SAP Preismodell: Was kosten eigentlich SAP HANA-Anwendungen für KMUs?

Die DSAG kritisiert das Preismodell für SAP HANA als wenig kundengerecht und sieht das insbesondere als Nachteil für mittelständische Unternehmen.

Dies ist der zweite Teil einer vierteiligen Artikel-Serie zu SAP HANA-Anwendungen für den Mittelstand. Im ersten Teil ging es um die Frage, was die In-Memory-Appliance für KMUs zu bieten hat.

Bereits 2012 hat SAP eine SAP HANA Edge-Edition auf den Markt gebracht. Sie wird von zertifizierten SAP-Partnern weiterverkauft und richtet sich vor allem an SAP-Bestandskunden, die bereits SAP Business All-in-One einsetzen. Inzwischen sind 52 Länderversionen der SAP-Business-All-in-One-Lösungen, die auf dem Enhancement Package 7 der SAP ERP-Anwendung basieren, auf SAP HANA verfügbar. Das SAP EhP 7 ist als erstes Erweiterungspaket auch für den Betrieb auf der SAP-HANA-Datenbank optimiert. SAP Business All-in-One-Lösungen können somit auf SAP HANA laufen wie auf dem SAP Adaptive Server Enterprise oder den Datenbanken anderer Anbieter wie Oracle. Das ERP-Paket SAP Business One läuft ebenfalls auf SAP HANA. Es war übrigens die erste transaktionale Anwendung überhaupt, die SAP auf die In-Memory-Datenbank portierte. Als Sonderfall ist die ERP-On-Demand-Lösung SAP Business ByDesign zu sehen, die seit kurzem integrierter Bestandteil der SAP HANA Cloud Suite ist.

E-Handbooks zu SAP:

Im E-Handbook „SAP ERP in der Praxis“ erläutern unsere Experten, welche unbekannten Funktionen iom SAP-System schlummern können.

Im E-Handbook „SAP-Apps: Mobile Anwendungen für Unternehmen“ bieten wir einen Einstieg in das SAP-Portfolio der mobilen Apps.

Im E-Handbook „SAP ERP für den Mittelstand“ zählen wir die verschiedenen Optionen für SAP-ERP-Systeme für KMUs auf.

Bei Preisangaben zu SAP HANA zeigt sich der Softwarekonzern aus Walldorf jedoch generell sehr zurückhaltend. Einige Informationen zu den HANA-Angeboten für den Mittelstand finden sich im SAP-HANA-Blog von Steve Lucas, President Platform Solutions bei SAP. Seinen Angaben zufolge kostet eine Lizenz der SAP HANA Edge-Edition 40.000 Euro. Die Edge-Version wird dabei in 32 GB-CPU-Cache-Einheiten lizenziert, die wesentliche teurere Enterprise-Edition in 64 GB-CPU-Cache-Einheiten. Eine spezielle SAP HANA-Edition für das SAP Business Warehouse (SAP BW) gibt es laut Lucas für weniger als 13.000 Euro pro 64-GB-HANA-Einheit. Kleine Firmen, die SAP Business One einsetzen, könnten eine SAP-HANA-Lizenz bereits für rund 2.000 Euro erwerben. Laut der ASUG (American SAP User Group) fallen bei SAP Business One dann aber nochmals rund 10.000 Euro an zusätzlichen Hardwarekosten für SAP HANA an.

Preismodelle zu teuer und nicht kundengerecht

Dass es für SAP HANA drei verschiedene Preismodelle gibt, trägt nicht gerade zur Transparenz bei. Es gibt ein volumenbasiertes Modell, bei dem sich die Lizenzzahlung nach der Größe der Datenbank berechnet. Die zweite Lizenzvariante orientiert sich am Software Maintenance Base Value (SMBV), also der Basis für die Wartungsgebühren. Die Lizenz berechnet sich hierbei als Anteil auf diesen Basispreis für die mit SAP HANA verbundenen Applikationen, wobei die Datenbank keiner Größenbeschränkung unterliegt. Die dritte Variante ist eine Gigabyte-basierte Laufzeitlizenz (Limited-Runtime-Lizenz) für ausgewählte Anwendungen wie SAP Cash Forecasting, SAP Fraud Management oder SAP Identity Analytics.

Die deutschsprachige SAP-Anwendergruppe DSAG kritisiert die aus ihrer Sicht undurchsichtige Preisgestaltung und dringt auf mehr Transparenz, damit SAP-Kunden nicht in die Kostenfalle laufen. Zumindest für die Limited-Runtime-Lizenz scheint das jetzt gelungen. „Der Preis dieses Lizenzmodells richtete sich nach dem genutzten Hauptspeicher und war aus diesem Grund gegebenenfalls sehr teuer und wenig kundengerecht. Künftig ist es dagegen möglich, einzelne Teillandschaften zu lizenzieren. Das bietet unter anderem für Mittelständler große Vorteile“, heißt es in einer DSAG-Stellungnahme. Darüber hinaus fordert die DSAG von SAP die Abschaffung der Mindestabnahmemenge beim HANA User-Pricing. Gelinge dies, könnten Unternehmen jeder Größe exakt berechnen, wie viel Geld sie für einen Business Case für SAP HANA ausgeben müssen.

SAP HANA Cloud Services als Alternative

Mittelständler sollten sich vom Wirrwarr beim HANA-Pricing nicht abschrecken lassen und den Nutzen für das Business durch Einsatz der In-Memory-Appliance ernsthaft prüfen – ob durch Migration der bestehenden SAP-Landschaft oder im Rahmen einer SAP-Neueinführung. Dafür müssen zunächst die Business-Szenarien identifiziert werden, bei denen die In-Memory-basierte Datenverarbeitung und -analyse geschäftliche Vorteile im Wettbewerb verspricht. Diese sind dann zu priorisieren und Schritt für Schritt umzusetzen.

Je nachdem wie hoch der durch die In-Memory-Technologie erzielte geschäftliche Mehrwert ist, kann sich für Mittelständler eine solche Investition schon innerhalb weniger Jahre rechnen. Laut ASUG lassen sich über einen Zeitraum von fünf Jahren die IT-Gesamtkosten durchaus um 30 bis 40 Prozent reduzieren. Mit einem ROI-Kalkulator für SAP HANA, den die US-Softwarefirma Visualbi entwickelt hat, kann berechnet werden, wie hoch die zu erwartenden Einsparungen tatsächlich sind.

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Darüber hinaus bietet SAP seit März 2014 die SAP-HANA-Plattform in der Cloud an. Kunden bezahlen für die Nutzung eine monatliche Gebühr und können zwischen drei Angeboten wählen: SAP HANA Infrastructure Services, SAP HANA DBServices und SAP HANA AppServices. Die Cloud Services können über den SAP HANA Marketplace bezogen werden. Dort bietet SAP Speicherzuteilungen zwischen 128 GB und einem TB zum Testen oder Kaufen an und außerdem Anwendungen, die auf SAP HANA basieren. Zum Beispiel kostet ein 128 GB großer Arbeitsspeicher bei den SAP HANA Infrastructure Services 1.595 Euro pro Monat. Wer 512 GB braucht, zahlt 3.595 Euro im Monat.

Bei den SAP HANA DBServices kosten 128 GB in der Basisedition 4.595 Euro pro Monat. Wer die Plattform-Edition bucht, die erweiterte Funktionen für prädiktive Analysen, zusätzliche Bibliotheken und Entwicklungsservices bereitstellt, muss für 128 GB bereits knapp 12.000 Euro hinlegen. Speziell für mittelständische Firmen, die die In-Memory-Technologie evaluieren und testen wollen, bietet die Starter Edition der SAP HANA Cloud Platform mit Speicherzuteilungen von 32 und 64 GB einen kostengünstigen Einstieg. Die 64 GB-Version kostet im Monat etwas mehr als 500 Euro.

Wie Mittelständler SAP-Business-All-in-One auf SAP HANA portieren und welche Möglichkeiten es sonst noch für den Einsatz von SAP HANA gibt, erfahren Sie im drittel Teil dieser Artikelserie.

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