahmen und Entscheidungen, die zur Anpassung an den Klimawandel, zur Abschwächung oder Vermeidung von dessen Auswirkungen getroffen werden, auf die Organisation auswirken könnten. Eine politische Entscheidung, die von Unternehmen verlangt, innerhalb von fünf Jahren auf eine kohlenstoffärmere Energieerzeugung umzusteigen, könnte für ein Unternehmen einen enormen Zeit- und Kostenaufwand bedeuten, da es seinen Betrieb entsprechend anpassen muss.
In ähnlicher Weise misst das Rechtsrisiko die Art und Weise, in der Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit den Auswirkungen des Klimawandels oder der mangelnden Einhaltung von Klimaschutzrichtlinien und -angaben das finanzielle Überleben des Unternehmens gefährden könnten. Was wäre zum Beispiel, wenn eine Organisation die politische Entscheidung, innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahren auf eine kohlenstoffärmere Energieerzeugung umzustellen, nicht einhält? Dies könnte dazu führen, dass sie eine beträchtliche Gebühr zahlen muss oder zu einer anderen Strafmaßnahme gezwungen wird, die sich negativ auf das Endergebnis der Organisation auswirken könnte.
Reputationsrisiko. Misst die Art und Weise, wie sich die Wahrnehmung der klimabezogenen Maßnahmen eines Unternehmens durch die Kunden negativ auf die Finanzen auswirken könnte. Ein Beispiel: Ein Unternehmen stellt nur langsam auf saubere Energie um. Die Kunden könnten diese Untätigkeit negativ bewerten, was sich auf den Ruf des Unternehmens auswirkt und in der Folge zu weniger Aufträgen und geringeren Gewinnen führen könnte.
Technologisches Risiko. Misst die Art und Weise, wie sich technologische Entwicklungen im Zusammenhang mit der Umstellung auf den Klimawandel negativ auf ein Unternehmen auswirken könnten. Beispielsweise könnte der Klimawandel dazu führen, dass neue Technologien, wie energieeffiziente Batterien oder mit erneuerbaren Energien betriebene Server, in Produkte integriert werden müssen oder dass bestimmte Technologien veraltet sind. Dies kann zu einem verstärkten Produktwettbewerb auf dem Markt, höheren Produktionskosten, längeren Herstellungszeiten oder einer Verschiebung der Kundennachfrage führen.
Strategien fürs Management von Klimarisiken
Das Verständnis der Arten von Klimarisiken, denen ein Unternehmen ausgesetzt ist, ist nur der erste Schritt zu deren Bewältigung. Disaster-Recovery-Teams und Stakeholder im gesamten Unternehmen verfügen über einige Techniken, Werkzeuge und Strategien, die sie zur Risikobewertung und zum Risikomanagement einsetzen können.
Die United States Agency for International Development unterteilt das Klimarisikomanagement in vier Phasen, die sich auch in europäischen Unternehmen und Organisationen anwenden lassen.
Planung der Klimarisikobewertung. In dieser Phase müssen die Organisationen einen klaren Plan für die Durchführung von Risikobewertungen und die Sammlung und Überprüfung von Klimainformationen entwickeln. Es gibt eine Vielzahl von Klimarisikobewertungen, Screenings und Methoden, so dass es ein wichtiger erster Schritt ist, sich auf den Bewertungsstil zu einigen, der für die Organisation am besten geeignet ist.
Zu den Faktoren, die sich darauf auswirken können, welchen Stil ein Unternehmen wählt, gehört, ob es intern über Fachwissen zum Klimawandel verfügt, ob es bereits früher Bewertungen durchgeführt hat und wie schnell das Unternehmen die Bewertung durchführen muss.
Im Allgemeinen müssen Unternehmen keine eigenen Klimadaten sammeln. Viele unabhängige Organisationen haben Klimadaten zusammengetragen und online frei zugänglich gemacht. Das Climate Change Knowledge Portal der Weltbank ist beispielsweise eine gute Quelle, um detaillierte Klimainformationen für verschiedene Gebiete zu finden.
Durchführung der Klimarisikobewertung. In dieser Phase führt die Organisation die eigentliche Bewertung durch. Dieser Prozess umfasst in der Regel die Identifizierung von Klimarisiken, die Bewertung dieser Risiken anhand eines Rahmens, der die Klimarisiken, die Anfälligkeit und die Exposition misst, die Festlegung, wie mit den Risiken umzugehen ist, die Planung des Umgangs mit diesen Risiken im Laufe der Zeit und die Erstellung von Plänen, wie neue Risiken im Laufe der Zeit identifiziert werden können.
Integration der Ergebnisse. In dieser Phase werden die Ergebnisse der Bewertung in die Unternehmensstrategien und -aktivitäten sowie in die Disaster-Recovery-Pläne integriert. Es muss überlegt werden, wie das Unternehmen die Risiken unternehmensweit angehen kann, und Führungskräfte und Interessengruppen müssen unterstützt und motiviert werden, die Ergebnisse in alle Aspekte des Betriebs einfließen zu lassen.
Umsetzung und Verwaltung der Pläne. Dies ist die Implementierungsphase, in der die sorgfältig ausgearbeiteten Pläne in die Tat umgesetzt und überwacht werden. In dieser Phase sollten die Organisationen auch den Erfolg dieser Pläne bewerten. Wie gut werden zum Beispiel die Klimarisiken angegangen? Auf der Grundlage der Bewertung kann die Organisation die nächsten Schritte festlegen, um ein kontinuierliches Risikomanagement zu gewährleisten.
Die Auswirkungen des Klimawandels können sich schnell verändern, so dass das Risikomanagement schnell und umfassend angepasst werden muss. Die gesamte Organisation, einschließlich der Führungsebene und des DR-Teams, muss sich über das Klimarisikomanagement und die Strategien zur Risikominderung einig sein und diese aufeinander abstimmen, um eine ordnungsgemäße und vollständige Ausführung zu gewährleisten.
Schritte zur Durchführung einer Klimarisikobewertung
Im Folgenden finden Sie einige allgemeine Schritte, die Unternehmen zur Durchführung einer Klimarisikobewertung befolgen können:
- Bestimmen Sie, wer an der Bewertung beteiligt sein wird, und benennen Sie die Verantwortlichen in den einzelnen Geschäftsbereichen und an den erforderlichen Standorten.
- Bestimmen Sie den Umfang der Bewertung und legen Sie einen Zeitplan mit klaren Meilensteinen fest. Dabei sollte auch festgelegt werden, wie die Bewertung durchgeführt werden soll, welche Risikotypen und -szenarien berücksichtigt werden und welche Richtlinien, Standards und Instrumente das Unternehmen verwenden wird.
- Erstellen Sie eine Liste der Anlagen und Systeme, die einer Analyse unterzogen werden sollen. Dazu gehören Standort und Anzahl der Einrichtungen, Daten zur Ressourcennutzung und -leistung, Produktinventar, Informationen zur Lieferkette, Flächennutzungsdaten und andere relevante Anlagen und Systeme, die vom Klimawandel betroffen sein könnten.
- Sammeln Sie relevante Klimadaten. Diese Sammlung sollte aktuelle, historische und zukünftige Klimadaten umfassen.
- Identifizieren Sie Risiken und Chancen. Welche physischen Risiken und Übergangsrisiken sind auf der Grundlage der gesammelten Klimadaten zu erwarten? Was sind die möglichen Folgen dieser Ereignisse und wie könnten sie sich auf die Organisation auswirken?
- Analysieren und bewerten Sie die Risiken. Dazu gehört die Bewertung jedes Risikos auf der Grundlage der Anfälligkeit von Vermögenswerten und Systemen, des Ausmaßes der Risikoexposition, der Wahrscheinlichkeit des Eintretens von Gefahren, der Wahrscheinlichkeit, dass ein Risiko im Laufe der Zeit zunimmt, des Ausmaßes von Verlusten und/oder der Auswirkungen auf die strategische und finanzielle Positionierung Ihrer Organisation sowie der Qualität und Quantität der mit einem Risiko verbundenen potenziellen Auswirkungen. Es sollte auch darauf eingegangen werden, wie gut sich die Organisation, ihre Vermögenswerte und Systeme an diese Auswirkungen anpassen und von ihnen erholen können. Überlegen Sie, ob Ihre Organisation über Strategien zum Schutz vor den einzelnen Risiken verfügt, da dies Auswirkungen darauf haben könnte, welche Maßnahmen wann ergriffen werden müssen. Eine Risikobewertungsmatrix kann die Risiken visualisieren und nach Prioritäten ordnen.
- Legen Sie fest, wie die Risiken angegangen und überwacht werden sollen. Dabei sollte auch festgelegt werden, wie mit den sich entwickelnden Risiken umgegangen werden soll und wie neue Risiken identifiziert werden können, sobald sie auftreten.
Klimabezogene Chancen für Verbesserungen
Genauso wie es verschiedene Arten von Klimarisiken gibt, die zu berücksichtigen sind, gibt es auch klimabezogene Chancen. Diese Chancen können dazu beitragen, einige der Risiken auszugleichen.
Laut der Task Force on Climate-related Financial Disclosures gibt es mehrere Bereiche, in denen sich Chancen im Zusammenhang mit dem Klimawandel bieten:
- Ressourceneffizienz. Im Rahmen der Bemühungen um eine Verringerung der Emissionen besteht die Möglichkeit, die Gesamtbetriebskosten durch eine Verbesserung der Ressourceneffizienz zu senken, insbesondere im Hinblick auf die Energieeffizienz. Ressourceneffizientere Technologien und Prozesse, wie zum Beispiel Recyclingprozesse, können direkt zu Kosteneinsparungen führen und sind darüber hinaus generell besser für die Umwelt.
- Energiequellen. Die Umstellung auf emissionsarme Energiequellen wie Wasser-, Kernkraft-, Wind- oder Solarenergie kann Unternehmen die Möglichkeit bieten, Energiekosten zu sparen. In dem Maße, in dem sich diese Technologien weiterentwickeln und mehr Anbieter in diesen Bereich einsteigen, könnten die Kosten sinken und die Hürden für eine Umstellung werden geringer. Dies könnte es für Unternehmen einfacher und vorteilhafter machen, auf umweltfreundliche Alternativen umzusteigen.
- Produkte und Dienstleistungen. Unternehmen können ihre Wettbewerbsposition verbessern, indem sie Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die zur Reduzierung von Emissionen beitragen. Dies kann ihre Produkte und Dienstleistungen für umweltfreundliche Kunden attraktiver machen und den Ruf der Organisation auf dem Markt verbessern.
- Die Märkte. Der Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Weltwirtschaft kann für Organisationen, die sich diversifizieren und neue Märkte erschließen wollen, eine Chance darstellen. So könnten Organisationen beispielsweise mit Regierungen und gesellschaftlichen Gruppen zusammenarbeiten, um diesen Übergang zu unterstützen oder neue Produktmöglichkeiten zu entdecken, die diesen Wandel ermöglichen.
- Widerstandsfähigkeit (Resilienz). Je widerstandsfähiger eine Organisation gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels ist, desto besser kann sie auf Klimarisiken reagieren. Organisationen, die sich auf die Verbesserung der Widerstandsfähigkeit konzentrieren, könnten Möglichkeiten finden, die Effizienz zu steigern, Produktionsprozesse zu verbessern und neue Produkte zu entwickeln.