Telekommunikations-Trends 2019: 5G und IoT

Der Telekommunikations-Markt steht 2019 im Zeichen von 5G und IoT. Für die Betreiber geht es um Umsätze und die Frage, ob Cloud und Edge Computing alte Geschäftsmodelle ablösen.

Unternehmen müssen immer mit Änderungen rechnen. Aber nur wenige Branchen sehen sich derart gewaltigen Herausforderungen gegenüber wie die Netzwerkbetreiber im Jahr 2019. Infolgedessen werden die damit einhergehenden Änderungen die Telekommunikations-Trends 2019 dominieren.

Die Anforderungen der Käufer ändern sich in nie dagewesener Geschwindigkeit, und die Technologien, von denen die Betreiber hofften, sie würden ihre Transformation bestimmen, kommen nur im Schneckentempo voran. Dazu zählen Network Functions Virtualization (NFV), 5G-Mobilfunk und IoT. Als Folge wird es 2019 primär darum gehen, diese Diskrepanz auszugleichen.

Die Betreiber wissen seit mindestens zehn Jahren, dass das Internet und OTT-Services (Over The Top) Telekommunikations-Service-Provider von neuen Einnahmemöglichkeiten ausschließen könnten. Doch es kommt noch schlimmer. Während neue Services den Netzwerk-Traffic steigern, verhindert ein harter Wettbewerb, dass die Betreiber Services nach einem nutzungsbasierten Modell statt in Form einer Flatrate abrechnen können. Kunden wollen von den Vorteilen neuer Technologien profitieren, aber die Betreiber scheinen Probleme zu haben, ihren Teil vom Kuchen abzukriegen.

Die Netzwerkbetreiber müssen sich vor allem mit einer bitteren Wahrheit auseinandersetzen: Die Trends in der Telekommunikation für 2019 bedeuten vor allem, dass eine Transformation – ein signifikanter Technologiewandel, um wichtige Marktänderungen aufzugreifen – nicht in diesem Jahr erfolgen wird. Die meisten CTOs hatten gehofft, dass drei Dinge stattfinden würden: ein weitreichender Effekt von NFV, rasche Einführung neuer mobiler 5G-Services und höhere Einnahmen durch IoT-Vernetzung. Für die CFOs dieser Organisationen ist offensichtlich, dass nichts davon so eintreffen wird wie erwartet. Stattdessen müssen die Betreiber sich gegen eine käuferseitige Revolution wappnen und sich auf Technologien konzentrieren, die die Käufereinflüsse, die höchstwahrscheinlich in diesem Jahr entstehen, optimal unterstützen.

Der 5G-Fokus verlagert sich auf Fixed Broadband

Die stärkste Waffe, die Betreiber 2019 zur Verfügung haben, sind 5G-Hybridlösungen im Millimeterwellenbereich mit Fiber-to-the-Node (FTTN). Mobile 5G mag neue Anwendungen ermöglichen, steigert aber nicht die Bereitschaft von Käufern, für mobile Services höhere Preise zu zahlen. Andererseits demonstriert 5G FTTN bereits jetzt, dass es Fixed Broadband Services buchstäblich revolutionieren kann, indem es Kosten radikal reduziert und neue Entwicklungen vorantreibt. Die Betreiber können damit rechnen, zirka 80 Prozent ihrer Kunden mit mindestens 75 MBit/s Breitbandanbindung zu erreichen, während sich per Fibre-to-the-Home (FTTH) nur ein Viertel davon profitabel erreichen lässt.

5G FTTN macht Internet per Fixed Broadband an sich potenziell rentabel. Das gilt insbesondere für Betreiber, deren Versorgungsgebiete eine große Dichte an Privat- und Geschäftskunden aufweist. Telcos, die sich zuvor auf DSL verlassen haben, um Privathaushalte und kleine Unternehmen mit Breitband zu versorgen, können nun erwarten, dass ihnen eine profitable, wettbewerbsfähige Alternative mit höherer Geschwindigkeit zur Verfügung steht. Die Kunden sind möglicherweise bereit, für Breitband jenseits von DSL-Raten einen höheren Preis zu zahlen. Somit verspricht ein hybrider 5G-FTTN-Service gesteigerte Einnahmen, wenn mobile Services bei einer bestimmten Obergrenze wettbewerbsfähig gedeckelt werden. Dies verschiebt den 5G-Fokus von Mobile zu Fixed Broadband.

5G FTTN treibt Video-Streaming

Hybrides 5G FTTN beschleunigt eine weitere verbrauchergetriebene Transformation: den Trend zu Video-Streaming. Der Appetit von mobilen Nutzern auf Video unterwegs führte schnell zu einem Videomarkt, der die lineare stationäre Videoversorgung ergänzte. Aber genau diese Verbraucher bevorzugen nun zunehmend Streaming zuhause. Da 5G FTTN zwar Video-Streaming, aber kein lineares Video, etwa Fernsehübertragungen in Echtzeit, liefern kann, zwingt die 5G-Fixed-Broadband-Transformation die Betreiber zum Streaming. Das war bereits 2018 ein sich abzeichnender Telekommunikations-Trend.

Video-Streaming in großem Maßstab für mobile und stationäre Nutzer bedeutet, dass Video- und Werbe-Caching äußerst wichtig werden. Die überzeugendste frühzeitige Chance für Edge Computing und die Carrier-Cloud besteht im Caching von Video und Werbung sowie der Anwendung demografischer Nutzerdaten für eine zielgerichtete Werbung. Diese Anwendung könnte es den Betreibern ermöglichen, eigene, Edge-gehostete und rentable OTT-Services anzubieten. Schließlich steht ihnen in Vermittlungsstellen weltweit genügend Platz zur Verfügung, der sich für diese videobezogenen Anwendungen schnell nutzen ließe. Andere hätten mit massiven Problemen in puncto Räumlichkeiten und Anbindung zu kämpfen.

Die Herausforderung, der sich die Betreiber gegenübersehen, wenn sie diese potenziellen Vorteile durch die Carrier-Cloud realisieren wollen, ist die gewaltige Zunahme der operativen Komplexität. Services, die aus gehosteten, dynamischen Funktionen entstehen, sind von Haus aus komplexer als Services, die von speziellen Geräten generiert werden. Der anfängliche NFV-Vorstoß der Betreiber zu gehosteten Funktionen ließ die operative Effizienz gehosteter Funktionen unberücksichtigt. Initiativen aus jüngerer Zeit, wie die Zero Touch Automation Group von ETSI, scheinen dem Pfad von NFV zu folgen, anstatt der Tatsache Rechnung zu tragen, dass die künftige Infrastruktur mehr einer Cloud als einem traditionellen Netzwerk ähnelt.

In diesem Jahr werden die Betreiber vor einer womöglich ausschlaggebenden Entscheidung stehen: Konzentrieren sie sich weiter auf ihre eigenen Standards und Open-Source-Projekte und verwenden dazu den alten Ansatz, der auf Netzwerkgeräten basiert? Falls ja, wird die Carrier-Cloud das Modell der Cloud-Computing-Branche für Entwicklung, Bereitstellung und Lifecycle-Management von Anwendungen übernehmen müssen. Der Grund liegt darin, dass gerätezentrierte Praktiken sich nicht an die Cloud anpassen lassen, ohne die gesamten dynamischen Vorteile der Cloud zu verlieren.

Diese Trennung von Netzwerk und Cloud würde sicherlich bedeuten, dass die Betreiber OTT-Funktionen und -Services nur durch separate Tochterfirmen bereitstellen könnten. Ihr Kerngeschäft würde zu einem reinen Konnektivitäts-Business mit niedrigen Gewinnmargen.

Betreiber brauchen ein intelligentes IoT-Service-Modell

Bei den Telekommunikations-Trends 2019 ist IoT auf viele Arten eine Spielwiese für diesen Kampf der Infrastrukturmodelle. Bislang haben die Betreiber die Chancen durch IoT nur in Form des Umsatzes betrachtet, den sie durch die Vernetzung neuer Geräte mit mobilen 5G-Services erzielen könnten. Aktuelle Studien des Netzwerkausrüsters Ericsson zeigen, dass die Betreiber Services berücksichtigen müssen, die IoT-Ereignisse verarbeiten und den Verbrauchernutzen steigern, um neue Einnahmen zu generieren.

Die Betreiber müssen sich gegen eine käuferseitige Revolution wappnen und sich auf Technologien konzentrieren, die die Käufereinflüsse optimal unterstützen, die höchstwahrscheinlich in diesem Jahr entstehen.

Smart Facilities wie intelligente Wohnungen, Gebäude und Städte sind der realistische Rahmen für die Einführung von IoT. Und alle diese Dinge basieren eher auf einem IoT-Service-Modell als auf 5G oder mobiler Konnektivität. Unternehmen wie Amazon, Apple, Google und Ring suchen nach Möglichkeiten der Facility-Sicherheit und -Kontrolle. Dazu gehören auch persönliche Assistenten, die diese traditionellen IoT-Anwendungen in Entertainment, Kommunikation und Lifestyle generell integrieren. Durch jeden Schritt, den diese Player unternehmen, entsteht eine neue OTT-Bedrohung, denn sie schnappen sich die Filetstücke, bevor die Betreiber die Chancen realisieren, die sich durch Smart Facilities bieten.

Fazit

Was sollten Betreiber 2019 also berücksichtigen? Um bei IoT erfolgreich zu sein, müssen sie ihre Smart-City-Perspektive radikal erweitern. Nur so erkennen sie, dass die Umsätze nicht mehr primär mit Konnektivität gemacht werden, sondern über Mehrwert für Smart Facilities. Entsprechende Angebote müssen sich an diesem Mehrwert ausrichten.

Außerdem müssen die Betreiber jetzt einige harte Entscheidungen treffen. Es bleibt keine Zeit mehr für langwierige Überlegungen und Untersuchungen. Softwareinitiativen haben sich die Idee von Fail-Fast seit Jahren zu eigen gemacht. Dieses Entwicklungsmodell besagt, dass es viel effektiver ist, wenn man etwas schnell angeht und bei Fehlschlägen einen besseren Ansatz sucht, als wenn man von Anfang an die perfekte Lösung will. Diese Lektion müssen die Betreiber 2019 lernen. Und davor haben sie am meisten Angst.

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