Salesforce Dreamforce: Weiterentwicklung des Bestehenden

Einmal im Jahr versinkt San Francisco im Verkehrschaos. Daran ist Salesforce mit der Dreamforce-Konferenz schuld. Das Event selbst bot wenig Neues.

Die Dreamforce 2018 war laut Salesforce wieder einmal die größte Dreamforce aller Zeiten. Über 170.000 Teilnehmer hatten sich angemeldet, um sich in 2.700 Vorträgen an 23 Locations über alles rund um Customer Relationship Management (CRM) zu informieren. Zusätzlich hatten sich noch rund zehn Millionen CRM-Fans aus der ganzen Welt online die Übertragung der Eröffnungs-Keynote von Salesforce CEO Marc Benioff angeschaut.

Alle Ankündigungen innerhalb der Keynote bezogen sich allerdings überwiegend auf Weiterentwicklungen von bestehenden Produkten oder auf den Ausbau von Geschäftsprozessen und Partnerschaften.

Salesforce gewinnt Apple als strategischen Partner

Ziel dieser Kooperation ist es, im immer wichtiger werdenden Mobile-Markt präsenter zu sein. Hierzu wird Salesforce seine App mit vielen Apple-Features, wie Siri, Face ID und iMessage erweitern.

Zwar ist Salesforce schon seit vielen Jahren mit einer App im Apple Store vertreten, doch diese war eine Standard-App, die keine Apple-spezifischen Features verwendet.

Benioff schwärmte über den Deal in Superlativen: „Mit dieser Partnerschaft bringen wir die weltweit führende CRM-Plattform mit dem iPhone und dem iPad zusammen – den weltweit besten Business-Geräten.“ Die jetzt angekündigte neue App soll Anfang 2019 auf den Markt kommen. Für Salesforce fügt sich diese Partnerschaft in eine Reihe von ähnlichen Abkommen mit IBM (Watson), Google und Amazon.

Bei allen Kooperationen geht es um eine sichere Datenintegration der Salesforce-Anwendungen mit AWS PrivateLink und Amazon Connect.

„Wir sehen, dass immer mehr Salesforce-Kunden sensible Daten zwischen der Salesforce-Plattform und unserer Deep Analytics hin- und herschieben“, begründet Matt Garman, Vice President für die AWS Elastic Compute Cloud, die erweiterte Kooperation. Amazon war bereits vorher ein bedeutender Partner von Salesforce. In den Regionen Australien und Kanada hostet Salesforce praktisch alles auf der AWS-Plattform.

MuleSoft: Integration aller Anwendungen

MuleSoft ist ein Unternehmen, das Salesforce im vergangenen März für rund sechs Milliarden US-Dollar übernommen hat – die bisher größte Akquisition des CRM-Spezialisten. Das Unternehmen kündigte am ersten Event-Tag eine neue Version seiner Anypoint-Plattform an.

Anypoint ist eine Weiterwicklung eines Enterprise Service Bus (ESB), der umfangreiche API-Management-Tools, Entwicklungshilfen und ein intuitives User Interface bietet. In Anlehnung an den Begriff des Social Graph spricht man bei MuleSoft deshalb weniger von einem ESB, sondern von einem Application-Graph.

Drei neue Features hat MuleSoft auf der Dreamforce hierfür vorgestellt:

  • Erstens, die Nutzung von Machine Learning (ML) bei der Datenzuordnung. Hierzu wurde der Flow Designer erweitert, damit dieser mit Machine Learning Empfehlungen für die Datenzuordnungen geben kann.
  • Zweitens, mehr Übersicht und Integration bei den APIs. Dazu werden jetzt die Informationen aus dem Application Network Graph ausgewertet.
  • Und drittens, erweiterte Regeln für das API-Management, um damit die Sicherheit des gesamten Anwendungsnetzwerkes zu verbessern.

Salesforce hat MuleSoft noch viel vor: „Immer, wenn wir Daten von anderen Softwareanbietern benötigen, können wir das jetzt mit MuleSoft realisieren“, sagt Salesforce DACH-Chef Joachim Schreier über die Hintergründe der Akquisition.

Customer 360: Uneingeschränkter Blick auf den Kunden

Bei Customer 360 handelt es sich um vorgefertigte CRM-Anwendungen für Marketing, Service und eCommerce. In allen Fällen soll Customer 360 ein aktuelles und vollständiges Kundenprofil bereitstellen. Hierfür wurde das Daten-Management über alle Salesforce-Anwendungen hinweg verbessert und erlaubt den sofortigen Zugriff auf konsistente und abgeglichene Daten.

Dass ein ganzheitlicher Blick auf den Kunden keine besonders neue Forderung ist, gesteht auch Salesforce ein. Allerdings habe man „dieses Konzept völlig neu umgesetzt“ heißt es in der zugehörigen Pressemeldung.

Einstein Voice: Salesforce ist nicht mehr sprachlos

Die Meldung, dass man sich mit Einstein jetzt unterhalten kann, kam zwar schon ein paar Tage vor der Dreamforce heraus, nahm aber auf der Veranstaltung in Form von Präsentationen und Erklärungen viel Raum ein.

Salesforce CEO Marc Benioff schwärmt auf der Dreamforce unter anderem von der Partnerschaft mit Apple.
Abbildung 1: Salesforce CEO Marc Benioff schwärmt auf der Dreamforce unter anderem von der Partnerschaft mit Apple.

In den Vorführungen wurde Einstein als persönliche Assistentin präsentiert, die per Sprachausgabe morgens beim Kaffeekochen an anstehende Meetings, den Verkaufsstatus und andere Business-Prozesse erinnert. Nachdem ein Meeting vorbei ist, kann man damit auch seine Notizen diktieren. Einstein erkennt den Kontext der Sprachnotiz und kann entsprechende Maßnahmen einleiten, zum Beispiel ein neues Meeting einberufen.

Industrie 4.0 ist auch in den USA angekommen

Marc Benioff ging in seiner Keynote kaum auf den CRM-Markt oder die weitere Roadmap von Salesforce ein. Nur in einem Punkt sprach er die aktuelle Situation in der IT-Welt an: Dem Internet der Dinge (IoT) beziehungsweise den in Deutschland geprägten Begriff Industrie 4.0, der bislang in den USA kaum bekannt ist. Hierzu präsentierte Benioff eine Reihe erklärender Folien und ging auf die Entwicklung der Industrie und die gegenwärtige Bedeutung von Industrie 4.0 ein.

Hierbei zeigte sich erneut, dass alle CRM-Anbieter stets darauf hinweisen, welchen Nutzen die vielen neuen Daten und Aktionen der Verkäufer haben und wie sich der Umsatz damit steigern lässt. Ein Verweis auf die Gefahr, dass die Datenmassen auch gegen den Verkäufer selbst gerichtet werden können, fehlt dagegen.

Jeder Chef kann nun sehen, wieviel Kunden-Meetings, Angebote oder Kundentelefonate ein Verkäufer aus seinem Team im abgelaufenen Quartal getätigt hat. „Das kann dazu führen, dass der Boss sagt: ‚Klar, dass Sie die Quote nicht erreicht haben, sie sind ja auch nur einmal beim Kunden gewesen‘“, erläuterte eine Gartner-Analystin das Problem, welches Gewerkschaften und Betriebsräten noch nicht bewusst ist. 

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