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Die passende mobile Strategie für KMUs

In kleinen und mittelständischen Unternehmen fehlt oft eine Strategie für die Nutzung von mobilen Geräten. Jack Zubarev von Parallels gibt Handlungsempfehlungen.

Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) tun sich mit einer Strategie für mobile Geräte wie Smartphone und Tablets oft schwer. Sicherheitsbedenken und zusätzliche Kosten schrecken ab, obwohl auf der anderen Seite eine mögliche höhere Produktivität der Mitarbeiter lockt.

SearchNetworking.de hat Yakov „Jack“ Zubarev, Mitgründer und Präsident von Parallels, zu empfehlenswerten Mobil-Strategien für KMUs befragt. Seit Gründung des Unternehmens hatte Zubarev zahlreiche leitende Funktionen inne, darunter Chief Operating Officer und Divisionspräsident sowie Positionen in der Vertriebstechnik, dem Produktmarketing und Business Development.

Jack Zubarev war wesentlich am Aufbau des Unternehmens von seinen Anfängen bis zum heutigen Unternehmen als Virtualisierungs-Anbieter mit mehr als 300 Mitarbeitern beteiligt.

Herr Zubarev, warum ist eine mobile Strategie für KMUs so wichtig? Welche Statistiken/Zahlen stützen eine mobile Strategie?

Jack Zubarev: Heute gibt es weltweit etwa sieben Mal mehr mobile Endgeräte als PCs, was es jedem Unternehmen schwer macht, ohne eine effektive mobile Strategie erfolgreich zu sein. Mitarbeiter haben Smartphones und Tablets praktisch zu jeder Zeit und überall zur Hand – egal ob zum Surfen oder E-Mails abrufen. KMUs profitieren dementsprechend von einer Strategie, die sich auf die mobile Produktivität konzentriert, ohne die Unternehmenssicherheit aufs Spiel zu setzen.

Die geeignete Strategie ermöglicht es den Mitarbeitern, auf die gleichen Anwendungen, Daten und Funktionen zuzugreifen, die sie auch an ihrem Arbeitsplatz verwenden. Allerdings haben Tablets und Smartphones oftmals den Nachteil, dass aufgrund der unzureichenden Rechenleistung und der geringen Bildschirmgröße nicht alle Funktionen der Unternehmenssoftware verfügbar sind.

Auch die Benutzerfreundlichkeit ist für den Erfolg auschlaggebend: Gerade älterer Software mangelt es häufig an einem vollausgestatteten mobilen Client. Können Mitarbeiter von unterwegs aus also nur auf einen verkleinerten Desktop oder ein Programm zugreifen, das nicht auf Touch-Gesten ausgelegt ist und sind weder Maus noch Tastatur zur Hand, stört das die Produktivität erheblich.

Eine Möglichkeit, eine umfassende Anwendungsumgebung für Smartphones und Tablets zu schaffen, sind traditionelle Lösungen für die Bereitstellung virtueller Desktops und Anwendungen mit Remote-Zugriff, die sich in den vergangenen 20 Jahren sehr schnell weiterentwickelt haben. Einfachere und kostengünstigere neuere Lösungen erfordern keine komplexen und teuren Infrastrukturen, arbeiten mit vorhandener Hardware und der Cloud und ermöglichen bekannte iOS- und Android-Touch-Gesten beim Zugriff auf Remote-Desktops und Anwendungen. Die hohe Sicherheit ist ein weiterer Vorteil: Wenn Mitarbeiter mit einem beliebigen Gerät arbeiten, greifen sie auf Anwendungen und Dateien zu, die an einem anderen Ort auf einem sicheren Server gehostet werden. Es werden keine Daten lokal auf dem Gerät gespeichert.

Wie können KMUs mobile Geräte am Besten in ihren Arbeitsalltag einbinden? Ist es wahrscheinlicher, dass bestehende Mobilitätsstrategien auf den neuesten Stand gebracht werden?

Zubarev: Der Prozentsatz an Mitarbeitern, die innerhalb des Unternehmensnetzwerks ihre eigenen Geräte nutzen, steigt stetig. Die IT-Abteilung muss sich deshalb schnell darauf einstellen, bevor es zu gravierenden Sicherheits- oder Support-Problemen kommt.

In diesem Moment kommt der Begriff mobile Strategie ins Spiel. Jedes Projekt nimmt grundsätzlich so viel Zeit in Anspruch, wie man ihm einräumen möchte, und ebenso verbraucht jede technologische Initiative so viel Budget, wie man dafür bereitstellen würde. Die mobile Strategie bildet da keine Ausnahme. Erste Mitarbeiteranfragen hätten eine gute Ausgangsbasis bilden können, aber damit ein Unternehmen nachhaltig und kostengünstig planen kann, ist ein Schritt zurück erforderlich.

„Für welche Tätigkeiten brauchen Mitarbeiter Smartphones oder Tablets und welche Mitarbeiter sind davon betroffen?“ sind die Schlüsselfragen, die es zunächst zu beantworten gilt. Während die Bereitstellung des kompletten Anwendungsangebots eindeutig das übergreifende Ziel ist, werden zunächst einige Anwendungen notwendiger sein als andere. Andererseits ist die Bereitstellung via Fernzugriff eine universelle und kostengünstige Möglichkeit, das komplette Lösungsportfolio auf jedem Gerät abzubilden.

Was ist bei der Geräte- und Serviceauswahl zu beachten?

Zubarev: Gerade Unternehmen aus dem Gesundheits-, Finanz- und Regierungswesen stellen ihren Mitarbeitern meist mobile Endgeräte zur Verfügung. In der Regel greifen in den meisten Unternehmen Angestellte jedoch auf ihre eigenen zurück. Wenn ich einem KMU, ohne die spezifischen Anforderungen zu kennen, einen Rat geben müsste, dann wäre das dieser: Verwenden Sie nur einen Gerätetyp oder minimieren Sie zumindest die Anzahl der einzelnen Hardware- und Softwarekonfigurationen. Die Kosten für die Bereitstellung und Unterstützung von Anwendungen steigen mit jeder einzelnen Geräte-/Softwarekombination. Weitere Gerätewechsel und Updates werden deutlich günstiger, wenn man nicht nur den Hersteller, sondern auch die spezifischen Konfigurationen standardisieren kann.

Die meisten Unternehmen können sich diesen Luxus allerdings nicht leisten, da sie aus Kostengründen eine BYOD-Strategie (Bring Your Own Device) fahren. In diesem Fall sind Anwendungen per Fernzugriff auf jedem Gerät die kostengünstigste Option und isoliert die Softwarebereitstellung von der zugrunde liegenden Hardware.

Was sollte in den Sicherheits- und Benutzerrichtlinien stehen, wenn es um eine mobile Strategie in KMUs geht? Wie gehen Sie beim Schutz und der Verwaltung der Geräte an unterschiedlichen Standorten vor?

Zubarev: Mobile Sicherheitsrichtlinien überschneiden sich in erheblichem Maß mit den Standardrichtlinien für Laptops, wie zum Beispiel bei der Multifaktor-Authentifizierung,  regelmäßig wechselnden Kennwörtern oder Anforderungen für die Verbindung über VPN und dem Zugriff auf Unternehmensanwendungen.

Jack Zubarev, Parallels

„Verwenden Sie nur einen Gerätetyp oder minimieren Sie zumindest die Anzahl der einzelnen Hardware- und Softwarekonfigurationen. Die Kosten für die Bereitstellung und Unterstützung von Anwendungen steigen mit jeder einzelnen Geräte-/Softwarekombination.“

Jack Zubarev, Parallels

Der Hauptunterschied besteht allerdings darin, dass ein Laptop in der Regel vom Unternehmen bereitgestellt wird, während es sich bei Smartphones oder Tablets meist um private Geräte handelt. Die IT-Abteilung hat hier keine Administrations-Rechte, um beispielsweise die Installation von nicht autorisierter Software zu verhindern (was bei Laptops/Desktops häufig der Fall ist).

Die größte Herausforderung besteht also darin, den Arbeitsbereich des Unternehmens vom persönlichen Arbeitsbereich auf den Geräten der Mitarbeiter zu trennen, ohne dass es zu Datenlecks und anderen Sicherheitsrisiken kommt. Die beiden einfachsten und häufigsten Optionen sind die Implementierung einer MDM-Lösung (Mobile Device Management) in Kombination mit der Dual-Persona-Technologie oder die Anwendungsbereitstellung per Fernzugriff, bei der sich keine Daten auf dem eigentlichen Gerät befinden.

Sollten sich KMUs schon Gedanken um 5G machen? Welche Auswirkungen haben mobile Strategien in den nächsten 12 bis 18 Monaten? Wie sollten KMUs mit den anstehenden Veränderungen umgehen?

Zubarev: Wenn Unternehmen nicht unmittelbar mit dem Thema Telekommunikation zu tun haben, würde ich sagen, dass 5G für die meisten KMUs erst in den nächsten 12 bis 24 Monaten ein Thema wird. Angesichts der hohen Geschwindigkeiten, die 5G verspricht und unter der Annahme, dass 5G zu vernünftigen Preisen verfügbar sein wird, werden KMUs gegenüber Großunternehmen definitiv davon profitieren.

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