Schub für Business One kann SAPs KMU-Strategie stärken

Das ERP-System von SAP gilt als teuer und schwer implementierbar. Diesen Ruf will SAP mit speziellen Produkten für kleine Unternehmen zerstreuen.

Der tiefe Fall von SAP Anywhere – einem E-Commerce-Frontend, das 2016 mit großem Trara auf den Markt gebracht wurde – hat Fragen zum Engagement von SAP im Mittelstand aufgeworfen. Da SAP jedoch 60.000 Business-One-Kunden hat und keine Pläne, Business ByDesign aufzugeben, kann das Ende von SAP Anywhere dazu beitragen, zu klären, was SAP eigentlich in nächster Zukunft beabsichtigt.

Die Pläne von SAP für Business One zeigen, was am Markt ankommt – auch wenn Business ByDesign als Konkurrent forciert wird.

„Business One wird immer mehr zu einer echten Plattform mit einer modulareren Microservices-Architektur“, sagt Cindy Jutras, Präsidentin des Beratungsunternehmens Mint Jutras. „Dies ist ein großes Plus für alle Partner, die Add-ons entwickeln.“ Sie merkt zudem an, dass Partner – statt Business One anzupassen – auch Plug-and-Play-Erweiterungen verwenden können. Davon dürften Kunden profitieren, die sich nicht mit individuellem Code auseinandersetzen möchten.

Botschaften für den Mittelstand

Darüber hinaus hat SAP seine kontroverse Außendarstellung für Business One verändert. Das Unternehmen verzichtete auf das Business-All-in-One-Etikett. „Business One war nie ein separates Produkt, sondern ein Softwarepaket, das aus SAP ERP mit integrierten Best Practices und Templates bestand“, erläutert Jutras. „Es mit einem anderen Namen zu benennen, bedeutete für den Markt, dass es sich um ein anderes Produkt handelte. Und das war es nicht.“

Intern hat SAP Business One und Business ByDesign zusammengeführt. Beide Produkte werden jetzt von einem einzigen Team betreut. Aber der Anbieter plant nicht, die Produkte auch tatsächlich zusammenzuführen, so Luis Murguia, Senior Vice President und General Manager von SAP Business One und Business ByDesign. Das Ziel ist es vielmehr, die Zusammenarbeit von Partnern mit SAP zu vereinfachen. Reseller, deren Kunden an die Grenzen von Business One stoßen, sollen außerdem die Möglichkeit erhalten, Business ByDesign einfacher anbieten zu können.

Business ByDesign muss gepusht werden

Business ByDesign befindet sich jedoch noch in einer Grauzone und ist laut Jutras nicht einmal für das SAP-Portfolio notwendig. „Wenn sie mit S/4HANA das vorhaben, worüber sie sprechen – nämlich es in die Cloud zu bringen – dann frage ich mich, ob das Business ByDesign aus der Nische herauskatapultieren wird“, sagt sie.

Die Zielgruppe für Business ByDesign sind Unternehmen mit 250 bis 1.500 Mitarbeitern, während sich Business One an Unternehmen mit 10 bis 350 Mitarbeitern richtet, so Murguia. SAP hofft, dass die Partner Business ByDesign als Angebot für ihre Kunden nutzen. Die Dynamik von Business ByDesign soll wiederbelebt und der Reseller-Markt erweitert werden.

Jutras glaubt jedoch, dass Business ByDesign dadurch möglicherweise aus der Mittelstandsnische gedrängt wird. Mit S/4HANA in der Cloud, „bin ich mir nicht sicher, ob sie das dritte Produkt wirklich noch brauchen.“

SAP hat allerdings keine Pläne, Business ByDesign fallen zu lassen. In Anbetracht des scheinbar glanzlosen Marketings gibt es aber immer noch einige Kunden, die glauben, dass es nicht überleben kann. „Entweder es verschwindet und S/4HANA füllt die Lücke. Oder SAP muss mit seinem Go-to-Market Messaging deutlicher werden“, sagt Jutras.

Partnerprogramm kann Vertrieb unterstützen

Unterdessen hat SAP jüngst ein neues Partnerprogramm vorgestellt. Dieses öffnet unter anderem SAP Leonardo für Partner, die hauptsächlich mit kleinen Unternehmen Geschäfte machen. Sie möchten damit ERP-Technologie, die lose sowohl an Business One als auch an Business ByDesign gekoppelt ist, für kleinere Unternehmen anbieten, sagt Murguia.

„SAP ist nicht immer auf dem Radar kleinerer Unternehmen – und sicher auch nicht immer ganz oben auf der Liste der Software, die sie in Betracht ziehen.“
Dror OrbachIllumiti

Laut Nir Orbach, Gründer und CEO von Illumiti, einem SAP-Partner, sehen die Partner bei ihren KMU-Kunden nach wie vor eine große Nachfrage nach ERP. Die Kunden fragen auch nach Analytics, sagt er. Illumiti ist deshalb begeistert, dass über das Partnerprogramm nun Leonardo angeboten wird. An der Suite der neuesten Generation von SAP-Technologien zeigen seine Kunden ebenfalls starkes Interesse.

Aber SAP hat durchaus noch Luft nach oben, um seine Marketingbotschaften zu verbessern, so Dror Orbach, Chief Operating Officer von Illumiti. „SAP ist nicht immer auf dem Radar kleinerer Unternehmen – und sicher auch nicht immer ganz oben auf der Liste der Software, die sie in Betracht ziehen“, sagt er.

Jutras erwartet nicht, dass Partner, die hauptsächlich mit KMUs arbeiten, Leonardo anbieten. Aber sie ist überzeugt, dass sie Teile von Leonardo nutzen, um Business One oder Business ByDesign zu erweitern. „Kein kleines Unternehmen wird so etwas wie Leonardo kaufen“, sagt sie.

SAP ermutigt auch seine besten Partner, sowohl Business One als auch Business ByDesign anzubieten. Allerdings haben nicht alle die Ressourcen, um ein weiteres Produkt in ihr Angebot aufzunehmen, so Jutras. Die größeren Partner werden jedoch wahrscheinlich Leonardo-ähnliche Erweiterungen hinzufügen.

„Das Schöne an der Cloud-Plattform und der Architektur ist, dass sowohl SAP als auch seine Partner in der Lage sein sollten, einige der Erweiterungen und damit einen neuen Geschäftswert zu entwickeln, der auf beiden Plattformen funktioniert“, sagt sie. Sie verweist außerdem darauf, dass SAP mehr wiederverwendbaren Code sowohl in Business One als auch in Business ByDesign erlaubt. Das sind Dinge, die ursprünglich für S/4HANA entwickelt wurden.

In gewisser Weise scheint das Ende von SAP Anywhere für SAP eine Gelegenheit zu sein, sich wieder auf mittelständische Unternehmen zu konzentrieren. Durch die bessere Vermarktung der SAP-Pläne sowie der Fortführung der Philosophie der offenen Architektur und des wiederverwendbaren Codes kann SAP im Mittelstand Boden gutmachen.

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