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Unternehmens-Architekturen für die digitale Transformation

Viele Unternehmen stellen fest, dass sie moderne Geschäftsziele das Überarbeiten der bestehenden Unternehmens-Architektur erfordern. Unser Gastautor erklärt, worauf es ankommt.

Bei vielen großen Unternehmen ist die grundlegende IT- Architecture seit Jahrzehnten gleich geblieben. Dabei haben sich die Konzepte für effiziente IT-Landschaften in den letzten Jahren grundlegend verändert. Wenn Sie moderne Ansätze nutzen, um die Business-Prozesse an die neuen Möglichkeiten der IT anzupassen, sind Sie in der Lage, das Potential voll auszuschöpfen.

Die digitale Transformation hat in den letzten Jahren viele neue Möglichkeiten geschaffen, etwa Homeoffice, mobile Internetnutzung oder Cloud-Services. Doch als Basis für die Unternehmensarchitektur (Enterprise Architecture, EA) nutzen 80 Prozent der Global 50 weiterhin das TOGAF (The Open Group Architecture Framework), dessen erste Version aus dem Jahr 1995 stammt. Das Modell erhält zwar regelmäßig kleinere Änderungen, doch es teilt weiterhin das Unternehmen in drei grundlegende Bereiche: Geschäft, Anwendung, Daten und Technik. Das ist so nichtmehr unbedingt zeitgemäß.

Für viele Unternehmen ist es eine große Herausforderung ihre Geschäftsarchitektur zu überarbeiten. Sie müssen Sich das so vorstellen, als sollten Sie für ein mehrstöckiges Haus die Fundamente erneuern. Langfristig kommen Sie aber nicht darum herum, Ihre Architektur an die neuen Möglichkeiten oder Beschränkungen anzupassen, um kontinuierliche Innovationen zu unterstützen. Entsprechend sind moderne EA-Konzepte nötig, durch die Mobilität, Vernetzung, Sicherheit, Automatisierung und digitale Dienste umsetzbar sind.

Arbeitsprozesse an IT anpassen

Dies führt zu einem Paradigmenwechsel. Bislang sahen die meisten Unternehmen die IT eher als Werkzeug ihrer Geschäftsbereiche – zum, Beispiel, als sie die Schreibmaschine des Sekretärs erst durch eine elektrische Schreibmaschine und dann durch einen Computer ersetzten. Doch die Prozesse wie Memos und Briefe schreiben blieben gleich.

Heute denken viel mehr Betriebe darüber nach, wie sie ihre Prozesse an die Möglichkeiten der IT anpassen. So ist der Assistent heute in der Lage, auch die Website und die Telefonliste zu pflegen, Fotos zu bearbeiten oder Präsentationen zu erstellen. Diese Aufgaben waren früher für ihn schlichtweg nicht durchführbar. Mitarbeiter, die ehemals an solchen Aufgaben beteilig waren, haben jetzt die Hände für anderes frei. Dadurch steigert das Unternehmen seine Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit.

Aktuelle EA-Modelle

Durch eine moderne Unternehmensarchitektur sind Sie außerdem in der Lage, die Transparenz Ihrer Geschäftsprozesse zu verbessern. Auf dieser Grundlage steuern Sie flexibel die nötigen strategischen Veränderungen proaktiv, statt im Nachhinein auf Vorfälle zu reagieren.

Roman Borovits, F5

„Das Planen einer Unternehmensarchitektur erfordert heute nicht mehr umfangreiche Fünfjahrespläne mit zahlreichen Analysen, Zeitplänen und festgelegten Konzepten. Stattdessen gibt es flexible Strukturen und DevOps-Ansätze“

Roman Borovits, F5

Entsprechend muss eine EA verschiedene Informationsquellen erfassen, speichern, strukturieren und analysieren, um Trends – im positiven wie im negativen Sinne – zu erkennen. Sie zeigt dabei nachvollziehbar, welche Auswirkungen neue Komponenten oder andere Änderungen auf Ihr Geschäft hätten. Auf dieser Basis lassen sich agile Methoden einführen, welche die Produktbereitstellung beschleunigen und isolierte Abteilungen verbinden. Ihre Führungskräfte können nun strategische Entscheidungen mit der Datenlage unterfüttern. Zudem unterstützen standardisierte Prozesse kontinuierliche Optimierungen und schnellere Reaktionen.

Flexible EA-Tools

Das Planen einer Unternehmensarchitektur erfordert heute nicht mehr umfangreiche Fünfjahrespläne mit zahlreichen Analysen, Zeitplänen und festgelegten Konzepten. Stattdessen gibt es flexible Strukturen und DevOps-Ansätze. Professionelle EA Tools sind benutzerfreundlich und skalierbar und unterstützen komplexe Modellierungen, die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit fördern, wertvolle Integrationen bieten sowie die Qualität und Integrität der Daten verbessern.

Sie bilden die Basis für ein Enterprise Architecture Management (EAM). Dabei sind die Zuständigkeiten für das Data Mapping über das gesamte Unternehmen verteilt. Die übergreifende Zusammenarbeit erfolgt über Portale und automatisierte Darstellungen. Das erleichtert das Umsetzen einer Geschäftsstrategie, die sich auf das Optimieren von Ergebnissen und Mindern von Risiken konzentriert.

Best Practices

EA Tools stehen also im Kern einer Digitalisierungsstrategie und entsprechend sorgfältig sollten Sie bei der Wahl eines solchen Tools vorgehen. Dieses sollte die aktuellen Best Practices von McKinsey unterstützen. Dazu gehören:

Führungskräfte in wichtige Entscheidungen einbeziehen: Nur wenn EA-Teams an allen Diskussionen über die Geschäftsstrategie teilnehmen, können sie die digitale Transformation ihres Unternehmens voranbringen. Damit Vorstandsmitglieder die Bedeutung der Technologie für ihr Geschäftsmodell verstehen, sollten sie greifbare Anreize und Erfolge formulieren, die dem Unternehmen aus der neuen EA erwachsen.

Strategische Planung lohnt sich: Mit EA Tools sollten Teams auch Modelle für zukünftige Änderungen an der Architektur entwickeln und aktualisieren können. Strategische Planung bietet klare Vorteile wie nachhaltige Geschäftslösungen, bessere Unterstützung von Projekten und eine einfachere Akzeptanz aktueller Lösungen. Zudem gewährleistet sie eine kosteneffiziente, flexible und widerstandsfähige IT-Umgebung.

Fokus auf Geschäftsergebnisse: CIOs müssen ihre klassische Haltung überwinden, neue Technologien als Selbstzweck zu sehen. Stattdessen sollten sie ihren Fokus darauf legen, wie die IT-Architektur die Geschäftsprozesse und -ergebnisse unterstützt. Dabei sind die Abläufe an die neuen technischen Möglichkeiten anzupassen, um den gewünschten Mehrwert zu erreichen. Das EA Tool muss zu diesem IT Business Alignement passen.

Business und IT verbinden: EA-Teams sollten ihre Leistungen anhand der bereitgestellten Business Capabilities messen – und nicht an der Zahl implementierter Technologieanwendungen. Auf diesem Wege lassen sich sie die Prioritäten von Business und IT besser in Einklang bringen. Capabilities sind Geschäftsaktivitäten, die zu konkreten Ergebnissen führen. Sie lassen sich meist mit Microservice-Architekturen optimal unterstützen.

Talente fördern und binden: Moderne EA Tools sind auch wichtig, um hochqualifizierte Fachkräfte zu motivieren und an das Unternehmen zu binden. Laut einer Umfrage von McKinsey suchen Enterprise-Architekten meist nach interessanten Herausforderungen, Anerkennung durch Kollegen und Lernmöglichkeiten.

Fazit

Die IT-Architektur muss sich heute nicht mehr an das Geschäft anpassen, sondern die Geschäftsergebnisse verbessern. Mit modernen, flexiblen EA Tools können Unternehmen die Digitalisierung der Fachbereiche optimal in Geschäftserfolg ummünzen.

Über den Autor:

Roman Borovits ist als Sr. Systems Engineer für F5 in der Region Deutschland, Österreich und Schweiz tätig und hat über 20 Jahre Berufserfahrung im Bereich Netzwerk & Security. Sein universitärer Background liegt im Bereich Business Process Engineering & Management. Die Themenschwerpunkte bei F5 liegen im Bereich Cloud & Automatisierung. Dazu zählt die Integration von Layer 4-7 Services in hochautomatisierte Workflows, das Verständnis für moderne -Toolchains sowie intensive Kenntnis über Private & Public Cloud Architekturen. Die Integration von Security Services für Webanwendungen und APIs, vor allem wenn diese über automatisierte Prozesse entstehen, sieht er als eine der großen Herausforderungen der gegenwärtigen IT, die sich mit immer kürzeren Release Zyklen konfrontiert sieht.

Die Autoren sind für den Inhalt und die Richtigkeit ihrer Beiträge selbst verantwortlich. Die dargelegten Meinungen geben die Ansichten der Autoren wieder.

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